Terry Pratchett - Die Nachtwächter

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 6.196 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Hallo!


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    Inhalt:


    Böses Erwachen für die Stadtwache auf der Scheibenwelt. Während Kommandeur Mumm von der Stadtwache den gefährlichen Verbrecher Carcer verfolgt, kommt es in der Stadt Ankh-Morpork zu einem folgenschweren Unfall. Auf dem Dach der Bibliothek wird Mumm vom Blitz getroffen und dreißig Jahre in die Vergangenheit versetzt, ins alte Ankh-Morpork: Dort besteht die Wache aus korrupten Versagern, die Gefahren scheuen und ihre Aufgabe keineswegs darin sehen, dem Gesetz Geltung zu verschaffen.


    Teilnehmer:


    Saltanah
    Gytha
    Mäusedudler
    Taliesin



    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Zweimal ach je:
    1. Das Buch hat ja keine Kapiteleinteilung. Das macht es etwas schwieriger, genau anzugeben, wo man sich gerade befindet. Aber zum Glück habe ich bei Amazon eben gesehen, dass die deutsche Ausgabe 416 Seiten hat, also fast gleich viele wie meine englischsprachige mit 408 Seiten.
    2. Ich muss mir richtig Mühe geben, das Buch nicht in einem Rutsch zu verschlingen.


    Schon in der ersten Szene wurde mir deutlich, dass man das Buch erst richtig genießen kann, wenn man die anderen Wächter-Bücher kennt. Zwar versteht man die Handlung wohl auch ohne Vorkenntnisse - Pratchett lässt geschickt die notwendigen Informationen einfließen - aber mit Kenntnis früherer Ereignisse ist es noch viel besser.
    Die in der Senkgrube paddelnde Assassinenschülerin lässt Erinnerungen an ähnliche Szenen auftauchen und das Grinsen im Gesicht (zumindest in meinem Gesicht) nimmt diese Formen an: :breitgrins: .
    S. 11: Sammies! :totlach:


    Überall Flieder; selbst Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin-Schnapper (Cut-Me-Own-Throat Dibbler), einige Mitglieder aus der Gilde der Näherinnen (Seamstresses) und Vetinari tragen ein Fliederzweiglein mit sich. Wie will Pratchett diese sehr verschiedenen Leute (selbst Schnapper!) etwas sehr Bedeutendes gemeinsam erleben lassen?
    Apropos Schnapper: kennt ihr vielleicht eine Internetseite, die die Namen auf englisch und deutsch auflistet? Ich habe zwar die Scheibenwelt zuerst auf deutsch entdeckt, bin aber schon vor ca. 15 Jahren auf das englische Original umgestiegen und beherrsche die deutschen Namen nicht mehr. Oder lesen wir vielleicht alle auf englisch? Das würde die Sache erleichtern.


    S. 55:
    Oh ja, das ist Vimes wie er leibt und lebt: That's the way it was. Privilege, which just means 'private law'. Two types of people laugh at the law; those that break it and those that make it.
    Keine Frage, welche Personenkategorie ihm verhasster ist. Er hat ja seit jeher ein Problem mit "besseren Leuten", denen also, die sich für was besseres halten. Das macht mir Vimes noch sympathischer.
    (Und da ich in meinem anderen aktuellen Buch gerade von einem haarsträubenden Beispiel von Machtmissbrauch zwecks privater Rache gelesen habe, gefällt mir Vimes Haltung noch mehr.)


    S. 58 gibt mir ein Rätsel auf. Rosie sagt: We don't want trouble. Not at a time like this. We're too close. Zu nahe woran?


    S.65:
    Vimes Haltung zur Befolgung von Befehlen ist auch schön:
    Vimes thought it better to look at Authority for orders and filter those orders through a fine mesh of common sense, adding a generous scoop of creative misunderstanding and maybe even incipient deafness if circumstances demanded. :breitgrins:


    Ich liebe die Geschichtsmönche! Lu-Tze alias Sweeper ist eine wundervolle Figur. :herz: Er war ja schon im "Thief of Time" dabei (müsste ich auch mal wieder lesen). Taucht er eigentlich auch in anderen Büchern auf?


    S. 98:
    Nicht alles war früher besser, wie aus diesem Dialog hervorgeht (Doktor Lawn und Vimes):
    "I don't do anything illegal, you know."
    "Then you've got nothing to fear."
    "Really? That prooves you're not from round here."

    :entsetzt:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Mit den Namen bekommen wir das schon hin :zwinker: Ich lese zwar deutsch, aber die meisten englischen kenne ich und zur Not kann man ja nachfragen :zwinker:


    Ich hab heute ENDLICH angefangen. :breitgrins:


    Besonders schön bisher:


    S. 22
    Das Gespräch zwischen Mumm/Vimes und Igor...

    Zitat

    Es war eine schreckliche Sache, aber seine Vorstellungskraft hatte ihm bereits die Möglichkeit dargeboten, dass Igor und Sybil im gleichen Satz auftauchten.

    :entsetzt: Makaber!


    Oder die Namenserklärung von Erster Ehelicher, Totengräber des Friedhof der geringen Götter
    S. 30

    Zitat

    "Man kann es einer Mutter nicht vorwerfen, dass sie stolz ist, Nobby"; erwiderte Colon.

    :totlach:


    Carcer ist von Anfang an unheimlich oder trifft es entsetzlich vielleicht eher? Bösartig! Das passt. Irgendwie erinnert er mich an einen Filmbösewicht, aber mir will beim besten Willen nicht einfallen wer es ist. :rollen:


    Klasse die nervenden Raben auf dem Kunstturm "was isn los, Kumpel? Die kann ich mir so richtig bildlich vorstellen :lachen:


    Und der Flieder...."seufz"


    Zitat

    Apropos Schnapper: kennt ihr vielleicht eine Internetseite, die die Namen auf englisch und deutsch auflistet?


    Leider nein, aber ich schaue mal nach :zwinker:


    Nu schnell weiterlesen! Bin erst auf Seite 53 :redface:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Zitat

    S. 58 gibt mir ein Rätsel auf. Rosie sagt: We don't want trouble. Not at a time like this. We're too close. Zu nahe woran?


    Ich denke sie meint damit die späteren Ereignisse :zwinker:


    Eine Aufstellung zu den Namen habe ich leider nicht gefunden :sauer:


    Und Lu-Tze (im Deutschen alias Kehrer) kommt, meine ich in noch einem anderen Roman vor, bin mir aber nicht ganz sicher...Mäusedudler?

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Lu-Tze kommt auf jeden Fall in "Thief of Time/Der Zeitdieb vor" und taucht auch in anderen Büchern als Nebenrolle auf. Wo genau, kann ich jetzt so aus'm Kopf aber leider auch nicht sagen. :redface: :zwinker:


    Edit: OK - Es ist Small Gods. Eine Übersicht über die Charaktere und wo sie auftauchen findet ihr hier:
    http://wiki.lspace.org/wiki/Main_Page

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

    Einmal editiert, zuletzt von Mäusedudler ()

  • *kicher*


    Vimes und Igor:

    Zitat

    "We know your heart is in the right place--" "They are in the right places, sir," said Igor reproachfully.


    Vimes und Carot

    Zitat

    "Mostly human, sir." "Do you mean that most of them will be human, or that each individual will be mostly human? said Vimes.


    Und ich kugel mich wie immer jedesmal, wenn der Name "Cheery Littlebottom" auftaucht :breitgrins:

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Zitat

    "We know your heart is in the right place--" "They are in the right places, sir," said Igor reproachfully.


    Da bekommt "Doppelherz" gleich eine ganz andere Bedeutung :breitgrins: Wobei...es könnten auch drei sein, bei einem Igor weiß man das ja nie so genau :elch:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Nun wird es ernst, die Ankertaugasse kommt ins Spiel...ich bin mir nicht sicher, ob Pratchett hier auf die Gestapo oder die Stasi anspielt, beides erscheint mir möglich. Ab hier beginnt das Buch ziemlich ernst zu werden, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, zumindest ist das mein Eindruck.


    S.117 Mumm:


    Wenn Du einen Häftling der Ankertaugasse übergibst, so muss jemand von dort unterschreiben. Verstanden? Niemand verschwindet einfach.


    S.119 Der junge Mumm:


    Die Mieten steigen, die Steuern ebenfalls, und es gibt immer neue Steuern, und alles ist schrecklich, Oberfeldwebel, einfach schrecklich. Winder hat uns an seine Schergen verkauft, das ist die reine Wahrheit, Herr.


    Dann die Ausgangssperre, nächtliche Gefangenentransporte, Menschen die das Falsche sagen werden verhaftet, die Unaussprechlichen (Ankertaugasse), die nachts an den Türen der Leute klopfen, deren Gefangene man nicht wiedersieht....vielleicht doch eher die Gestapo. Seht ihr da auch Ähnlichkeiten?


    Und die Kraniometrie...wer die falschen Maße hat ist ebenfalls ein Verbrecher. Bei Pratchett natürlich extrem überspitzt (obwohl ich sowas ähnliches schon mal woanders gelesen hab), aber es kommt einem bekannt vor :entsetzt:


    Sehr amüsant dann wieder die "falsche" Näherin und Mumms Reaktion darauf hahaha


    Der Hammer überhaupt ist, wie Mumm sich entwickelt hat, wenn man mal an den Anfang von Wachen Wachen dentt. Mittlerweile ist er derartig souverän und cool, daß es einem manchmal die Sprache verschlägt :breitgrins:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

    Einmal editiert, zuletzt von Gytha ()


  • Dann die Ausgangssperre, nächtliche Gefangenentransporte, Menschen die das Falsche sagen werden verhaftet, die Unaussprechlichen (Ankertaugasse), die nachts an den Türen der Leute klopfen, deren Gefangene man nicht wiedersieht....vielleicht doch eher die Gestapo. Seht ihr da auch Ähnlichkeiten?


    Natürlich sind da Ähnlichkeiten. Ich glaube aber nicht, dass Pratchett speziell die Gestapo meint, sondern sich auf Geheimpolizeien überhaupt bezieht. Die Sowjets hatten da doch auch eine (Namen vergessen), die sich besonders "hervorgetan" hatte. Aber ich denke, dass sa alle Diktaturen ähnliche Erscheinungen hervorgebracht haben. Jedenfalls wird es hier sehr ernst, auf eine Pratchett-witzige Art. Ich sage nur "Ingwerbier" :entsetzt: .
    Klasse übrigens, dass er nie direkt sagt, was damit angestellt wird.



    Sehr amüsant dann wieder die "falsche" Näherin und Mumms Reaktion darauf hahaha


    :breitgrins: Was war übrigens wohl in Sandras Korb? (S. 117 & 126)


    Ich finde es klasse, wie Pratchett alle bekannten Figuren zusammenführt. Dibbler (Schnapper) ist mittlerweile aufgetaucht, er befindet sich in den Anfängen seines Geschäftsbetriebes, aber seine Pies sind schon so gut wie eh und je :breitgrins: .
    Wieso übrigens Schwertfisch? (S. 140) Sagt euch diese Anspielung was?
    Vetinari ist schon so cool wie später. Er war schon immer eine meiner Lieblingsfiguren und jetzt ist er mir noch sympathischer, der "Dog-Botherer", der sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen lässt. Und, ein besonderer Grund, ihm dankbar zu sein

    Zitat von S. 197

    er tötet den auf Vimes d. Ä. angesetzten Meuchelmörder.


    Das Buch gefällt mir übrigens noch besser als beim ersten Lesen. So geht es mir meistens mit Pratchetts Büchern. Wenn ich erst mal die Handlung in groben Zügen kenne, kann ich mich auf die Feinheiten konzentrieren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Aha, den Film kenne ich nicht. Das Passwort ist aber, wie weiter unten zu lesen ist, viel älter: es stammt aus dem Marx Brothers-Film Blühender Blödsinn (1932), den ich (leider) auch nicht kenne.

    Zitat

    Das Passwort "Schwertfisch" musste Chico genannt werden, um in die Flüsterkneipe Einlass zu bekommen. Groucho bekommt es durch seine Redegewandheit heraus. Harpo, der das Passwort kennt zieht einfach einen riesigen Fisch aus seinem Mantel und steckt ein Schwert hinein.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich mag Vimes' Überlegungen zu Revolutionen, wie z. B. auf s. 234
    Don't put your trust in revolutions. They always come around again. That's why they're called revolutions. People die, and nothing changes.


    S. 235ff:
    Ich finde die Beschreibung, wie Vimes Füße den Weg zum Tempel ertasten, ja sehr schön, aber auch beim zweiten Lesen frage ich mich, wieso er seinen Weg notwendigerweise rekonstruieren muss. Er kennt den Tempel mit dem daneben liegenden Second Hand-Laden doch, als Kind wurden seine Klamotten dort gekauft, wieso also geht er nicht direkt dahin? Soll das eine Anspielung auf diverse Actionfilme sein, in denen sich der Held das Leben unnötig schwer macht, nur um sein Heldentum/seine herausragenden Fähigkeiten besonders gut präsentieren zu können?


    S. 270ff:
    Hier, mit Betreten des Hauptquartieres der Unaussprechlichen (Unmentionables) wird es wieder sehr ernst. Auch hier finde ich es sehr gut, wie Pratchett, ohne Grausamkeiten direkt zu beschreiben, einen genauen Eindruck der furchtbaren Szenen erzeugt, die sich in dem Folterkeller der Geheimpolizei abgespielt haben.
    Am bedenkenswertesten ist aber das Gespräch zwischen Vimes (Senior) und Sam (Junior) auf S. 281/282. Erst wird Sam klar, dass er ja auch sein Scherflein zu dem "guten Funktionieren" der Geheimpolizei beigetragen hat:
    "But we were on the hurry-up wagon, Sarge!" (...) "We just handed people over and went back to the Watch House for cocoa, Sarge!"
    Eben. Jede Geheimpolizei ist auf die Mithilfe Außenstehender, "Unbeteiligter" angewiesen. Und dann:
    "We didn't know!"
    Not exactly, thought Vimes. We didn't ask. We just shut our minds to it.

    Das erinnert mich sehr an die Frage, wieviel die deutsche Allgemeinheit im Dritten Reich gewusst hat. Ich nehme es den Menschen ab, wenn sie sagen, sie hätten nichts gewusst, bin aber überzeugt davon, dass diese Unwissenheit das Ergebnis eines aktiven Nicht-Wissen-Wollens, eines Augen-Verschließens war. Eigentlich wusste man, dass Ungeheuerlichkeiten geschahen, aber man sorgte dafür, dass man nicht wirklich etwas wusste, nichts genaueres wusste, denn dann hätte man nicht guten Gewissens einfach so weiterleben können. Man wusste, dass es besser war, nichts zu wissen. Man stellte keine Fragen; nicht an andere, was ja immerhin mit einem gewissen Risiko behaftet gewesen wäre, aber auch nicht sich selbst.
    Pratchett fasst das sehr schön in ein paar Sätzen zusammen.


    Die folgende Szene (Sam jr. will dem Folterknecht* den Schädel einschlagen) könnte man eigentlich in dem "Todesstrafe ja oder nein"-Thread zitieren:
    "You don't bash a man's brains out, when he's tied to a chair!"
    "He did!"
    "And you don't. That's because you're not him."


    *Hier wurde mir zum ersten Mal klar, wie viel der Ausdruck Folterknecht eigentlich besagt. Der Folterknecht handelt grausam, böse, aber er ist nur ein "Knecht", ein ausführendes Organ (nicht dass das sein Handeln in irgendeiner Weise entschuldigt). Hinter ihm stehen seine Herren, die ihm die Anweisungen gegeben haben, und die ebenso verantwortlich für die Folterungen sind.


    Gytha:
    Zu deiner Frage zu eventuellen Parallelen zwischen den Nachtwächtern und Hugos "Elenden" kann ich jetzt sagen, dass sie eindeutig vorhanden sind. Sie sind zwar nicht sehr deutlich ins Auge fallend, aber mit den "Elenden" noch frisch im Kopf habe ich immer wieder über Parallelen grinsen müssen, da er sie eben aus einem ein klein wenig anderen Winkel schildert. Die "große Barrikade" entspricht einem ganzen Kapitel bei Hugo, in dem er ein besonders eindrucksvolles Bauwerk der Aufständischen bis ins Detail beschreibt, Nobby, der "street urchin" hat seine Parallele in Hugos "gamin", dem pariser Gassenjungen, eine Fahne wird auch dort auf die Barrikade gepflanzt, usw.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Da muss ich nochmal auf den Link oben hinweisen, die Parallelen zu "Les Miserables" werden da auch dargestellt.
    Genauso wie der "Ginger-Beer-Trick", der mir zunächst auch nix gesagt hat :zwinker:


    Irgendwie ist mir beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen, dass es Lord Downey (Witwenmacher) ist, der Vetinari hänselt und hinterher zum "Tiger" wird - immerhin später der Gildenmeister. Aber das ist wohl das besondere an Pratchett, man findet jedesmal wieder was neues, was man vorher übersehen hat.

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • So, ich bin mittlerweile an den Stellen, wo es richtig zur Sache geht. Die Unmentionables (ich muss irgendwie immer an die Unspeakables bei Harry Potter denken, obwohl das ja nicht so finstere Gesellen sind) sind aus ihrer Bude, das Militär rückt an, Vimes hat seine Zigarrendose wieder.


    Die Unmentionables und ihr Folterkeller erinnert mich sehr an die In(quisition) in Small Gods. Einmal die Religion, einmal die Obrigkeit, aber im Prinzip schon sehr ähnlich.
    Seht ihr da auch Parallelen?


    Allerdings finde ich Small Gods insgesamt weniger ernst als Nightwatch, es ist insgesamt einfach komischer, schon allein weil Brutha natürlich ein ganz anderer Typ als Vimes ist.
    Und natürlich Om selbst in seiner Schildkrötengestalt, der mit all den Geboten konfrontiert wird, die er angeblich erlassen hat.

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Zitat

    Ich finde die Beschreibung, wie Vimes Füße den Weg zum Tempel ertasten, ja sehr schön, aber auch beim zweiten Lesen frage ich mich, wieso er seinen Weg notwendigerweise rekonstruieren muss. Er kennt den Tempel mit dem daneben liegenden Second Hand-Laden doch, als Kind wurden seine Klamotten dort gekauft, wieso also geht er nicht direkt dahin? Soll das eine Anspielung auf diverse Actionfilme sein, in denen sich der Held das Leben unnötig schwer macht, nur um sein Heldentum/seine herausragenden Fähigkeiten besonders gut präsentieren zu können?


    Gute Frage! Da mußte ich eben doch glatt nochmal die Szene nachlesen. Möglich daß es eine Anspielung ist, möglich aber auch, daß Pratchett hier ein Fehler unterlaufen ist..ich habe mal gelesen, daß er bei gewissen Fragen einen Freund konsultiert, der alles was die Scheibenwelt betrifft wohl im Rechner gespeichert hat, weil er selbst sich unmöglich alle Details merken kann. :zwinker: Ich kann es nachvollziehn, mir ergeht es nicht anders :spinnen:


    Was mich gleich auf Mäusedudlers Frage bringt..."Small Gods" habe ich nur einmal kurz nach dem Erscheinen gelesen, im Moment habe ich zwar ein vage Erinnerung, aber mehr auch nicht. :sauer: Das Buch sollte ich definitiv auch nochmal lesen.


    Ich bin noch nicht so weit wie ihr, tztz muß mich wohl mal ranhalten :zwinker:


    S.178ff (die Seitenangaben müßten bei etwas euch höher sein)


    Klasse, wie die Wache auftaucht, als "Mummi" läutet. Sehr schlau gemacht von Mumm, sich einersets Zuschauer zu verschaffen im Duell mit Carcer und andrerseits auch noch die Kameraden herbei zu rufen. Erschreckend dann allerdings die Erkenntnis von Carcer was unsere Mumms betrifft :entsetzt:


    S 187 ff


    Wenn das mal nicht ein Geniestreich ist, daß Mumm das Wachhaus öffnet. Von der Szene bin ich immer wieder extrem beeindruckt.


    Zitat

    "Ich möchte, dass sie den dicken Colon sehen: Einen anständigen Burschen, nicht übermäßig intelligent, kannte seinen Vater, und das ist der gute alte Keule, er trinkt in meiner Taverne. Wenn die Leute in euch nur zwei Männer in Uniform und mit Schwertern sehen, seid ihr in Schwierigkeiten, und wenn ihr die Schwerter zieht, dann seid ihr in noch größeren Schwierigkeiten...."


    Das ist es was mich an Pratchett so begeistert. Mumm, genauso wie Oma (teils auch Nanny) arbeiten mit enormer Menschenkenntnis. Oma nennt es Pschikologie :breitgrins: Hat Mumm eigentlich auch einen entsprechenden Ausdruck für seine Vorgehensweise? Nicht einmal erscheint mir dies unlogisch und das will was heißen.


    S. 222


    Zitat

    Mumm schlief in einer Ecke, im Stehen. Ein alter Trick, den Angehörige der Nachtwache und Pferde beherrschten.


    Ich könnte jetzt gar nicht mal so genau sagen, warum mir diese Stelle so verdammt gut gefällt :breitgrins:


    S 246


    Zitat

    "Verändert es nicht schon die Geschichte, wenn man auf eine Ameise tritt?"
    Für die Ameise bestimmt", sagte Qu.


    Sehr schön diese Anspielung auf den Butterfly-Effect und natürlich auch auf Q (James Bond) :breitgrins:


    Wo es mir grad noch einfällt, liegt aber schon ein paar Seiten zurück, die Einladung von Sam an Mumm und der Hinweis von Sam, daß seine Mutter den besten (welcher wars nochmal? :redface:) Pudding der Welt macht. Bitter, ganz ganz bitter! Da habe ich richtig mit ihm mitgelitten, es muß ihn eine ungeheure Überwindung gekostet haben, diese Einladung nicht anzunehmen. :traurig:


    yanni und Mäusedudler


    Danke für die Links :breitgrins: In den mit den Anspielungen schaue ich aber erst nach dem Lesen rein, obwohl es mich heftig in den Fingern juckt. Will aber zuvor schaun, wie viel mir selbst auffällt. :zwinker:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

    Einmal editiert, zuletzt von Gytha ()

  • Habe Die Nachtwächter heute beendet. Also denn....


    Zu der Ankertaugasse wurde ja schon einiges gesagt, da ich mich dem nur anschließen kann, überspringe ich diesen Teil.


    S 302 Stefan und Thomas beratschlagen die Lage


    Zitat

    "Oh, Deserteure. Wir hatten ebenfalls einige. In der Kavallerie! Wie würdest Du jemanden nennen, der sein Pferd zurücklässt?"
    "Einen Infanteristen....."


    Wieder ein sehr schönes Beispiel für den teils doch sehr schwarzen Humor :breitgrins: Einer der vielen Gründe warum ich Pratchetts Bücher so liebe.


    Weggeschmissen habe ich mich auch mal wieder bei der Beschreibung wie Nobby auf andere wirkt, dabei zu der Zeit noch ohne seinen legendären Zigarettenfriedhof hinter dem Ohr.


    S. 321 Major Sitzgut-Stehschnell


    Zitat

    "Kann es sprechen?" fragte der Major und starrte auf das Geschöpf hinab.


    Die darauf folgende Unterhaltung zwischen Nobby und dem Major ist einfach zum Schreien. Ich sag nur Stiefel! :totlach:


    Sehr gelungen finde ich die Beschreibung der Barrikade, man sieht sie regelrecht vor sich, samt den Großmüttern, die auf ihr thronen. :zwinker: Einerseits sehr ernst und andrerseits mit Pratchetts typischen Humor gespickt.


    S. 369 Dickins zu die allgemeinen Diskussion über Medaillen und Lohnerhöhung.


    Zitat

    "Ihr quasselt nur, Jungs. Es war Krieg, und hier sitzt ihr, mit allen euren Armen und Beinen, im Sonnenschein der Götter. Das bedeutet es zu siegen. Ihr habt gesiegt, kapiert? Der Rest ist nur Zugabe."


    Recht hat er. Zu überleben ist ein Sieg!



    Dann die Sache mit den Fliederblüten...auch beim zweiten Lesen irgendwie traurig...ich könnte gar nicht so genau sagen wieso, vielleicht wegen der späteren Erinnerung und der Solidarität all jener, die dabei gewesen sind/waren.


    Sehr komisch aber immer wieder die Kleinigkeiten, die Details am Rande, ohne die die Scheibenwelt nur halb so komisch wäre.
    S. 379 Nachdem sich alle den Flieder angesteckt haben


    Zitat

    "Ich glaube, es sind sehr böse Männer!" kan eine hohe, recht alte und doch sehr entschlossene Stimme aus der Mitte der Gruppe. Eine kleine Hand winkte mit einer Stricknadel.
    "Und ich brauche einen Freiwilligen, der Frau Suppig nach Hause bringt", sagte Mumm.


    :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    S. 396 Im Hause Mumm


    Zitat

    Alles was danach geschah, war wie ein Wachtraum für Mumm. Wie ein Geist bewegte er sich in seinem eigenen Haus, in dem es vor Wächtern wimmelte. Niemand wollte woanders sein.


    Diese Szene ist einfach nur schön. Die Loyalität zu Mumm, obwohl der Ausdruck es nicht wirklich hinreichend beschreibt und Mumms Zustand, halb wachend, halb schlafend, völlig fertig...die entfernten Gespräche im Hintergrund, das alles gefällt mir einfach sehr gut und zeigt, wie gut Pratchett es versteht Bilder vor den Augen des Lesers heraufzubeschwören. :smile:


    Zu guter Letzt der Showdown. Muß man dazu noch was sagen? Mumm wie er Carcer und das Tier bekämpft. So stell ich mir einen Helden vor. Nicht zu vergessen das Ei :breitgrins: Ein ebenso komischer wie liebenswerter Einfall :smile:


    Ich muß nicht extra erwähnen wie gut es mir gefallen hat, oder? :breitgrins:


    Saltanah


    Danke, somit ist "Les Miserables" auf meinem virtuellen SUB gelandet. :winken:


    Und nu geh ich Mäusedudlers Link lesen. :zwinker:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

    Einmal editiert, zuletzt von Gytha ()

  • Ich bin auch durch :klatschen:


    Mein Lieblingspratchett unter all den genialen Büchern. Sehr schön auch wie Vimes am Ende nackt durch Ankh Morpork läuft (gibt ja grad wichtigeres zu tun, als sich was zum Anziehen zu besorgen). Interessant fand ich auch, wie sich am Ende aufklärt, warum Vetinari auch Flieder trägt.

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted