Iris Kammerer - Der Tribun

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  • Hallo zusammen,


    Zitat von "Iris"


    An schrecklichen Gegnern kann ein "mittlerer Charakter" wachsen - das ist es, was mich an solchen Figuren reizt. :smile:


    Mit dem Begriff "mittlerer Charakter" verbinde ich immer direkt Marie Antoinette (wegen der Biographie von Stephan Zweig).


    Aber wenn ich darüber nachdenke, trifft es meinen Eindruck von Cinna schon ganz genau. Er hat einiges an Potential, nutzt es zur Zeit aber noch nicht so, wie er könnte. Ich bin gespannt, wie er sich entwickeln wird.


    Ich hoffe aber mal, dass du, liebe Iris, ihm ein glücklicheres Ende zugedacht hast, als der Franzonsenkönigin :zwinker:



    Mit dem Buch bin ich heute leider nicht viel weiter gekommen (bis ca. Seite 280), habe inzwischen aber die Hintergründe für Liubas Verhalten erfahren.


    Ich dachte doch gleich, dass da nicht nur pure Bosheit dahintersteckt und jetzt versehe ich ihn auch viel besser. So etwas in der Art hatte ich schon fast vermutet. Das passt dann auch zu seinem gleichgültigen Verhalten gegenüber seiner Ehefrau. Also endet mein heutiger Lesetag mit Pluspunkten für Liuba.


    Und auch Cinna scheint ja so einige Leichen im Keller zu haben. Eine Kind-Ex-Ehefrau und ein dunkles Verhältnis mit einem Lehrer - das verspricht ja noch interessant zu werden.


    Auf jeden Fall hoffe ich auf viel Lese- und Sonnenzeit fürs Wochenende. Wir haben uns für unsere Terrasse einen Strandkorb angeschafft und den werde ich morgen mal ausgiebig einweihen :sonne:


    Ein schönes Wochenende
    Mona

  • Hallo Mona!


    Zitat von "mona"

    Mit dem Begriff "mittlerer Charakter" verbinde ich immer direkt Marie Antoinette (wegen der Biographie von Stephan Zweig).


    Über das Thema könnte ich mich wieder seitenweise auslassen ... :smile:
    <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3100970977" target="_blank">Marie Antoinette</a> ist ein tolles Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Den Begriff "mittlerer Charakter" übernimmt Zweig von Aristoteles (Poetik), genau wie Schiller das versucht ("Don Carlos", "Maria Stuart", "Wallenstein"), der sogar Wallenstein als Schurken in einen tragischen Helden umfunktioniert.
    So weit wollte ich dann doch nicht gehen. :zwinker:


    Zitat von "mona"

    Und auch Cinna scheint ja so einige Leichen im Keller zu haben. Eine Kind-Ex-Ehefrau und ein dunkles Verhältnis mit einem Lehrer - das verspricht ja noch interessant zu werden.


    Ersteres kann man nicht so recht als "Leiche im Keller" bezeichnen. Es war unter römischen Adligen und im Kaiserhaus durchaus üblich, sehr früh zu heiraten. Zu Augustus' Zeiten betraf das wegen der (später aufgegebenen) strengen Ehegesetzgebung (Unverheiratete und Kinderlose hatten so gut wie kein Recht auf ihr Erbe), nicht nur die Mädchen - ein gerade mal 16-Jähriger ist auch noch ein Kind.
    Aus unserer Zeit betrachtet ist das natürlich skandalös. Ich habe hier versucht, neben den vielen Gemeinsamkeiten auch mal auf die krassen Unterschiede zwischen den "Alten" und uns "Modernen" hinzuweisen. Dabei half natürlich, dass Tacitus berichtet, die Germanen hätten grundsätzlich sehr spät geheiratet (im Verhältnis zu seiner römischen Umwelt 1./2.Jh. n.Chr.). Der Anthropologie zufolge waren die Mädchen in unseren Breiten allerdings auch Teenager, wenn sie ihr erstes Kind bekamen, und dieser Zeitpunkt gilt als ungefähres Kriterium zur Ermittlung des üblichen Heiratsalters in der Archäologie.


    Bei der Androkleos-Geschichte spielen dann kulturelle Unterschiede zwischen Griechen und Römern eine große Rolle: Was für die gebildete attische Oberschicht weitgehend akzeptabel erscheint, ist es noch lange nicht für die römische. Das kriegt Cinna auch bei der Legion zu spüren (im Prolog), da das Gerücht ja bis dorthin gesickert ist.
    Auf der anderen Seite, endet diese Affaire - denn mehr war es für den 16-jährigen Cinna eigentlich nicht - mit einem Trauma, dessen Verarbeitung einige Eigenheiten hervorbringt, die ihm unsympathische Züge verleihen ("Arroganz-Panzer", Eigenbrötlerei), und andere, die ihm helfen, seine Lage zu verbessern ("Waffentick" -> besondere Kenntnisse und Geschicklichkeit im Umgang mit Nahkampfwaffen).


    Genug gespoilert! :zwinker:


    Zitat

    Auf jeden Fall hoffe ich auf viel Lese- und Sonnenzeit fürs Wochenende. Wir haben uns für unsere Terrasse einen Strandkorb angeschafft und den werde ich morgen mal ausgiebig einweihen.


    Phantastisch! Ihr seid Glückspilze! Nebeneinander im Strandkorb sitzen und lesen - das stelle ich mir herrlich vor! :sonne:


    Allen eine vergnügliche Zeit und herzliche Grüße!


    Iris

  • Ich bin momentan auf Seite 302, komme leider gerade nicht recht voran, weil ich noch 'Den Glöckner von Notre-Dame' für die Schule lesen muss.


    Bis jetzt liest sich das Buch wirklich sehr gut. Und es sieht bestimmt toll in meinem Bücherregal aus.. wirklich tolle Aufmachung! :smile:


    Ich bin gespannt, mehr über Sunja zu erfahren.

    Spoiler:
    Es gibt ja immer wieder Andeutungen, dass sie wohl nicht ihr ganzes Leben in Germanien verbracht hat, wenn ich mich richtig erinnere. Und die Spielerei aus Platons Schriften (S. 210) gehört ja normalerweise auch nicht zum Grundwissen einer Germanin, oder?


    Saldir gefällt mir auch sehr gut. Wie alt sie wohl ist?

