Warum Thalia so erfolgreich ist

Es gibt 110 Antworten in diesem Thema, welches 39.761 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nimue.

  • Zitat von "Kringel"


    Weniger Vielfalt auf dem Büchermarkt gibt es nicht wegen der großen Ketten wie Thalia, sondern wegen der Politik der großen Verlage. Wenn die nur auf Bekanntes zurückgreifen und Neuem keine Chance geben, dann kann man das den Buchläden nicht zum Vorwurf machen.


    Den Buchläden nicht, aber dem Kunden, Kringel. Und das tut der Artikel. Und er tut es zurecht. Auf die "Politik der großen Verlage" zu schimpfen, ist einfach. Sicher: Verlage wollen Geld verdienen, ja, sie müssen Geld verdienen, weil es sie sonst bald nicht mehr gibt. Die meisten Verlage, die ich kenne, produzieren bei weitem nicht nur Ramsch, sondern versuchen über ihre gut laufenden Titel auch Anspruchsvolleres quer zu finanzieren.


    Man kann weder den Verlagen noch den Buchhandlungen einen Vorwurf daraus machen, dass sie das produzieren bzw. einkaufen, was ihre Kunden auch kaufen. Was nicht abfließt, kann keine Buchhandlung in größeren Mengen in ihre Regale stellen. Was ein riesiges Verlustgeschäft ist, kann sich kein Verlag auf Dauer als Programmschwerpunkt leisten.


    Es hängt an den Konsument/innen.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Callista"

    Was mich allerdings gestört hat, war, dass Thalia meinen geliebten Amadeus geschluckt hat...


    So ging's mir auch zuerst. Ich war ziemlich angefressen, als Amadeus durch Thalia ersetzt wurde. Bei uns in Linz wurde allerdings gleich das ganze Gebäude umgebaut und erneuert und ich bin jetzt schwer beeindruckt von den Leseinseln und der englischen Abteilung. :breitgrins:


    Ich mag kleinere Buchhandlungen eigentlich auch, vor allem, weil ich da immer mit den Verkäufern ins Plaudern gerate, aber da ich hautpsächlich englische Bücher lese und da nicht nur die Bestseller, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei Thalia haben, was ich will, einfach größer. :schulterzuck: Ich bin und bleibe also Thalia- und Amazon-Fan.


    Ich glaube, gerade wir hier im Forum brauchen uns nicht so sehr angesprochen zu fühlen, weil wir, auch wenn wir sicher mal einen Bestseller lesen, auch haufenweise anderes Zeugs verschlingen. Insofern tun wir ja schon was wir könnnen gegen diesen Trend nur noch massentaugliches zu verkaufen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich fürchte, dass wir uns an große Buchläden wie Thalia gewöhnen müssen!
    Hier in Aachen gibt es in der Innenstadt eine rieeeesige Buchhandlung (die Mayersche), die in jeder ihrer 4 Etagen 3 sehr große Sitzecken und insgesamt 2 Cafes hat.
    In der Innenstadt gibt es nur 1!! mir bekannte kleinere Buchhandlung. Der rest der wenigen Buchläden befindet sich in den anderen Stadtteilen, und zumeist dann auch da, wo man etwas schlechter mit dem Bus in die Innenstadt kommt...
    Buchketten wie Thalia, Habel oder die Mayersche werden unsere Städte erobern.


    Liebe Grüße,
    Elchkusel

  • Zitat von "Vandam"

    Ah, gut dass du's sagst, Holden! Ich wollte grad fragen, ob die Südstaaten erst noch von Thalia erobert werden müssen, weil mir nicht bewusst wäre, in Stuttgart jemals einen solchen Laden gesehen zu haben.


    Ich kenn hier nur den Wittwer und diverse kleinere Buchhandlungen.


    Thalia hat eben erst in Ludwigsburg (bei Stuttgart) einen ca. 1300 qm großen Laden eröffnet!
    Und hier in Hamburg ist Thalia echt ein unglaublicher Riese, der einiges schluckt und auch so einigen fast schon die Luft zum Atmen genommen hat...


    Ich bevorzuge eindeutig kleinere und familien-/bzw. inhabergeführte Buchhandlungen! :sonne:
    Schon alleine, weil ich die Arbeitsbedingungen beim Riesen nicht gerade sympathisch finde! :sauer: Und das Sortiment, die Leseecken und die Kaffeemaschinen kann man auch sicherlich woanders haben...
    Gerade hier in Hamburg gibt es tolle Alternativen! :klatschen:


    Schöne Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zitat von "dumbler"

    Dem kann ich auch nur zustimmen. Allerdings SUCHEN die Verbraucher nach eben diesen Sellertitel. Die Nachfrage bestimmt das Angebot.


    Die tatsächliche Nachfrage oder die erzeugte Nachfrage :zwinker: Der Konsument ist faul, er will gesagt bekommen was ihm gefällt. :sauer:

  • Moin,


    wir haben in Bremen auch einen Thalia, aber ich war nur einmal dort. ich finde es ehrlich gesagt viel zu groß und unübersichtlich. :entsetzt:


    Ich konnte mich dort auch nicht wohl fühlen, da zuviel Gewusel herrschte. Ich bin also keine Freundin dieser Ladenkette.


    Ja, es ist wirklich so, dass der Konsument das Angebot bestimmt.


    Zitat

    Die tatsächliche Nachfrage oder die erzeugte Nachfrage Der Konsument ist faul, er will gesagt bekommen was ihm gefällt.


    Ja, und durch gezielte Werbung kann Nachfrage erzeugt werden (Werbung etc.). Ergo liegt es wohl auch an den Verlagen (?).


    Dies ist jedoch fraglich, da der Verlag "den Weg des geringsten Widerstandes" gehen wird, wenn es um den Verkauf ihrer Produkte geht. Ein Produkt, wofür erst Nachfrage erzeugt werden muß, verursacht mehr Aufwand, als ein Produkt das "leichter" zu verkaufen ist bzw. für das schon Nachfrage besteht.


    Gruß
    Nischa

    Habent sua fata libelli

  • Mhmm, also meines Wissens nach ist aus Amadeus Thalia geworden, also eher mehr nur Formsache und Namensänderung, zumindest in den Welser Amadeusen :breitgrins: hat sich nicht so viel geändert, Amadeus ist halt jetzt in deutscher Hand und hat den Namen übernommen.... @ Wendy im Linzer war ich schon ewig nicht mehr, also das war sicher schon 2 - 3 Jahre vor dem Umbau das letzte Mal...
    Der Linzer Amadeus da war ich als Kind manchmal wenn ich meine Godi besucht habe und das war immer wie ... keine Ahnung einfach unbeschreiblich, ich so klein und überall nur Bücher, Bücher, Bücher ...


    Warum muss Mainstream eigentlich immer schlecht sein? Wer ist denn bitte die Masse und wer sind wir? Sind wir nicht zum Großteil auch die Masse? Oder besteht diese Masse (die daran schuld sein soll, das die Vielfalt geschmälert wird -> was ich so auch nicht bestreiten will, aber darum gehts mir jetzt gerade nicht) nur aus diesen "1 bis 2 Bücher-im-Leben-Leser" die sich dann Sakrileg oder HP schnappen, weils alle lesen? Wird etwas schlechter je mehr Leute es lesen?


    lg
    Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Bei uns in Miltenberg gibt es afaik keinen Thalia.
    Ich hab bis jetzt nur in Aschaffenburg (50km) einen gesehen, dort aber noch nichts gekauft. Die Auswahl auf den beiden Stockwerken erschien mir aber recht groß.


    In Miltenberg kenne ich zwei Buchhandlungen. Eine ganz kleine und eine "normaler" Größe welche mittlerweile zu Bertelsmann gehört.


    Ich weiß gar nicht warum manche Probleme mit der Auswahl haben. Ich informiere mich übers Internet, gehe dann mit ner Liste in die Buchhandlung und hole die Bücher. Was halt nicht da ist wird bestellt und kann am nächsten Tag mitgenommen werden. ;)

  • Von Thalia habe ich bisher noch nie was gehört. In Aachen haben wir eine Mayerische. Die läuft über mehrere Stockwerke und ich fühl mich da pudelwohl (auch wenn die Auswahl riesig ist; naja, sie ist auch sher gut in Kategorien eingeordnet). Obwohl es mir schon manchmal vorgekommen ist, das ich das Buch was ich suchte nicht gefunden habe :grmpf:


    Grüße Thomas

    [b] &quot;Jean Valjean, mein Bruder, Sie gehören nicht mehr dem Bösen, sondern dem Guten. Ich kaufe ihre Seele frei. Ich entreiße sie den finsteren Gedanken und dem Geist der Verderbnis und übergebe sie Go

  • Zitat von "Arjuna"

    Oder besteht diese Masse (die daran schuld sein soll, das die Vielfalt geschmälert wird -> was ich so auch nicht bestreiten will, aber darum gehts mir jetzt gerade nicht) nur aus diesen "1 bis 2 Bücher-im-Leben-Leser" die sich dann Sakrileg oder HP schnappen, weils alle lesen? Wird etwas schlechter je mehr Leute es lesen?


    Ich fürchte genau so ist es. :sauer:

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Es hängt an den Konsument/innen.


    Die Ziele, Strategien und Absichten der Verlage und Buchhandlungen sind mir nicht bekannt, ich kann nur vermuten, daß sie gewinnorientiert handeln. Ich sehe das trotzdem anders als du.


    Aber um Schuldzuweisungen ging es mir doch gar nicht. Eher darum, zu sagen, daß die Buchläden eben nur das verkaufen können, was es GIBT.


    Andererseits: Man kann dem Konsumenten nicht vorwerfen, daß er das kauft, was ihm quasi aufgenötigt wird. Oder hast du in einem großen Buchladen schon je einen dieser großen Präsentationstische gesehen - mit etwas anderem als einem 08/15-Bestseller (Der Schwarm oder diese Dan Brown-Bücher) darauf? Es wäre Sache der Verlage, MEHR Mut zu haben und MEHR Neues zu fördern, und es wäre Sache der Buchhandlungen, diese Bücher entsprechend zu präsentieren, zu bewerben usw., damit sie auch an den Mann gebracht werden können.


    Sagen wir: Die träge Kunden-Masse gibt sich zu leicht mit Ramsch zufrieden und die andere Seite gibt sich zu leicht damit zufrieden, die Kunden damit zu beliefern?

  • Zitat von "Kringel"

    Andererseits: Man kann dem Konsumenten nicht vorwerfen, daß er das kauft, was ihm quasi aufgenötigt wird. Oder hast du in einem großen Buchladen schon je einen dieser großen Präsentationstische gesehen - mit etwas anderem als einem 08/15-Bestseller (Der Schwarm oder diese Dan Brown-Bücher) darauf? Es wäre Sache der Verlage, MEHR Mut zu haben und MEHR Neues zu fördern, und es wäre Sache der Buchhandlungen, diese Bücher entsprechend zu präsentieren, zu bewerben usw., damit sie auch an den Mann gebracht werden können.


    Oja an den Tischen kommt man wirklich kaum vorbei. Vorallem wenn man kein regelmäßiger Konsument ist und man nicht so recht weiß was man kaufen soll nehmen eben viele diese Bücher. Viele sind da auch einfach zu faul mal in die Regale zu schaun.
    Ich fühl mich von diesen Tischen ehrlich gesagt eher bedrängt und umgehe sie inzwischen. Ich stöber lieber im Regal das erhöht dann doch die Chance mal etwas außergewöhnliches zu finden.

  • Hallo,


    Die interessante Diskussion hier zeigt, dass der Kommentar viele Aspekte anreißt und man diese auch ganz unterschiedlich betrachten kann. Ich denke, es ist verkehrt, Thalia grundsätzlich zu verdammen. Diese Buchkaufhäuser haben in vielen Bereichen schon eine gute Auswahl, auch an anspruchsvoller Literatur, auch wenn vieles immer noch nicht vorrätig ist.


    Ich würde es nur bedauerlich finden, wenn zukünftig in jedem Thalia nur noch die gleichen Bücher zu finden sind, ähnlich standardisiert wie bei der Douglas Parfümerie (Thalia gehört zum gleichen Konzern). Im Augenblick ist das nicht der Fall, ich kenne den Thalia z.B. aus Hamburg, Heidelberg und Mannheim (heißt dort Buch Kober).


    Beim Thema Thalia schwingt ja auch immer die Angst mit, dass der Buchhandel zunehmend Einfluss auf die Verlage nimmt. So war ja erst kürzlich zu lesen, dass Thalia die Verlage mit einem Schreiben aufgefordert hat, sich an neuen Buchhandlungen finanziell zu beteiligen. Bewerbung von Spitzentiteln durch Thalia sollte von den Verlagen bezuschusst werden. Marktmacht auf der Buchhandelsseite, wie zunächst durch den Internet-Buchhändler Amazon, nun auch im stationären Buchhandel durch Thalia hervorgerufen, führt wohl fast zwangsläufig auch zu einer Konzentration auf der Verlagsseite. Und das ist sicher nicht zu begrüßen.


    Dem Kommentator kann ich nicht zustimmen, dass die Feuilletons ihre Aufgabe nicht wahrnehmen würden. In der FAZ wird nicht nur Mainstream besprochen, sondern auch viele Debüts. Dass der "normale" Käufer das nicht wahrnimmt, nun ja, so ist es halt. Es erscheinen sicher jedes Jahr 2000-3000 belletristische Werke, die Zahl 90.000 verwirrt hier eher nur, da sie die vielen wissenschaftlichen Werke beinhaltet. Natürlich müssen die meisten dieser 2000 Bücher beim Käufer "durchfallen", das geht ja gar nicht anders, wenn ein Käufer, sagen wir mal 20 Bücher im Jahr kauft. Dass ich 100 oder mehr kaufe (aber auch nur das, was in den Feuilletons ihren Platz gefunden hat, aber ganz vieles von dieser Auswahl halt auch nicht, dazu müsste ich 1000 kaufen), ist ohnehin eine Ausnahmeerscheinung.


    Gruß,
    Thomas

  • Zitat von "Klassikfreund"

    So war ja erst kürzlich zu lesen, dass Thalia die Verlage mit einem Schreiben aufgefordert hat, sich an neuen Buchhandlungen finanziell zu beteiligen. Bewerbung von Spitzentiteln durch Thalia sollte von den Verlagen bezuschusst werden.


    Bei den Angelsachsen ist es bei Fachzeitschriften üblich, Hingucker wie "Produkt des Monats" und ähnliche Dinge zu honorieren. Das schlägt inzwischen auch auf Deutschland nieder. Nicht nur in der Fachpresse.


    Wenn die Tageszeitung z.B. die schönsten Biergärten der Stadt mit ein paar Sonderseiten vorstellt, sind zumindest nach meinem Wissensstand in der Regel Druckkostenzuschüsse geflossen. Die Anfrage von Thalia überrascht mich daher noch nicht einmal...

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Zitat von "Kringel"

    Die Ziele, Strategien und Absichten der Verlage und Buchhandlungen sind mir nicht bekannt, ich kann nur vermuten, daß sie gewinnorientiert handeln.


    :confused: Aber hast du nicht gerade die "Politik der großen Verlage" kritisiert? Wie auch immer: Natürlich handeln sie gewinnorientiert, und etwas anderes kann man nicht erwarten. Dennoch gibt es in vielen Programmen auch Titel, von denen die Verlage wissen, dass sie ein Verkustgeschäft sein werden und die sie trotzdem machen. Die liegen nur meist leider wie Blei in den Regalen oder auf den Tischen.


    Zitat

    Andererseits: Man kann dem Konsumenten nicht vorwerfen, daß er das kauft, was ihm quasi aufgenötigt wird.


    Ich fang gleich an zu weinen ;-).


    Zitat

    Oder hast du in einem großen Buchladen schon je einen dieser großen Präsentationstische gesehen - mit etwas anderem als einem 08/15-Bestseller (Der Schwarm oder diese Dan Brown-Bücher) darauf? Es wäre Sache der Verlage, MEHR Mut zu haben und MEHR Neues zu fördern, und es wäre Sache der Buchhandlungen, diese Bücher entsprechend zu präsentieren, zu bewerben usw., damit sie auch an den Mann gebracht werden können.


    Ich weiß, dass es auch andere Büchertische gibt. Aber die Dekoration der Läden ist immer noch Sache der Buchhandlungen. Und die lassen sich zum Teil die prominenten Ausstellungsflächen bezahlen (gerade die großen). Ich kenne viele Buchhändler und auch viele Vertriebsmenschen in den Verlagen, die viel Idealismus an den Tag legen. Die Erfahrung zeigt aber: Kaufen will die Masse offenbar nur Bestimmtes.
    Und manche Reaktionen in dieser Diskussion zeigen ja auch, dass das gar nicht als problematisch oder gar bedenklich angesehen wird:

    Zitat von "Arjuna"

    Wird etwas schlechter je mehr Leute es lesen?


    Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Leute lesen in Massen Dinge, die aus ganz anderen Gründen einfach nicht gut sind.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Aber hast du nicht gerade die "Politik der großen Verlage" kritisiert?


    Der Satz beinhaltet natürlich Kritik, war aber eher als Verteidigung der Läden gemeint.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Natürlich handeln sie gewinnorientiert, und etwas anderes kann man nicht erwarten.


    Das ist zwar eigentlich eine Unterstellung, aber ich nehme an, daß es tatsächlich so ist.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Ich fang gleich an zu weinen ;-).


    Ich meine das ernst. Den Leuten gezielt den Mund für den letzten Mist wäßrig zu machen, obwohl man weiß, daß es Mist ist und daß man viel besseres (aber nicht so bekanntes) im Angebot hat - DAS sollte dich zu Tränen rühren. Gemeint sind damit sowohl Händler als auch Verlage.

  • Zitat von "Kringel"


    Der Satz beinhaltet natürlich Kritik, war aber eher als Verteidigung der Läden gemeint.


    Ich fragte mich eigentlich nur nach dem Zusammenhang mit dem, was du im vorletzten Posting gesagt hast:

    Zitat

    Die Ziele, Strategien und Absichten der Verlage und Buchhandlungen sind mir nicht bekannt


    Wie kannst du etwas kritisieren, was dir nicht bekannt ist?


    Zitat von "Bartlebooth"

    Natürlich handeln sie gewinnorientiert, und etwas anderes kann man nicht erwarten.


    Zitat von "Kringel"

    Das ist zwar eigentlich eine Unterstellung, aber ich nehme an, daß es tatsächlich so ist.


    Verlgae sind Wirtschaftsunternehmen, die Menschen beschäftigen, die von ihnen Geld bekommen. Es ist keine Unterstellung, dass sie gewinnorientiert arbeiten. Sie müssen das tun.


    Zitat von "Bartlebooth"

    Ich fang gleich an zu weinen ;-).


    Zitat von "Kringel"

    Ich meine das ernst. Den Leuten gezielt den Mund für den letzten Mist wäßrig zu machen, obwohl man weiß, daß es Mist ist und daß man viel besseres (aber nicht so bekanntes) im Angebot hat - DAS sollte dich zu Tränen rühren. Gemeint sind damit sowohl Händler als auch Verlage.


    Ich habe gerade versucht, das zu erklären. Ich bin kein Freund pauschaler kulturpessimistischer Rundumschläge. Ich weiß, dass Buchhändler Büchertische mit Hochwertigem aufgebaut haben, ich weiß dass Werbemittel für Anspruchsvolles aufgewendet worden sind. Ich weiß dass es oft nichts bringt, weil die Leute daran achtlos vorbeigehen und auf den neuen Bestseller zustürmen.
    Außerdem bin ich der Meinung, dass die Leute einen Kopf nicht nur dazu haben, damit es zwischen ihren Ohren nicht so leer aussieht.


    Herzlich, B.

  • Hallo Ihr Lieben!


    Ich möchte auch mal meinen Senf dazugeben - puh...das wird jetzt lang Leute! *G*


    Wie der ein oder andere weiß, bin ich ja Buchhändlerin und habe bis vor kurzem in einer kleinen Buchhandlung in einem Vorort von Dortmund gearbeitet und ich glaube aus verschiedenen Gründen, kann ich da ganz gut was zu sagen! :)


    Wir in Dortmund haben kaum noch Buchhandlungen, seitdem in der Innenstadt die Mayersche eröffnet hat. Zu allem Übel ist die Mayersche zudem letztes Jahr mit einer Filiale in unseren Vorort gekommen. Das war damals ein Novum, da die großen Ketten wie Thalia und Mayersche eigentlich nur in die Innenstädte gehen, weil sie nur dort auch große Häuser und entsprechend viele Kunden vorfinden.


    Als wir das erfahren haben, dass die Mayersche in unseren Vorort kommt, war das wie ein Schlag ins Gesicht. Absoluter Verdrängungsmechanismus. Aufgrund dessen habe ich übrigens im Frühjahr meinen Job verloren (ich hatte eine 3/4 Stelle), weil die Einnahmen einfach so zurückgegangen sind. Unsere Stammkunden sind uns zwar erhalten geblieben, aber wenn einfach 20 % der Kunden wegfallen, kann man es nicht schaffen. Nun hockt meine arme Chefin alleine in dem Laden und arbeitet sich kaputt.


    Ich denke, man muss die Sache von zwei Seiten sehen. Als Kunde sehe ich natürlich die große Vielfalt in so großen Läden wie Thalia, allerdings gibt es auch Kunden die aufgrund der Massen überfordert sind. Nicht alle finden das toll. Ich war vor zwei drei Jahren im Thalialaden in Krefeld (zur Gabaldon Signierstunde) und ganz ehrlich - ich fand es furchtbar. Diese riesigen Tische wo Du mit Dan Brown und Nora Roberts totgeschlagen wirst.


    Noch etwas zur breiten Masse. Ich kapiere nicht, warum man sich heutzutage immer noch für seinen Lesestoff rechtfertigen muss. Ich lese das, was mir Spaß macht und dabei ist es mir egal, ob dieses Buch ein Bestseller ist oder nicht. Natürlich wird man auf gutgehende Bücher leichter aufmerksam (Werbung, Mundpropaganda, etc.), aber ich lese auch Bücher von Kleinverlagen. Leider finden diese Verlage in wenigen Buchhandlungen Gehör. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich da in kleinen Buchhandlungen eher fündig werde, als in der Mayerschen in der Dortmunder Innenstadt. Vielleicht bin ich aber auch zu blöd die Bücher zu finden! *G*


    Für mich ist allerdings Bücherkauf auch etwas anderes, als nur in einen Laden zu gehen, mir ein Buch zu schnappen und zu bezahlen. In unserer kleinen Buchhandlung war es dermaßen schön. Du kennst die Kunden mit Namen, weißt wer gerade krank ist, schwanger ist, was weiß ich. Du kennst die Lesegewohnheiten. Ich hatte Kunden, für die habe ich ohne zu überlegen neu erschienende Bücher zurückgelegt, weil ich wußte, sie würden sie eh kaufen und die haben sich immer wie blöd gefreut, wenn sie kamen und ich ihnen den lang ersehnten neuen Patterson vor die Nase gehalten habe.
    Das alles habe ich in einer großen anonymen Buchhandlung absolut nicht. Von der Mayerschen weiß ich, das da fast nur Auszubildende rumrennen oder ganz junge Leute, die faktisch einfach noch nicht so viel gelesen haben können. Die Firmenphilosophie sagt - keinen einstellen über 30. Muss ich so was unterstützen? Ich finde, wenn man in so einem großen Kaufhaus ein Buch kauft, kann man direkt bei amazon bestellen. Die bieten wenigstens noch Kundenrenzensionen.


    Sicherlich ist das eine gefärbte Meinung, weil ich wie gesagt lange in einem kleinen Buchladen gearbeitet habe und einfach weiß, wenn man einmal in seinem Leben eine gute Buchhandlung gefunden hat, dann weiß man die Atmosphäre und die Beratung dort einfach zu schätzen.


    Man muss es sagen wie es ist, für die Mayersche und Thalia ist das Buch nur eine Ware, aber man muss sich doch mal fragen was ist ein Buch? Wieso haben wir bei Büchern nur 7 % Mehrwertsteuer? Eben - weil es Kulturgut ist.


    In den Großstädten haben so große Buchhandlungen sicher ihre Berechtigung, warum sie allerdings die kleinen Buchhandlungen jetzt sogar aus den Vororten verjagen ist mir schleierhaft. Kapitalismus, ahoi! *G*


    Was die Verlage angeht. Die meisten Verlage haben eine Mischkalkulation. Sprich, die großen Renner wie Dan Brown sorgen dafür, dass man auch neue Autoren und Nischenprodukte platzieren kann. Allerdings gibt es da auch deutliche Unterschiede. Was mich einfach stört, dass viele Verlage wie z.B. Heyne und Blanvalet die Neuerscheinungen rauswerfen und nach zwei Monaten findet man sie schon auf dem Remi-Tisch. Ist das Sinn der Sache? Fragt Euch doch mal, warum man auf Remitischen nie Diogenes-Bücher findet. Eben, weil sie ihre Backlist pflegen. Dort bekommen man nach Jahren noch ältere Bücher. Wenn man bei Blanvalet eine laufende Serie anfängt, muss man meist die älteren Titel mühsam antiquarisch suchen.


    Sicher, die wollen alle Geld verdienen und das ist auch gut so. Ich finde es auch nicht verwerflich Bestseller zu produzieren und ich lese sie auch, wenn sie mich interessieren, aber die Verlage müssten eigentlich ihre Neuerscheinungen ein wenig reduzieren. Die ballenn sich gegenseitig so zu - kein Wunder, dass das Meiste auf dem Remitisch landet.


    Apropos Remitische. Die kleinen Buchhandlungen haben leider keine Möglichkeiten solche Remitische anzubieten. Du musst die Bücher in solchen Massen ordern, dass Du sie weder bezahlen, noch lagern kannst. Da gucken wir leider in die Röhre. Im Übrigen, was die großen Buchhandlungen als Remis verkaufen ist eine Schande. Oft teilweise fast nagelneue HCs und TBs. Wer kann da noch von den Kunden erwarten, dass sie bereit sind gutes Geld für ein Buch zu bezahlen. Vor allen Dingen wenn man dann noch die momentanen Billig-Editionen bedenkt (Bild, Stern, FAZ). Versuch mal einem Kunden klar zu machen, warum ein gebundenes Buch der FAZ 4,99 Euro kostet, aber der neue Gabaldon 24,90 Euro. Sicher die Bücher aus den Editionen sind alte Titel, die in Lizenz vertrieben werden, aber die meisten Kunden wissen das nicht.


    Ich denke, wir in den Bücherforen dürfen uns sowieso nicht als normale Käufer ansehen. Wir sind ohnehin besser informiert, lesen viel mehr als die meisten Deutschen und haben diese Foren hier zum Austausch.


    So - war lang, ich weiß! *G*


    Liebe Grüße,
    Steffi


    P.S. Was mir gerade noch eingefallen ist. Die großen Buchhandelsketten üben extrem großen Druck auf die Verlage auf. Ich könnte Euch sagen von Vertretern erzählen...die verlangen teilweise über 50 % Rabatt. Man sieht ja auch am Beispiel von Diogenes und amazon wozu das führen kann!!!

  • Hallo Steffi,


    vielen Dank für Deinen tollen Beitrag. Nur auf zwei Dinge möchte ich kurz eigehen.


    Zitat von "Steffi (Bücherkiste)"

    Hallo Ihr Lieben!


    Ich finde, wenn man in so einem großen Kaufhaus ein Buch kauft, kann man direkt bei amazon bestellen. Die bieten wenigstens noch Kundenrenzensionen.


    Hier bin ich nicht Deiner Meinung. Die großen Buchkaufhäuser bieten zumindest Bestellung zur Ansicht und Arbeitsplätze vor Ort!


    Zitat von "Steffi (Bücherkiste)"


    P.S. Was mir gerade noch eingefallen ist. Die großen Buchhandelsketten üben extrem großen Druck auf die Verlage auf. Ich könnte Euch sagen von Vertretern erzählen...die verlangen teilweise über 50 % Rabatt. Man sieht ja auch am Beispiel von Diogenes und amazon wozu das führen kann!!!


    Ja, aber vermutlich ist diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten.


    Schöne Grüße, Thomas