José Saramago - Die Stadt der Blinden

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 16.658 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • das buch ist wirklich klasse. hab ich in einem anderen forum als empfehlung gelesen
    und es klang so interessant, daß ich es mir gleich aus der buchhandlung holte.


    story: "eine ampel in einer namenlosen stadt springt auf grün. ein auto bleibt dennoch
    stehen. der fahrer ist urplötzlich erblindet. den freundlichen helfer, der den erblindeten
    nach hause bringt und sich anschließend dessen auto bemächtigt, ereilt das gleiche
    schicksal. wie eine epidemie greift die blindheit um sich. der staat reagiert brutal. die
    erblindeten werden in einem leerstehenden irrenhaus interniert, wo sie sich selbst
    überlassen werden. doch es gibt eine sehende unter ihnen, die die krankheit nur vorge-
    täuscht hat, um bei ihrem mann zu bleiben. mit ihrer hilfe könnte der ausbruch gelingen..."


    ganz herrlich. ich hab schon ganz, ganz lange kein buch mehr so schnell (innerhalb von
    3 tagen oder so) durchgelesen, was für mich ´ne menge ausmacht, auch wenn das buch
    in meinem falle nur 400 seiten hat. es ist ganz herrlich geschrieben. ich konnte gar
    nicht aufhören, weil ich so neugierig war, wie es weiter geht. *hechel* sehr klasse.


    4ratten


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • hallo valkyria,


    auf dieses buch war ich auch schon einmal neugierig, und deine rezension hat mir das wieder ins gedächtnis gerufen.
    allerdings musst du mir nach den begeisterungsstürmen noch erklären, wofür es die eine leseratte abzug gibt ... :zwinker:


    liebe grüße,
    bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • oh, eine ratte weniger ist eigentlich nur taktik.
    ich meine, das buch ist in meinen augen echt megaklasse. werde ich mit sicherheit auch nochmal lesen und das buch wird nie meinen besitz verlassen.
    eine ratte weniger vergab ich einfach, weil ich nicht sagen will, daß es das geilste ist, was ich je gelesen habe. ich würde auch meinen beiden jahrelangen lieblingsbüchern keine 5 ratten geben. *schulterzuck*


    es ist gnadenlos klasse und spannend und auf jeden fall zu empfehlen. kein mangel, kein gar nichts. :)

  • Ein Mann sitzt in seinem Wagen und wartet darauf, dass die Ampel auf Grün schaltet. Doch noch bevor das rote Licht auf Grün umspringt, ist er urplötzlich erblindet.


    Ein Passant begleitet ihn nach Hause, seine Frau bringt ihn zum Augenarzt - wenig später erblinden alle, mit denen der Mann Kontakt hatte.


    Die unerklärliche plötzliche Blindheit scheint hochansteckend zu sein. Der Staat befürchtet eine Katastrophe und sperrt alle Blinden sowie Menschen, die Kontakt mit Erblindeten hatten, in ein leerstehendes Irrenhaus, um die Verbreitung des sogenannten "Weißen Übels" zu stoppen.


    Immer mehr Blinde landen in der Quarantäne, die Versorgung ist schlecht, unter denen, die noch sehen können, bricht Panik aus, die Soldaten, die das Irrenhaus bewachen, sind beim kleinsten Anlass bereit zu schießen.


    Nur die Frau des Augenarztes ist rätselhafterweise von der Blindheit verschont geblieben. Sie gibt vor, ebenfalls erblindet zu sein, damit sie bei ihrem Mann bleiben kann, was ihr ermöglicht, das chaotische Leben in der Quarantäne für ihren Mann und seine Schicksalsgenossen zu strukturieren.


    Wie sich in dieser Extremsituation ungeahnte Konflikte auftun, wie Menschen plötzlich gegeneinander aufgehetzt werden, wie eine ganze Stadt im absoluten Chaos versinkt, weil irgendwann niemand mehr zu Dienstleistungen jeglicher Art imstande ist, da alle ihr Augenlicht verloren haben, ist ganz schön harter Tobak. Teilweise war ich nahe daran, das Buch beiseite zu legen, weil diese um sich greifende Blindheit und die menschlichen Abgründe, die sich durch die Verzweiflung und Hilflosigkeit der Betroffenen auftun, unfassbar niederdrückend wirkten.


    Die Sprache ist auch ein wenig anstrengend, keine wörtliche Rede, sehr lange Schachtelsätze, manchmal konnte ich kaum unterscheiden, wer jetzt gerade spricht und worum es geht, was den Lesefluss teils stark gebremst hat.


    Es ist darum kein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe, aber eines, das einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Mir fällt die Beurteilung auch ein bisschen schwer, weil es kein flüssiges Buch war, das einfach schön zu lesen ist - andererseits wird es mir lange im Gedächtnis bleiben, deshalb doch


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • hm, ich habe von ihm "das zentrum" gelesen und muss sagen, dass mir sowohl die geschichte als auch sein schreibstil bis zum schluss seeeehr fern geblieben ist, ich würde jetzt kein buch mehr von ihm lesen. auch wenn er immer wieder ein paar wunderschöne lebensweisheiten seinen figuren in den mund gelegt hat. aber vor allem der schreibstil ist ja sehr dem geschmack des lesers unterworfen :smile:

  • Hallo!


