Gerade jene Person der sie so vertraut hatte, doch nicht etwa Tina? Das war doch einer von Tinas "Muskeln". Tina!!! So viel konnte sie gerade noch denken, bis ihr ein Wattebausch mit Chloroform vor die Nase gehalten wurde, und sie das Bewusstsein verlor.
Kapitel 22
Da befand ich mich mal wieder ganz schön in der Klemme. Celine unerreichbar, Tina unwillig zu helfen, der Typ im Peugeot äußerst geduldig, wie mir ein Blick aus dem Fenster bewies... Moment mal, dachte ich, als ich sah, wie er aus dem Auto stieg, um eine Zigarette zu rauchen. Die Fresse kennste doch! Das ist doch - kann das wirklich sein? - doch ja, ich traute meinen Augen kaum, aber als sich ein Passant zu ihm gesellte, war kein Zweifel mehr möglich: Das waren die beiden Männer aus der U-Bahn, die mit den Stiletten. Was hatten die denn mit Celine zu schaffen? Und woher kannte Tina sie?
Genau das war der Moment, als ich an allem und jedem zu zweifeln begann. Nichts mehr passte zusammen.
Erst der Einbruch und das Päckchen - so weit lief noch alles glatt. Aber von da an ging es rapide abwärts. Das missglückte Treffen mit Edmond, erst Aresi, der von Sala'zar geschickt worden war, dann die Bombe die das gesamte Café in die Luft jagte - ja apropos Edmond - was war eigentlich mit ihm geschehen? In den Zeitungen war lang und breit von der Bombe berichtet worden, mit einer namentlichen Auflistung aller Opfer, immerhin 5 Tote und 17 Verletzte, aber Edmonds Name befand sich nicht darunter! Ich war ja froh darüber, dass er offensichtlich entkommen war, aber wieso hatte er sich bloß nicht bei mir gemeldet?
Tja, und dann... Mittlerweile herrschte in meinem Gehirn nur noch Chaos. Die sich überschlagenden Ereignisse machten es mir schwer, den Überblick zu behalten. Was heißt hier behalten? Ihn überhaupt erst mal zu bekommen, darum ging es. Und so eilig ich es eigentlich hatte - jeden Moment erwartete ich Sala´zar oder die Polizei in meiner Wohnung - als erstes musste ich mich in Ruhe mit einer Zigarette hinsetzen und ordentlich nachdenken. Oh, was fehlte mir die Zigarette.
Haben Sie jemals versucht, das Rauchen aufzugeben? Ach, sie haben noch nie geraucht, Sie Glückspilz Sie! Es ist der Horror, sage ich Ihnen, der reinste Horror! Lieber 10 Bombenexplosionen pro Tag als keine Zigarette. Aber mein Arzt hatte gesagt, ich müsste, wenn mir mein Leben lieb wäre, unbedingt und sofort mit dem Rauchen aufhören, und leider, leider hatte ich auf ihn gehört, und meinen gesamten Tabaksvorrat - selbst meine geliebten rosa Sobranies, an die man in diesem vermaledeiten Land nur schwer herankommt - weggeschmissen. Verzweifelt durchsuchte ich alle Schubladen, in der vergeblichen Hoffnung irgendwo doch noch etwas Rauchbares zu finden. Aber nein, wenn ich etwas mache, dann auch richtig. Selbst die Schokoladenzigaretten, die mir mein kleiner Neffe zum Geburtstag geschenkt hatte, waren im Abfalleimer gelandet. Da fielen mir die Nikotinpflaster ein, ich klebte mir gleich ein halbes Dutzend auf, ein bisschen helfen die schon, und setzte meine Überlegungen fort.
Ja genau, als nächstes war ich in der Metro, dort forderten die beiden Typen draußen vor meiner Tür das Päckchen. Moment mal, hatten sie nicht gesagt, dass sie nicht zu Sala´zar gehörten? Zu wem denn dann? Celine hatte den Fahrer engagiert, hatte The Transporter gesagt, aber wieso sollte Celine ihn beauftragen, mir das Päckchen abzunehmen? Ich war doch sowieso auf dem Weg, es ihr zu überbringen. Sehr mysteriös, die ganze Sache. Also von Celine konnten die beiden nicht kommen - aber Tina hatte es doch bestätigt! Tina? Tina!?! Celine nicht erreichbar, und Tina...?
Sie verstehen vielleicht, wie mir zumute war. Meine gesamtes Weltbild brach in sich zusammen. Tina, Tina, auf die sich alle zu 150 Prozent verlassen konnten, eine Verräterin!
Mein Entschluss war gefasst. Rom hin oder her, ich würde mich auf nach London machen und Celine persönlich aufsuchen!
Kaum war der Entschluss gefasst, sprang ich auf, und schnappte mir mein Köfferchen, das für den Notfall immer fertig gepackt unter meinem Bett lag. Ich schaute den Inhalt noch mal kurz durch; ja alles da, auch die 3 Reise-Pf. Pf-Zahnbürste, Pf-Kamm, und Pfortemonnaie, hihihi. Den kannten Sie wohl noch nicht?
Nein, Spaß beiseite, meine Brieftasche war zwar im Café in Rauch aufgegangen, aber selbstverständlich war ich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ersatz lag zuoberst, ich steckte die Brieftasche in meine Hosentasche. Zwar würde sie die Hose ausbeulen, aber das Risiko, mein Jackett und mit ihr Geld und Papiere zu verlieren, wollte ich nicht noch einmal eingehen.
Gerade wollte ich die 112 anrufen, um entsetzt zu erzählen, dass das Nachbarhaus gerade lichterloh brannte - das Anrücken mehrerer Feuerwehrzüge und Polizeiautos würde für Durcheinander sorgen, das es mir ermöglichen würde, von dem Peugeotfritzen unentdeckt zu verschwinden - als das Telefon klingelte. Eigentlich wollte ich gar nicht abheben, und noch heute weiß ich nicht, wie es mir ergangen wäre, wenn ich es gelassen hätte, aber ich bin noch nie der Mensch gewesen, der ein klingelndes Telefon ignorieren kann. Außerdem zeigte die Nummernanzeige eine "geschützte Nummer" an, und ich hoffte, es könnte Celine sein.
Kapitel 23
"DuMont."
"Guten Tag. Hier spricht Denise Lacroix. Spreche ich mit Jean DuMont, dem Verfasser des Rom-Reiseführers?"