Vikram Seth - Eine gute Partie

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 8.470 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Hallo!


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    Inhalt (von amazon):


    Savita heiratet Pran, einen jungen Mann, den sie kaum kennt. Die prunkvolle Zeremonie ist noch nicht beendet, da widmet die Mutter der Braut sich schon ihrer nächsten Aufgabe: eine gute Partie für ihre jüngste Tochter zu finden. Denn die schöne Lata wird schon neunzehn, aber der passende Mann muss natürlich der richtigen Kaste entstammen, und hellhäutig soll er auch noch sein. In dieser einfachen Konstellation findet Vikram Seth alles, um uns Indien, seine Tänze und Tränen, vor Augen zu stellen, seine Farben und Stoffe, sein Glück und sein Leid.


    Teilnehmer:


    Saltanah
    illy
    blackdoro
    Elchkusel



    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Ein Schönes Neues Jahr euch Dreien!


    Letzte Nacht habe ich schon die ersten 11 Kapitel verschlungen. Leute, wenn das Buch diese Klasse durchhält, dann werde ich den Schinken schnell durch haben. Schön geschrieben ist es (auch in meiner schwedischen Übersetzung), und die liebevolle, nachsichtige Ironie in der Beschreibung der Personen gefällt mir sehr.


    Da ich - wie gesagt - auf schwedisch lese, haben Seitenangaben bei Zitaten nur bedingt Sinn, aber ich hoffe, die Unterteilung ist in allen Ausgaben gleich: 19 Teile, jeweils mit einem Zweiteiler als Überschrift, und die einzelnen Teile dann noch mal in Kapitel unterteilt, der 1. Teil z. B. in 19.


    Als erstes möchte ich die gereimte Danksagung herborheben, die einen ordentlichen Lacher erregte: kauf mich (...) trotz Krampf im Arm :breitgrins: , eigentlich eher "in der Hand", denn bequem zu halten ist das Buch nicht. Seth scheint ein Faible für Reime zu haben: nicht nur Danksagung und Überschriften der Teile sind gereimt, sondern er hat auch einen gesamten Roman in 690 Sonetten geschrieben: The Golden Gate

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    Die folgenden 4 Stammbäume der Familien Mehra, Kapoor, Khan und Chatterji haben mir schon gute Dienste geleistet. Ich mache mir mit dem Bleistift dort weitere Notizen zu den Personen, angefangen mit dem Geschlecht. Die indischen Namen sind ja erst mal ein kleiner Stolperstein fürs Verständnis und das Auseinanderhalten der Personen wird dadurch auch nicht leichter, aber allmählich bekomme ich auf die Reihe, wer mit wem verschwistert und - schwieriger - verschwägert ist.


    Lata, die Hauptperson (ich finde es übrigens toll, dass Seth eine Frau ins Zentrum seines Buches gesetzt hat), ist mir gleich sympathisch geworden in ihrem Zwiespalt zwischen traditionellem Gehorsam der Mutter gegenüber und dem Wunsch, einen eigenen Weg zu finden. Ich bin gespannt, wie es ihr ergehen wird. Ihr großer Bruder Arun ist natürlich ein arrogantes Arschloch, über die anderen weiß ich noch zu wenig.


    Es scheint Seth ein Anliegen zu sein, ein umfassendes Bild der indischen Nachkriegsgesellschaft zu zeichnen. Er hat seine Figuren so gewählt, dass sie ein großes Spektrum abdecken, gerade auch, was die Modernität/Tratitionalität angeht. Die eine Tochter (leider habe ich mir nicht aufgeschrieben, wer das war), lebt nach ihrer Ehe völlig abgeschieden von der Welt in "Parda", während Latas Freundin von ihrer Mutter Freiheiten zugestanden werden (notgedrungen werden müssen), über die sich die Nachbarn den Mund zerreißen.
    Der Konflikt zwischen Moslems und Hindus mit Trennung des Landes wurde auch schon angeschnitten und ich denke, es ist wichtig, sich im Gedächtnis zu behalten, dass die Khans Moslem sind. Da könnte eine religionsübergreifende Liebe zu Problemen führen. Mal schauen.


