Brenda Vantrease - Der Illuminator

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    Brenda Vantrease: Der Illuminator


    Inhalt:


    Um 1380 ist in England der Lollardenaufstand gegen die Unterdrückung der Leibeigenen und Freisassen durch Adel und Klerus in vollem Gange. Auch die Übersetzung der Bibel ins Englische durch John Wycliffe wird vom Klerus misstrauisch beäugt und behindert.
    In dieser Zeit wird der Buchillustrator Finn, der heimlich diese Volksbibel illuminiert, mit seiner halbjüdischen Tochter Rose bei Lady Kathryn in Blackingham Manor bei Norwich untergebracht.
    Zwischen der Burgherrin und dem Illuminator entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die aber an Intrigen bezüglich eines Priestermordes und allgemein an den Zeitumständen und der Mutterliebe Lady Kathryns scheitert.
    So steht am Ende nur die Entsagung und der Glaube an eine höhere Gerechtigkeit.


    Wertung:


    Mir ist dieses Buch für einen historischen Schmöker zu tragisch und entsagungsvoll. DIe Leute sterben wie die Fliegen und kein Hoffnungsschimmer ist in Sicht.
    Man erfährt Einiges über die Zeitumstände, aber Gablé finde ich da wesentlich informativer, und sie schafft es auch, nicht süßlich zu wirken, ohne dass gleich alle sterben ... .
    Meine Wertung: Kann man lesen, wenn man für ein aufgeräumtes Personenregister am Ende des Buches ist.



    HG
    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Meine Wertung: Kann man lesen, wenn man für ein aufgeräumtes Personenregister am Ende des Buches ist.



    Nette Formulierung... :lachen:


    Ich habe das Buch vor ungefähr einem halben Jahr gelesen, hatte meine Rezi aber nur auf meiner Website veröffentlicht (Asche auf mein Haupt, ich gelobe Besserung!). Hier ist sie jedenfalls:



    Das Buch macht deutlich, wie sehr das Volk unter der Doppelbelastung von Adel und Kirche litt: beide nahmen sich, was sie wollten, ohne jede Rücksicht. Steuern für den König, Abgaben für die Kirche und oftmals blieb nicht einmal mehr genug zum Leben. Dies war die Zeit der Lollarden: Prediger, die auf englisch predigten und die sagten, daß jeder selbst zu Gott beten könne - ohne Umweg über die Priester. Und die davon überzeugt waren, daß Gott auch Gebete in der Umgangssprache erhören würde und nicht nur Gebete, die auf Latein von einem Priester oder Mönch gesprochen wurden. John Wycliff schließlich übersetzte die Bibel ins Englische und machte sie so dem Volk zugänglich; kein Wunder also, daß die katholische Kirche sich bedroht fühlte und alles tat, um die drohende Rebellion zu unterdrücken.


    Als Finn als Gast nach Blackingham Manor kommt, verbirgt er seine Tätigkeit für John Wycliff sorgfältig. Schon nach kurzer Zeit werden er und Lady Kathryn ein Liebespaar. Als sie jedoch erfährt, daß die Mutter seiner Tochter Jüdin war, wendet sie sich von ihm ab. Dann wird ein Priester ermordet und Kathryn steht vor der Wahl, entweder ihren Sohn oder ihren Geliebten zu opfern. Sie weiß, daß Finn unschuldig ist, aber der Sheriff verdächtigt ihn und nimmt ihn in Haft. Kathryns Sohn Alfred hingegen ist irgendwie in die Sache verstrickt und auch wenn sie nichts Genaues weiß, will sie den Shriff doch nicht auf seine Spur bringen. Also entscheidet sie sich für ihren Sohn und setzt sich in keinster Weise für Finn ein.