    Ich habe das Buch als sehr bedrückend empfunden, besonders weil das Verhalten der Menschen in dieser extremen Situation so real dargestellt wurde. Deshalb hat mich "Die Stadt der Blinden" auch noch lange nachdem ich das Buch ausgelesen hatte beschäftigt.


    Ich fand den Schreibstil auch gewöhnungsbedürftig, fand ihn aber bei dieser Geschichte irgendwie passend. Ob ich nochmal ein Buch dieses Autors lesen werde weiß ich nicht genau denn wenn er immer so bedrückende Themen beschreibt ist er wohl nicht der Richtige für mich.


    groetjes
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Huh, das Cover ist ja hässlich :entsetzt:


    Ich weiß auch nicht, ob ich mir noch mal ein Buch von ihm antue ... teilweise war ich sogar nahe dran, abzubrechen, weil mir das so naheging und ich mich immer wieder gefragt habe, wie es mir in der Situation gehen würde.


    Vor allem die Beschreibungen, wie alles im Dreck, Chaos und Gestank versinkt, weil Wasserversorgung, Müllabfuhr und Leichenabtransport nicht mehr gewährleistet sind :entsetzt:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich fand es sehr beeindrucked und es hat mich auch lange nicht losgelassen. Obwohl es relativ anspruchsvoll war, war es dennoch nie langweilig, im Gegenteil.


    Obwohl ich es damals im Sommer gelesen habe, wurde mir beim Lesen oft eiskalt.


    Ich hatte mich hier doch noch für eine Leserunde zu "Doppelgänger" angemeldet. Vielleicht hast du ja auch dazu Lust, Valentine? :winken:



    An Ratten vergebe ich:


    4ratten

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Ich bin auf das Buch gekommen, weil es einige hier im Forum so gelobt haben, und ich wurde nicht enttäuscht. Mit der Schreibweise hatte ich Anfangs auch meine Probleme, das legte sich aber in dem Maße, als die Geschichte immer spannender wurde. Die etwas ungewöhnliche Darstellungsweise fiel mir gar nicht mehr auf. Das Buch ist eines meiner Highlights und eines der wenigen, die ich auch verschenke. Alleine wäre ich auf Saramago wahrscheinlich nie aufmerksam geworden.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Zitat von "Weratundrina"

    Ich hatte mich hier doch noch für eine Leserunde zu "Doppelgänger" angemeldet. Vielleicht hast du ja auch dazu Lust, Valentine? :winken:


    Lieb, dass Du fragst, aber ich glaube, ich habe von Saramago "trotz allem" erst einmal genug ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe dieses Buch jetzt auch gelesen.


    Meine Begeisterung hält sich doch sehr in Grenzen. Die Geschichte an sich war gut, aber mit dem Schreibstil kam ich einfach nicht zurecht. Anfangs war es zwar schlimmer, ich habe mich dann so langsam daran gewöhnt, aber ein schönes Lesegefühl konnte bei mir nicht aufkommen. Ganz besonders gestört hat mich, dass immer nur von dem Arzt, der Frau, dem alten Mann... die Rede war. Man hätte den Menschen doch auch Namen geben können! :zwinker:


    Aber wahrscheinlich macht genau das den Charme des Buches aus... und der ist bei mir halt einfach nicht angekommen!


    Von mir gibt es


    2ratten + das halbe Mäuschen (der Smiley ist weg!!! :entsetzt:)


    LG Curly

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • Hallo!



    Ganz besonders gestört hat mich, dass immer nur von dem Arzt, der Frau, dem alten Mann... die Rede war. Man hätte den Menschen doch auch Namen geben können! :zwinker:


    Das hat mich auch gestört, aber ich denke, dass mit einem Namen alles persönlicher geworden wäre und das hätte meiner Meinung nach nicht zu der Art der Erzählung gepaßt.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Stadt der Blinden habe ich auf meine Wunschliste gesetzt. Saramago schreibt wirklich gewöhnungsbedürftig, ist man aber in der Geschichte drin (so wie beim "Doppelgänger") war ich ganz fasziniert von seiner Art zu schreiben. Naja, wegen meiner Wette ist es ja noch ein wenig hin, bis ich mir das Buch kaufen kann und dann brauche ich natürlich auch noch etwas Zeit zum lesen, ich bin aber schon recht interessiert, wie mir "Die Stadt der Blinden" gefallen wird.

  • Ich habe dieses Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen, es ist großartig. Mit dem Schreibstil hatte ich keine Probleme, man gewöhnt sich sehr rasch an die direkte Rede ohne Satzzeichen (offenbar ein Saramago-Charakteristika, denn auch beim "Doppelgänger" war dies schon der Fall). Ebenso sei erwähnt, dass keine der Personen einen Namen hat, die Personen werden mit Merkmalen behaftet ("die Frau des Arztes", "die Frau mit der schwarzen Brille", "der schielende Junge", usw.)


    Gebannt von der ersten bis zur letzten Seite harrt man dem Geschehen. Die Beschreibung der Zustände in der Anstalt sind derart heftig, dass auch der Leser mit dem Würgereiz zu kämpfen hat.


    Anstatt sich zu solidarisieren, beginnen sich einzelne Gruppen der Inhaftierten gegenseitig zu bekämpfen, es herrscht Gewalt, Angst, Hoffnungslosigkeit. Der totale Zusammenbruch der Gesellschaft beginnt, die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele tun sich auf. "Wenn wir nicht ganz wie Menschen leben können, sollten wir zumindest versuchen, nicht ganz wie Tiere zu leben“, das ist die Aussage der Frau des Augenarztes, die mit allen Mitteln versucht, ordnend einzugreifen, aber auch kurz davor ist, den Verstand zu verlieren.


    Das Fazit der Story? Die Menschheit lernt offenbar nicht aus der Geschichte, wenn es um den eigenen Kopf und Kragen geht, schreckt der Mensch vor nichts - aber auch schon gar nichts - zurück und doch gibt es immer wieder einen Funken Menschlichkeit und Hoffnung (verkörpert durch die Figur der Frau des Arztes).


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • An einer Kreuzung erblindet ein Mann von einem Moment auf den anderen und alle, die mit ihm in Berührung kommen. Die Regierung geht von einer Epidemie aus, die in höchstem Grade ansteckend ist und beschließt, alle Betroffenen unter Quarantäne zu setzen. Dazu eignet sich ein leer stehendes Irrenhaus besonders gut. Wachen werden aufgestellt, um diese rasant anwachsende Schar vor einem Ausbruch zu hindern. Eine sehende Frau kann sich unter den Insassen mischen, die um ein wenig Ordnung bemüht ist.
    Und nun haben wir die typische Menschenansammlung ohne Gesetze und Regeln, die moralischen Bedenken werden schon nach kurzer Zeit über Bord geworfen, dadurch noch begünstigt, dass man seine Schandtaten nicht sehen kann. Chaos und Anarchie brechen aus. Gruppen bilden sich, ein kleiner Krieg bricht aus.


    Das Thema ist nicht neu, schon im „Robinson Crusoe“ , „Herr der Fliegen“ und „Im Land der letzten Dinge“ tritt dieses Schema auf. Der Unterschied besteht darin, dass die Meute blind ist. Anfangs wird die Unbeholfenheit seiner namenlosen Figuren mit all den tragischen Konsequenzen geschildert. Manchmal jedoch scheint der Autor die Blindheit der Figuren zu übersehen vergessen.
    Dieser Teil ist dennoch ausgezeichnet, es zieht einen ziemlich runter, so gut ist es geschrieben.


    Irgendwann gelingt ihnen der Ausbruch aus der Irrenanstalt. Von hier an gibt es nichts Neues zu erzählen. Die gesamte Stadt mittlerweile erblindet, wandelt die Menschheit ziellos durch die Gegend und besetzt fremde Wohnungen. Saramago erzählt nüchtern und unspektakulär die Ausmaße dieser Epidemie, eigentlich die logischste Fortsetzung dieser Geschichte. Leider ernährt sich die komplette 2. Hälfte davon. Viele Wiederholungen, nervende Floskeln à la „Liebe macht blind“ und „Wut macht blind“ –Floskeln, die ausbaufähig sind- und nichts Motivierendes für den Leser darunter. Was so brilliant begonnen hat, verliert sich am Ende in Nichtigkeiten. Und die Frage, die mich schon im ersten Kapitel beschäftigt hat, wird nicht beantwortet. Die Auflösung wäre schon Motivation genug. Wieso ist jeder von der Blindheit betroffen, außer dieser Frau? Wieso ist sie immun? Hat die Blindheit einen meteorologischen Ursprung? Zu starke Handynetzstrahlung? Wir werden es nicht erfahren!


    [size=7pt]edit: isbn hinzugefügt[/size]


    3ratten


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    Gruß,
    dumbler

    Einmal editiert, zuletzt von dumbler ()

  • Hallo Dumbler!


    Schade, dass Dir das Buch nicht so sehr zugesagt hat, ich war begeistert, wie Du in dem bereits bestehenden Thread hier nachlesen kannst.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Oje, meine Suchfunktion hat den Thread nicht gefunden. Wenn das bitte jemand ...?


    Hallo creative,
    deiner tollen Rezi hab ich überhaupt nichts auszusetzen. Das Buch hätte von mir 5 Ratten bekommen, wenn er nach dem Ausbruch aus dem Irrenhaus zum Ende gekommen wäre. Die Beschreibung der Stadt war aus mE unnötig.


    Gruß,
    dumbler