Morton Rhue: Asphalt Tribe - Kinder der Straße

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  • Hallo!


    Morton Rhue: Asphalt Tribe - Kinder der Straße


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    Inhalt:
    Sie sind zu acht und nennen sich „Asphalt Tribe“ - ein Stamm, der auf der Straße zu überleben versucht.
    Rainbow, die ander Nadel hängt, und der Anarchist Maggot, 2Moro und Jewel, die sich auf dem Strich den Rausch der Clubbing Nächte verdienen, OG und sein Hund Pest, die kleine Tears und Maybe, die Berichtersatterin. Mayber erzählt von Kälte und Hunger, von Sozialarbeitern und Zuhältern, durchtanzten Nächten und verschlafenen Tagen von Stolz und Erniedrigung. Doch der Preis der Freiheit ist hoch und fordert tödlichen Tribut.
    (Buchklappentext)


    Bewertung:
    Das Buch „Asphalt Tribe“ handelt von acht Straßenkinder, die gemeinsam versuchen auf den Straßen New Yorks zu überleben. Sie alle haben verschiedene Beweggründe warum sie ihr Elternhaus verlassen haben und jedem von ihnen wiederfährt eine ganz eigene Geschichte, obwohl sie zusammen leben. Es geht um Kinder, die nichts haben außer sich selbst. Mit unterschiedlichen Methoden versuchen sie ihr Überleben zu sichern und verdienen durch mehr oder weniger wundersame Ideen ihr Geld.


    Die Handlung wird von dem Mädchen Maybe erzählt, deren Name ihre häufigste Antwort auf die Fragen der Erwachsenen ist. Kann sein oder eben auch nicht. Es geht um Jugendliche, die nicht weit in die Zukunft planen und die trotzdem noch Träume in sich tragen.


    In dem Buch wird das Straßenleben schonungslos geschildert, nichts wird beschönigt und es ist von Anfang an klar, dass es kein Happy End geben kann. Es wird deutlich, dass dieses Leben nicht die Freiheit bietet, die sich einige davon erhoffen.


    Morthon Rhue erzählt ohne anzuklagen oder belehren zu wollen. Das ist auch gar nicht nötig, denn die Darstellung spricht für sich selbst.


    Ein beklemmendes Buch, das wachrüttelt und einem zeigt, dass die Welt nicht immer nur schön ist und dass auch das da ist, was wir so gerne übersehen.
    Straßenkinder gibt es nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in den wohlhabenden Industrieländern. Das macht dieses Buch eindeutig klar.


    „Asphalt Tribe“ lässt sich schnell lesen. Die Handlung wird nicht langweilig, man braucht höchstens mal eine Atempause um das noch vertragen zu können.


    Ein Buch, das durchaus

    5ratten


    verdient hat.


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Ergänzungen zum Klappentext von mir
    Der Roman beginnt am Silvesterabend und zieht sich über den Januar. Es ist die kälteste Zeit des Jahres und für alle Menschen, die auf den New Yorker Straßen leben, geht es um das bloße Überleben. Bereits im zweiten Kapitel fordert die Kälteperiode den ersten Toten aus dem "Asphalt Tribe". "Country Club", der an Unterkühlung gestorbene Junge, bleibt nicht das einzige Opfer des Straßenlebens. Die Mitglieder des Aspalt Tribes finden zufällig zueinander und bilden eine Notgemeinschaft, die immer stärker zur Familie wird. Die Protagonistin Maybe hat eine besonders starke Bindung zu Rainbow, einer heroinabhängigen Sechzehnjährigen.


    Allen ist die ständige Bedrohung durch Kriminalität, Willkür und Gewalt bewußt, aber sie haben sich so sehr in Abhängigkeiten verstrickt, dass ihnen der Absprung in ein geregeltes Leben schwerfällt. So lehnen sie Vorschriften und gesellschaftliche Normen generell ab, um sich hinter dieser erlogenen Wirklichkeit verstecken zu können.
    Nur wenige können diesem Teufelskreis entfliehen - was auch in diesem Buch eine klare Aussage ist. Am Ende




    Darüber hinaus versuchen die Kids ihre Vergangenheit zu vergessen. Alle Jugendlichen haben unterschiedliche Hintergründe. Maybe wurde von ihrer Mutter verstoßen und mißhandelt. Tears wurde von ihrem Stiefvater mißbraucht und als sie es ihrer Mutter erzählte, wollte diese es ihr nicht glauben - so sah sie als einzigen Ausweg die Flucht. Maggot ist ein sogenannter "Postkartenpunk", jemand, der sich nur gegen das System auflehnen will, aber nicht aus zwingenden Gründen von seinen Eltern weglief. So hat jeder seine eigene Geschichte.

    Meine Meinung:


    Schon als ich da Buch auslieh, hatte ich das Gefühl, dass mich Morton Rhue nicht enttäuschen würde. Ich finde seine Bücher sehr mutig, erschütternd und aufklärend. Er ist fähig, komplexe Probleme einfach umzusetzen und sich nicht ins Theoretische zu versteigen. Andeutungen allein genügen, um sich einen wahren Bilderkatalog vorstellen zu können.


    In dem Buch gibt es eine Stelle, an der Maybe und Rainbow in die Stadtbibliothek gehen, um sich dort zu waschen. Sie wollen ihren Gestank loswerden und sich mal wieder sauber fühlen. Sie werden entdeckt und daraufhin vom Wachmann Bobby auf unglaubliche Weise gedemütigt. Er zwingt sie, den Raum nackt zu putzen, damit sie sich ihres Vergehens bewusst werden. Sein Kollege hat dagegen zwar Einwände, geht aber lediglich aus dem Raum statt aktiv einzuschreiten. Hier liegt die Hilflosigkeit der Mädchen offen, die Unmenschlichkeit von vermeintlich höher gestellten Menschen wird gezeigt, aber nicht bewertet. Der Leser ist aufgefordert, sich selbst eine Meinung zu bilden.


    Diese Andeutungen machen das Buch sicher zu einer lohnenswerten Schullektüre! Es gibt viele Stellen, über die man diskutieren kann!


    Eine weitere Stelle, die mich mitnahm, war die Begegnung mit einer Tierschützerin. Diese sah OGs Hund Pest und versuchte OG dazu zu bewegen, ihr den Hund mitzugeben, da er auf der Straße keine Überlebenschance habe. Natürlich hat sie recht, aber sie hat ihr Mitleid und die Besorgnis für den Hund nichtmal auf die Kinder übertragen! Es wirkt so, als ob sie für das menschliche Elend blind sei. Hauptsache, das Tier leidet nicht.


    In einem späteren Kapitel gibt es eine Textstelle, die ich hier abschließend zitieren möchte, weil sie den Status der Kinder in der eigenen und äußeren Wahrnehmung gut beschreibt:


    Zitat

    Kann sein, dass du heute Nacht hier draußen verhungerst oder erfrierst. Kann sein, dass man morgen früh deine Leiche findet. Wer macht sich was aus einem obdachlosen Kind? Du bist ein Niemand. Kein Mensch wird sich an dich erinnern. Dich gibt es praktisch nicht.


    Aber zum Glück existieren auch in diesem Buch Menschen, die das Schicksal der Straßenkinder interessiert, z. B. die Polizistin Officer Ryan oder den Bibliothekar Anthony...


    Ich würde das Buch Jugendlichen ab 15 Jahren empfehlen.


    5ratten

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Hallo!


    Ich habe ein paar Fragen/Anmerkungen zu deiner Rezension, wenn du nichts dagegen hast... (und wenn doch, stelle ich/mache ich sie trotzdem... :breitgrins: )



    Diese Andeutungen machen das Buch sicher zu einer lohnenswerten Schullektüre! Es gibt viele Stellen, über die man diskutieren kann!


    Schullektüre, das macht mich ein wenig nachdenklich. Ein Buch als lohende Schullektüre zu bezeichnen, könnte einige abschrecken. Sicherlich gibt es da einiges an Diskusionsmaterial, aber es hindert einen ja niemand daran auch außerhalb der Schule darüber zu reden, was einige wohl eher machen würden als wenn sie es in der Schule müssen.
    Diskutieren kann man auch über andere Bücher, andere Themen das allein macht etwas noch nicht zu einer guten Schullektüre. Aber wenn du das so siehst, dann ist das eben so, nur sehe ich das anders. :winken:



    Ich würde das Buch Jugendlichen ab 15 Jahren empfehlen.


    Kannst du die Altersempfehlung begründen?


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser


  • Hallo!


    Ich habe ein paar Fragen/Anmerkungen zu deiner Rezension, wenn du nichts dagegen hast... (und wenn doch, stelle ich/mache ich sie trotzdem... :breitgrins: )


    Schullektüre, das macht mich ein wenig nachdenklich. Ein Buch als lohende Schullektüre zu bezeichnen, könnte einige abschrecken. Sicherlich gibt es da einiges an Diskusionsmaterial, aber es hindert einen ja niemand daran auch außerhalb der Schule darüber zu reden, was einige wohl eher machen würden als wenn sie es in der Schule müssen.
    Diskutieren kann man auch über andere Bücher, andere Themen das allein macht etwas noch nicht zu einer guten Schullektüre. Aber wenn du das so siehst, dann ist das eben so, nur sehe ich das anders. :winken:


    Ich wollte gar nicht andeuten, dass das Buch ausschließlich als Schullektüre lohnend ist. Immerhin habe ich es auch privat gelesen und bin keine Lehrerin. Aber es ist ein Buch, dass junge Menschen anspricht, viel Raum für eigene Gedanken lässt (wie du ja auch oben sagtest) und ein zeitgemäßes Thema aufgreift. Wenn sich jemand von meinem Hinweis von der Lektüre abgeschreckt fühlt, tut es mir leid. Aber ehrlich gesagt fehlt mir dafür das Verständnis. Ich habe doch lediglich eine Option genannt, um für spannende Schullektüren zu plädieren... :confused:



    Kannst du die Altersempfehlung begründen?


    Ich finde die Darstellung teilweise ziemlich krude und viele der Betroffenen sind ca. in dem Alter oder etwas älter. Sicher gibt es immer Jugendliche, die schon mit 13 Jahren ein solches Buch lesen können, aber aus meiner Erfahrung in der Schulbibliothek in der ich arbeitete, habe ich den Eindruck gehabt, dass das Thema eher Schüler aus der 9./10. Klasse anspricht als jüngere.

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Aber es ist ein Buch, dass junge Menschen anspricht, viel Raum für eigene Gedanken lässt (wie du ja auch oben sagtest) und ein zeitgemäßes Thema aufgreift. Wenn sich jemand von meinem Hinweis von der Lektüre abgeschreckt fühlt, tut es mir leid. Aber ehrlich gesagt fehlt mir dafür das Verständnis. Ich habe doch lediglich eine Option genannt, um für spannende Schullektüren zu plädieren... :confused:


    Ich habe das ja nicht böse gemeint, denke da nur an ein paar Leute, die ich kenne, die bei allem, das irgendwie für die Schule geeignet sein könnte reisaus nehmen... :winken:
    Ich fühle mich davon ganz sicher nicht abgeschreckt. Naja, und ich habe das Buch ja auch schon gelesen...


    Danke für die Begründung deiner Altersempfehlung. Ehrlich gesagt mache ich mir darüber nie so viel Gedanken. *sämtliche Bücher vor jüngeren Verwandten versteck* Man weiß ja nie... :zwinker:


    Liebe Grüße


    Nirika

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  • Die Überlegungen zu den Altersempfehlungen mache ich mir immer automatisch, da das im Laden (bin neben dem Studium Buchhändlerin) häufig eine der ersten Kundenfragen ist: "Ab welchem Alter können Sie das Buch denn empfehlen?". Wenn ich sowieso darüber nachdenke, nehme ich die Angabe in meine Rezis auf. :zwinker:


    Ich habe mich übrigens nicht angegriffen oder beleidigt gefühlt. Ich verstehe schon, was du meinst, finde solches Verhalten aber immer schade und kurzsichtig, weil man dadurch manchmal Perlen verpasst. Aber das gehört wohl auch zur Pubertät dazu. Ich kenne das aus der Schulbibliothek. Wenn man dann doch mal einen Schüler von etwas überzeugen konnte, das einem am Herzen liegt, feiert man das! :zwinker:

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  • Hallo!



    Ich habe mich übrigens nicht angegriffen oder beleidigt gefühlt. Ich verstehe schon, was du meinst, finde solches Verhalten aber immer schade und kurzsichtig, weil man dadurch manchmal Perlen verpasst. Aber das gehört wohl auch zur Pubertät dazu. Ich kenne das aus der Schulbibliothek. Wenn man dann doch mal einen Schüler von etwas überzeugen konnte, das einem am Herzen liegt, feiert man das! :zwinker:


    Du nimmst mir die Worte von der Tastatur... :breitgrins: Meine Rede, aber auf mich hört ja keiner *in Richtung Freunde und Bekannte schiel*
    Was für eine gute Schulbibliothek ist das? In meiner gibt es ausschließlich ausrangierte Schulbücher.
    Also in meiner Pubertät habe ich alles gelesen, was mir gerade vor die Nase kam oder hätte zumindest wirklich alles gelesen, wenn ich noch mehr Zeit gehabt hätte.


    Darf ich an dieser Stelle fragen, welche Bücher von Morton Rhue du sonst noch gelesen hast?


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Nirika: Ich kenne noch "Die Welle", "Ich knall euch ab" und "Boot Camp". Außerdem habe ich noch "Der neue Sound" (über raketenhafte Berühmtheit von Teenagern) zuhause, das ich aber noch nicht gelesen habe. "Der neue Sound" ist Teil einer Trilogie, die in Deutschland nicht mehr verlegt wird und auch nie die Bekanntheit der anderen Bücher erfuhr.
    Ich mag den Autoren einfach. :smile:

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  • Hallo!



    Ich mag den Autoren einfach. :smile:


    Ich auch. :smile:


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Die Bücher von Morton Rhue sind mir bisher immer sehr nahe gegangen, bei "Asphalt Tribe" war das dieses mal nicht der Fall.
    Vielleicht, weil ich mich bisher nicht mit dem Thema Straßenkinder auseinandergesetzt und auch null persönlichen Bezug dazu habe.


    Trotzdem ist die Geschichte gut geschrieben.
    Unter den Kindern des selbsternannten Asphalt Tribe finden sich die unterschiedlichsten Typen, mit den unterschiedlichsten Gründen für ihr Leben auf der Straße: Drogensucht, familiäre Mißhandlungen / Mißbrauch, und auch der Möchtegern, der einfach nur gegen die Gesellschaft rebellieren und ein wenig Abenteuer erleben möchte.
    Die Probleme, mit denen die Straßenkinder zu kämpfen haben, werden anschaulich in die Geschichte verwoben: Hunger, Kälte, Verwahrlosung, Angst vor gewalttätigen Übergriffen und Angst vor dem Tod.
    Auch der Umgang der Gesellschaft mit dem Straßenkindern wird thematisiert.
    Wie Polizisten die Kinder sehen, wie die Jugendhilfe versucht, an sie heranzukommen und zum Umdenken zu bewegen, die fehlende Wertschätzung der vorbeigehenden Passanten (marilu hat ja die Schlüsselstellen, z.B. der Auftritt der Tierschützerin, schon genannt).


    Ein typisches Buch von Morton Rhue:
    Ein wichtiges Thema, Obdachlosigkeit von Kindern, anschaulich dargelegt und auf jeden Fall zum Nachdenken anregend.