  • Hallo Anna!


    Vorsicht, könnte Spoiler sein!


    Zitat von "Anna"

    Es gibt ja immer wieder Andeutungen, dass sie wohl nicht ihr ganzes Leben in Germanien verbracht hat, wenn ich mich richtig erinnere. Und die Spielerei aus Platons Schriften (S. 210) gehört ja normalerweise auch nicht zum Grundwissen einer Germanin, oder?


    Richtig vermutet: Die Gute hat eine Vergangenheit, was das angeht - und nicht nur sie.


    Zitat von "Anna"

    Saldir gefällt mir auch sehr gut. Wie alt sie wohl ist?


    Kinder sind in Romanen immer ein Problem - vor allem für den Autor. Sie müssen immer etwas älter und klüger wirken (vgl. Harry und Hermione - Ron liefert immer den comic relief). Was würdest du denn ungefähr vermuten? (Das interessiert mich jetzt doch ...)


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Hallo liebe Tribunen,


    mit dem Buch bin ich gerade fertig geworden und ich kann sagen, dass es mir wirklich rundum gut gefallen hat :klatschen:


    Neben den anschaulichen und detailreichen Beschreibung des historischen Hintergrundes haben mir vor allem die vielschichtig gezeichneten Personen gefallen. Allen voran natürlich Cinna, der sich innerhalb des Buches sehr verändert und weiterentwickelt. Zunächst mochte ich ihn ja nicht so sonderlich, aber im Verlauf des Romans habe ich immer mehr Sympathie für ihn aufbringen können.


    Aber auch die anderen Personen sind nicht stereotyp, sondern mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen gut dargestellt. Und vor allem passen sie in ihren historischen Kontext und sind nicht (wie in vielen anderen historischen Romanen) "modern" denkende/handelnde Personen vor historischer Kulisse. Sehr interessant waren für mich auch die Einblicke in den germanischen Alltag.


    Also insgesamt ein wirklich tolles Buch, das mir viele interessante Lesestunden bereitet hat. Großes Kompliment :blume::blume:


    Und jetzt muss ich wegen des Endes noch ein bisschen spoilern:


    Sehr schade fand ich es, dass (und auf welche Weise) Inguiomers sterben musste. Das hätte ich lieber anders gesehen.


    Liubas Tod habe ich allerdings wenig bedauert. Auch wenn ich ein gewisses Verständnis für seine Handlungsweise und seine Verbitterung aufbringen kann, reicht das nicht aus, um Mitleid für ihn zu empfinden. Insofern fand ich es schon richtig, dass er im direkten Zweikampf mit Cinna gestorben ist.

    Und auch, wenn das Ende nicht ganz so gut ausfiel, wie ich es mir gewünscht hätte, lief ja doch noch alles so glimpflich ab, dass ich gut damit leben kann ;)


    Sunja ist allerdings für mich ingesamt ein wenig fremd geblieben. Woran das genau liegt, kann ich jetzt gar nicht so sagen. Aber ich hoffe, dass sie im Folgeband ein wenig mehr an Kontur für mich gewinnen wird. Und es freut mich, dass Saldir auf jeden Fall auch mit von der Partie sein wird.


    Auf jeden Fall freue ich mich schon auf Band 2. Wann wird der denn erscheinen?


    Liebe Grüße
    Mona


    P.S. Mein Lieblingssatz des Buches steht auf Seite 532: "Das Glück ist ein warmes Bett in eisiger Winternacht." Schön + gleich notiert ;)

  • Hallo Mona!


    Zitat von "mona"

    mit dem Buch bin ich gerade fertig geworden und ich kann sagen, dass es mir wirklich rundum gut gefallen hat


    Also rechtzeitig zur Bewölkungszunahme - hoffentlich hast du schön warm eingemuggelt im Strandkorb lesen können! :urlaub:


    Zitat

    Zunächst mochte ich ihn ja nicht so sonderlich, aber im Verlauf des Romans habe ich immer mehr Sympathie für ihn aufbringen können.


    Wenn du ihn von vornherein gemocht hättest, wäre anfangs zuviel Mitgefühl aufgekommen, um noch Verständnis für das uns gelegentlich doch etwas sonderbar anmutende Verhalten der "Barbaren" aufzubringen. :smile:


    Zitat

    Aber auch die anderen Personen sind nicht stereotyp, sondern mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen gut dargestellt. Und vor allem passen sie in ihren historischen Kontext und sind nicht (wie in vielen anderen historischen Romanen) "modern" denkende/handelnde Personen vor historischer Kulisse.


    Das ist ein Lob, das mich ganz besonders freut. :blume: :blume:


    Zitat

    Sehr interessant waren für mich auch die Einblicke in den germanischen Alltag.


    Davon war eigentlich schon mehr als nötig drin, aber es macht einfach Freude die Ergebnisse langer und intensiver Recherchen auch im Text einzubinden. Ich habe schon versucht, diese Sachen wie tägliche Selbstverständlichkeiten zu zeigen - allerdings wollte ich die Frauen auch nicht unentwegt mit der Spindel rumlaufen lassen ... :zwinker:


    Zitat

    Also insgesamt ein wirklich tolles Buch, das mir viele interessante Lesestunden bereitet hat. Großes Kompliment


    Mich wiederum freut es, dir und wohl auch deinem Mann eine Freude gemacht zu haben - schließlich ist das der Hauptgrund, weshalb ich in die Tasten haue. :smile:


    Zitat

    Sehr schade fand ich es, dass (und auf welche Weise) Inguiomers sterben musste. Das hätte ich lieber anders gesehen.


    Ich glaube, das war die härteste Entscheidung, die ich beim Abfassen des Manuskripts fällen musste. Es ging mehrfach hin und her, aber irgendwann war klar, dass ich sonst Cinnas Haut nicht glaubwürdig retten kann, wenn es zur finalen Auseinandersetzung mit Liuba kommt. Ansonsten hätte ernsthaft Gefahr bestanden, dass er mit Liubas Tod von seiner Hand alles verloren hätte, was er sich vorher erworben hatte.


    Zitat

    Liubas Tod habe ich allerdings wenig bedauert. Auch wenn ich ein gewisses Verständnis für seine Handlungsweise und seine Verbitterung aufbringen kann, reicht das nicht aus, um Mitleid für ihn zu empfinden. Insofern fand ich es schon richtig, dass er im direkten Zweikampf mit Cinna gestorben ist.


    Die beiden hatten eine ziemlich hohe Rechnung offen - eine andere Lösung wäre damals kaum möglich gewesen. zumindest nicht in dieser speziellen Lage ...

    Zitat

    Und auch, wenn das Ende nicht ganz so gut ausfiel, wie ich es mir gewünscht hätte, lief ja doch noch alles so glimpflich ab, dass ich gut damit leben kann


    Ich brauche die beiden noch eine Weile in der Gegend. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Tiberius das ähnlich sah. :zwinker:


    Zitat

    Sunja ist allerdings für mich ingesamt ein wenig fremd geblieben. Woran das genau liegt, kann ich jetzt gar nicht so sagen. Aber ich hoffe, dass sie im Folgeband ein wenig mehr an Kontur für mich gewinnen wird. Und es freut mich, dass Saldir auf jeden Fall auch mit von der Partie sein wird.


    Vielleicht liegt es in Sunjas Fall daran, dass der Leser "nur" die Außensicht hat. In Teil2 (Titel darf ich erst Ende des Monats nach Abschluss der Vertreterkonferenzen verraten) erlangt sie wesentlich mehr Bedeutung, soviel kann ich dir versprechen. :smile:
    Saldir kriegt auch noch ihre ganz große Stunde - die hat sie sich verdient. Aber ich will auch nicht zuviel verraten.
    :zwinker:


    Zitat

    Auf jeden Fall freue ich mich schon auf Band 2. Wann wird der denn erscheinen?


    Gleicher Verlag, gleiches Format, ähnliche Gestaltung, Herbst/Winter-Programm 04/05, aber wahrscheinlich erst Anfang 2005. Es wird also noch etwas dauern ...
    Liebe Grüße und danke fürs Feedback. :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallihallo,


    ich bin gerade bis Seite 114 vorgedrungen - leider hatte ich dieses Wochenende noch nicht so richtig den Kopf, viel zu lesen. Aber ich bleibe in der Zeit (annähernd) und bilde mich nebenher mit Asterix & Obelix weiter. Die lese ich am liebsten, wenn es mir nicht so gut geht.


    Zum Tribun kann ich bisher auch nur sagen: Gefällt mir sehr gut! Ich habe mich jetzt so richtig eingelesen und kann mit Cinna mitfiebern. Ich wundere mich nur immer wieder über das so gegensätzliche Verhalten der Cherusker.


    Zum einen sind da diejenigen, die verächtlich auf den Gefangenen blicken und Cinna mit Dreck beschmeißen, zum anderen sind da Sunja, Saldir und Hraban, die Cinna doch sehr zugetan sind und ihn vorurteilsfrei behandeln. Eigentlich müssten die doch genauso hassen wie die anderen?



    Zitat von "Iris"

    Wenn du ihn von vornherein gemocht hättest, wäre anfangs zuviel Mitgefühl aufgekommen, um noch Verständnis für das uns gelegentlich doch etwas sonderbar anmutende Verhalten der "Barbaren" aufzubringen. :smile:


    Das kann ich bestätigen. Cinna ist mir inzwischen sehr sympathisch, vor allem hat es mich beeindruckt, dass es ihm zu denken gegeben hat, als er von Liuba so schlecht behandelt wurde. Die Römer seien ja auch nicht anders mit ihren Gefangenen umgesprungen und er hat nie eingegriffen.


    Sag mal, Iris...liest Du selbst auch historische Romane um diese Zeit? Falls ja: Was sind so die Romane, die Dich am meisten beeindruckt haben?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    leider hatte ich dieses Wochenende noch nicht so richtig den Kopf, viel zu lesen. Aber ich bleibe in der Zeit (annähernd) und bilde mich nebenher mit Asterix & Obelix weiter. Die lese ich am liebsten, wenn es mir nicht so gut geht.


    Ich finde Tim & Struppi sehr süß und empfehlenswert, wenn man was zum Aufbauen sucht. Die sind spannend, witzig, und der Hund ist einfach unschlagbar! :zwinker:


    Zitat

    Ich habe mich jetzt so richtig eingelesen und kann mit Cinna mitfiebern. Ich wundere mich nur immer wieder über das so gegensätzliche Verhalten der Cherusker.


    Es gibt Gründe, die sich mit der Zeit aufklären - mehr will ich jetzt nicht verraten.


    Zitat

    Cinna ist mir inzwischen sehr sympathisch, vor allem hat es mich beeindruckt, dass es ihm zu denken gegeben hat, als er von Liuba so schlecht behandelt wurde.


    Er muss ja auch einiges mitmachen, da kann es ihm auch in den Sinn kommen ... Eine Selbstverständlichkeit ist es freilich nicht. Naja, er ist auch allein unter Barbaren, da muss er vieles überdenken, um irgendwie klarzukommen. :smile:


    Zitat

    Sag mal, Iris...liest Du selbst auch historische Romane um diese Zeit? Falls ja: Was sind so die Romane, die Dich am meisten beeindruckt haben?


    Ich bin ja ziemlich gut ausgebildet, was diese Zeit angeht; da vergrätzen einem die Fehlinformationen des Spaß am Lesen. Und die meisten historischen Romane sind mehr Fantasy oder sehr trivial.
    Als Teenager liebte ich neben Asterix Howard Fasts Spartacus, eine erneute Lektüre war allerdings frustrierend. Stöver fand ich damals spannend und Henry Winterfeld (Caius ist ein Dummkopf!).
    Maddox' SPQR-Reihe find ich heute noch witzig (ein Amerikaner in einer US-Großstadtphantasie von Rom!), Lindsay Davis ist gemeinsam mit Dashiell Hammett gelesen ebenfalls ein Genuss. Steven Saylor ist auch ganz unterhaltsam. Deshalb mag ich auch die Malachy Hyde-Romane, die jedesmal besser geworden sind!
    Die Klassiker (Lytton Bulwers Letzte Tage von Pompeji, Sinkiewicz' Quo vadis, Wallace' Ben Hur und Dahns Ein Kampf um Rom sind lesenswerte Wälzer, aber sie sagen viel mehr über ihre eigene Zeit und Moral aus als über das Damals. Ausnahme: Robert von Ranke-Graves: Ich Claudius, Kaiser und Gott und Marguerite Yourcenars Ich zähmte die Wölfin, sowie Lion Feuchtwangers Josephus-Romane -- alles wunderbare Literatur und meiner Meinung nach auch unterhaltsam. :smile:
    Außerdem gibt es Colleen McCullough, die in ihren gewaltigen Büchern die ausgehende römische Republik aufleben lässt (etwas anachronistisch und gelegentlich etwas romantisch, aber weitgehend spannend und informativ).
    Aber dann wird es langsam schwierig - bei anderen AutorInnen überwog meistens der Lesefrust: süßliche Romanzen oder Abenteuer vor grausiger Kulisse ("Zustände wie im Alten Rom" eben).
    Deshalb konnte ich mich bislang nicht überwinden, Robert Harris' Pompeji zu kaufen, da es eingangs vor Anachronismen und falschen Hintergründen strotzt (das schrieb ich ja schon woanders).


    Aber meine gestrengen Maßstäbe müssen selbstverständlich nicht für jeden gelten. :zwinker:


    Liebe Grüße


    Iris

  • Liebe Mitlesenden, liebe Iris,


    ich bin am Freitag schon mit dem Buch fertig geworden, konnte aber von zu Hause aus nichts in diesem Fourm schreiben (zu "antike" Programme':breitgrins:')
    Daher erst heute mein Kommentar:
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auch schon auf die Fortsetzungen.
    Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich Cinna sehr sympatisch finde, aber das stört meinen Lesegenuss überhaupt nicht.
    Ganz allgemein fand ich es gut, dass die Charaktere nicht so stereotyp waren, am wenigsten spannend fand ich leider Sunja, aber ich habe schon gelesen, dass sie sich in den Fortsetzungen entwickeln darf.
    Gut gefallen hat mir besonders, dass in der Geschichte auch der Alltag der Germanen immer wieder sichtbar wurde


    Zum Beispiel die Verlobung, Hochzeit, der Fischer, der Opferplatz, der Umgang mit den Pferden (wobei ich nicht wusste, dass Germanen Pferde in diesem Ausmass genutzt haben), der Kriegerbund, in den Sunjas Verlobter eintritt, die Stammes"Politik", usw.


    Schade fand ich Inguiomers Tod, ich hatte mich eigentlich drauf eingestellt, dass er in den weiteren Büchern noch eine Rolle spielen würde.


    Etwas langweilig fand ich, wie gesagt, Sunja, aber auch ich schliesse mich dem Saldir-Fanclub an. Aber mir gefiel auch Hraban.
    Sehr spannend war für mich tatsächlich auch Liuba, ich konnte zwar die Notwendigkeit der Konfrontation zwischen Ihm und Cinna verstehen, aber sein Tod raubt den weiteren Büchern einen sehr spannenden Charakter.


    Das Ende gefiel mir. Schön, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und auch schön, dass sie noch etwas in Germanien bleiben.


    Und was die "Rom"-Literatur angeht, auch ich bin ein großer Fan von John Maddox Roberts und Lindsey Davis.


    Fazit: Sehr schönes Buch! Melde mich hiermit gleich zur Leserunde von Teil zwei an!


    Lieben Gruss,
    PetraS

  • Hallo Petra!


    Zitat von "PetraS"

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auch schon auf die Fortsetzungen.


    Ich muss sagen, dass mich das wirklich freut und ich immer noch richtig rot werde ... :smile: :redface:


    Zitat

    Ganz allgemein fand ich es gut, dass die Charaktere nicht so stereotyp waren, am wenigsten spannend fand ich leider Sunja, aber ich habe schon gelesen, dass sie sich in den Fortsetzungen entwickeln darf.


    Das war mir wie gesagt ein dringendes Anliegen.
    Sunja ist ein Kind ihrer Welt und ihrer Zeit, deshalb habe ich ihr im "Sequel" jemanden vor die Nase gesetzt, der sie zwingt, sich zu entwickeln - aber mehr wird dazu nicht verraten.


    Zitat

    Zum Beispiel die Verlobung, Hochzeit, der Fischer, der Opferplatz, der Umgang mit den Pferden (wobei ich nicht wusste, dass Germanen Pferde in diesem Ausmass genutzt haben), der Kriegerbund, in den Sunjas Verlobter eintritt, die Stammes"Politik", usw.


    Ich habe aus tw. sehr dürftigen Quellen aus verschiedenen Disziplinen geschöpft und versucht, daraus ein stimmiges Bild zu gestalten.
    Bei dem Umgang mit Pferden muss man allerdings berücksichtigen, dass wir uns auf einem Adelshof befinden; im Dorf selbst sind schon kaum noch welche zu sehen.


    Zitat

    Schade fand ich Inguiomers Tod, ich hatte mich eigentlich drauf eingestellt, dass er in den weiteren Büchern noch eine Rolle spielen würde.


    Das habe ich ja schon Mona zu erklären versucht. Ich muss auch zugeben, dass es auch mir sehr schwergefallen ist ...


    Zitat

    Etwas langweilig fand ich, wie gesagt, Sunja, aber auch ich schliesse mich dem Saldir-Fanclub an. Aber mir gefiel auch Hraban.


    Eine Freundin von mir hat mir angedroht, wenn ich ihm etwas antun würde, käme sie sofort, um mir die Hände abzuhacken. Ich werde mich also hüten ... müssen ... :zwinker:


    Zitat

    Sehr spannend war für mich tatsächlich auch Liuba, ich konnte zwar die Notwendigkeit der Konfrontation zwischen Ihm und Cinna verstehen, aber sein Tod raubt den weiteren Büchern einen sehr spannenden Charakter.


    Keine Bange! Es wird andere geben, die nicht minder giftig sind! :zwinker:


    Zitat

    Das Ende gefiel mir. Schön, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und auch schön, dass sie noch etwas in Germanien bleiben.


    Von dem Augenblick an, da ich vom Verlag wusste, sie würden zumindest Teil2 machen, war mir klar, dass ich Sunja und Cinna kein Zuhause in einem anderen Gebiet geben konnte. Der Sprung wäre zu groß gewesen, und ohne Telekommunikation ist so eine "Fernehe" doch etwas ... schwierig. :smile:


    Zitat

    Fazit: Sehr schönes Buch! Melde mich hiermit gleich zur Leserunde von Teil zwei an!


    Was sagt denn Nimue dazu? :winken:
    Liebe Grüße und danke fürs Feedback! :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo zusammen!
    Ich bin heute morgen fertig geworden mit dem Buch und möchte mich auch nochmal äussern :smile: .


    Mein Gesamteindruck ist sehr positiv. Oops, ich sollte vielleicht in gelb weiterschreiben?


    Aus einem etwas unsympathischen Herrn entwickelt sich überraschenderweise doch noch ein Typ, den man am Ende mögen kann. Sein Umgang vor allem mit Saldir macht ihn mir am sympathischsten, wobei, wie gesagt, Saldir auch eine ganz Süsse ist. Schön, dass Cinna aber trotzdem Ecken und Kanten behält.


    Liuba: Ich bleib dabei, er ist bäh! :breitgrins: Auch wenn er Gründe hat, so zu sein, er ist und bleibt ein Stinkstiefel. Aaaaaaaaaber: Ich liebe Stinkstiefel in Büchern! Bösewichter und Unsympathen sind das Salz in der Suppe. Schade, dass wir von Liuba nix mehr lesen werden in den Fortsetzungen, aber Du hast ja schon mit einem würdigen Nachfolger "gedroht"! :klatschen:


    Thauris: Über sie wurde hier noch gar nichts geschrieben, völlig zu Unrecht. Auch wenn sie leider! nur eine kleine Rolle hat - sie ist mir sehr ans Herz gewachsen mit ihrer klugen, verständigen Art. Eine grosse Sympathieträgerin! Ich hoffe, sie findet in den Folgen auch noch einen Platz?


    Sunja: Hatte anfangs einen starken, frechen Auftritt und lässt im Buch später leider sehr stark nach. Meistens hockt sie nur schweigend auf irgendwelchen Pferden rum... :breitgrins:


    Kleiner Punktabzug für die fast schon inflationäre Verwendung des Wortes "vorsichtig"! Ist mir extrem aufgefallen, dass es oft heisst "...fragte/sagte er vorsichtig" oder auch "...trat/ging vorsichtig...". Das Wort mag ja zur jeweiligen Situation passen, aber die häufige Verwendung ist mir (etwas negativ) aufgefallen.


    Bin momentan etwas in Eile - vielleicht kann ich heute abend noch ein bisschen mehr dazu schreiben.


    Viele Grüsse
    Liz

    Viele Grüße<br />Liz

  • Hallo Iris,


    Du schreibst über Sunja:

    Zitat

    Sunja ist ein Kind ihrer Welt und ihrer Zeit

    Aber hast Du ihr nicht durch die Erziehung in einem römischen Haushalt schon eine nicht unbedingt übliche Weltsicht ermöglicht? Hätte man da nicht noch etwas Entwicklungs- bzw. Konfliktpotential draus ziehen können? Denn das was Cinna ,unter erschwerten Umständen, natürlich, erlebt, hat sie im kleinen doch auch irgendwie mitgemacht?


    Und über Hraban:

    Zitat

    Eine Freundin von mir hat mir angedroht, wenn ich ihm etwas antun würde, käme sie sofort, um mir die Hände abzuhacken. Ich werde mich also hüten ... müssen ...


    Ich darf mich weiter auf ihn freuen? Wie schön!


    Und über Liuba:

    Zitat

    Keine Bange! Es wird andere geben, die nicht minder giftig sind!


    Mir tuts nicht unbedingt um den Bösewicht leid, obwohl ich Bösewichter schon mag. Aber es hätte mich schon interessiert, ob er eine Chance gehabt hätte, sich irgendwie weiter zu entwickeln, mit dem Verlust umzugehen, usw. D.h., ich fand ihn als Mensch sehr spannend.


    Danke Dir für Deine Antworten.
    Lieben Gruss,
    PetraS

  • Hallo Liz!


    Zitat von "Liz"

    Aus einem etwas unsympathischen Herrn entwickelt sich überraschenderweise doch noch ein Typ, den man am Ende mögen kann. Sein Umgang vor allem mit Saldir macht ihn mir am sympathischsten, wobei, wie gesagt, Saldir auch eine ganz Süsse ist. Schön, dass Cinna aber trotzdem Ecken und Kanten behält.


    Der Fanclub wächst ... :zwinker:
    Könnt ihr euch vorstellen, dass einmal die Überlegung bestanden hat, die Figur weitgehend zu streichen?


    Zitat

    Ich liebe Stinkstiefel in Büchern! Bösewichter und Unsympathen sind das Salz in der Suppe. Schade, dass wir von Liuba nix mehr lesen werden in den Fortsetzungen, aber Du hast ja schon mit einem würdigen Nachfolger "gedroht"!


    Anderer Typ, andere Baustelle, aber ziemlich ... anstrengend. Wartet's mal ab! :zwinker:


    Zitat

    Thauris: Über sie wurde hier noch gar nichts geschrieben, völlig zu Unrecht. Auch wenn sie leider! nur eine kleine Rolle hat - sie ist mir sehr ans Herz gewachsen mit ihrer klugen, verständigen Art. Eine grosse Sympathieträgerin! Ich hoffe, sie findet in den Folgen auch noch einen Platz?


    Endlich! Ich hatte schon richtig Angst, dass Thauris doch untergehen könnte. Ja, sie wird auch noch ihre Auftritte kriegen --- aber bitte macht euch nicht zu viele Hoffnungen, dass alle Lieblinge alle paar Seiten ihre großen Auftritte haben, denn dann sind es ja keine großen Auftritte mehr! :zwinker:


    Zitat

    Kleiner Punktabzug für die fast schon inflationäre Verwendung des Wortes "vorsichtig"!


    Im Nachhinein ist mir noch ein Wort(bestandteil) aufgefallen, der überproportioniert auftritt. "Vorsichtig" ist in deinen Ohren offenbar sehr stark - aber ich werde den Teufel tun, hier die Korinthen wiederzukäuen! Man kann ein Manuskript in der Tat zu Tode überarbeiten. Fehlerlos wird es nie sein. Und mit diesem kleinen Abzug bei der B-Note kann ich leben. :smile: (Beim nächsten Mal muss Cinna ja auch nicht dauernd vorsichtig sein)
    Liebe Grüße in die Nidderau! :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Petra!


    Zitat von "PetraS"

    Aber hast Du ihr nicht durch die Erziehung in einem römischen Haushalt schon eine nicht unbedingt übliche Weltsicht ermöglicht? Hätte man da nicht noch etwas Entwicklungs- bzw. Konfliktpotential draus ziehen können? Denn das was Cinna ,unter erschwerten Umständen, natürlich, erlebt, hat sie im kleinen doch auch irgendwie mitgemacht?


    Sie hat eine für ihre Umwelt ungewöhnliche Weltsicht - aber eben keine moderne, und ich denke, das ist das Problem. Sie ist keine, die offen gegen die Beschränkungen ihrer Umwelt anrennt (was btw für sie verheerende Folgen gehabt und damit den Verlauf der Geschichte sehr beeinträchtigt hätte).
    Mir ist bewusst, dass heutige Leserinnen bei einem historischen Roman erwarten, dass die "leading woman" erheblich "larger than life" sein sollte, aber das würde meiner Ansicht nach in diesem Roman zu vieles unglaubwürdig machen.
    Mit einem Emanzipationskampf hätte ich ein weiteres großes Fass aufgemacht, was in dieser Form nicht nur anachronistisch gewesen wäre, sondern auch einen völlig anderen Handlungsverlauf erfordert hätte - und beides wollte ich einfach nicht.


    Zitat

    Mir tuts nicht unbedingt um den Bösewicht leid, obwohl ich Bösewichter schon mag. Aber es hätte mich schon interessiert, ob er eine Chance gehabt hätte, sich irgendwie weiter zu entwickeln, mit dem Verlust umzugehen, usw. D.h., ich fand ihn als Mensch sehr spannend.


    Er hatte seine Chance, als die Familie bei der Heeresversammlung wieder zusammenkam und er gemeinsam mit ihnen nach Hause zurückkehrte. Aber da er von da an sogar die eigenen Eltern hintergangen hat, war der point of no return überschritten. In Gesellschaften, in denen der Zusammenhalt eines Familien- oder Sippenverbandes über Leben und Tod des Individuums entscheidet, gibt es nach einem solchen Verrat kein zurück mehr - Liuba hatte seine Chance, hat sie jedoch aufs Übelste missbraucht.
    Am Schluss kommt für ihn durch das Scheitern seiner Pläne so viel zusammen, dass er im wahrsten Sinne des Wortes den Verstand verliert.
    Da wollte ich ihn wenigstens noch so sterben lassen, wie er es selbst immer wollte.


    Zitat

    Danke Dir für Deine Antworten.


    Dafür bin ich bei der Leserunde dabei. :smile:
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Iris,


    Zitat von "Iris"


    Wenn du ihn von vornherein gemocht hättest, wäre anfangs zuviel Mitgefühl aufgekommen, um noch Verständnis für das uns gelegentlich doch etwas sonderbar anmutende Verhalten der "Barbaren" aufzubringen. :smile:


    Damit hast du sicher Recht. Und ich finde, dass gerade der Verzicht auf die typische Gut/Böse-Konstellation eine besondere Stärke deines Romans ist.


    Zitat von "Iris"


    Davon war eigentlich schon mehr als nötig drin, aber es macht einfach Freude die Ergebnisse langer und intensiver Recherchen auch im Text einzubinden. Ich habe schon versucht, diese Sachen wie tägliche Selbstverständlichkeiten zu zeigen - allerdings wollte ich die Frauen auch nicht unentwegt mit der Spindel rumlaufen lassen ... :zwinker:


    Also ich finde wirklich nicht, dass es zuviel war. Vielleicht ist das auch Geschmackssache, aber ich erfahre gern etwas darüber, wie die Menschen in früheren Zeiten ihren ganz "normalen Alltag" gelebt haben. Durch die anschaulichen Beschreibungen konnte ich mir das Leben der Cherusker so richtig bildlich vorstellen.


    Dass dahinter eine umfangreiche + intensive Recherchearbeit steckt, kann ich mir denken. Und auch wenn ich jetzt die Richtigkeit des Geschriebenen nicht beurteilen kann, merke ich beim Lesen doch, wieviele kleine Details da zusammengesucht werden mussten, um ein fertiges Bild zu ergeben.


    Zu Inguiomers:


    Zitat von "Iris"

    Ich glaube, das war die härteste Entscheidung, die ich beim Abfassen des Manuskripts fällen musste. Es ging mehrfach hin und her, aber irgendwann war klar, dass ich sonst Cinnas Haut nicht glaubwürdig retten kann, wenn es zur finalen Auseinandersetzung mit Liuba kommt. Ansonsten hätte ernsthaft Gefahr bestanden, dass er mit Liubas Tod von seiner Hand alles verloren hätte, was er sich vorher erworben hatte.


    Also ich verstehe schon, warum du es so entschieden hast. Aber das ändert nichts daran, dass es mir sehr leid um Inguiomers tut.


    Und zu Sunja und Saldir:


    Zitat von "Iris"

    Vielleicht liegt es in Sunjas Fall daran, dass der Leser "nur" die Außensicht hat. In Teil2 (Titel darf ich erst Ende des Monats nach Abschluss der Vertreterkonferenzen verraten) erlangt sie wesentlich mehr Bedeutung, soviel kann ich dir versprechen. :smile:
    Saldir kriegt auch noch ihre ganz große Stunde - die hat sie sich verdient. Aber ich will auch nicht zuviel verraten.
    :zwinker:


    Es freut mich, wenn beide wieder eine wichtige Rolle spielen werden. Auf Sunjas Entwicklung und auf Saldirs "große Stunde" bin ich gespannt.


    Zitat von "iris"

    Gleicher Verlag, gleiches Format, ähnliche Gestaltung, Herbst/Winter-Programm 04/05, aber wahrscheinlich erst Anfang 2005. Es wird also noch etwas dauern ...


    Auf Dinge, die sich lohnen, wartet man doch gern auch ein bisschen länger ... :smile:



    In deiner Antwort zu Petra hast du geschrieben:


    Zitat von "Iris"

    Mir ist bewusst, dass heutige Leserinnen bei einem historischen Roman erwarten, dass die "leading woman" erheblich "larger than life" sein sollte, aber das würde meiner Ansicht nach in diesem Roman zu vieles unglaubwürdig machen.


    Ich muss zugeben, dass ich aus genau diesem Grund historischen Romane mit weiblicher Hauptfigur inzwischen ziemlich meide. Es kommt mir so vor, als ob diese Romane vorranging auf die überwiegend weibliche Leserschaft abgestellt werden, und eine emanzipierte/unkonventionelle Superheldin präsentieren, mit der man sich gern identifizieren möchte. Die historische Genauigkeit bleibt da wohl leider oft auf der Strecke. Und darum finde ich es schön, dass es doch noch Romane gibt, die sich von der breiten Masse ein wenig abheben. "Der Tribun" ist für mich auf jeden Fall ein solches Buch :smile:


    Liebe Grüße
    Mona

  • Hallo Iris,
    dankeschön für Deine ausführliche Antwort! Schön, dass Saldir und Thauris auch weiterhin eine Rolle spielen werden. Nein, die muss gar nicht mal sonderlich gross sein, aber grade diese sympathischen "Randfiguren" bringen immer wieder ein bisschen Ruhe und Ausgeglichenheit ins Spiel.


    Das, was ich zu dem Wort "vorsichtig" geschrieben habe, hast Du hoffentlich nicht als böse aufgefasst, das war nicht meine Absicht. Wie gesagt, es hat ja durchaus immer zur Situation gepasst.
    Ich habe nur grade so für mich festgestellt, dass ich schon recht oft offensichtlich mit vielverwendeten Wörtern so meine Probleme habe (zumindest die, die mir persönlich auffallen). "Probleme" ist vielleicht das falsche Wort.


    Extrem aufgefallen ist es mir bei "Kates Geheimnis", wo jedes zweite Wort irgendwas mit erstarren zu tun hatte, oder auch beim zweiten Königreich von Rebecca Gablé, wo ständig jemand "versonnen" ist bzw. Caedmon sich dauernd das Kinn an der Schulter reibt. Dritter im Bunde ist "Der Baumeister von Albion", wo wirklich alle paar Sätze die Hauptdarsteller als "Jünglinge" bezeichnet werden! Bei diesen beiden Büchern bin ich schon fast aggressiv geworden beim Lesen, aber die haben mir auch so nicht sonderlich gut gefallen, was man vom Tribun nun wirklich nicht behaupten kann.


    Was folgere ich daraus: Wenn mir ein Buch gut gefällt, fallen mir oft wiederholte Worte vielleicht auf, aber sie stören mich nicht sooooo gravierend! :breitgrins:


    Übrigens ist mir noch was positiv aufgefallen: Die Kommentare in den Leserunden hier haben mir schon sehr viel gegeben - vor allem, wenn die Autoren sich so toll und engagiert beteiligen. Ich hab grade hier so viele verschiedene Blickwinkel und Meinungen kennengelernt, die mein bisheriges Leseverhalten nachhaltig beeinflusst haben - vor allem an historische Romane gehe ich mittlerweile ganz anders ran. Vielen lieben Dank dafür!


    ...und gute Nacht!
    Liz

    Viele Grüße<br />Liz

  • Hallo ihr Lieben,


    ich kann mich inzwischen schon gar nicht mehr vom Tribun losreißen. Schön!


    Inzwischen bin ich auch schon auf Seite 300-und-ein-paar-Zerquetschte und werde somit wohl morgen sogar damit fertig werden.


    Besonders faszinierend finde ich ja ebenalls die Beschreibung des Alltagslebens der "Barbaren". Was mich nur kurz verwundert hat, war die Erwähnung, dass es bei den Römern damals irgendwie kein Problem war, wenn eine Frau sich scheiden ließ und alleine weiterlebte. Ist das wirklich so gewesen? Dass das römische Reich weit fortschrittlicher war als beispielsweise das später folgende Mittelalter war mir klar, aber war es so gravierend?


    Ebenfalls positiv ist mir auch aufgefallen, dass hier tatsächlich auf das typische Gut-Böse-Schema verzichtet wurde (aber das wurde bereits erwähnt). Vor allem im Zusammenhang mit Liuba (mehr wird nicht verraten).


    Inzwischen warte ich allerdings schon ein bißchen darauf, dass mal wieder was passiert, denn Cinna ist nun schon 300 Seiten Geisel und hält sich ebenso lange im Dorf auf.


    Gleich im Zug werde ich etliche Seiten platt machen :breitgrins:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Mona!


    Zitat von "mona"

    Also ich verstehe schon, warum du es so entschieden hast. Aber das ändert nichts daran, dass es mir sehr leid um Inguiomers tut.


    Wenn ich ganz ehrlich bin - bei aller Härte dieser Entscheidung -, das erreicht zu haben, bedeutet, dass ich meine LeserInnen tief getroffen habe, ohne sie zu verärgern - und das ist schon ein ziemlicher Erfolg für einen Autor. :smile:


    Zitat

    Es freut mich, wenn beide wieder eine wichtige Rolle spielen werden. Auf Sunjas Entwicklung und auf Saldirs "große Stunde" bin ich gespannt.


    Wobei Saldirs große Stunde noch auf sich warten lassen wird ... aber versprochen! Die Kleine ist nämlich wirklich etwas Besonderes. Irgendwie entwickeltete sie sich ohne große Planung, steckte sozusagen immer ihre Nase durch die Tür und beanspruchte Platz in der Geschichte.


    Zitat

    Ich muss zugeben, dass ich aus genau diesem Grund historischen Romane mit weiblicher Hauptfigur inzwischen ziemlich meide. Es kommt mir so vor, als ob diese Romane vorranging auf die überwiegend weibliche Leserschaft abgestellt werden, und eine emanzipierte/unkonventionelle Superheldin präsentieren, mit der man sich gern identifizieren möchte. Die historische Genauigkeit bleibt da wohl leider oft auf der Strecke.


    Das ist ein ganz entscheidender Punkt für mich. Ich habe ein großes Faible für Romane, die es so genau als möglich nehmen und/oder die Unmöglichkeit einer exapkten und vollständigen Rekonstruktion mit einbinden, wie das bei Umberto Eco der Fall ist, der zuletzt im Baudolino darüber reflektierte, wie das so ist mir "Wahrheit" und "Lüge", "Fakten" und "Fiktion" in der Geschichtsschreibung und damit in unseren Vorstellungen von Geschichte.
    Es gibt in dieser Hinsicht graduelle Unterschiede. Einerseits finden wir sehr viele Romane, die eigentlich "nur" farbenfrohe Bühnenbilder abliefern, während es "trivial" um Allzumenschliches geht, wie im klassizistischen Drama von Corneille und Racine. Wobei diese Dramatiker eher politische Vorstellungen auf die Bühne brachten, wie das wohl auch bei R. Harris' Pompeji der Fall ist (Antike als Modell für aktuelle Verhältnisse).
    Die Abenteuer- und Liebesromane in dieser Sparte bedienen ausschließlich das Bedürfnis nach Unterhaltung, nach Wegträumen, was ich keineswegs bestreiten möchte. :smile:
    Auf der anderen Seite haben wir sogar hochreflektierte Sachen wie Ecos Romane, Thomas Manns Joseph, Gore Vidals Julian u.a. - auch hier ist die historische Genauigkeit abhängig von den Intentionen des Autors.
    Ich befinde mich wohl irgendwo in der Mitte und habe versucht, mich so genau als möglich an den aktuellen Stand der Forschung zu halten (der ändert sich ja auch immer wieder). Wenn Story und Hintergrund nicht zusammenpassen, sehe ich das als Herausforderung, an der Story zu schrauben, nicht an den Hintergründen. Und das macht richtig Spaß. :o)
    Liebe Grüße! :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Liz!


    Zitat von "Liz"

    Ich habe nur grade so für mich festgestellt, dass ich schon recht oft offensichtlich mit vielverwendeten Wörtern so meine Probleme habe (zumindest die, die mir persönlich auffallen). "Probleme" ist vielleicht das falsche Wort.


    Um böse zu werden, dazu ist es wirklich zu spät! :zwinker:
    Nein, wirklich nicht. Ich halte es für wichtig, sensibilisiert zu werden. Man lernt schließlich nie aus. Du gibst mir eine Information, die ich überprüfe - welchen Schluss ich daraus ziehe, bleibt ja mir überlassen. :smile:
    Übrigens ist genau das die Aufgabe von LektorInnen und RedakteurInnen.
    Ich habe übrigens viel mit "Wiederholungen gearbeitet, mit bestimmten Motiven, die "wandern", sich tw. auch wandeln. Auf diesem Weg kann man als Leser die Entwicklung gut nachvollziehen - damit meine ich z.B. das Nägelkauen und ähnliche Kleinigkeiten; solche Marotten drücken ja unserer eigenen Erfahrung nach schon etwas aus, was ich sonst in Inneren Monologen ausbreiten müsste.


    Zitat

    Übrigens ist mir noch was positiv aufgefallen: Die Kommentare in den Leserunden hier haben mir schon sehr viel gegeben - vor allem, wenn die Autoren sich so toll und engagiert beteiligen. Ich hab grade hier so viele verschiedene Blickwinkel und Meinungen kennengelernt, die mein bisheriges Leseverhalten nachhaltig beeinflusst haben - vor allem an historische Romane gehe ich mittlerweile ganz anders ran. Vielen lieben Dank dafür!


    Eigentlich habe ich zu danken. :smile:
    Mir geht es genauso: Beim ersten Roman habe ich weitgehend für mich, meine gestrengen Familienmitglieder und einige AutorenkollegInnen geschrieben, da musste ich mir eine ideale Leserschaft regelrecht ausdenken. Dass diese sich so gut mit der wirklichen deckt, freut mich sehr.
    Trotzdem ist es jetzt, da ich mit der Rohfassung des "Sequels" langsam zum Ende komme, sehr hilfreich, Leserstimmen gehört bzw. gelesen zu haben. Man kann die eigene Arbeit noch besser und sicherer auf die Bedürfnisse und Wünsche der LeserInnen ausrichten.
    Liebe Grüße! :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    ich kann mich inzwischen schon gar nicht mehr vom Tribun losreißen. Schön!


    Und wie mich das erst ... :klatschen:


    Zitat

    Was mich nur kurz verwundert hat, war die Erwähnung, dass es bei den Römern damals irgendwie kein Problem war, wenn eine Frau sich scheiden ließ und alleine weiterlebte. Ist das wirklich so gewesen? Dass das römische Reich weit fortschrittlicher war als beispielsweise das später folgende Mittelalter war mir klar, aber war es so gravierend?


    Zu Augustus' Zeiten war die Einstellung zur Ehe in den gehobenen Schichten eher negativ. Nach dem Ende der Bürgerkriege machte sich eine regelrechte Ehemüdigkeit breit, wodurch es an adligem Nachwuchs fehlte.
    Deshalb hat Augustus einige Gesetze erlassen, die z.B. diejenigen, die nicht verheiratet und "bekindert" waren, von der Erbfolge ausschlossen. Das führte dazu, dass im Adel damals tw.sehrrfrüh ge- bzw. verheiratet wurde (sozusagen um das hinter sich zu bringen, eh was dazwischenkam und das Erbe an den Staatschef fiel). Wenn dann der Obolus entrichtet war (3 Kinder!), trennte man sich wieder und ging seinen eigenen Interessen nach. Frauen hatten z.B. das Recht, nach der Geburt von mehreren Kindern auch ohne den sonst üblichen Vormund sich selbst zu vertreten (vor Gericht, bei Geschäften etc.). In dieser Zeit gab es deshalb viele Frauen, die nach Ableistung der familiären Pflichten ihr eigenes Leben führten, nicht so frei wie heute, aber doch so weit wie adlige Damen sich das eben leisten können. Cinnas Schwester ist kein Einzelfall; sie hat sich allerdings auch aufs Land zurüpckgezogen, um möglichem Gerede aus dem Weg zu gehen - du siehst, ganz so locker wie heute sah man es nicht. :zwinker:
    Die Sache wirkt auch so stark im Vergleich mit den engen Familienbanden bei den "Barbaren", wo der Zusammenhalt der Familie (ich wiederhole mich mal wieder) das Überleben des Einzelnen sicherte.


    Zitat

    Inzwischen warte ich allerdings schon ein bißchen darauf, dass mal wieder was passiert, denn Cinna ist nun schon 300 Seiten Geisel und hält sich ebenso lange im Dorf auf.


    Er kommt schon noch ein bisschen rum ... Wart's ab! :zwinker:
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne: