Tom Sharpe - Puppenmord oder bis daß ihr Tod ihn scheidet

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    "Puppenmord oder bis daß ihr Tod ihn scheidet"


    und damit ist keinesfalls Eva, Henry Willts Ehefrau gemeint, die ihn ungewollt, auf der Suche nach Anschluß an die höhere Gesellschaft, in eine mehr als absurde Situation bringt.
    Henry, seines Zeichens Berufsschullehrer, befriedigt Eva weder finanziell noch gesellschaftsmäßig, von anderen Dingen ganz zu schweigen, dementsprechend angetan ist sie, als sie durch einen Zufall Sally Pringsheim trifft , die für Evas Begriffe der höheren Gesellschaft angehört und noch dazu S.e.x.uell revolutioniert ist. Sally läd Eva und Henry auf eine ihrer Grillfeten ein und Henrys Schicksal nimmt seinem Lauf.
    Die Party entpuppt sich als genau das was der müffelige Hilfslehrer erwartet hat..."karriereversessene Akademiker, die Joints rauchen und über gesellschaftstheoretische Datenmanipulationssysteme und ähnlich unverständliches Zeug reden...", das ändert sich als die Gastgeberin ihn in ihr Schlafzimmer lockt und ihm eindeutige S.e.x.uelle Avancen macht, der konservative, schon ziemlich betrunkene Henry wird wütend, rutscht aus und ist außer Gefecht gesetzt.
    Als er aufwacht steckt er mit seinem besten Stück in einer viel zu fest aufgeblasenen Gummipuppe. Es dauert eine ganze Weile, bis der verzweifelte Henry es schafft sich von dieser zu befreien und ausgerechnet in diesem Moment wird er von den anderen Gästen überrascht.
    Wütend auf Eva, die inzwischen, ob der Obszönität ihres Mannes, mit den Pringsheims zu einem Ausflug aufgebrochen ist, "um über alles nachzudenken", ersinnt Henry einen Racheplan. Die Gummipuppe, die Eva ihm auf den Küchentisch gelegt hat, wird aufgepumpt und er zieht ihr die Kleidung seiner Frau an, nahe seiner Schule versenkt er sie in eine Baugrube, von der er weiß, daß sie am nächsten Tag mit Zement gefüllt werden soll. Der fiktive Mord ist ausgeführt, was Henry sehr schnell bereut, aber nun ist es zu spät.
    Es kommt wie es kommen muß. Die vermeintliche Leiche wird während der Arbeiten entdeckt und man beginnt damit sie zu "bergen". Des Mordes verdächtigt wird natürlich niemand anderes als Henry Wilt und die einzige Person, die ihn entlasten könnte, dümpelt mit den Pringsheims in ihrer eigenen Misere.


    Rezension
    Soweit der Ausgangspunkt. Murphy´s Law: es geht schief, was nur schiefgehen kann!
    Irgendjemand hatte hier geschrieben, daß Slapstick in Romanen nicht möglich sei...Tom Sharpe schafft das in der Figur Henry Wilts mühelos. Man stolpert mit der Hauptperson von einer grotesken Situation in die Nächste, dabei ist der Roman witzig, spannend, manchmal fast bösartig, ab und an geschmacklos und in vielen Teilen eine gelungene Gesellschaftssatire. Die Charaktere sind ensprechend schrill und überzeichnet, genauso wie die Situationen in die sie geraten und man muß schon ein wenig aufpassen, um den Überblick zu behalten, da sich die Geschichte im Laufe des Buches in mehrere Handlungsstränge bzw Sichtweisen aufteilt, aber gerade das macht auch die Spannung des Buches aus.
    Es ist schon köstlich mitzuerleben wie der "Versager" Wilt die Polizei beim Verhör in den Wahnsinn treibt und auf falsche Fährten lockt oder Eva zuzuschauen wie ihr langsam klar wird WAS die Pringsheims wirklich sind.
    Allerdings scheiden sich an dem Buch die Geister (ähnlich wie bei Pratchett oder Adams), wer auf "wirklich schräg" und absurde Plots steht ist mit diesem Buch genau richtig bedient, wem englischer, teils derber Humor nicht zusagt, dem sei abzuraten, er wird mit Sharpe keine Freude haben.
    Unnötig zu sagen, daß es mir sehr gut gefallen hat, um nicht zu sagen: Ich hab mich scheckig gelacht :breitgrins:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallo Gytha,


    wow, vielen Dank für die schnelle Reaktion auf meine Bitte! Und dann noch so eine ausführliche Meinung! Noch genialer ist natürlich, dass gerade "Puppenmord" auf meinem SUB thront :bang:


    Ich habe gerade noch den Buchtitel ergänzt und den Amazonlink hinzugefügt :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Morgen Nimue,


    immer gern, ich hoffe Du hast nun auch Lust bekommen es zu lesen :zwinker:


    Danke, daß Du den Amazon reingesetzt hast, hab ich doch gestern glatt vergessen :redface:


    Liebe Grüße
    Gytha

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hallo Gytha ,


    eine schöne Rezi. Ich habe Puppenmord vor Jahren mal angefangen zu lesen und (warum auch immer) abgebrochen. Wenn ich mir deine Meinung dazu durchlese, sollte ich dem Buch wirklich wieder eine neue Chance geben. :smile:


    Liebe Grüße
    wolves

  • Oh ja, das ist ein tolles Buch! Ist allerdings schon viele Jahre her, daß ich es gelesen habe :redface:.
    Und es gibt auch eine ganz nette Verfilmung (sogar unter 4 Euro momentan bei Amazon zu kriegen, allerdings nur in deutscher Fassung :sauer:). Die Eva wird übrigens von Mrs. Bennet aus der 95er P&P Verfilmung gespielt... :breitgrins:

    Viele Grüße<br />Liz

  • Hallo zusammen,


    das ist auch eins meiner absoluten Lieblingsbücher! :klatschen: Da ich mit Henry Wilt die Profession teile, muss ich mir bei allem beruflichen Ungemach nur die Szenen in "Fleisch I" - der Metzger-Klasse auf der Berufsschule - durchlesen und schon ist unter Lachtränen all mein Ärger vergessen!


    HG
    finsbury

  • Nachdem ich Feine Familie und Familienbande total klasse fand, hat mir Puppenmord irgendwie überhaupt nicht zugesagt. Vielleicht war es zuviel Sharpe hintereinander, aber ich habe das Buch nach weniger als der Hälfte abbrechen müssen, weil mir der Charakter des Henry nicht gefallen hat und mir das ganze irgendwie zu langsam in Fahrt kam. :sauer: Schade, weil mir Sharpe's Humor in den beiden anderen Büchern richtig gut gefallen hat.