John Braine - Room at the Top (Der Weg nach oben)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.677 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Ein recht ungewöhnliches Buch. Sehr seltsamer Handlungsverlauf und die Erzählperspektive irritiert auch. Aber dennoch habe ich es verschlungen und sehr genossen. Die Perspektive auf die englische Gesellschaft gefällt mir...vor allem, weil sie frei von Idealismus ist. Und ernüchternd. Wenn ich an die Zustände heute denke, ist "Room at the Top" immer noch absolut aktuell...


    Ich würde so gern den Nachfolger "Life at the Top" lesen, finde es aber nirgends...hat jemand einen Tipp?


    [size=1]EDIT: Deutschen Titel im Betreff ergänzt. LG, Saltanah[/size]

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby's wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy's dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo kwiedi :winken:


    Das Buch klingt sehr interessant, aber leider habe ich nicht viel Info dazu gefunden. Magst Du vielleicht noch ein bisschen mehr darüber erzählen?


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Gern doch!


    Der Protagonist ist ein cleverer junger Mann (Joe Lampton), der seinem tristen Heimatort Dufton den Rücken kehrt und in Warley als Beamter eine berufliche Laufbahn beginnt. Er ist ein Mordshecht (Boxer, ex-Soldat, witzig, intelligent und sehr gutaussehend) aber weitgehend desillusioniert. Das ändert sich auch nicht, obwohl sich seine Situation deutlich ändert. Das macht das Buch aus, finde ich. Weitab aller Klischees...kein schwarz/weiß-Kontrast, was ich sehr begrüße.


    Lampton lernt die wahrhaft Wichtigen langsam kennen und beginnt ein Verhältnis mit einer Frau Mitte Dreißig, die er aufrichtig liebt...allerdings ist das nun auch wieder etwas hoch gegriffen. Auf jeden Fall fühlt er sich bei ihr wohl und beide funken im Bett auf derselben Wellenlänge. Dennoch zieht es ihn zu einem bildhübschen Dingchen hin, das Tochter des reichsten Mannes in Warley ist - und Joe, der wie ein durchschnittlicher Bürger verdient, hat einen Konkurrenten aus dem Besitzbürgertum, der am Tag etwa halb so viel Geld ausgeben kann, wie Joe im Monat verdient. Alles führt ins Chaos, aber ich will nicht vorgreifen, falls jemand das Buch lesen möchte ;)


    Letztlich kommt in "Room at the Top" nix, wie man es erwartet und die Entwicklung ist so ernüchternd, weil sie eben nicht vorhersehbar und gewöhnlich ist, wie es die kurze Einführung oben versprechen mag...


    Wie gesagt...ein Werk zum Verschlingen. Und deshalb will ich auch unbedingt "Life at the Top" ("The Top" ist ein Edel-Wohnbezirk) zu fassen kriegen...



    Zur Erzählperspektive: Lampton erzählt über sich selbst...mit dem Abstand von mindestens einem Jahrzehnt. Die Gedanken, die dadurch Einzug erhalten, sind das, was am meisten desillusioniert. Ein Grund mehr, "Life at the Top" zu lesen.

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby's wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy's dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

    Einmal editiert, zuletzt von kwiedi ()

  • Hallo kwiedi :winken:


    Danke! Somit ist das Buch auf meiner will-ich-unbedingt-lesen-Liste gelandet (und wird hoffentlich 2007 in Angriff genommen).


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

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    Inhalt
    England, nicht lange nach dem zweiten Weltkrieg: Der junge Joe Lampton tritt eine Stelle im Finanzamt der Kleinstadt Warley an. Für ihn bedeutet das ein gesellschaftlicher Aufstieg, stammt er doch aus der Arbeiterklasse. Doch Joe will noch mehr, noch weiter aufsteigen. Um sein Ziel zu erreichen, käme ihn eine Heirat mit Susan Brown, der Tochter eines der reichsten Männer der Stadt, sehr gelegen. Zu dumm, dass Joe sich in die ältere, verheiratete Alice verliebt ...


    Über den Autor [size=1](aus Wikipedia.de)[/size]
    John Braine (John Gerard Braine; * 13. April 1922 in Bradford; † 28. Oktober 1986) war ein britischer Autor. Er verließ die St. Bede's Grammar School mit 16 und arbeitete in einem Geschäft, einem Labor und einer Fabrik bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg Bibliothekar wurde. Obwohl er zwölf belletristische Werke veröffentlichte, ist er heute vor allem für seinen ersten Roman Der Weg nach oben (Room at the Top) von 1957 bekannt, der 1959 von Jack Clayton verfilmt wurde. Braine wird gewöhnlich mit der Angry Young Men Bewegung in Verbindung gebracht.


    Meine Meinung
    Als allererstes muss ich sagen: ich bin positiv überrascht! Ich habe vor kurzem „Saturday night & Sunday morning“ gelesen (und hier rezensiert), dessen Autor Alan Sillitoe genau wie John Braine zur Angry Young Men Bewegung gerechnet wird. Die Romane haben beleuchten zwar mehr oder weniger das gleiche Milieu und einige Elemente sind sich schon ähnlich, aber John Braine kann meiner Meinung nach einfach besser und flüssiger erzählen. Die Handlung ist stringenter aufgebaut und es gibt nichts, was fehl am Platz oder gar überflüssig wirkt.


    Auch den Hauptcharakter Joe Lampton finde ich gut dargestellt. Er ist nicht unbedingt sympathisch, aber John Braine zeichnet ein realistisches Bild eines Menschen, der nach oben will, dabei aber immer noch sehr menschlich wirkt. Manchmal kommentiert ein älterer Joe, der schon alles erreicht hat, das Geschehen und berichtet über sein Leben – da wird ein gravierender Unterschied deutlich.


    Ob die Zeit realistisch beschrieben wurde, kann ich nur unzulänglich beurteilen, da ich zu wenig über das England kurz nach dem zweiten Weltkrieg weiß. Ich hatte jedoch das Gefühl, ein gutes Bild dieser Zeit und des Lebensgefühls damals bekommen zu haben. So werden die Auswirkungen des Krieges zum Beispiel durch die noch bestehende Essensrationierung sehr gut deutlich.


    Fazit: Ein anregendes Leseerlebnis, das ich nicht bereut habe.


    4ratten


    Kirsten
    Ich bin ja neugierig, hast du das Buch denn gelesen?

  • Faszinierend, wie Spock sagen würde. Ich hatte ja die Tage schon festgestellt, daß ich meinte, mich an diesen Titel aus dem Englisch-Unterricht der Oberstufe zu erinnern. Und ein bißchen Suchen hat mir gerade tatsächlich bestätigt, daß der Buchtitel zu dem Cover gehört, das ich damit in Verbindung brachte. Aber selbst wenn ich mir jetzt hier den Inhalt durchlese, flammt da nicht die geringste Erinnerung auf. Null, nada, niente. Scheint mich ja nicht sonderlich beeindruckt zu haben :rollen:

  • Hallo!


    Danke! Somit ist das Buch auf meiner will-ich-unbedingt-lesen-Liste gelandet (und wird hoffentlich 2007 in Angriff genommen).


    ...und ist wieder komplett von meinem Radar verschwunden :redface: Wenn ich mir die Rezis dazu durchlese finde ich das sehr schade. Ich habe das Buch also wieder auf eine meiner zahlreichen Listen aufgenommen und hoffe dass es nur noch von der to-read-Liste, nicht aber von Radar verschwindet.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kirsten
    Dann hoffe ich, dass dir das Buch auch gefällt. :)


    @Aldawen
    So wie es dir mit diesem Buch geht, geht es mir auch mit manch anderer Schullektüre. :zwinker: Von unserem Englischunterricht in der Oberstufe ganz zu schweigen, aber das ist ein anderes Thema. :rollen:

  • Dieses Buch ist mir vor kurzem in einer Vorlesung über die Materialität von Kultur begegnet. Ich hatte ja fast gehofft das es hier im Forum schon einen Thread gibt, weil ich es etwas besser einschätzen wollte, was meinen eigenen Geschmack betrifft. Ich werde zumindest mal einen Blick riskieren, auch wenn es mich von der Thematik her eher weniger anspricht.

  • Kirsten
    Ich bin ja neugierig, hast du das Buch denn gelesen?


    Naja, es hat ein klitzekleines bisschen gedauert :redface: :redface: :redface:


    Meine Meinung
    ... deckt sich übrigens ziemlich genau mit deiner :winken: Joe ist kein sympathischer Mensch, aber er wirkt echt. Man sollte nicht vergessen, was er alles mitgemacht hat: er war im Krieg, geriet in Gefangenschaft, hat seine Eltern bei einem Bombenangriff verloren und ist nun das erste Mal in seinem Leben ganz auf sich allein gestellt. Außerdem ist er noch sehr jung. Das ist natürlich keine Entschuldigung, aber mir ist auch aufgefallen, dass bei den jungen Leuten sehr viel geduldet wurde. War das eine Erscheinung der Nachkriegszeit?


    Egal was passiert, der Umgang im Buch ist sehr kultiviert. Auch bei einem Streit scheint es nie laut oder heftig zuzugehen. Die Menschen in der Geschichte entsprechen genau dem Bild, das man sich lange Zeit von den Engländern gemacht hat. Ob das Zufall oder Absicht ist, kann ich nicht sagen.


    Der Weg nach oben war auch für mich eine positive Überraschung. So wenig sympathisch Joe mir war, ist er mir trotzdem ans Herz gewachsen. Irgendwie hatte ich bei ihm immer "armer Junge" im Hinterkopf.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.