    Habt ihr auch schon angefangen?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hi


    ich habe erst 20-25 Seiten gelesen, der Stil gefällt mir ganz gut, nur bei den ganzen indichen und daher mir nichtssagenden Namen habe ich so meine Probleme :rollen:


    ich hoffe ich komme heute (auf der Arbeit :redface:) dazu ein Stück weiterzulesen....


    LG
    illy

  • Ich habe mir das Buch jetzt doch noch auf englisch zugelegt und noch mal von vorne angefangen.
    Ich lese ja am liebsten - so weit möglich - in der Originalsprache und hatte das Glück, eine englische Taschenbuchausgabe im Second Hand-Laden zu finden. Zum Glück ist diese zwar noch etwas dicker als die schwedische, aber dafür kleiner im Format und vor allem viel leichter -> viel angenehmer zu halten also und schonender für die Handgelenke :breitgrins: .
    Jetzt weiß ich auch, wie die Danksagung im Original lautet:
    Buy me before good sense insists
    You'll strain your purse and sprain your wrists.


    Sprachlich ist es auf englisch noch besser als in der Übersetzung und ich finde es noch eleganter, wie Seth in der Hochzeitsszene nahtlos von einer Person zu der nächsten überleitet. Lasst euch nicht von den vielen Personen abschrecken; ich habe sie doch sehr schnell sortiert und einen Überblick über die Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse bekommen.
    Auch die Kultur schildert Seth so, dass ich trotz der fremden Sitten keine Probleme habe, die Beweggründe der Personen zu verstehen. Ich denke, das liegt daran, dass Seth (nehme ich an) das Buch für ein westliches Publikum geschrieben und daher wichtige Informationen geschickt verpackt hat. Allerdings fehlt mir eine Seite mit Worterklärungen; zwar geht aus dem Zusammenhang im Allgemeinen gut hervor, was die fremden Wörter ungefähr bedeuten, aber ich liebe es, genaueres zu erfahren und bin sowieso ein Fan von Fußnoten oder Erklärungen. So muss ich eben googeln.


    Der Handlungsort Brahmpur war mir bisher unbekannt, was aber mal nicht an meinen mangelhaften Geographiekenntnissen liegt, sondern daran, dass es eine fiktive nordindische Stadt ist, die Seth als eine Mischung von Dehli, Lucknow, Agra und anderen Städten erschaffen hat (Quelle). Aber mag sie auch fiktiv sein, so ist sie doch ebenso lebendig wie die verschiedenen Personen, die sie bevölkern.


    Sehr gut gefällt mir auch, wie Seth schon mit dem ersten Satz das Thema des Buches - den passenden Mann - anspricht "You too will marry a boy I choose." und wie er immer wieder zu diesem Thema zurückkehrt. Es erscheint, als habe sich die gesamte Welt verschworen, Lata möglichst schnell unter die Haube zu bringen und vor allem Mrs Rupa Mehra lässt keine Möglichkeit, einen Mann zu finden, unversucht.


    Ich glaube ja, dass der "Glückliche" der namenlose fremde Student aus der Buchhandlung sein wird (Kap. 1.15), denn dieses Zusammentreffen wird immerhin in der Überschrift des ersten Teils besonders hervorgehoben (Browsing through books, two students meet one day.), aber wer weiß. Auf knapp 1500 Seiten kann vieles passieren.


    Wunderbar amüsiert habe ich mich auch über das Treffen des Lehrplangremiums (1.16). Der arme Pran, der so sehr für Joyce kämpft. Wenn ich die Lektüre von Joyce' Ulysses nicht sowieso schon geplant hätte, wäre diese Szene ein perfektes beispiel für den Bücher führen zu Büchern-Thread. Kennt jemand von euch James Elroy Flecker, dessen Platz im Lehrplan Prans Meinung nach Joyce einnehmen soll? Ich vermute mal, dass dies in der Zwischenzeit geschehen ist. Hier gibt es einige Beispiele seiner Kunst. Ich bin ja leider eine poetische Analphabetin - Gedichte wollen einfach nicht in meinen Kopf - und kann daher zu ihrer Qualität nichts sagen.


    Wie weit seid ihr?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • ich bin direkt hinter dir *g*, gestern noch schnell Kapitel 1.14 beendet.


    Worterklärungen sind bei mir hinten drin (18 Seiten), aber natürlich gab es das erste Wort, was ich nachschlagen wollte, direkt nicht :rollen:


    Danke für die Info zu der Stadt, der Name klingt ziemlich echt, ich war noch gar nicht darauf gekommen, sie nachzuschlagen.


    Bis jetzt gefallen mir die Figuren sehr gut (arme Lata, so zu einer Ehe gedrängt) vor allem der Grossvater, Dr. Kishen Chand Seth, wie er durch das Haus poltert und sich ins Zentrum des Universums setzt. Enkel Arun arbeite scheinbar hart daran genauso unsympathisch zu werden :breitgrins:


    Bis zur Uni bin ich noch nicht gekommmen, aber das wird wahrscheinlich der letzte Schubser sein, damit ich mir Ulyssus endlch kaufe, ich schleiche schon länger drum herum.
    Und weil du den Link auf Flecker gelegt hast, muss ich gleich erst mal die Sandman-Sammlung durchstöbern, welcher Band Band 10 auf Englisch ist (im deutschen sind es 13, spinnt Wikipedia, ich dachte immer die Bände wären 1 zu 1 ) damit ich sein Gedicht "The Bridge of Fire" lesen kann, mit dem der Band angeblich eröffnet wird. :rollen:


    Ich merke schon, dank Querverweise werde ich heute doch nicht so weit kommen beim lesen wie erwartet :zwinker:


    LG
    illy

  • Das Sandman-Problem war mir gestern zu komplex :zwinker: ich muss mich mit dem Comichändler meines Vertrauens nochmal über die Unterschiede englicher-deutscher Sandman unterhalten :rollen:


    Dafür habe ich bis inkl. 2.9 weitergelesen.


    Der junge Mann in der Buchhandlung gefiel mir auch ziemlich gut, das könnte ein Typ für Lata sein.


    Während Kapitel 1 sich auf Lata und ihre Familie konzentriert hat, ist das 2. Kapitel Maan-zentriert und wir lernen seine Familie näher kennen. Ich vermute mal Kapitel 3 und 4 werden dann die anderen beiden Familien aus meinen Stammbäumen vorne im Buch näher beleuchten.
    Maan erscheint mir ziemlich gedankenlos und in den Tag hineinlebend. Vielleicht sollte er auch etwas weniger kiffen, dann würde er seinen Bruder nicht so blamiert haben vor diesem Studienausschussvorsitzenden...


    bis später
    illy

  • So, ich war die Lektüre ja besonders langsam angegangen und habe verschiedene andere Bücher gelesen, um unseren Mitleserinnen nicht davonzurauschen, aber da diese sich nicht melden, werde ich mich dem Buch jetzt voll widmen. Denn das verdient es!


    Teil 2:
    Die Feierlichkeiten zu Holi waren wirklich wunderbar :breitgrins: . Ich habe in indischen Filmen schon entsprechende Szenen gesehen und mich auch da über die Farbenfreude amüsiert.
    Was das Bhang ist, mit dem sich Maan sein Getränk verfeinert, musste ich erst mal nachschlagen, hatte mir aber schon so was in der Richtung gedacht. Das Resultat war entsprechend :breitgrins: .
    Sehr interessant fand ich, wie sehr beim "Holi spielen" auf die soziale Stellung des anderen Rücksicht genommen wird. Der Weiße Wal, Prans Chef, bekommt nur pro forma ein Stäubchen Farbe ab - bis er dann baden geht. Armer Pran! So wird das mit seiner Karriere nichts.


    Maan verliebt - davon wird seine Familie nicht angetan sein. Sehr unpassend! Ich bin gespannt, ob seine Verlobung dennoch in Hochzeitsfeierlichkeiten endet, könnte mir das aber gut vorstellen. "Hörner abstoßen" ist Männern ja erlaubt, im Gegensatz zu Frauen. Wenn Maan sich nicht strikt weigert - und irgendwie traue ich ihm das nicht zu, dass er sich völlig gegen die Familie stellt - wird er am Ende wohl auch mit einer Unbekannten verheiratet sein.


    Saeeda Bai hat mein volles Mitgefühl. Sie ist unter harten Bedingungen groß geworden. Als Tochter einer Kurtisane hat sie keine andere Wahl, als selbst zu einer zu werden und auch ihr Erfolg als Sängerin hilft ihr da nicht viel. Wenn ein einflussreicher Mann kommt und sie verlangt, hat sie ihm zu Willen zu sein. Rechtlos ist sie und in ihrem Überleben ganz auf sich selbst angewiesen. Aber sie scheint Maan wirklich zu mögen; hoffentlich erfährt der Raja nichts von ihm - das könnte nämlich übel enden.


    Teil 3:
    Ein sehr gelungener Aprilscherz von Pran - die arme geschockte Mrs Mehra :breitgrins: . Die Filme, deren Annoncen Pran liest, gibt (gab) es wirklich; ich habe sie bei IMDB nachgeguckt. Zwar gibt es kein Filmplakat zu [url=http://www.imdb.com/gallery/hh/0474801/HH/0474801/iid_932298.jpg?path=pgallery&path_key=Kumar,%20Dilip%20(I)]Deedar[/url], dem Film, den sie sich schließlich angesehen haben, aber immerhin eine Zusammenfassung und Bilder der Hauptakteure [url=http://www.imdb.com/gallery/hh/0474801/HH/0474801/iid_932298.jpg?path=pgallery&path_key=Kumar,%20Dilip%20(I)]Daleep (Dilip) Kumar[/url] und Nargis.


    3.4:
    Aha, der "junge Mann" aus der Buchhandlung taucht wieder auf. Beidseitiges Interesse scheint auch zu bestehen.


    3.10:
    Au weia, der junge Mann, Kabir, ist


    3.16 - 3.19:
    Hab' ich mir's doch gedacht! Die Frage an Savita, ob ihre Brüder in der Stadt seien, ließ mich gleich vermuten

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Gut dass wir beide wenigstens gleich langsam vorankommen, wenn wir hier schon eine intime 2er Leserunde machen :zwinker:
    Ich habe gestern Abend Teil 3 beendet. Nächste Woche habe ich ziemlich viel Lesezeit, da werde ich meine Lektüre auch mal beschleunigen

    Teil 2:

    Die Holibeschreibungen fand ich auch ganz interessant, ich hatte mal in meiner GEO Saison darüber gelesen, heutzutage nimmt man wohl solch riesige Wasserpistolen-Bazookas zum Farbe verspritzen, da wird wahrscheinlich nicht mehr sooo viel Rücksicht auf den Rang gelegt.
    Dafür hatte ich gedacht es wäre eine Sache nur für junge Leute und wer alt bzw. "seriös" ist, bleibt an dem Tag zu hause und hat nichts damit zu tun...


    Die Szene mit Saeeda Bai und dieser Maharadscha vom Dorf fand ich ziemlich heftig, ich hatte wirklich gedacht, sie wäre (mittlerweile) nur Sängerin und körperlich tabu. Ich kann mir vorstellen, wenn Maan das mitbekommt (ich glaube, er ist da noch naiver als ich) könnte es einen bösen Konflikt geben, Maan ist ja ziemlich gedankenlos.


    Teil 3


    Mmmh, also ein Aprilscherz, der jemanden zum heulen bringt, ich weiss nicht... Da hört für mich der Spass auf. Für Mrs. Mehra ist die Vorstellung so schlimm, da könnte man ihr auch erzählen jemand wäre gestorben und sowas erzählt man nicht als Scherz. Ich dachte Pran wäre etwas rücksichtsvoller.


    Puh, also diese Moslem-Hindu-Sache ist schon hart. Ich verstehe sogar einen Teil von Mrs. Mehras Sorge ("er braucht nur 3mal "verstossen"(arabische Wort vergessen) zu sagen und schon stehst du auf der Strasse") und in den 50ern war es ja teilweise sogar in Deutschland zwischen Katholiken und Evangelen noch verpönt zu heiraten (zumindest kirchlich) und auch heute noch wäre eine Ehe mit einem Moslem hier im zivilisierten Europa :zwinker: eine schwierige Sache, aber aus einmal spazierengehen, gleich auf eine Ehe zu schliessen, ist ziemlich schnell.


