José Saramago - Der Doppelgänger

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 10.535 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von creative.

  • Hallo!


    3498063731.03.MZZZZZZZ.jpg


    Inhalt:
    Ein Mann sieht sich plötzllich mit einem perfekten Double seiner selbst konfrontiert. Dieses Ereignis wirft ihn völlig aus der Bahn und verändert sein Leben von Grund auf.


    Teilnehmer:


    Saltanah
    wolves
    creative
    bröckchen
    Weratundrina
    dubh
    Ulrike


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallihallo,


    bin mittlerweile auf Seite 35 angelangt und bislang gefällt mir Der Doppelgänger recht gut! Allerdings ist es wie bei wahrscheinlich jedem Saramago anfangs etwas einlese-bedürftig... Z.B. die Gespräche mit Tertuliano Máximo Afonsos Mathematikkollege: sie finden halt nicht in direkter Rede statt, sondern "laufen" nebenher - was mit der Großschreibung zuerst etwas verwirrt.
    Apropos unsere Hauptfigur: kann jemand nachvollziehen inwiefern der Name Tertuliano hämisch-kränkend ausgesprochen werden kann? Verbindet man etwas mit dem anders ausgesprochenen Wort oder war es einfach nur auf den eigentümlichen -und somit peinlichen- Namen ansich gemünzt?!


    Naja, jedenfalls muss ich mich schon etwas konzentrieren um gut reinzukommen... Und wenn mein Nachbar über mir jetzt bald mal mit Bohren, Hämmern und Sägen fertig ist, wäre das dem Ganzen bestimmt sehr zuträglich! :grmpf:
    Ansonsten versumpf ich hier möglicherweise im Forum... :rollen:


    Seid ihr denn schon weit gekommen?


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zitat von "dubh"

    Apropos unsere Hauptfigur: kann jemand nachvollziehen inwiefern der Name Tertuliano hämisch-kränkend ausgesprochen werden kann? Verbindet man etwas mit dem anders ausgesprochenen Wort oder war es einfach nur auf den eigentümlichen -und somit peinlichen- Namen ansich gemünzt?!


    Hallo :winken:


    Ich lese hier zwar nicht mit. Habe aber trotzdem mal eben hier reingeschaut.
    Und bin natürlich gleich über deine Frage gestolpert. Man Mann ist leider im Moment nicht da,(denke aber, dass es sich wohl eher um ein portugiesisches Wort und nicht brasilianisch portugiesisches Wort handelt) also habe ich mal mein Wörterbuch bemüht.


    Tertuliano scheint eine Vermännlichung von dem Wort "tertúlia" zu sein.
    "tertúlia" bedeutet (Familien) Kränzchen, aber auch (literarischer) Stammtisch und Gesellschaft.
    Es werden, besonders in Brasilien, gerne aus irgendwelchen Worten die nichts mit Vornamen zu tun haben, welche gemacht.-Vielleicht haben die Brasilianer das ja von den Portugiesen :zwinker: .


    Tertúlia =weiblicher Vorname, weil mit a am Ende
    Tertúlio oder Tertúliano = männlicher Vorname, weil mit o am Ende.


    Die Betonung liegt dann wohl auf dem ú wenn man den Namen hämisch-kränkend aussprechen will.


    äh....habe ich micht jetzt verständlich ausgedrückt?


    Also, aus "Tertuliano" wird "Tertúliano" bei der Aussprache gemacht, um ihn zu kränken.


    LG
    Flor

  • Hallo Flor,


    vielen Dank für Deine Erklärung! Das nenne ich eine 1A-Aufklärung, mit der ich gar nicht so schnell gerechnet hätte... (Allerdings ist es auch doof, dass ich nicht direkt darauf gekommen bin Dich zu fragen! Also: richtig toll, dass Du hier vorbeigeschaut hast!)


    Zitat von "Flor"

    Es werden, besonders in Brasilien, gerne aus irgendwelchen Worten die nichts mit Vornamen zu tun haben, welche gemacht.-Vielleicht haben die Brasilianer das ja von den Portugiesen :zwinker: .


    Ui, das kann aber ganz schön fies werden... :entsetzt:
    Ich mein, mein Vorname bedeutet auch etwas (im Hebräischen Reh und im Aramäischen Gazelle) - aber ich möchte nicht Kränzchen oder Stammtisch heissen! :rollen: Oder wie das Töchterchen einer bekannten Schauspielerin und eines gekannten Bandleaders: Apple! Mir wäre das ein Leben lang peinlich...


    Lieben Dank nochmal, Flor! :blume:
    Und viele Grüße nach Brasilien
    dubh (oder im "echten" Leben Tabea)

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Das war ja eine tolle Erklärung von Flor. Danke auch von mir :winken:


    Ich lese die Taschenbuchausgabe von Rowohlt in der Übersetzung von Marianne Gareis und bin jetzt auf Seite 30/383 angelangt.
    Mir geht es so wie dubh. Die Art wie Saramago schreibt, so fast ohne Abschnitte oder das "nebenher laufen" von Gesprächen, ist für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auch solche Sätze wie

    Zitat von "Seite 22/383"

    "Der Titel, das besagte Wer Streitet, Tötet, Jagt, war eine dieser billigen Metaphern à la Weiß ist, was die Henne legt, Jagd, Jäger und Gejagte sah man in der ganzen Geschichte überhaupt nicht, die Handlung beschränkt...."


    sind nicht wirklich für mich verständlich.


    Ich stelle mir das übrigens ziemlich heftig vor, wenn man wie Afonso, so ganz zufällig in einem Film, einen Nebendarsteller sieht, der einem zum Verwechseln ähnlich sieht.

  • Hallo :winken:


    Schön das ich helfen konnte.
    Ja einige Eltern lieben ihre Kinder eben besonders :zwinker:


    Ich hatte mir auch überlegt bei dieser Runde mitzumachen. Deshalb hatte ich die portugiesische Ausgabe mal angelesen, aber gar nichts kapiert :sauer:


    Jetzt mit dem Textauszug von Wolves muss ich sagen, dass ich es auch auf Deutsch nicht kapier.


    Naja, viel Spaß noch für Euch. :breitgrins:


    LG
    Flor

  • Ich stosse etwas später zu Euch, ich lese doch erst den Wächter aus, sonst ist mir das zu viel. Ich hoffe, ich werd heut abend noch fertig! :winken:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Tja, ich wollte heute eigentlich den gesamten Nachmittag lesen, bin aber leider auf dem Sofa eingepennt :redface: .
    Immerhin bin ich bis S. 26/285 gekommen. Da ich wieder eine schwedische Übersetzung lese, stimmen meine Seitenzahlen leider ganz und gar nicht mit euren überein, aber ich hoffe, wir verstehen trotzdem so ungefähr, wo die anderen jeweils sind.


    Oh ja - der Stil. Jedesmal der gleiche Schock, wenn ich mit einem Buch von Saramago anfange. Trotzdem lese ich ihn sehr gern, und nach einer kurzen Anfangsphase lässt er sich dann normalerweise doch recht gut lesen. Ich kann schon verstehen, Flor, dass du dich da auf portugiesisch nicht rantraust. Schade ist das aber trotzdem, denn dann hätten wir dich immer fragen können, was da eigentlich im Original steht.
    Danke für die Namensaufklärung; ich hatte vermutet, es wäre einfach ein vollkommen "outer" Name, einer, der zu einer ganz anderen Generation passt. Außerdem gibt es da noch den Tertullian, einen Kirchenschriftsteller aus den Anfängen der christlichen Kirche. Laut Wikipedia bedeutet sein Name Dreimal im Käfig.


    Eine meiner Fragen hat Wolves schon beantwortet: ich war nämlich am überlegen, wie der Film wohl auf deutsch heißen könnte. Auf schwedisch heißt er Trägen vinner, ein Sprichwort mit etwa der Bedeutung Der Ausdauernde gewinnt. Da würde ich auch gerne wissen, wie wohl der Originaltitel lautet.


    Wie gefällt euch Tertuliano? Ich mag ihn recht gern, obwohl er ja nun wirklich kein gewöhnlicher "Romanheld" ist. Sehr überrascht hat mich sein Alter. Ich hatte ihn mir als Mitte bis Ende 50 vorgestellt, dabei ist er erst Ende 30! Psychisch scheint es ihm ja gar nicht gut zu gehen. Eine latente Depression, die ihm jede Lebensfreude nimmt, keine Freunde (so weit bisher bekannt), keine Familie und auch kein Job, der ihm Spaß macht ("die Geschichte, die seine Zuflucht hätte sein können, sieht er seit langem als sinnlöse Mühe und einen Anfang ohne Ende. (1. Seite)) - armer, vereinsamter Mensch!
    Der Schock, sich selbst im Film zu sehen, könnte für ihn die Chance bedeuten, sein Leben doch noch zu einem sinnvollen werden zu lassen.


    Der Vergleich des Geschichtsunterrichts mit einem Bonsaibaum hat mir sehr gut gefallen. Diesen Eindruck hatte ich in der Schule oft: es gilt nicht, möglichst umfassendes Wissen zu erwerben, geschweige denn selbst zu denken, nein, die Hauptsache ist, genau das wiederzukäuen, was der Lehrer vorgekäut hat. Aus dem riesigen Feld der Geschichte bleibt so nur ein mageres Gerüst, dessen hauptsächliche Bestandteile Namen und Jahreszahlen sind. Brrrh!


    So, jetzt lese ich erst mal was unterhaltsames, leichtes, und morgen geht es mit dem Doppelgänger weiter.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo ich nochmal


    Saltanah
    Der Originaltitel des Films ist "Quem Porfia Mata Caca" :breitgrins:


    Wolves hat geschrieben "Wer Streitet, Tötet, Jagt. Das ist so wortwörtlich übersetzt, aber der Sinn?
    Macht mich etwas stutzig, weil im portugiesischen keine Kommas dazwischen sind.
    Allerdings könnte es auch anders heißen, weil "Caca" bedeutet auch das Wild.


    "Porfia" bedeutet "Streit" aber auch "Beharrlichkeit/Hartnäckigkeit.


    Also "Wer hartnäckig/beharrlich ist tötet Wild" oder "Hartnäckigkeit/Beharrlichkeit tötet Wild.
    Würde ich sagen.
    Soll dann wohl bedeuten, um es mit der schwedischen Übersetzung zu halten "Der Ausdauernde gewinnt, alles klar.....nein?...... mir auch nicht :bang::breitgrins:


    Mein Mann rafft auch nichts mehr. :rollen:
    Es gibt übrigens das ganze erste Kapitel im Internet zu lesen.


    LG
    Flor, die jetzt auch Lust bekommt mitzumachen aber neu ist mir das Buch einfach zu teuer und gebraucht werde ich es wohl so auf die Schnelle nicht finden.

  • Flor: Das wäre ja super wenn du doch noch mitlesen würdest. :knuddel: Vielleicht findest du ja nächste Woche eine gebrauchte Ausgabe?
    Deine Ausführungen haben mir den Titel des Filmes verständlicher gebracht und bringt mir mehr Sinn im Bezug zum Buch.

  • Na, kommt ihr seid Ihr schon weiter? Heute hab ich irgendwie nicht so richtige Leselust entwickelt und bin nur ein paar Seiten vorangekrochen... Leider werde ich gerade nicht so wirklich warm mit dem Buch. :schulterzuck:
    Liegt wahrscheinlich an meiner Stimmung! :bang:


    Nun auf aufmunternde, mitreissende Beiträge hoffend:
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo,


    ob mein Beitrag jetzt aufmunternd oder mitreißend wird, kann ich nicht beurteilen. :zwinker:


    Ich bin jetzt auf Seite 91/383 angelangt und habe mich in den Schreibstil von Saramago "einlesen" können.


    Um auf die Frage von Saltanah zurückzukommen:

    Zitat

    Wie gefällt euch Tertuliano?


    Ja, mir gefällt er auch, zumindest bis jetzt. Das Entdecken seines Doppelgängers hat ihn ziemlich in Bewegung gebracht und aus seiner Lethargie herausgerissen. Wirklich kaum zu glauben, dass er Ende 30 sein soll.


    Interessant fand ich Samargos Überlegungen zu Wörtern. Wieviel Arbeit es war, diese Vokabeln zu erfinden, dass man sie auch wirklich brauchte, dass man zu einer Übereinkunft über die Bedeutung ihrer unmittelbaren Auswirkungen erlangen musste usw..


    Etwas feige fand ich Tertuliano allerdings als er

    Zitat

    sich nicht traute, seiner Freundin zu sagen, dass er ihre Beziehung als beendet sieht. Nur auf den Anrufbeantworter zu sprechen, fand ich nicht sehr angebracht. Aber er hatte ja auch nicht seine Ehe als gescheitert gesehen, sondern seine Frau hat letztendlich den Mut aufgebracht, ihre Ehe zu beenden. Scheint also ein Problem von ihm zu sein.


    Jetzt werde ich auch noch ein wenig Fernseh gucken. Ich wünsch euch noch einen schönen Abend :winken:

  • Mir gefällt's gut, obwohl auch ich heute nicht besonders viel gelesen habe. Das lag allerdings an dem endliche wieder besseren Wetter, das mich erst zu einem langen Spaziergang und dann zum Bepflanzen meines Balkons "zwang". Die hiesige Jahreszeit nennt sich "mellan hägg och syrén" ("zwischen Traubenkirsche und Flieder"). Die Traubenkirschen stehen in voller Blüte, der Flieder wird in den nächsten Tagen aufgehen - wunderbar!


    Nun zum Buch:
    Mir gefallen die Stellen, in denen Saramago die Erzählung durch Kommentare unterbricht, in denen er die Voraussetzungen für einen Roman nach den Regeln der Kunst diskutiert.


    Tertulianos Zwiegespräch mit seinem gesunden Menschenverstand (S. 28/285), der nur leider meist zu spät eingesetzt wird, brachte mich zum Lachen, und auch die Szene, in der Saramago die "Unter"- oder sind es auf deutsch "Neben"gesten erwähnt, die neben den Hauptgesten andere Botschaften vermitteln, ist interessant. Überhaupt handelt viel im Buch von Kommunikation und deren Regeln.


    In meinem Buch hat Tertuliano gerade weitere Videofilme des gleichen Produzenten geliehen, vermutlich um seinen Doppelgänger in anderen, vielleicht größeren Rollen zu finden und so seinen Namen herauszufinden.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo liebe Leserunde!


    Ich habe aufgrund von Parallelliteratur - erst heute angefangen und gleich in einem Rutsch die 30 Seiten gelesen.


    Ich hatte mit dem Stil überhaupt keine Probleme, die Darstellung des Gespräches mit seinem Kollegen zwar gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich verständlich. Ich war sofort dabei, das Buch sprach mich von der ersten Seite an gleich an. :smile:


    Den Protagonisten mag ich auch und ich fand einige Stellen wirklich schon zum Schmunzeln.
    - Als er heimkam, bewaffnet mit Film und Schulheften (=Abendbeschäftigung, die er sich vorgenommen hat), und dann beides liegen lässt und lesen gehen will :zwinker: .
    - Die Szene vor dem Kühlschrank, wie er mit einem Auszählreim sein Abendessen bestimmt! :smile:


    Wie gesagt, sind meine esten Eindrücke von Saramago (es ist mein erster) durchaus positiv!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Das Buch gefällt mir richtig gut und ich bin jetzt auf Seite 107/383.


    Wunderbar die Ausführung auf Seite 101/383 darüber wie Traditionen, Sitte und Gebräuche die brillantesten und innovativsten Ideen erdrücken können.


    Tertuliano hat nach einer längeren Sichtung der Videos irgendwann Mitleid mit seinem Doppelgänger, der ja "nur" Schauspieler geworden ist, der in Nebenrollen spielt. Und dann kommt wieder eine dieser genialen Zwiegespräche mit seinem gesunden Menschenverstand: er hätte ja etwas verpaßt, weil er kein Schauspieler geworden ist, außerdem wäre ja auch sein Name nicht gerade medientauglich.


    Irgendwann kommt Tertuliano auf die Idee direkt bei der Produktionsfirma nach dem Namen des Schauspielers zu fragen, doch dann verwirft er wieder diesen Gedanken. Er will an den Schauspieler herankommen, ohne dass jemand davon erfährt oder dass er (der Schauspieler) Verdacht schöpft.
    Wobei ich mich frage, was will Tertuliano damit bezwecken. Was wäre so dramatisch, wenn der Schauspieler von jemand hört, der nach ihm sucht. Es könnte ja jemand sein, der Interesse daran hat, ihn für seinen Film einzusetzen. Oder weiß Tertuliano eigentlich noch gar nicht, was er machen wird, wenn er weiß wer sein Doppelgänger ist und noch etwas Zeit schinden möchte.

  • Hallo!


    Lesbarkeit
    <i>Der Doppelgänger</i> ist nach <i>Stadt der Blinden</i> mein 2. Buch von José Saramago. <i>Stadt der Blinden</i> habe ich damals als schwer zu lesen und recht bedrückend empfunden und mit entsprechenden Erwartungen habe ich <i>Der Doppelgänger</i> begonnen und wurde angenehm überrascht. Als ich mich erst einmal an die Abtrennung der direkten Rede durch Kommata gewöhnt hatte, fand ich es flüssig zu lesen. Dennoch muss man sich beim Lesen stark konzentrieren, um den Faden innerhalb der Kapitel nicht zu verlieren. Mit ca. 20 Seiten sind die Kapitel jedoch recht kurz.


    Inhalt
    Der Protagonist, Tertuliano Máximo Afonso entdeckt in einem Video, das ihm von einem Arbeitskollegen empfohlen wird, einen Nebendarsteller, der ihm aufs Haar gleicht. Tief berührt beginnt mit der Suche nach diesem Mann.


    Mein Eindruck
    Mir kommt es so vor, als wird der Protagonist zum ersten Mal seit langer Zeit aktiv. Sein Leben plätscherte bisher so dahin. Er hat eine Ehe geführt, von der er nicht mehr weiß, wie es dazukam. Er führt eine Beziehung, die er beenden will, aber den richtigen Zeitpunkt nicht findet. Jeden Tag geht er als Geschichtslehrer zur Schule, äußert auf den Konferenzen immer die gleichen Thesen. In seinem Leben tut sich nichts. Er tritt auf der Stelle.


    Dann sieht er diesen Film und wird aktiv, sieht sich alle Filme der Produktionsfirma an, erstellt Listen. Er entwickelt eine Strategie, die er konsequent verfolgt bis er letztlich Namen und Adresse dieses Doppelgängers herausfindet.


    Hinter dieser Geschichte steckt die grundsätzliche Frage nach der Einzigartigkeit eines Menschen auf der Erde. Ich habe mich gefragt, wie ich wohl in der gleichen Situation reagieren würde.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Wird diese Person ihm mehr als nur äußerlich ähnlich sein? Wie wird er sich verhalten, sie ansprechen?


    Viele Grüße
    Ulrike

  • Ich bin jetzt auf S. 116/285.


    Ich muss sagen, seit Tertulianos Freundin aufgetaucht ist, kann ich ihn nicht mehr leiden! Erst war ich über ihre bloße Existenz schockiert, sie passte nicht recht in mein Bicld von ihm als sehr isoliertem Menschen. Allerdings kann man ja auch nicht behaupten, dass eine größere Nähe zwischen ihnen existieren würde. Er will eigentlich Schluss machen, weiß nicht recht, wie er das anstellen soll :rollen: , und fängt dann doch glatt an, sie in seinen Nachforschungen zu benutzen, ohne ihr irgendetwas von dem umstürzendsten Erlebnis seines Lebens zu erzählen :grmpf: , wodurch sie sich doch wieder Hoffnungen über eine Fortsetzung ihres Verhältnisses macht. Er wird zum Heuchler, gar nicht nett!


    Irgendwie muss ich leider sagen, dass ich von dem Buch nicht so ganz angetan bin. Ich lese es gerne, habe aber das Gefühl, dass es etwas auf der Stelle tritt. Mir werden zu viele Einzelheiten von Tertulianos Verhalten geschildert, die mir ziemlich belanglos vorkommen. Ich würde statt dessen gerne mehr über sein Innenleben erfahren. Trotzdem: schlecht ist es nicht, und ich werde selbstverständlich weiterlesen, allerdings arbeitsbedingt eher langsam.


    Auf des erste Treffen mit seinem Doppelgänger bin ich sehr gespannt. Mal schauen, ob es zwischen denen beiden zu ehrlicherer Kommunikation kommt, als zwischen ihm und Maria da Paz.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin auf Seite 162/383.


    Mir geht es genauso wie Saltanah. Tertuliano wurde mir direkt unsympathisch, als er seine Beziehung zu seiner Freundin Maria da Paz nicht ehrlich beenden wollte, sondern sie nur für seine Suche nach seinem Doppelgänger ausnutzt. Das er ihr nichts über seine Entdeckung seines Doppelgängers erzählen will, fand ich ziemlich feige von ihm.
    Ich bin auch schon schwer darauf gespannt, was Tertuliano dann machen wird, wenn er auf seinen Doppelgänger trifft.
    Bis jetzt stören mich die Einzelheiten von Tertulianos Verhalten noch nicht sonderlich, mal sehen wie es noch wird.

  • Hallo!


    Ich hinke wohl etwas nach (bin jetzt auf Seite 107/382), setze aber alle Hoffnungen in das bevorstehende, verregnete, Wochennede!


    Zitat von "Saltanah"


    Wie gefällt euch Tertuliano?


    Also ich mag ihn nicht so recht. Beim Alter muss ich euch zustimmen, er wirkt viel älter. Er ist für mich lasch, passiv, selbstgerecht und furchtbar feige. Er lässt alles auf sich zukommen, sucht für sich selber immer irgendwelche Ausreden, dass er dieses und jenes nicht machen muss, überlässt die Entscheidungen anderen. Ich glaube, ich würde ihn an meiner Seite nicht aushalten.


    Zitat von "Saltanah"


    Überhaupt handelt viel im Buch von Kommunikation und deren Regeln.


    Das ist mir auch schon aufgefallen. Sei es Smalltalk, sei es die Herkunft von Wörtern (bei mir schlug er gerade die Enzyklopädie auf, um nach dem Begriff "Stachelrochen" zu suchen), sei es die übertriebene Freundlichkeit des Video-Verkäufers, der darin eigentlich nur Bares sieht, die Kommunikationsszenen werden sehr detailreich und genau beschrieben.


    Die Detailgenauigkeit in diesem Buch nervt mich an manchen Stellen ein bisschen, aber ansonsten bin ich schon sehr zufrieden mit unserer Buchwahl!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Wie findet ihr eigentlich die Erzähl-Perspektive?


    Ich finde sie echt klasse, obwohl man sich doch sehr konzentrieren muss. Grundsätzlich ist es aus der Sicht des Tertuliano geschrieben, doch die Kombination mit dem Kommentar eines Außenstehenden finde ich echt gelungen! :smile:

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative