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Kurzbeschreibung
Der Schriftsteller Hans Lach ist verhaftet worden: Mordverdacht. Auf der Party in der Villa seines Münchner Verlegers, zu der ganz gegen die Regeln geladen war, hatte er einen berühmten Kritiker bedroht, unmittelbar nachdem dieser im Fernsehen sein neues Buch verrissen hatte. Als am nächsten Morgen der Pullover des Kritikers blutgetränkt gefunden wird, fehlt zwar zunächst noch die Leiche, aber Zweifel über den Mörder scheint niemand zu hegen. Lediglich Michael Landolf, ein Freund des Autors, schenkt den Vorwürfen keinen Glauben. Während Kriminalkommissar Wedekind die Schuld des Autors beweisen will, versucht Landolf, die Öffentlichkeit von der Unschuld seines Freundes zu überzeugen ... bis widersprüchliche Geständnisse zu einer schwer vorhersehbaren Lösung führen.
Mein Eindruck
Habe ich das Buch verstanden oder nicht? Das ist hier die Frage.
Hat mir das Buch gefallen oder nicht? Das ist auch eine Frage.
Von vorne: Der Kritiker André Ehrl-König verreißt mit Genuss das neue Buch von Hans Lach, "Mädchen ohne Zehennägel". Lach schimpft wie ein Rohrspatz, nicht zuletzt, weil er sich aufgrund einiger persönlicher Begegnungen mit Ehrl-König Hoffnungen auf eine deutlich bessere Kritik gemacht hatte. Lach fühlt sich betrogen und ist entsprechend sauer. Und von Ehrl-König bleibt am nächsten Tag nichts anderes übrig ist als ein blutiger Pulli.
Landolf macht sich auf der Suche nach Lachs Unschuld mit den Interna der Literaturwelt vertraut. Und diese Suche war für mich in vielen Punkten ein "Kracher". Da ist z. B. Rainer Heiner Henkel, kurz RHH, der sich als eigentlicher Stichwortgeber hinter Ehrl-König entpuppt und für den der kritische Kritiker als Marionette bzw. alter ego im Rampenlicht steht. Ehrl-König gibt es in dieser Form und mit dieser Prominenz nur, weil RHH das so wollte. Da ist Ehrl-König selber (ein herrlicher Name), der wahnsinnig geltungssüchtig ist und wünscht, dass seine "bedeutenden" Notizzettel von einem Literaturarchiv gekauft und dann ausgestellt werden, auf dass dann 17.000 (!!) Zettel von Literaturliebhabern aller Welt in einem Museum betrachtet werden können. RHH's Zwillingsschwester Ilse-Frauke von Ziethen geht als Musterintellektuelle durch und Verleger Pilgrim schmückt sich mit einer jungen Frau, die sich damit ihren Weg als Schriftstellerin ebnen möchte. Und es gibt einen Professor, der sämtliche Gerüchte und Nicht-Gerüchte kennt und Landolf bereitwillig einweiht.
Ein zentrales Werk ist Lachs "Der Wunsch, Verbrecher zu sein". Ein sterbenslangweiliges Gesülze, das von einigen als Quell der Inspiration, als zutiefst literarisches Werk gelobt wird und vom Kommissar als Hinweis gewertet wird, dass man Lachs Mörderdasein schon längst hätte erahnen können und müssen. Spätestens mit dem Werk macht Walser auch Lach zum Affen.
Auf mich wirkte Walsers Buch nicht nur wie eine Abrechnung mit einem gewissen Kritiker, sondern wie eine Satire auf die gesamte Literaturwelt. Dass besagter Herr da eine Hauptrolle spielt, mag einfach damit zusammenhängen, dass er auch in der von Walser aufs Korn genommenen Welt eine große Rolle spielt bzw. eine solche beansprucht.
Zu lesen fand ich das Buch nicht immer leicht. Walser verzichtet auf direkte Rede und lässt seine Figuren meist in indirekter Rede ihre Dialoge halten. Außerdem kann Walser, wenn er will, ganz schön verschachtelte Sätze schreiben und einige Sätze wirken, als sollten sie wahnsinnig klug klingen (bzw. mit diesem Zweck Firguren in den Mund gelegt). Und einige Seiten (z. B. die Monologe Manis, eines Insassen der Psychiatrie) habe ich mangels Durchblick einfach überflogen.
Habe ich das Buch verstanden oder nicht? Das ist hier die Frage.
Wenn das Buch eine beißende Satire auf den Literaturbetrieb sein soll, dann ja.
Hat mir das Buch gefallen oder nicht? Das ist auch eine Frage.
Die Idee zur Satire finde ich klasse und in einigen Passagen kommt die auch gut durch. Aber ich bin mit dem Schreibstil nicht warm geworden und daher habe ich lange, lange zum Lesen gebraucht. Der Inhalt alleine hat mich nicht zum Buch ziehen können. Insgesamt war mir das Buch zu mühsam.
Das i-Tüpfelchen
Wiederlesen oder nicht? Selbst wenn nicht, das Buch wird einen Dauerplatz in meinem Regal behalten, als Erinnerung an einen "Fasnachtsgeburtstag" (wie die Glückwunschkarte es nennt). Das Buch wurde von Walser auf einer Lesung signiert und danach habe ich es zu eben diesem Geburtstag geschenkt bekommen. Klar, dass die Karte auch mein Lesezeichen war.
Ein rattiges Buch
2ratten? eher doch 1ratten, weil ich mit der Umsetzung der Idee nicht klarkam
Für Interessierte: Im Internet gibt es haufenweise Seiten, die den damals herrschenden Streit um das Buch thematisieren. Wer mehr darüber wissen möchte, muss gar nicht lange suchen...