Marcel Proust - Unterwegs zu Swann

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 12.484 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Hallo!


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    Inhalt:
    Mit "Unterwegs zu Swann" beginnt Marcel Prousts monumentales Romanwerk. Wie ein Zauberwort lässt der Name "Swann" an Bilder, Szenen und Episoden denken, die zum lieterarischen Allgemeingut geworden und trotzdem neu zu entdecken sind: zu Beginn des Romans der Schlafende, Träumende, der sich an frühere Zeiten erinnert; das Drama des Zubettgehens in Combray, die Madeleine; die Weißdornblüten und Seerosen, drei Kirchtürme im Abendlicht, ein Sonnenstrahl auf einem regennassen roten Ziegeldach; Swanns Liebe zu Odette, der kleine Kreis der Verdurins, Vinteuils Geigensonate; die Spiele mit Gilberte in den Anlagen der Champs-Elysees; Erinnerungen an Personen und Orte, Landschaftsbilder, Gedanken zum Lesen, zum Schreiben, über Kunst und Musik, Liebe und Eifersucht und nicht zuletzt brillante Gesellschaftssatire: All dies bildet ein literarisches Universum - Spiegel der Welt und der Literatur.


    Teilnehmer:


    Saltanah
    Nightfever?
    yanni?
    wolves
    fairy



    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo,


    ich versuche mal wieder zusammen zu kriegen, was ich gestern geschrieben hatte.
    Ich lese die Ausgabe von suhrkamp als Taschenbuch übersetzt von Eva Rechel-Mertens. Es sind 564 Seiten.
    Ich hatte auch so meine Einstiegsprobleme. Vor allem am Samstag hatte ich stark mit meiner Konzentration zu kämpfen, so dass ich gestern wieder neu angefangen habe. Den einen oder anderen Abschnitt darf ich auch zweimal lesen um ihn halbwegs zu verstehen.
    Das nächste Problem ist, dass meine Ausgabe sehr kleine Buchstaben hat und der Druck scheinbar nicht sehr gleichmäßig ist. So muss ich ab und an eine Lesepause für meine müden Augen einlegen. :zwinker: Ich glaube, dass wird sowieso eine Lektüre die über einen längeren Zeitraum gehen wird.


    @Saltanah: Ja, dieser Standesdünkel der Geschwister der Großmutter ist schon interessant. Ich habe so etwas bisher auch nur in umgekehrter Form gekannt.
    Das Kind schätze ich so um die 5 - 10 Jahre. So eine rechte Vorstellung habe ich noch nicht. Ich bin jetzt auf Seite 48/564. Mir geht so einiges bis jetzt beim lesen durch den Kopf.
    Ich finde es so befremdend, wie der Kleine um die Gunst seiner Mutter regelrecht betteln muss. Das war wohl eine andere Zeit und ein anderer Umgang mit Kindern.
    Interessant ist auch wie Swann in die Geschichte kam. Es ist ja sooo schrecklich, dass er mit Adligen verkehrt, dass man nur hinter vorgehaltener Hand darüber reden darf. Finde ich irgendwie witzig. Und dann scheint seine Frau ja auch nicht standesgemäß zu sein. Ich bin mal gespannt wie sich das weiterentwickeln wird.
    Bis jetzt kann ich sagen, dass ich immer mehr die Art mag, wie Proust schreibt. Ich meine damit seine ausführlichen Beschreibungen z.B. vom Einschlafen.


    Was hattest du eigentlich mit "angewandter Zeit" gemeint?

  • Einstiegsprobleme hatte ich wie Wolves auch, aber sie legten sich dann doch relativ schnell. Dennoch ist klar, dass ich für die Lektüre der "vergangenen Zeit" viel Zeit brauchen werde, Zeit, die es sich aber lohnt aufzuwenden (so meinte ich das mit mener missglückten Formulierung). Es gilt auch, voll konzentriert bei der Sache zu sein, was für meinen Teil heute leider bedeutet, dass ich nach einer schlaflosen Nacht heute zu einem anderen Buch greifen werde.


    Ich hatte gestern abend noch den 1. Teil von Combray beendet und wurde für meinen Fleiß doch tatsächlich mit den Madeleines "belohnt"! Hier in Schweden werden Prousts Madeleines nämlich ständig in allen möglichen Zusammenhängen zitiert und entsprechend neugierig war ich auf sie. Mir waren diese vorher völlig unbekannt, sowohl als Gebäck als auch als literarische Erscheinung. Später habe ich sie dann mal gegessen und jetzt auch gelesen. Hattet ihr schon mal von ihnen gehört?


    Auf jeden Fall ist es faszinierend, wie Proust das Wiederauftauchen von längst vergessenen Erinnerungen beschreibt, den richtigen "Trigger" vorausgesetzt. Schon verständlich, dass es gerade diese Szene zu solchem Ruhm gebracht hat.


    Ich lese eine schwedische Übersetzung, noch kleiner und enger bedruckt, so dass sie mit 496 Seiten auskommt. Sollte ich also etwas zitieren, so geschieht das in meiner Übersetzung des schwedischen Textes.
    Bitte gebt Stellenangaben in der Form aktuelle Seite/Gesamtseitenzahl an, dann können wir zumindest ungefähr ausrechnen, wo sich die anderen jeweils befinden

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"

    Hier in Schweden werden Prousts Madeleines nämlich ständig in allen möglichen Zusammenhängen zitiert und entsprechend neugierig war ich auf sie. Mir waren diese vorher völlig unbekannt, sowohl als Gebäck als auch als literarische Erscheinung. Später habe ich sie dann mal gegessen und jetzt auch gelesen. Hattet ihr schon mal von ihnen gehört?


    Nein, hatte ich bisher noch nicht. Ist das eine Art Biskuit Gebäck? Sieht auf jeden Fall mal auf dem Foto sehr lecker aus.


    Ich habe noch einen Artikel im Zusammenhang mit "Auf der Suche nach der verloren Zeit" gefunden. Vielleicht ist er ja für euch auch interessant.

  • Ach, das mit den Beiträgen ist wirklich blöd!


    Von Prousts Madeleines habe ich übrigens noch nie was gehört. Ich würde sie aber gerne mal essen!


    Ich hoffe, dass ich das mit meiner französischen Ausgabe, die hoffentlich bald ankommt, hinkriege. Ich bekomme schon ein bisschen Angst, wenn ihr beiden hier berichtet, dass es schon schwer ist!
    Aber zum Glück hat meine Mutter die deutsche Ausgabe, in der ich dann immer nachlesen kann.

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  • Nur keine Angst. Das ist wirklich ein Buch bei dem ich mir viel Zeit nehmen werde und für das man sich auch Zeit nehmen sollte. Obwohl, wenn ich mir so ansehe, dass Saltanah schon mit dem Teil 1 (Combray) fertig ist, bekomme ich doch bei meiner Lesegeschwindigkeit leichte Anflüge von Panik. Ich werde da wohl hoffnungslos hinterhinken. :entsetzt:
    Da hilft wohl nur noch eins: :lesen:

  • :schwitz: Ach so, dass habe ich wohl falsch gelesen bzw. verstanden.

  • Passiert irgendetwas? - Nein
    Ist es langweilig? - Nein


    Das Buch ist faszinierend. Da beschreibt Proust über mehrere Seiten hinweg den eigentlich doch recht unspektakulären Kirchturm einer Dorfkirche, Handlung ist gleich Null, aber von Langeweile trotzdem keine Spur. Es erinnert mich an diese englischen Landschaftsgemälde, die eigentlich "nichts besonderes" darstellen - ein Stück ganz undramatische Landschaft eben, wie sie auch durchs Fenster zu sehen ist - aber in denen man sich verlieren kann. Toll!
    Allerdings nur in kleinen Häppchen zu genießen, was einen Lesestand von 79/496 ergibt.


    Zu Marcels Alter:
    Es ist in meiner Einschätzung auf etwa 10 Jahre gestiegen. Immerhin kann er nicht nur schreiben, er befürchtet auch, für sein "Vergehen" als Strafe in ein Internat gesteckt zu werden. Dieses höhere Alter erklärt mMn auch die etwas abweisende Haltung seiner Mutter. Er ist ja ein übersensibles, kränkliches Kind, wohl kaum dem Ideal eines "richtigen Jungen" entsprechend, und die Mutter hat vermutlich Angst, ihn noch weiter zu verzärteln, aus ihm ein richtiges "Muttersöhnchen" zu machen. Also das übliche Elternverhalten: aus Angst/zum Besten des Kindes diesem weh zu tun.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Lesestand 100/496.
    Das Buch fasziniert mich weiterhin, wenn ich auch langsam vorankomme. Irgendwie raufe ich mir immer wieder die Haare und frage mich, wie Proust jetzt den Übergang zu gerade diesem Thema geschafft hat, z. B. erzählt er plötzlich von seiner Schwärmerei für Schauspielerinnen, wo er doch noch eben einen Sonntag in Combray schilderte. Er schafft es so geschickt, von Thema zu Thema zu führen, dass man den Wechsel kaum bemerkt. Dass der Wechsel äußerlich mal höchstens durch einen neuen Absatz markiert wird, versteckt ihn noch mehr. Ebenso unbemerkt kehrt er immer wieder zu seinem ursprünglichen Thema zurück.
    Aufgefallen ist mir, dass er ausschließlich mit Erwachsenen zu verkehren scheint, zumeist sogar mit solchen aus der großelterlichen Generation. Bisher hat er nur einmal erwähnt, dass er auch gleichaltrige "Kameraden" hatte, Schulkollegen oder -freunde (so klar ist die Enge ihres Umgangs noch nicht), die schon das Theater besuchen durften, er aber leider noch nicht.


    fairy:
    Heute habe ich in einer Buchhandlung die Recherche auf französisch als TB in einem Band gesehen: 2400 Seiten, zwar in Dünndruck, aber trotzdem noch unglaublich dick. Da kann selbst Stephen King mit seinen Wälzern nicht mithalten :breitgrins: .


    Auf S. 95/496 werden Giottos Tugenden und Todsünden erwähnt. Hier habe ich Abbildungen von ihnen gefunden.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Wie schön, so wie Saltanah es beschreibt habe ich das BUch auch in Erinnerung. Ein weich gezeichnetes Gemälde in warmen Farben. :winken:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Hallo!


    Mein Buch ist auch endlich da und ich habe auch gleich vorhin in der Lesenacht angefangen.
    Und es ist ja so wunderschön! :herz:
    Der kleine Junge ist mir schon richtig ans Herz gewachsen, wie er sich da so einsam fühlt und sich immer an neue Umgebungen gewöhnen muss.
    Und seine Familie ist ja auch etwas seltsam, aber zumindest die Oma war ganz nett.
    Aber irgendwie scheint sich keiner so wirklich um ihn zu kümmern, allerdings bin ich auch erst auf Seite 20/420.

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  • Ich bin jetzt auf Seite 112/564. Schöner wie Saltanah, kann man es nicht mehr beschreiben, wie wundervoll die Erzählweise von Proust ist.
    Da plaudert er über die Kirche von Combray und kommt, ohne das es störrend wirkt, auf ein anderes Thema zu sprechen und genauso unbemerkt auf seine Ausgangsbeschreibung zurück.
    Bis jetzt wurde es mir nie langweilig, seinen Ausführungen zu folgen.

  • Seit meinem letzten Beitrag bin ich leider nur 10 Seiten weitergekommen und wahrscheinlich werde ich erst Ende Juni wieder dazu kommen weiterzulesen.
    Für mich wird das denfinitiv eine Langzeitleserunde. :breitgrins:

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  • Zitat von "fairy"

    Für mich wird das denfinitiv eine Langzeitleserunde. :breitgrins:


    Für mich auch. :breitgrins: Ich habe schon ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich so langsam vorankomme.

  • Wie schön, dass noch jemand liest. Ich befürchtete schon, die Leserunde wäre schon in ihren Anfängen unbemerkt sanft dahingeschlummert. Ich habe etwa ein Drittel hinter mir, und beabsichtige, mich diese Woche wieder verstärkt der verlorenen Zeit zu widmen. Berichte über meinen Lesefortschritt folgen. Eine Langzeitleserunde wird es auf jeden Fall auch bei mir.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    wollte mich mal wieder melden. Ich bin jetzt auf Seite 204/564. Wirklich was erzählen kann ich leider nichts. Es passieren soviele Einzelheiten in diesem Buch, dass ich gar nicht auf alles eingehen kann. Mir gefällt der ruhige Erzählfluss des Buches und mich fasziniert immer wieder die genaue Beobachtungsgabe von kleinsten Details.
    Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass mir jemand jede Einzelheit seines Lebens, an die er sich erinnern kann, erzählt, ohne dass es langweilig wird. Wißt ihr was ich meine?

  • Ich habe leider immer noch nicht weitergelesen. Ich hoffe, ich finde bald mal wieder Zeit für das Buch. Für mich wird das wahrlich eine laaaange Leserunde.

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  • fairy: Du liest ja auch noch das Buch in Original. Hut ab :anbet: Mein Französisch reicht nur noch für "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen". Aber wie schon mal erwähnt, bei mir wird das auch eine Langzeitleserunde. Bin schon sehr auf deine Eindrücke gespannt.


    Ich habe ein paar Seiten weitergelesen (S. 208/564"]. Tante Léonie ist gestorben und vor allem ihre treue Seele Francoise trauert. Die Reaktion von dem Jungen (irgendwie muss ich wohl seinen Namen überlesen haben, ich nenne ihn für mich immer nur den "Jungen") finde ich merkwürdig. Und ich finde ihn auch etwas überheblich. Über Francoise zu denken "Ich bin wirklich gut, dass ich mich mit dieser ungebildeten Person herumstreite, die nicht einmal richtig sprechen kann", fand ich doch unangebracht.


    Ich weiß nicht, wie sieht ihr eigentlich die Familie? Manchmal kann ich mich dem Eindruck nicht verwehren, dass sie sehr snobistisch in ihrer Art sind.


    Zitat von "Seite 208"

    In dem gleichen Augenblick aber machte ich (...)die Erfahrung, dass gleiche Seelenregungen nicht im selben Augenblick nach einer im voraus bestimmten Ordnung bei allen Menschen entstehen. Später, wenn langes Lesen die rechte Plauderstimmung in mir aufkommen ließ, hatte oft der Schulgefährte, mit dem ich brennend gern geredet hätte, gerade ausgiebieg die Freuden der Unterhaltung genossen und hegte jetzt einzig den Wunsch, ungestört lesen zu können.


    Ich glaube so eine Erfahrung hat wohl jeder schon gehabt.

  • Hallo zusammen!


    Ich verfolge ja die Leserunde nur von weitem. A la recherche du temps perdu gehört ja zu meinen absoluten Lieblingen, und da bin ich natürlich gespannt, wie der bei Euch ankommt.


    Nur ganz kurz eine fragende Bemerkung:


    Zitat von "wolves"

    Die Reaktion von dem Jungen (irgendwie muss ich wohl seinen Namen überlesen haben, ich nenne ihn für mich immer nur den "Jungen") [...]


    Meinst Du den Ich-Erzähler? Der hat keinen Namen. Das ist ja eines der (für mich jedenfalls!) faszinierenden Details dieses Monsterwerks: Auf rund 2'500 Seiten geht der Ich-Erzäher völlig namenlos durchs Leben ... :anbet:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)