    Das Buch fing schleppend an, erst ab der Mitte etwa kam Spannung auf. Dann jedoch wurde es fast des Guten zuviel: immer neue Schwierigkeiten türmten sich vor Lady Kathryn auf und irgendwann stand ich kurz davor, das Buch zuzuklappen. Finns Verhaftung ist erst die Spitze des Eisbergs, danach folgt Katastrophe auf Katastrophe. Ich habe seit langem kein Buch mehr gelesen, in dem so viele der Hauptpersonen sterben.
    Leider wachsen dem Leser die Charaktere auch nicht sonderlich ans Herz, sie bleiben flach und ausdruckslos. Das Ende hingegen gleicht den schleppenden Anfang aus und macht einiges wieder wett. Gut dargestellt ist die Hilflosigkeit der Bevölkerung gegenüber der Kirche und wie sehr kirchliche Würdenträger diese Macht ausnutzten - sei es der Priester, der die letzte Ölung erst gegen eine entsprechene „Spende“ vollzieht oder der Bischof, der den einfachen Leuten auch noch das letzte Stück Vieh nimmt, um einen Krieg zu finanzieren.

    viele Grüße<br />Tirah

  • Leider wachsen dem Leser die Charaktere auch nicht sonderlich ans Herz, sie bleiben flach und ausdruckslos.


    Was in diesem Fall vielleicht auch besser ist, wenn die eh alle sterben. :zwinker:


    Danke euch beiden für die Rezi, wohl ein Buch welches man sich sparen kann.


    Ich bin eher für ein vollständige Personenregister am Ende des Buches. :zwinker:


    LG
    Flor

  • Hmm.. ein Buch in dem endlich auch ein paar Hauptcharaktere sterben dürfen :zwinker: scheint ein Buch für mich zu sein :breitgrins: Nein im ernst auch wenn ihr eher negativ rezensiert werd ich das Buch vielleicht doch mal lesen auch wenn mich der eher reißerischgehaltene Schutzumschlag bisher davon abgehalten hat. Zum Glück muss ich es aber nicht kaufen sondern werd es mal nächstes Jahr schätz ich *g* aus der Bücherei ausleihen. Ich werde dann natürlich Bericht erstatten.

  • East Anglia um 1380. Es ist die Zeit der Lollarden, einer kirchlichen Reformbewegung, die von der katholischen Kirche als Bedrohung und deren Mitglieder deshalb verfolgt wurden. John Wyclif arbeitet an einer Übersetzung der Bibel in die englische Volkssprache, damit jeder sie lesen kann. Illustriert werden soll diese Bibel von Finn, der aber zu seiner eigenen Sicherheit und zum Schutz seiner Tochter Rose diese Tätigkeit tarnen muß. Deshalb hat er eine Illustratorenaufgabe des Abtes von Broomholm angenommen und da er nicht mit seiner Tochter in einem Mönchskloster leben kann, werden die beiden auf Blackingham Manor, bei Lady Kathryn und ihren beiden Söhnen Alfred und Colin einquartiert. Nach anfänglichem Zögern entspinnt sich zwischen Finn und Kathryn ein Verhältnis, aber das Glück ist nicht von langer Dauer. Der Sheriff, vom Bischof unter Druck gesetzt, muß den Mörder eines Priesters finden, der just am Tag, als Finn und Rose auf Blackingham ankommen, verschwunden ist. Als einige Zeit später unter den Sachen Finns eine Perlenkette Kathryns gefunden wird, die der Priester laut seiner Inventarliste bei sich hatte, wird Finn verhaftet. Kathryn weiß, daß Finn unschuldig sein muß, fühlt sich aber nicht in der Lage, ihm zu helfen, um das Gut und damit das Erbe ihrer Söhne nicht zu gefährden. Albert tritt aber beim Sheriff als Schildknappe in Dienst und Colin verschwindet eines Tages spurlos. Kathryns Sorgen reißen auch angesichts eines betrügerischen Verwalters und des zudringlichen Sheriffs nicht ab.


    Um es gleich zu sagen: Dies ist ein sogenannter historischer Roman der schlechten Sorte. Der Hintergrund von Wyclifs Bibelübersetzung, die Tätigkeit der Lollarden und der Bauernaufstand unter Wat Tyler ist durchaus richtig, aber darüber hinaus ist vieles zweifelhaft. Es wäre sicher besser gewesen, dem Bischof nicht ausgerechnet den Namen Despenser zu verpassen, denn Vater und Sohn Despenser haben zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der englischen Geschichte gespielt, von einem Henry weiß ich allerdings nichts. Auch eine Reihe Kleinigkeiten haben mich den Kopf schütteln lassen. Dafür ein Beispiel: Als Lady Kathryn den früheren Raum ihres Mannes für den Gast vorbereitet räumt sie auch die Truhe ihres Mannes auf und findet dabei ein Stück Pergament. Und natürlich denkt sie als erstes an einen Liebesbrief, den ihr Mann versteckt aufbewahrte. Pergament ist relativ aufwendig in der Herstellung und daher teuer gewesen, so teuer, daß es reichlich Beispiele von Palimpsesten gibt, auf denen der ursprüngliche Text abgekratzt und die Pergamente dann neu beschrieben wurden. Da war es natürlich das Naheliegendste, einen Liebesbrief auf diesem Material zu schreiben und diesen dann auch noch aufzubewahren ...


    Darüber ließe sich hinwegsehen, wenn die Protagonisten gut gestaltet und glaubhaft wären. Lady Kathryn ist zwar einerseits so selbstbewußt und eigenständig, daß sie das Gut nach dem Tod ihres Mannes weiterführt, um ihrem ältesten Sohn den Besitz zu sichern, aber sobald der Verwalter auftaucht, wird sie zum völligen Trottel und zaghaft. Auch die übrigen Personen sind nach kurzer Zeit recht leicht in ihren Reaktionen auszurechnen, egal ob es sich um den eher ungestümen Alfred, den ruhigeren Colin, die unschuldige Rose, den selbstsicheren Finn oder die resolute Köchin Agnes handelt. Offensichtlich wußte die Autorin zum Ende des Buches auch nicht, was sie mit den ganzen Leuten noch anfangen sollte, weshalb sie dann reihenweise sterben. Da sie mir aber zuvor nicht sonderlich ans Herz gewachsen waren, konnte ich das mit einem Schulterzucken abtun. Zwar bekommt der Roman, der sich über die ersten fast zwei Drittel eher dahinschleppt, damit doch noch etwas Fahrt, aber das rettet die Geschichte letztlich auch nicht mehr. zumal es auch sprachlich nicht gerade anspruchsvoll ist. Fazit: Ein Buch, das besser im Regal bleibt, normalerweise wäre es ein echter Abbruchkandidat gewesen.


    1ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo,


    ungeachtet der negativen Rezensionen habe ich mich mal an dieses Buch gewagt und habe inzwischen knapp die Hälfte gelesen. Und siehe da, ich finde es gar nicht so schlecht. Es reißt mich zwar nicht vom Hocker, dafür sind die Figuren zu stereotyp angelegt und zu sehr in schwarz und weiß unterteilt. Dafür lässt es sich locker und flüssig lesen und ich bin durchaus gespannt darauf, wie die Handlung sich weiterentwickelt. Mal schauen, ob das so anhält. Das große Sterben hat bisher ja noch nicht eingesetzt. :zwinker:


    Viele Grüße,
    Cuddles :winken:

  • Ruhig Blut, einfach mal selbst ausprobieren. :zwinker: Bei Amazon gibt es sogar viele positive Rezensionen.


    Meine Erwartungen waren durch die negativen Rezensionen hier aber derartig runtergeschraubt, dass ich eigentlich nur positiv überrascht werden konnte. :breitgrins:

  • Inzwischen habe ich das Buch beendet, wobei sich meine Meinung nicht großartig geändert hat. Einige der Hauptfiguren waren mir schon sympathisch und ich bin ganz froh, dass doch nicht alle gestorben sind. :zwinker: Die "Bösewichte" und hier insbesondere die Männer der Kirche wurden für meinen Geschmack aber zu einseitig dargestellt. Entweder waren sie geldgierig, wollüstig oder unersättlich, gerne auch alles zusammen. Da hätte etwas mehr differenziert werden können.


    Schade fand ich auch, dass man relativ wenig über den historischen Hintergrund (die Übersetzung der Bibel ins Englische) erfährt, dieses Thema hätte eine ausführlichere Bearbeitung verdient gehabt. Dennoch konnte mich die Autorin mit ihrer Geschichte bei der Stange halten: Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis, das Buch abzubrechen, ich wollte immer noch wissen, wie es weitergeht (auch wenn ich schon ziemlich verspoilert war). Ob ich die Fortsetzung lesen werde, weiß ich aber noch nicht - vielleicht wenn sie mir irgendwo günstig über den Weg läuft.


    Fazit: Ein eher durchschnittlicher historischer Roman, der sich aber locker runterlesen lässt. Muss man nicht lesen, kann man aber. :zwinker:


    3ratten