Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 13.951 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Nicht nur einmal war ich nahe dran diesen Wälzer einfach an die Wand zu werfen und ihn nie wieder in die Hände zu nehmen. Dieses Buch ist die reinste Berg- und Talfahrt. Es scheint als ob man sich mit 20-30 Seiten Stundenlang abquält, um sich ,auf einem Imaginären Gipfel ,in einen Absatz festzulesen und mit über 150 Seiten in einem Rutsch gen Tal zu rauschen. Für " Der Name der Rose" habe ich 2 Tage gebraucht (ich hab's förmlich in mich hineingefressen) für " Das Foucaultsche Pendel " musste ich dann doch schon 4 ganze Wochenenden aufwenden um dieses erhebende Gefühl in der Magengegend zu spüren das man bekommt wenn man die letzte Seite gelesen hat ,und das Buch zuschlägt.
    Ich muss jenen recht geben die glauben das das Buch nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist. Sicher, Ecco-Fans haben's natürlich schon im Regal stehen aber außer denen könnte ich dieses Werk wirklich nur noch unerschrockenen Langstreckenlesern und schlachterfahrenen Einzelkämpfern empfehlen.
    Ich lebe ja im festen Glauben das, würde Ecco nicht schreiben und sein schieres Wissen mit seinen Lesern teilen, sein Hirn schlicht und einfach zerplatzen würde. All die guten Ideen und die fantastischen Imaginationen würden dann auf den Wänden rings um ihn verteilt sein. Glaubt mir, die Leute würden sogar Eintritt bezahlen um so etwas zu sehen.
    Mir kam es in diesem Buch immer so vor als ob einen der Autor an die Hand nehmen und als Reiseführer durch seine eigene kleine Stadt fungieren würde. Er zeigt einem wo es den besten Cappuccino, die leckerste Pasta, oder auch (ganz versteckt) den schönsten Buchladen gibt. Wo man schnell nette Leute treffen, tanzen und natürlich am gemütlichsten lesen kann ohne bei seiner Lektüre und einem Kaffee gestört zu werden. Natürlich zeigt uns Ecco auch Dinge die für den einen oder anderen nicht so wahnsinnig interessant sind. Altes Gemäuer, Geschichten aus längst vergangen Tagen oder auch Märchen an die keiner mehr glaubt, weil zu wage oder unglaubwürdig.
    ABER ist man mit dem Buch fertig und hat den Buchdeckel geschlossen, erkennt man das Ecco´s Städtchen nichts geringeres als die ganze weite Welt ist.
    Und das hat mich an diesem Buch wirklich fasziniert.


    Ca

  • :sauer: Eigentlich sein schwierigstes Buch, streckenweise etwas in die Länge gezogen und wenig aussagekräftig. Man/frau mus sich schon Zeit nehmen für dies Werk.


    Mir gefällt am besten sein Werk "Der Name der Rose"; (auch die Verfilmung ist gelungen) :schmetterling:

  • Hallo allerseits


    Hier muss man sich ja schon beinah "outen", wenn man Eco mag ... also ich tue es, ich mag und bewundere ihn sehr. Außer drei seiner "großen" Romane kenne ich auch einige der kurzen Geschichten.


    @Nymphetamine ... danke für diese liebevolle Beschreibung!! Ich denke, genau so ist es. Alles unscheinbare Kleinigkeiten, Dinge, die uns der Autor mitteilt aus reiner Mitteilungslust (wie gesagt, sein Hirn würde sonst platzen) - wir sollen schon sehen, wie schlau er ist.
    Allerdings hat er dieses Wissen eben und ich kann auf so einfache Weise davon profitieren. Durch Lesen und Eintauchen in (die) Geschichte kann ich erstens lernen, zweitens bei der Konstruktion eines Meisterwerks buchstäblich zusehen und mich köstlich amüsieren :smile:


    :schmetterling:


    Daniela

    bitte wühlt bei booklooker mal in meinen Angeboten (elahub) - ich verkaufe für die Katzenhilfe Göttingen :) -

  • Zitat von "elahub"

    Hier muss man sich ja schon beinah "outen", wenn man Eco mag ... also ich tue es, ich mag und bewundere ihn sehr.


    Dann oute ich mich auch: Ich mochte "Baudolino" sehr gerne - allerdings das einzige, das ich bisher vom Autor gelesen habe.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Eco ist eben ein Genie, und das zeigt er uns auch. Der soll alles andere als arrogant sein.


    Aber wenn er schreibt, hat es eben Inhalt. Da wir zugegebenermaßen von nicht so inhaltsvoller Literatur in den Bestsellerlisten erschlagen werden, reagieren wir ebenso erschlagen auf die vielen Wahrheiten, die uns Eco vorwirft.


    Das ist dann ein Kulturschock der positiven Art und Weise.


    Gruß

  • Der Herr Eco....


    Also, wenn man mal davon ausgeht, daß ein Linguist die Sprache als Transportmittel begreifen könnte, Informationen an den Empfänger zuzustellen, muß man sich schon mal fragen, welche Informationen das im Fall "Pendel" sein könnten..


    a) sicherlich der Thriller oder Krimi, der die vordergründige Handlung darstellt


    b) ein wenig (aber wirklich nur ein wenig) subtiler die Nachricht, das Umberto Eco intellektuell himmelweit über dem Gewürm von Lesern steht, das mit Fremdwörterlexikon bewaffnet versucht, einfache Sachverhalte (kompliziert ausgedrückt) zurückzuübersetzen.


    Als ich damals die erste Seite gelesen habe, habe ich laut gelacht. Sogar Marcel Reich-Ranicki (und davon bin ich überezugt) mußte das sicherlich mehr als einmal lesen. Da hat er eine Hürde geschaffen, die dem Nicht-promovierten Literatur-Dilettanten klar sagt: Du betrittst MEINE Welt nur probeweise.


    Daß an verschiedenen Stelle der Wert des Werkes als "historisch" gesehen wird, halte ich für überzogen. Hier spielt Eco wohl mit der Eitelkeit der Leser: Wenn das Buch so schwer ist, dass (sogar) ICH Probleme damit habe, muß es von einem Giganten sein. Der Effekt erinnert mich ein wenig an des Kaisers neue Kleider.


    Nun will ich nicht das Kind sein, daß schreit: "Der Kaiser ist ja nackt" , denn das Buch ist von der Handlung her ja schon packend, aber: Eine Länge ist eine Länge, und sei Sie noch so gewunden.


    Ich gebe zu, besonders die erste Seite ist ganz unterhaltsam, aber Sprache ist einfach nicht da, um die Spreu vom Weizen zu trennen, sondern soll vereinen, zusammenbringen, Schluchten überwinden.


    An anderer Stelle mag ich Eco, aber hier wollte sich jemand - so glaube ich - vor der Zeit ein Denkmal setzen, und das finde ich nicht so sympathisch.

  • So, hier ist nun meine Rezi zum Buch, das ich für den "Außer-Konkurrenz-SUB-Wettbewerb-2006" endlich zu Ende gelesen habe.


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    Klappentext


    Es ist die Geschcihte einer - angeblichen - Weltverschwörung. Gibt es das denn nicht? Das jahrtausendealte Forschen nach einem höchsten Wissen, nach einem tiefsten Geheimnis?
    Vielleicht besaßen es die Templer. Wahr ist, dass die Templer, einer der Ritterorden der mittelalterlichen Kreuzzugszeit, im Jahre 1307 von König Philipp von Frankreich unter Folter, im Kerker, auf dem Scheiterhaufen regelrecht ausgerottet wurden.
    Und was mit ihnen beginnt, verknüpfen Ecos Romanfiguren mit den Rosenkreuzern und Freimaurern, mit Kabbalisten und Okkultisten, mit islamischen Assassinen und Nazis, mit Geheimlogen, esoterischen Sekten und selbsternannten Mystagogen des New Age.
    Casaubon, Belbo und Diotallevi, drei Lektoren in einem Mailänder Verlagshaus, sind auf die Spuren eines phantastischen Plans gestoßen, die sie hartnäckig und bis zum bitteren Ende verfolgen. Es heißt, die letzten Templer wären kurz vor ihrer Vernichtung sozusagen in den Untergrund gegangen. Mit einem Plan, der ihnen in Hunderten von Jahren, nach Erreichen eines bestimmten Standes der Technik, die absolute Weltherrschaft garantiert.
    Dieses Wissen ist über ganz Europa und den Nahen Osten verstreut, aber bei den zeitlich genau festgelegten Zusammenkünften ist ihnen irgendwann ein verhängnisvoller kalendarischer Rechenfehler unterlaufen.
    Wird es Casaubon, Belbo und Diotallevi nun gelingen, die Teile dieses Puzzles aus Metaphysik, Politik udn Alchimie wiede rzusammenzufügen? Vielleicht mit Hilfe ihres superschlauen Computers "Abulafia"?
    In der Mittsommernacht vom 23. auf den 24. Juni 1984 jedenfalls hält diese sinistre Welt den Atem an. Möglicherweise wird am Foucaultschen Pendel, mit dessen Hilfedie Erdbewegung nachgewiesen wurde, auch enthüllt, was nun die Welt im Innersten zusammenhält - oder aber, wie man sie aus den Angeln hebt.


    Meinung


    Ach herrje, ein sehr heftiges Buch. Ersteinmal habe ich Ewigkeiten dafür benötigt, es zu Ende zu lesen, nachdem ich es Ende August angefangen hatte. Teilweise war es sehr langwierig und manchmal fast ein bisschen langweilig. Ich glaube, ich habe vielleicht die Hälfte davon verstanden, was Eco schreibt, für die andere Hälfte hätte ich es, wie hier schon so oft erwähnt "an die Wand klatschen können". Zwischendrin fragt man sich manchmal, ob man mittlerweile selbst verrückt geworden ist von all den Verrücktheiten und den files, die Belbo niederschreibt, weil es zum Teil unverständlich ist.
    Ich muss aber erwähnen, dass es auch zu einem Lesefluss kam, denn es ist kein durch und durch langweiliges Buch, man sollte nur ganz einfach "dranbleiben". Die Flut der Informationen über die Templer, die an so mancher Stelle im Extremen herniederprasseln ist sehr undurchsichtig, man kann leicht den Überblick verlieren, doch alles in allem lernt man auch etwas über die Templer.
    Man sollte sich bei der Lektüre dieses Buches zusätzlich mit der Kabbala beschäftigen, da so eventuell manches klarer wird/werden könnte, ich jedenfalls habe dies nicht getan und hätte es wohl besser tun sollen.


    "Das foucaultsche Pendel" war trotz der stellenweisen Langatmigkeit und Verwirrung lesenswert, allerdings bin ich so verwirrt, dass ich nun nicht weiß, was nun die Wahrheit ist und was wirklich zum "Großen Plan" gehört - oder ob es ihn überhaupt gibt? Auf jeden Fall kann es wohl zum Nachdenken anregen :smile:


    Meine Wertung



    3ratten



    Edit: Hallo, ich habe das Bild mal etwas verkleinert und in einen Amazonlink verpackt. LG nimue

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hi!


    Kaum zu glauben, dass ich meine Rezi hier noch nicht veröffentlicht habe. Ich habe «Das Foucaultsche Pendel» zweimal gelesen. Nach dem ersten Durchgang war ich fasziniert, aber verwirrt. Nach dem zweiten Durchgang war ich beeindruckt und immer noch ein wenig verwirrt.


    Meine Meinung:
    Umberto Eco serviert uns mit «Das Foucaultsche Pendel» ein Buch, dass sich stark mit Glauben und Unglauben auseinandersetzt. Und letzten Endes ist die Geschichte ein gewaltiger Tritt in den Hintern von Mystikern, Esoterikern und angeblichen oder wirklichen Mitgliedern von Geheimgesellschaften. Und das, wie gewohnt, auf sehr hohem Niveau. Wenn man all die Quellen, die er in dem Buch nennt und all die Gruppierungen, die darin vorkommen, selber überprüfen wollte, dann bräuchte man wohl Monate, wenn nicht Jahre, um dieses Buch lesen zu können. Das wird sich wohl kaum jemand antun wollen, darum gibt es hier einen anderen Tipp, wie man nicht den Kopf verliert während des Lesens: Am besten verwendet man ein grösseres Blatt Papier als Lesezeichen, auf dem man sich Notizen zu Gruppen und Personen macht. Es kann nämlich durchaus sein, dass jemand erwähnt wird und dann 200 Seite später wieder auftaucht – und dann sollte man doch wenigstens ungefähr wissen, wer jetzt das schon wieder ist.
    Ich habe das Buch jetzt das zweite Mal gelesen und es ging mir dabei ähnlich wie bei der wiederholten Lektüre von «Der Name der Rose»: Bei Ecos Büchern braucht man teilweise mehrere Durchgänge, damit sich das Lesevergnügen voll entfalten kann. Allerdings kommt «Das Foucaultsche Pendel» nicht an «Der Name der Rose» heran, dazu ist es einfach zu verwirrend. Wo in «Der Name der Rose» doch noch vieles durch die Figur William von Baskerville erklärt wird, lässt einen Eco im «Pendel» manchmal doch recht hängen (vielleicht nannte er das Buch deswegen «Das Foucaultsche Pendel» *grins*).
    Aber gut, es ist definitiv ein sehr schönes, wenn auch nicht leicht zu lesendes Buch. Es hat zwar ein paar Längen, bringt einen zwischendurch aber immer wieder zum Lachen und manchmal ist es so spannend, dass man alles um sich vergisst und völlig darin versinkt.


    Einen dritten Durchgang werde ich mir in den nächsten Jahren wohl sparen. Wegwerfen werde ich das Buch allerdings nicht - man weiss ja nie... :zwinker:


    LG


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Einen dritten Durchgang werde ich mir in den nächsten Jahren wohl sparen. Wegwerfen werde ich das Buch allerdings nicht - man weiss ja nie... :zwinker:


    Ja ja, irgendwann fängt ein Schrank mal an zu wackeln, dann brauchst du was stabiles zum unterlegen :breitgrins:


    N™

  • Ich lese es derzeit und habe mich bereits bis zu Seite 120 durchgerungen. Den Gebrauch der Fremdwörter empfinde ich als weniger belastend, da ich hierzu zu meiner Bildung beitragen kann, aber der überhastete Wechsel zwischen intellektueller Hochsprache, einer überschäumenden Sentenzenflut und einer nachlässigen, inauthentischen Gossensprache lassen mich stark am Geschick des Autors zweifeln. Auch die Buchfiguren sind mir bis aufs Äußerste unsympathisch und wirken vor Betrachtung des Gesamtkontextes ausgewaschen in ihrer Farbgebung.

    [CENTER]In the wormless sand shall he <br />feast for no foul glutton be[/CENTER]

  • Ein unfassbar gelehrtes Buch - Es ist unmöglich, alle Details und Anspielungen aus Mythologie, Antike, Mittelalter und Gegenwart zu verstehen. Manches kann man individuell verstehen, nur dann versteht man annähernd die Genialität Ecos.
    Eco ist also nichts für anspruchslose Geister, sondern eine enorme Herausforderung.


    Würde es mehr Ecos geben - tja, dann wäre die Bücherwelt halt noch rein ...


    Aber das ist ja nun einmal nicht der Fall. Eco ist einer der letzten Autoren, der es wirklich mit allerhöchster Qualität, Sprachraffinesse und -reinheit in die Bestsellerlisten geschafft hat.


    Kauft Eco - Statt Bohlen. :zwinker:


    Gruß

  • Muss hier doch meinen Senf dazu geben :breitgrins:


    Ich liebes dieses Buch... es war mein erster Eco und ist bis jetzt auch mein liebster... Habe es damals in einem Rutsch gelesen. Ich fand es wahnsinnig spannend, wie er mit diesen Mythologien und Verschwörungtheorien spielt und mir persönlich kam oft das Gefühl "Hoppla, kann das nicht eventuell stimmen?" :zwinker:
    Ich weiß, dass ich noch nicht alles genau verstanden habe, aber vielleicht kommt das ja mit dem erneuten Lesen :breitgrins:


    Lg
    Snakebite

  • Ich hab´s mir auch unlängst zu Gemüte geführt und ich muß nach der Lektüre sagen, daß ich Umberto Eco zwar für einen überaus gebildeten und aufgeklärten Autoren halte, daß sein schriftstellerisches Können in Bezug auf Schönheit des Sprachgebrauchs, Dramaturgie und Lesefluß mich jedoch nicht gerade vom Hocker reißt. Das kann natürlich zu einem gewissen Anteil auch der Übersetzung geschuldet sein.


    Die Grundaussagen des Buches sind für mich jedoch wie Balsam für Geist und Seele, gerade weil in Zeiten der globalen Orientierungslosigkeit Okkultismus, esoterische Sinnsuche, religiöses Scheuklappentum, Mystizismus und Antiaufklärung fröhliche Urstände feiern, auch in meinem persönlichen Umfeld. Das oft (nicht immer) pathologische Wesen dieser irrationalen Sinnsuche ist nach meinem Empfinden der rote Faden, der "Das Foucaultsche Pendel" durchzieht, und dessen wichtigste Botschaft. "Nebenbei" werden unheimlich viele historische Fakten transportiert.


    Manchmal schwächelt es dramaturgisch ein wenig und manche inhaltliche Übertreibung hätte der Autor seinen Figuren und dem Leser im Sinne der Realitätsnähe lieber ersparen sollen. So wirkten beispielsweise Belbos Ausführungen über die "Hohlweltlehre" etwas arg an den Haaren herbeigezogen. Gewünscht hätte ich mir eine Ausgabe mit Fußnoten, damit einerseits das lästige Blättern nach der Übersetzung mancher Zitate wegfiele und andererseits zumindest einige der nie gehörten Namen und Fremdwörter gleich "vor Ort" erläutert würden.


    Alles in allem bin ich froh das Werk gelesen zu haben und glaube, daß dies eins der Bücher ist, die ich irgendwann nochmal lesen werde.


    mystische Grüße an alle "Eingeweihten" ;)
    p.

  • Umberto Eco – Das Foucaultsche Pendel




    Der erste Satz:


    „Da endlich sah ich das Pendel.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Ich hatte dieses Buch vor Jahren schon einmal angefangen zu lesen und nach wenigen Seiten abgebrochen. Seither schlummerte es im Regal und wenn es nicht auf meiner SLW-Liste gestanden hätte, hätte es vermutlich noch weiter geschlummert, denn ich hatte es nicht in allzu guter Erinnerung.


    Nach den ersten beiden Kapiteln wusste ich auch wieder, warum ich es damals abgebrochen hatte: Die Sprache der ersten beiden Kapitel ist völlig verquast, der Inhalt konfus, man erkennt überhaupt nicht, um was es geht. Ich hatte das Gefühl, der Autor schreibt, als wäre er in seine eigene Brillanz verliebt und ist damit auch der einzige, der sich auf diesen Seiten amüsieren kann. Als Leserin hatte ich nur Fragezeichen in den Augen. Aber beim SLW steht etwas auf dem Spiel, also habe ich das Buch nicht gleich wieder in die Ecke geworfen, sondern weiter gelesen. :zwinker:


    „Oh nein, nicht schon wieder Templer und Geheimbünde!“ – das war meine erste Reaktion, als mir so langsam deutlich wurde, um was es in diesem Buch geht. Vielleicht etwas unfair, denn Eco hat dieses Buch 1988 geschrieben, es erschien also lange vor den aktuellen Geheimbund-Kirchen-Verschwörungs-etc.-Thrillern. Aber ich lese es nun mal heute, und heute muss es sich diesen Vergleich gefallen lassen. Aus irgendeinem Grund hatte ich den Klappentext nicht noch einmal gelesen und startete wirklich ahnungslos in dieses Buch.


    Aber die nächsten Abschnitte haben mich doch wieder etwas versöhnt. Eco lässt seinen Protagonisten die Geschichte der Templer einem Freund erzählen, und macht dies so witzig und beiläufig, dass man glaubt, man stünde neben diesen beiden und höre vergnügt mit. Das war wirklich toll. Doch dann findet Eco mit seiner Erzählung kein Ende – und die Templer-Geschichte dehnt sich ins Unendliche. Um das vorherige Bild zu benutzen: Man hört den Protagonisten aus Höflichkeit weiter zu, wünscht sich aber weit, weit weg. Der anfängliche Witz wird mit der Gewohnheit daran auch schon mal zum platten Schenkelklopfer.


    Nur einmal habe ich wirklich gelacht: Eco lässt jedes Kapitel mit einem Zitat beginnen, eine schöne Idee. Im siebenten Kapitel zitiert er Stanislaw Jerzy Lee: „Erwartet euch nicht zuviel vom Weltuntergang.“ Nun, ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn er mich mitsamt dem Buch zerschmettert hätte.


    Manchmal hat mich das Lesen des Buches an eine Episode aus einem von Mark Twains Büchern erinnert. Mark Twain beschreibt, wie er die Oper „Lohengrin“ besucht und sich mehrere Stunden vor Qual krümmt, um einige wenige Minuten mit dem „Hochzeitschor“ in den Himmel gehoben zu werden. So ähnlich darf man sich das Lesen vom „Foucaultschen Pendel“ vorstellen – seitenlange Quälerei und dazwischen Geistesblitze, die einen für eine kurze Zeit entschädigen und man (vergeblich) hofft, dass es jetzt endlich dauerhaft aufwärts geht.


    Ich kann mich auch erinnern, dass dieses Buch seinerzeit von vielen Leuten als Geniestreich gefeiert wurde, überaus intelligent geschrieben, viele versteckte Andeutungen auf andere Bücher seien darin und die müsse man verstehen u. s. w. Ich habe mir lange überlegt, was ich davon halte. Eco hat ganz sicher ein großes Wissen in dieses Buch gesteckt, das merkt man und davor habe ich größte Hochachtung. Mir sind auch viele Anspielungen aufgefallen, wobei ich diese nicht besonders versteckt finde, sondern eher marktschreierisch. Das ist vielleicht das, was mich am meisten beim Lesen gestört hat: das Plakative und Prahlerische. Es ist kein „leises“ Buch und auch kein sympathisches Buch. Am Anfang hatte ich nur ein diffuses Gefühl des Unbehagens, aber mit der Zeit wurde mir klar, was mir beim Lesen fehlt: das Buch spricht nur den Kopf an, nicht die Gefühle. Für mich gehört aber in ein belletristisches Buch beides hinein. In „Der Name der Rose“ wurde ja auch seitenlang diskutiert – aber mit einer spürbaren und echten Leidenschaft zum Thema. Und diese Leidenschaft fehlte mir im „Foucaultschen Pendel“, es war reines Kopflesen, und ich fühlte mich jedesmal, wenn ich das Buch beiseite gelegt habe, nicht erfüllt, sondern ausgeleert.


    In meinen Augen kommt „Das Foucaultsche Pendel“ lange nicht an Ecos „Der Name der Rose“ heran – eines meiner ewigen Lieblingsbücher.


    Meine Bewertung: 2ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Drei italienische Lektoren staunen nicht schlecht, als eines Tages in ihrem Verlag ein Mann auftaucht, der ein rätselhaftes, anscheinend verschlüsseltes Schriftstück auf mysteriösen Wegen gefunden hat, das mit einem jahrhundertealten Geheimnis der Tempelritter zusammenhängen soll.


    Einer der Lektoren ist ausgewiesener Templerexperte und hat sogar seine Dissertation über die geheimnisumwitterten Ordensritter geschrieben, und halb genervt, halb amüsiert über das Brimborium, das der merkwürdige Mensch um dieses Manuskript macht, kommen sie auf die irrwitzige Idee, das Schriftstück auf ihre ganz eigene Weise zu deuten und sich die entsprechende verschlüsselte Botschaft ganz einfach selber auszudenken.


    Diese Idee ist originell und lässt auf einen intelligenten, leicht skurrilen Lesespaß schließen, voller Anspielungen auf alte Mythen und Sagen, legendenumwobene Gestalten und Geschehnisse und gelehrte Diskurse über alle möglichen und unmöglichen Themen.


    Zunächst gelingt das Eco auch ganz gut in einer schnörkeligen, mit zahlreichen exotischen Fremdwörtern gespickten Sprache. Bis gut zur Hälfte nerven eigentlich nur die wenig sinnhaften, eingestreuten literarischen Ergüsse des einen Lektors, auf die man bestens verzichten könnte und die recht wenig zum Lesefluss beitragen. Doch mit der Zeit geht der rote Faden immer mehr flöten und man verliert den Anschluss an die Handlung. Was zunächst schräg, lustig, klug oder philosophisch wirkte, verkommt zu ärgerlichem, pseudointellektuell erscheinendem Geschwafel und verdirbt die anfängliche Freude am Buch mehr und mehr.


    Schade, denn die Ansätze waren wirklich gut und viele Ausführungen zu Geheimbünden, Zahlenmystik etc. ziemlich interessant.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Na da bin ich ja mal gespannt auf die LR im September. :winken:

  • Und ich erst - da werde ich bestimmt öfter mal vorbeischauen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo zusammen :winken:,


    ich lese hier seit kurzem mit und wollte jetzt auch mal meinen Senf dazugeben.


    Ich habe dieses Buch vor vieeelen Jahren gelesen, aber der Inhalt ist mir noch immer relativ präsent. Mich hat das Buch mit seinen Mythen, den Templern und der Zahlenspielerei sehr in seinen Bann gezogen. Ich finde es ist das beste Buch von Eco! Und manchmal habe ich auch wie Snakebite beim Lesen gedacht, dass da an dem Inhalt vielleicht auch was Wahres dran sein könnte. Und wenn ein Buch es schafft, das in mir auszulösen, dann hat der Autor eine Menge erreicht! Von daher kann ich dieses Buch nur empfehlen! Ich fand es wahnsinnig spannend!


    Die Bücher, die er in den letzten Jahren geschrieben hat, haben mich eigentlich immer enttäuscht, so dass ich jetzt auch gar nichts mehr von ihm lese.


    Lieben Gruß
    suray

    Gruß suray


  • Keine leichte Kost. Man muss bereit sein, um das Buch zu kämpfen.


    Aber wenn man das Buch gelesen hat, ist man stolz auf sich selbst, mit Eco mitgehalten zu haben.


    Da kann ich nur zustimmen - ich habe wirklich gekämpft, ganze 3 Monate lang und bin nun wirklich stolz!


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    Inhalt
    Drei Mailänder Verlagslektoren die sich beruflich oft mit Okkultismus, Alchemie und Mythologie befassen, bekommen ein Dokument zugetragen, welches als Verschwörungstheorie gedeutet werden kann. Aus einer Laune heraus entwerfen sie dazu einen "Großen Plan" der viele verschiedene Gruppen, Ideen, Ereignisse der Weltgeschichte mit Geheimbünden und deren Plänen verknüft - Templer, Rosenkreuzer und viele andere Verbindungen werden hier aufgeführt und verbunden. Doch aus Spiel wird Ernst, denn einige Leute glauben an die Ideen und Informationen und sind skruppellos!
    die Geschichte beginnt in Paris kurz vorm "Finale", doch dann wird die Geschichte erstmal von hinten aufgerollt und man erfährt wie der Erzähler in die Situation gekommen ist und wie der "Große Plan" entstanden ist.


    Meinung
    Von den ersten Seiten des Buches war ich wie erschlagen - so viel Wissen, so viel Information, da hatte ich Angst nicht mithalten zu können. Doch wenn man sich mal daran gewöhnt hat, liest man viele Dinge ohne alles näher zu hinterfragen. Ich blieb am Ende doch ein wenig beeindruckt ob Ecos Wissensschatzes zurück, denn ich wußte zu vielen Themen nur recht wenig.
    In der ersten Hälte hatte die Geschichte für mich einige Längen, denn ich habe recht lange auf die Entstehung des "Großen Planes" gewartet. Das war sicher auch ein Grund warum ich insgesamt so lange für das Buch gebraucht habe - erstmal im Fieber des Großen Planes bricht man das Buch eigentlich nicht mehr ab, egal wieviel Kampfgeist man dafür braucht.
    Die Geschichte war am Ende für mich auch sehr rund, man bleibt nachdenklich - reflektiert die eine oder andere Nuance und versucht das Buch als Gesamtes zu erfassen. Letzteres gelingt mir leider nicht ganz, weil mir dazu einfach Wissen fehlt - über Templer, Rosenkreuzer und v.a. die Kaballa.
    Beeindruckt war ich, als ich las, das Eco das Buch schon Ende der 1980er geschrieben hat - das ist doch mal ein anspruchsvolles Beispiel an literarischer Umsetzung von Verschwörungstheorien und macht es nach Dan Brown und Co ja wieder richtig aktuell!


    Insgesamt für mich also ein Buch das mich zufrieden aber auch verwirrt zurückläßt. Kurzfristig werde ich es sicher nicht noch einmal lesen, aber ich würde nicht "nie wieder" sagen.


    Von mir gibts 4ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi