Patricia Highsmith - Der talentierte Mr. Ripley

Es gibt 67 Antworten in diesem Thema, welches 15.584 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Weratundrina.

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    Hallo ihr Lieben,


    Heute startet die Leserunde zu "Der talentierte Mr. Ripley". Viel Spaß!


    Inhalt:


    Ohne dass er so recht weiß, wie ihm geschieht, kommt Tom Ripley auf einen Schlag zu einer Menge Geld. Eigentlich hat Tom das Geld vom reichen Mr. Greenleaf bekommen, um dessen Sohn Richard, den Tom flüchtig kennt, nach Amerika zurückzuholen.


    Doch als Tom in Italien ankommt, wo sich der Millionärssohn einem bohemienhaften Lebenswandel hingibt, überlegt er es sich anders. Er zögert die Botschaft hinaus, dass er Richard gefunden hat, vertröstet Mr. Greenleaf immer wieder und verprasst in der Zwischenzeit dessen Geld. Er schleicht sich ins Vertrauen von Richard und dessen Freundin, zieht zu ihnen ins Haus und teilt ihr mondänes Leben. Doch nachdem ihn der enttäuschte Mr. Greenleaf von seinem Detektivjob entbunden hat, geht ihm langsam das Geld aus. Tom muss handeln.


    Angemeldet zur Leserunde hatten sich:


    tina
    Germa
    Weratundrina
    Bettina
    Saltanah (?)
    fairy
    Kirsten
    Flor
    Juni
    Papyrus
    *Sternenstauner*
    Sunflower79


    Meine obligatorischen Sätze:


    Eine kurze Bitte: Damit das ein bißchen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge (ich nehme mich davon nicht aus :breitgrins:)


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hi,



    ich habe heute angefangen zu lesen. ich kann noch nicht allzuviel sagen, da ich erst die ersten drei Kapitel gelesen habe, aber es macht jetzt schon neugierig weiterzulesen und es gefällt mir. Es fällt mir jedoch meist etwas schwer, ein Buch richtig aufzunehmen, wenn ich nicht weiß in welcher Zeit das Buch spielt. Da mag zwar unrelevant für die Handlung sein, aber ich brauche das immer um mir die Umgebung der Protagonisten vorstellen zu können. Weiß jemand von Euch, wann das Buch spielt?


    Tina

  • Tina:
    Das Buch ist 1955 erschienen und ich denke, dass es auch zu der Zeit spielt.
    Mir ist das Wann und Wo in Büchern auch immer sehr wichtig.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe traditionell *g* mit dem ersten Kapitel angefangen und dem Querlesen vom Anhang.


    Mein Exemplar ist von Diogenes und laut Anhang ist es die erste vollständige Übersetzung des amerikanischen Originals, "unter Berücksichtigung einer von der Autorin 1991 anlässlich eines Reprints der Penguin-Taschenbuchausgabe vorgenommenen inhaltlichen Berichtigung am Schluss des 23. Kapitels".


    Den Start fand ich insofern gut, weil Ripley bereits da als kriminell vorgestellt wird; offensichtlich hat er Diebstahl oder Betrug hinter sich und fürchtet, dafür verhaftet zu werden. Der nette junge Mann, der erst noch kriminell wird, ist er jedenfalls nicht.


    Was mich aber verwirrte, war die Aussage, er sei für die Steuerbehörde zuständig und zwei Seiten weiter rekapitulierte er die mögliche Europareise mit dem Argument, er habe derzeit ohnehin keine Tätigkeit. Kann ich mir nur damit erklären, dass er die Steuerbehörde, seinen aktuellen Arbeitgeber, irgendwie betrogen hat.

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  • Ich lese die Lizenzausgabe für die SZ, mit der Info "Der vorliegenden Ausgabe liegt die Textfassung der 2002 im Diogenes Verlag erschienen deutschsprachigen Erstausgabe zugrunde".


    Ich bin gerade im 3. Kapitel und kann mich Bettina nur anschließen, es schweben immer noch 3 Fragen über der Figur von Mr. Ripley:
    Wieso? Weshalb? Warum?


    Interessant finde ich, dass das Original von 1955 ist, denn altbacken wirkt es auf mich nicht, und der 2. Teil erst 1970 erschien. P. Highsmith hatte wohl erst nicht die Absicht einen Mehrteiler zu schreiben.


    Ich habe übrigens nicht die Verfilmung mit Matt Damon gesehen, aber der Film mit Alain Delon spukt schon ein wenig durch mein Hirn wenn ich dieses Buch lese. Mal schaun wie es weiter geht...

  • Ich habe nun Kapitel 6 (bis Seite 47) beendet und bin irgendwie faziniert von der Figur Tom Ripley. Er ist oberflächlich, arrogant, labil, teilweise naiv, aber auch sensibel. Freunde hat er keine, bis auf eine weibliche Ausnahme. Woran dies nun liegt hoffe ich noch heraus zu finden.


    Allerdings weiß ich nicht ob ich ihm das Verhalten seiner Tante ihm gegenüber glauben soll, wo er doch immer wieder Geschichten erfindet, warum also nicht auch hier?


    Sehr naiv sind aber auch die Eheleute Greenleaf, kennen Tom kaum und finanzieren ihm die Überfahrt nach Europa um ihren Sohn zu finden.

  • Ich kann auch Monologe halten :breitgrins:


    Zitat von "Spoiler bis Seite 153"

    :entsetzt: Ich bin entsetzt. Unser Freund Tom ist doch eine sehr kranke Figur. Mord aus Habgier wäre hier deutlich untertrieben. Da bringt er Dickie um und will sich dessen Leben wie einen neuen Anzug überziehen.
    Dass Dickie begann sich von Tom zu distanzieren ist sehr gut zu verstehen. Ich würde auch befremdlich reagieren wenn eine mir erst seit ca. 5 Wochen bekannte Person plötzlich heimlich meine Klamotten anzieht.


    Der Erzählstil von P. Highsmith gefällt mir ausgesprochen gut. Sachlich, nüchtern und ohne Wertung. Das Grauen erhält so eine ganz neue Fazination und der Leser ist mit seinen Gefühlen ganz auf sich gestellt. Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht.


    Die Beschreibung des süßen Lebens in Italien gefällt mir mehr als gut. Da kann man richtig Sehnsucht bekommen. Auf schönes Wetter, Strand und gutes Essen.


    Interessant finde ich aber die Trinkgewohnheiten. Da werden zu allen Gelegenheiten Cocktails und Martinis getrunken, heute findet man die Lässigkeit doch eher in einem Tropfen Wein, oder irre ich?

  • Hi,


    ich habe bis Kapitel 8 gelesen und komme momentan nur sehr langsam vorran, da ich noch Besuch habe und demzufolge nicht so viel lesen kann, was ich sich aber Anfang nächster Woche ändern wird.
    Tom Ripley ist eine merkwürdige Figur. Irgendwie wirk er auf mich sehr neutral, denn ich finde ihn weder sympathisch noch extrem unsympathisch. Ich kann ihn überhaupt nicht einschätzen, außer daß man relativ schnell erkennt, daß er dem kriminellen nicht ganz abgeneigt ist.
    Die Eltern mögen vielleicht naiv erscheinen, aber wenn die Mutter schwer krank ist und das die einzig Hoffnung ist, denn Sohn noch einmal zu sehen warum nicht. Geldnöte scheinen sie ja nicht zu haben, so daß die Auslagen die sie für Tom haben keine große Belastung sind und sehr wahrscheinlich die einzige Hoffnung. Trotzdem empfinde ich es als merkwürdig, jemanden in einem fremden Land zu besuchen, den ich eigentlich nicht kenne oder nur ganz oberflächlich.
    Ansonsten ist das Buch sehr bildlich geschrieben, so daß ich sehr gut die Umgebung vor augen habe, zumal ich schon einmal in Neapel und Sorrent war, wenn es auch schon einige Jahre her ist.


    Tina

  • Wie bereits im Leserunden- und Leseblockadenthread erklärt - ich komme den Leserunden nicht mehr hinterher und mag mich nicht mehr unter Druck setzen lassen. Tut mir leid. :sauer:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Zitat von "Weratundrina"

    Wie bereits im Leserunden- und Leseblockadenthread erklärt - ich komme den Leserunden nicht mehr hinterher...


    Schade. Aber hol' erst mal tief Luft, denn Hobbies müssen Spaß machen. Die Leselust kommt ja auch wieder. Ich werde bei dieser LR etwas hinken, also auch nicht so perfekt posten können, wie sonst.

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  • Hallo!


    Ich werde mich auch abmelden müssen, wie auch leider aus anderen Leserunden, da es Probleme mit meiner Kreditkarte gab und ich 6 Wochen :entsetzt: auf eine neue warten musste. Habe es also einfach nicht geschafft mir das Buch rechtzeitig zu bestellen. :sauer:


    LG
    Flor

  • Zitat von "Papyrus"

    Ich habe nun Kapitel 6 beendet und bin irgendwie faziniert von der Figur Tom Ripley. Er ist oberflächlich, arrogant, labil, teilweise naiv, aber auch sensibel.


    An dieser Stelle bin ich auch - allerdings fehlt mir die Faszination für Tom völlig. Ich empfinde ihn als verantwortungslos, zum einen anderen gegenüber, zum anderen aber auch sich selbst gegenüber. Ganz am Ende von Kapitel 6 kommt dann plötzlich der Kommentar, er trage die Verantwortung für die Zukunft von sich selbst. Bisher tat er das jedenfalls nicht. Er findet selbst, dass er nichts durchgezogen hat, um zu etwas zu kommen.


    Tom will aus seiner Welt raus, findet alle, die ihn umgeben, "minderwertig" und seiner nicht würdig. Bisher aber hat er keine Chance wahrgenommen und konsequent verfolgt, um seine Situation zu verbessern. Eigentlich war er Teil genau der Welt, die er so verflucht.


    Bisher kann ich nicht verstehen, warum in den Kritiken zum Roman steht, dass Tom charismatisch ist, charmant und dass man mit ihm fiebert, ob seine krummen Touren erfolgreich sind. Das war auch der Grund, warum ich den Roman beim ersten Anlauf vor ungefähr einem Jahr weggelegt habe. Vermutlich habe ich aufgrund der Rückmeldungen zum Buch Erwartungen aufgebaut, die ich nicht wiedergefunden habe. Folglich bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht.


    EDIT: :trost: @ Flor

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  • Hallo!


    Die Spätstarterin meldet sich :zwinker: Ich schließe mich denjenigen an, die von Tom Ripley fasziniert sind. Bis zum Ende von Kapitel 6 bin ich mir noch nicht schlüssig geworden, ob er berechnend ist oder sich einfach wunderbar der jeweiligen Situation anpassen kann. Es kommt mir auch so vor, als ob er seiner schwierigen Kindheit die Schuld an seinem für ihn verkorksten Leben mir (in seinen Augen) schlechten Jobs, minderwertigen Freunden und keiner Perspektive gibt. Eigentlich mag ich solche Typen überhaupt nicht aber er Tom ist mir (noch) sympatisch.


    Ich habe mit diesem Buch aber ein ganz anderes "Problem": ich habe den Film gesehen und jetzt habe ich ständig die Gesichter der entsprechenden Darsteller vor Augen :rollen:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe leider keine Zeit, das Buch noch mal zu lesen (hatte mich ja auch nur unter Vorbehalt angemeldet), möchte aber trotzdem etwas mitsenfen. Ich habe das Buch in den 80er Jahren sehr oft gelesen, und immer wieder gemocht.
    Ich bekenne mich zu den Ripley-Fans. Ich habe immer etwas für ihn übrig gehabt, trotz seines völlig unakzeptabel (gelinde ausgedrückt) unmoralischen Verhaltens. Als berechnend habe ich ihn nie empfunden, im Gegenteil; er lebt in den Tag hinein, ohne groß zu planen und reagiert aus dem Stegreif auf alle Vorkommnisse, auch auf sich anbahnende Katastrophen. Dass er damit durchkommt, beruht teilweise auf Glück, teilweise auf seinem Geschick im Umgang mit anderen Menschen.
    Am faszinierendsten finde ich, dass Highsmith schon 1955 einen so skrupellosen und zugleich sympathischen Schurken erfinden und mit ihm einen so großen Erfolg haben konnte. In dem alten Film von 1960 (den neuen kenne ich nicht), wurde ja gerade das Ende geändert, wahrscheinlich um den Film moralkonformer werden zu lassen. Trotzdem mochte ich damals auch den Film.
    Wohlgemerkt - das sind meine Eindrücke von vor 20 Jahren. Es ist durchaus möglich, dass ich Tom Ripley bei einem Wiederlesen anders einschätzen würde.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe heute Kapitel 19 beendet.
    Ich definiere "faszinierend" nicht gleich mit "sympatisch", im Gegenteil, ich kann für Tom Ripley kein Verständnis aufbringen und finde ihn sehr unsympatisch. Mich würde aber interessieren warum er so geworden ist, wie er ist. Er legt das Verhalten eines bockigen Kleinkindes an den Tag, welches sich wundert wenn etwas nicht nach seinen Wünschen verläuft. Eine arme und gefährliche Person. Gab es dafür einen Auslöser?


    Bemerkenswert finde ich, dass diese Charakterstudie über 50 Jahre alt ist und bis heute nicht an Reiz verloren hat.


    Ich hoffe man erfährt etwas darüber, was Tom an Dickie so faziniert.
    Er will ja gar nicht mehr er selber sein, sondern nur noch Dickie. Jeder Gedanke dreht sich bei ihm um Dickie. Warum?


    Zitat von "Spoiler bis Seite 209"

    Ach der arme Tom, hat Freddie gar nicht umbringen wollen...


    So langsam wird es für Tom ernst. Das versenkte Boot ist entdeckt, "Tom" wird gesucht, da er vielleicht tot sein könnte, etc.
    Ein wirres Netz aus Verzettelungen.

  • Hi!


    Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen und verfolge gespannt eure Kommentare, insbesondere zu Ripley. Ich konnte mich beim Lesen mit keinem der Charaktere anfreunden, sie waren mir alle unsympthatisch.


    In meiner Rezi dazu hiess es folgendes:
    «Sie wirken recht beschränkt, weil sie nur eines im Sinn haben: Ein schönes Leben ohne Verpflichtungen und Arbeit. Sie suchen ständig den Weg des geringsten Widerstands und das lässt sie sehr oberflächlich erscheinen. Es ist ein hartes Los, sich über 300 Seiten mit diesen Deppen rumschlagen zu müssen.»


    Papyrus:
    Du hast die Trinkgewohnheiten in dem Buch angesprochen. Das war auch etwas, das mir auf die Nerven ging. Egal ob Morgen, Mittag oder Abend: Ständig wird Alkohol konsumiert. Das erinnert mich sehr an die heutige so genannte «high society», die auch nichts Besseres zu tun hat, als vor, während und nach dem Essen gepflegt zu trinken. Da hat sich nicht viel geändert, auch wenn man heute wohl vermehrt zu Wein oder Prosecco greift. Solche Leute laufen bei mir unter dem Titel «Wohlstands-Alkoholiker». Nicht sehr sympathisch...


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • So, endlich kann ich mich auch mal zu Wort melden. :winken:
    Leider bin ich mit dem Lesen noch nicht so weit voran gekommen, sondern gerade erst beim 7. Kapitel :redface: - was ich gelesen habe gefällt mir bisher jedoch ziemlich gut.
    Den Charakter des Tom Ripley finde ich sehr interessant und ich bin gespannt wie es weiter geht, wenn er in Italien ankommt und "Dickie" trifft. Muss dazu sagen, dass ich keine der Verfilmungen gesehen habe und nur ansatzweise weiß, was passieren wird.


    Zitat von "Papyrus"

    Sehr naiv sind aber auch die Eheleute Greenleaf, kennen Tom kaum und finanzieren ihm die Überfahrt nach Europa um ihren Sohn zu finden.


    Dem kann ich nur zustimmen. Dass sie ihn gleich wie einen Sohn behandeln - wie Tom sagt - indem sie ihm z.B. eine Uhr schenken, finde ich persönlich ein wenig übertrieben. Oder es drückt einfach die Verzweiflung der Eltern aus, den Sohn vor dem Tod der Mutter zurück ins Land zu holen.


    Die Sprache der Autorin (oder des Übersetzes) ist m.E. recht einfach (z.B. was den Satzbau angeht) und lässt sich daher flott und angenehm lesen. Und ich lerne sogar noch einige lustige Worte. Das Schimpfwort "Notnickel" war mir bislang fremd. :breitgrins: Deswegen werde ich auch gleich im Bett noch ein wenig weiterlesen und hoffen, dass ich meinen Wortschatz um weitere "Klötze" erweitern kann. ;) Und außerdem bin ich gespannt, was passiert...

  • Hallo!


    Zitat von "Papyrus"

    Ich definiere "faszinierend" nicht gleich mit "sympatisch", im Gegenteil, ich kann für Tom Ripley kein Verständnis aufbringen und finde ihn sehr unsympatisch.


    Das kann ich nur unterschreiben! Sorry, wenn mein Posting zu Ripley so verstanden wurde, dass ich ihn mag :redface: Was ich an seiner Person so faszinierend finde ist folgendes: er fühlt sich zu seinen Taten getrieben, eigentlich will er sie gar nicht begehen, aber die bösen wirdrigen Umstände zwingen ihn dazu :rollen: Je weiter ich im Buch gekommen bin, desto mehr ist mir sein Selbstmitleid aufgefallen und desto unsympatischer ist er mir geworden. Aber fasziniert bin ich von ihm nach wie vor.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo,


    ich habe das 10. Kapitel beendet.


    Toms Reaktion auf Dickies Verhältnis mit Marge und dessen was er durch das Fenster gesehen haben, sind einfach nur infantil. Mittlerweile bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß Tom unreif, selbstverliebt und ohne eigenen Charakter ist. Er möchte so sein wie Dickie, weil ihm dessen Leben gefällt und er ist grenzenlos eifersüchig auf jeden der ihm Dickie in nur jeder erdenklichen Form "entfremden" könnte. Eigentlich die perfekten Vorraussetzungen für einen Psychopaten. Ich bin 'mal gespannt wie sich dieses Verhältnis der drei Personen noch weiterentwickelt. Marge empfinde ich mittlerweile als sehr neutral ud Dickie und Tom werden mir zunehmend unsympathischer. Mir tun auch auf eine gewisse Art und Weise Dickies Eltern leid. Anstatt ihn zurückzuwünschen sollten sie ihm symbolisch gesehen lieber einen Tritt in den allerwertesten verpassen. Ich hatte aber schon immer meine Probleme mit Menschen die von Beruf nur Sohn oder Tochter sind.
    Tom ist so ein Mensch der ein schönes Leben haben möchte (wer nicht?), aber im Gegenzug dafür nichts investieren möchte an eignener Arbeit und nun versucht parasitenmäßig das zu erreichen. Ich denke unter anderen Vorraussetzungen würde Tom wohl die Gegenwart Dickies nicht erstreben, weil dieser zu den Menschen gehört, welche Tom eigentlich nicht mag.
    Alles in allem ist die ganze Sache ziemlich verlogen und mies, aber es gibt auch eindeutig Leute, die sich belügen lassen möchten nur um etwas Gesellschaft in ihrem reichen, ansonsten aber faden Leben zu haben.
    Ne, das wäre nichts für mich. Ich beschwere mich zwar auch oft, wenn in der Klinik viel Arbei ist, aber besser so, denn ich kann mit ruhigem Gewissen auf mein Konto sehen und mir dazu im Spiegel noch ins Gesicht.


    Tina[/quote]

  • Ich werde Euch voraussichtlich etwas hinterher hinken. Wundert Euch nicht, wenn ich etwas weniger poste. Abgesehen von unserer Zwergin habe ich für nächste Woche probeweise einen Auftrag angenommen (von dem ich zum Glück schon vor der Entbindung wusste) und werde nun testen, was machbar ist.



    Zum Buch selber: Mir ist bei den Überlegungen "Sympathie - Antipathie" für Tom die Figur "Herr Lehmann" eingefallen (gleichnamiges Buch von Sven Regener). Ich sehe Parallelen, weil beide in den Tag leben, nichts wirklich anpacken, sondern alles auf sich zukommen lassen und - wenn sie Lust haben - darauf reagieren. Aber Lehmann ertrinkt nicht in Selbstmitleid und flucht nicht über die Umwelt, in die er sich dadurch hineinmanövriert. Das akzeptiert er einfach als seine Welt. Tom lebt nach den ersten Eindrücken in einer Art Selbsthass. Mit dem Begriff "Faszination" kann ich mich noch nicht anfreunden; die fehlt bei mir (noch?), auch wenn ich den Begriff nicht positiv belegen muss.


    Lehmann war mir aber deutlich sympathischer, obwohl ich ihm auch gerne in den Hintern getreten hätte. Der kam bei mir schon eher "faszinierend" an. Vielleicht lag das auch am Schreibstil von Regener, denn bei Highsmith macht der Faktor Stil derzeit nichts aus.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa