Louis de Bernières - Der zufällige Krieg des Don Emmanuel

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  • Hallo,


    ich habe auf meinem SUB noch "Der zufällige Krieg des Don Emmanuel" und "Der rote Hund" liegen. Kennt jemand von euch den Autor und wie haben euch seine Bücher gefallen?


    Liebe Grüße
    wolves

    Einmal editiert, zuletzt von wolves ()

  • "Der zufällige Krieg des Don Emmanuel" habe ich gelesen.


    "Der zufällige Krieg des Don Emmanuel" bricht aus, als die hochmütige Dona Constanza anordnet, dass der Fluss, der den ganzen Ort mit Trinkwasser versorgt, von den Dorfbewohnern umzuleiten sei, um ihren Swimmingpool vor dem Austrocknen zu bewahren. Bernieres' brillanter Erstling handelt vom Leben, der Liebe und der Politik in Lateinamerika.
    (laut Amazon)


    Aber das Buch ist wesentlich vielschichtiger und erzählt wesentlich mehr Geschichten als diese relativ willkürlich herausgegriffene Episode.
    De Berniéres schildert ein fiktives südamerikanisches Land, in dem er all das zusammenfasst, was man aus verschiedenen Ländern des Kontinents kennt: Revolutionen und Gegenrevolutionen, wirtschaftliche Ausbeutung, Bauern, die um ihr Land und ihre Ernte kämpfen, Militärs, die Folterungen anordnen und Menschen verschwinden lassen, usw.


    Der Autor verwebt die Einzelschicksale praktisch zu einem großen Bild, in dem alle Möglichkeiten menschlichen Fühlens und Handelns geschildert sind, angefangen von der großen Liebe bis zu unvorstellbar brutalem Hass. Was das Buch vor allem groß macht: Dass der Autor mit leichter Hand erzählt, auch die furchtbarsten Folterungen, ohne ins Seichte abzugleiten, und ohne dass er das Tun seiner Figuren bewertet.


    Keine leichte Lesekost, aber eine gute und bewegende. "Der rote Hund" kenne ich nicht.


    Violetta

  • Ich hatte das Buch geschenkt bekommen und konnte erst nicht so richtig was damit anfangen. Aber wenn ich mir so deine Erläuterungen durchlese scheint das ja ein sehr großartiger Roman zu sein. Da freue ich mich ja schon darauf ihn zu lesen. Danke! :smile:

  • Ich kenne nur die Verfilmung seines Romans "Corellis Mandoline"... das Buch soll aber besser sein als der Film, was man so hört.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • @ Valentine, ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen und kann dies nur bestätigen.


    Aus dem Klappentxt:
    Im Mittelpunkt dieses magischen regreifenden Romans steht Pelagia, die schöne eigenwillige Tochter des Arztes auf der kleinen Insel Kephallonia im Ionischen Meer, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss: Madras, dem Fischer, der die Delphine aus der Tiefe des Meeres hervorzulocken vermag, und Antonio Corelli, Offizier der italienischen Besatzungstruppen, der die Frauen und die Musik mehr liebt als den militärischen Drill.


    Leider macht der Klappentext genau dasselbe, das ich auch dem Film vorwerfe: Er verkleinert das Buch auf eine Romeo-und-Julia-Geschichte, die auf der Leinwand - vor allem mit zwei beliebten Schauspielern wie Cage und Cruz in den Hauptrollen - sehr romantisch und herzbewegend daherkommt. Aber das Buch ist mE in erster Linie ein Roman über die Sinnlosigkeit des Krieges und der Feindschaft zwischen Völkern. (Insofern greift de Bernières das Thema des "Don Emmanuel" wieder auf.) Die Liebesgeschichte ist Teil des geschichtlichen Hintergrundes, der beim zweiten Weltkrieg beginnt und weitere ca. 30 Jahre umfasst.
    Was ich schon bei dem ersten Buch sagte, ist auch hier wieder spürbar: Die leichte Hand, mit der der Autor erzählt, und die wunderbar ironisch-detaillierten Charakterzeichnungen.


    Ich habe "Corellis Mandoline" zuerst gelesen, und später "Don Emmanuel", den Erstling des Autors. Wer nicht unbedingt Wert darauf legt, Bücher in der Reihenfolge ihres Entstehens zu lesen, empfehle ich "Corellis Mandoline" auch zuerst. Die Personenzahl ist überschaubarer, ebenso wie die Handlung, und auch der geschichtliche Hintergrund dürfte uns präsenter sein.


    Ein absolut großartiges Buch!


    Violetta

  • Guten Morgen!


    Ich habe gestern abend angefangen, "Der zufällige Krieg des Don Emmanuel" zu lesen, aber ich bin nur bis Seite 20 gekommen. Auf den ersten Seiten werden 1,5 Menschen und drei Tiere sinnlos umgebracht und eine Frau wird von mehreren Soldaten vergewaltigt (glaub ich zumindest, da habe ich abgebrochen) -> das ist nichts für mich.
    Besonders weil von diesen Gewalttaten erzählt wird, als wären sie völlig selbstverständlich. Das mag zwar zur Verdeutlichung der Situation ganz sinnvoll sein, aber ich werd mir das nicht weiter antun.


    Grüße,
    Bella *schockiert*


    Edit: Falls sich jemand für das Buch interessiert (ist ja nicht jeder so empfindlich wie ich), ich hab es in mein Buckticket-Regal gestellt.

    LG, Bella

  • Ich habe etwas über Louis de Bernières recherchiert. Wen es interessiert kann hier nachlesen.


    Meine Meinung:
    Über den Inhalt wurde hier ja schon eingegangen. Ich kann nur bestätigen, dass das Buch sehr vielschichtig ist. Es werden viele kleine Geschichten erzählt, die letztendlich in einem großen Bild zusammen verwebt sind.
    Louis de Bernières hat ein imaginäres lateinamerikanisches Land erfunden und in diesem Vorfälle von vielen verschiedenen Ländern aus unterschiedlichen Zeitepochen vermengt und bearbeitet.
    Streckenweise war es schwierig für mich das Buch zu lesen, wenn es um Folter oder um militärische Willkür ging. Was mich aber immer wieder zum weiterlesen gebracht hatte, war diese unglaublich leichte Art des Erzählens von Louis de Bernières. Mit unterschwelliger Ironie, konnte er für mich die schlimmsten Szenen so darstellen, dass ich weiterlesen konnte und wollte.
    Er hat für mich alle Personen in diesem Buch glaubhaft dargestellt und nahe gebracht. Es ist ein Buch, dass mich immer noch beschäftigt und sehr nachdenklich macht. Seine Protagonisten werden den verschiedensten Situationen ausgesetzt. Manche von ihnen entwickeln sich weiter und entdecken ihre neue Fähigkeiten. Aber es gibt auch welche, die sich rückentwickeln und schlimmer wie Tiere werden bzw. sind.


    Ich vergebe dem Buch
    4ratten


    Liebe Grüße
    wolves