  • Schön, dass ich keine Selbstgespräche führen muss, Illy! Ich werde versuchen, mich deinem Lesetempo anzupassen.



    :entsetzt: An dessen Reaktion hatt ich noch gar nicht gedacht! Dabei sind Mutter und Lata ja auf dem Weg zu ihm. Oweh!


    An die Parallele zu katholisch/protestantischen Beziehungen in Deutschland zu der Zeit hatte ich auch gedacht, da meine Eltern da auch entsprechende Probleme mit ihren gläubigen Müttern hatten. Aber immerhin wurde von der jeweils anderen Konfession nicht behauptet, alle ihre Anhänger seien verbrecherische Hunde oder so ähnlich. Wenn meine Mutter sich jedoch in einen Moslem verliebt hätte :entsetzt: - unvorstellbar!



    aus einmal spazierengehen, gleich auf eine Ehe zu schliessen, ist ziemlich schnell.


    Och, wenn das normale Kennenlernen von der Ehe in einem einstündigen Treffen - unter Aufsicht selbstverständlich - besteht, dann ist ein Spazierganz mit Händchenhalten schon sehr eindeutig. Immerhin hat Lata noch Glück, dass ihre Mutter sie nicht als "gefallen" ansieht und sie nicht gleich als Hure beschimpft. Aber Mrs Mehra ist eigentlich eine anständige, liebevolle Frau, die ihren Kindern vertraut und deren Bestes will, was ja immer eine zweischneidige Sache ist. Aber Latas Chancen auf dem Hochzeitsmarkt dürrften sich - wenn sich die Sache rumspricht (und sie wird sich rumsprechen) - schon arg verschlechtert haben. Übel.


    Teil 4:
    Was hatte ich geschrieben über die relative Ruhe zwischen Hindus und Moslems? Falsch, völlig falsch habe ich da gelegen. Über religiöse Idioten (=Fanatiker) könnte ich mich ohne Ende aufregen, ganz unabhängig von der jeweiligen Religion. Der Unterschied zwischen den Fanatikern ist aber auch gering; es geht darum, die jeweils anderen zu provozieren, um ihnen dann im folgenden Konflikt die Schädel einzuschlagen.
    Eine Moschee steht auf dem Platz, wo ursprünglich ein Tempel stand? Weg mit der Moschee, oder, wenn das nicht geht, einen Tempel westlich der Moschee bauen (fand ich übrigens witzig, die Vorstellung, dass sich die Moslems nach Westen verneigen; dabei hatte ich von Karl May ( :zwinker: ) gelernt, dass das immer nach Osten hin geschehe. Aber klar, Richtung Mekka ist relativ. Ja ja, meine ersten Kenntnisse über den Islam stammen aus den Kara Ben Nemsi-Romanen von Karl May.), damit sich die Moslems vor einem Shiva Lingam, einem Phallussymbol, verneigen.
    Da wird wohl demnächst Blut fließen, befürchte ich.


    Szenenwechsel zu Kedarnath, dem Schuhhändler, der finanzielle Probleme durch den Streik der ärmsten Schuster bekommt.
    Die Lebensbedingungen der Gerber - noch eine Stufe tiefer in der Hierarchie unter den Schustern - sind furchtbar. Elend, Elend, Elend, und kein Hoffnungsstrahl in Sicht. Damit verglichen geht es dem Schuster Jagat Ram doch gut. Er ist ein geschickter Handwerker, hat einige Angestellte und kann sogar seine Kinder zur Schule schicken.


    Im 8. Kap. schockierte mich Pran, als er Kedarnath fragte, ob Haresh (der Vertreter der Schuhfirma) verheiratet sei. Selbst Pran sucht also nach einem geeigneten Ehemann für Lata. Haresh gefällt mir. Er scheint ein echtes, wohlwollendes Interesse an seinen Mitmenschen zu haben, was sich z. B. zeigt, als er Kedarnaths mathematisch begabten Sohn zu Dr. Durrani bringt. (Ja, auch ich suche nach einem passenden Gatten :zwinker: ) Dass Haresh Lata am Bahnhof sieht, sehe ich als positives Zeichen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo ihr beiden und eventuelle andere LeserInnen,


    ich glaube, dass ich es an anderem Ort schon mal geschrieben habe, aber nun auch hier: Dieser Roman zeigt meiner Ansicht nach am besten das pralle indische Leben und ist nebenher auch noch spannend, lustig und sehr informativ.
    Ich habe schon einige Romane über / von Indern gelesen, aber dieser ist meiner Ansicht nach der beste. Lasst euch von seiner Dicke nicht abhalten. Es gibt immer wieder neue überraschende Facetten und Perspektiven.
    Mit den Hauptfiguren kann man auch richtig mitleben und -leiden.


    Viel Spaß weiterhin :winken:


    HG
    finsbury

  • Huhu ihr beiden!


    Muss mich erstmal entschuldigen bisher nicht mitgemischt zu haben. Zuletzt hat mich die Leselust arg verlassen und mir geht es in letzter Zeit nicht so gut. Hab das Buch ja schonmal ein gutes Stück gelesen und dann wieder beiseite gepackt. Denke einholen kann ich euch wohl kaum noch. Versuche aber die Tage mal anzufangen.


    Also nochmal sorry und lg, doro

  • Hoffentlich kommt deine Leselust bald wieder, Blackdoro. Sooo weit sind wir ja auch noch nicht. Aber auch wenn du uns hinterherliest, wäre es schön, wenn du deinen Senf dazugibst

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Teil 4


    Och, wenn das normale Kennenlernen von der Ehe in einem einstündigen Treffen - unter Aufsicht selbstverständlich - besteht, dann ist ein Spazierganz mit Händchenhalten schon sehr eindeutig.


    :breitgrins: OK, wenn man es so betrachtet.
    Ich frage mich nur, ist Kadir so naiv, dass er die Hindu-Moslem-Problematik gar nicht wahr nimmt oder so "stark", dass er glaubt mit allen Problemen fertig zu werden?


    Die Slum-Beschreibungen waren sehr übel, vor allem, weil es heute, 50 Jahre später nicht wirklich besser ist. Haresh hat da ja die Vorstellung, alles verändern zu können, hätte er die nötigen Mittel dazu. Mir ist er bisher übrigens auch sehr sympathisch, mal gucken, was daraus wird...

  • Teil 5


    fand ich teilweise recht langweilig, da war mir zuviel Politik drin. Ich kann die ganzen Beschriebungen "Staatssekretär" "Chefminister" und was weiss ich inkl ihrer Abkürzungen nicht wirklich auseinanderhalten und war immer ganz verwirrt, wenn die politische Person sich dann als Verwandter irgendeines bisher vorgekommenen Charakters entpuppte.


    Die Diskussion um dieses Grossgrundbesitzerenteignungsgesetz fand ich sachlich ganz interessant, aber die Diskussionen darüber waren mir ebenfalls zu intrigengesteuert.


    In diesem Kapitel merkt man erst mal, wie frei Lata tatsächlich ist, sie kann das Haus alleine verlassen bzw. sie kann überhaupt das Haus verlassen, was nach diesem Kapitel sehr viel weniger selbstverständlich ist als vorher.


    Ich hoffe auf mehr von Lata in Kapitel 6

  • Hallo Illy,


    zu Teil 5&6 schreibe ich später was, jetzt gerade geht das nicht, weil ich voller Begeisterung im 7. Teil festhänge. Der ist zum Schießen, was nach den eher ernsten Ereignissen vor allem im 5. Teil dringend zur Abwechslung nötig war. Hier eine Probe (ein Poet bekommt Besuch von einem Bewunderer aus Südamerika):
    ...let me ask simply this, a long puzzlement to me: What is all this about "being" and birds and boats and the river of life - that we find in Indian poetry, the great Tagore not unexcluded? But let me say in qualification that by "me" I mean merely we of the West, if the South can be subsumed in the West, and by "find" I mean that which is as if to say that Columbus found America which we know needed no finding, for there were those there for whom "finding" would be more insulting than superflous, and of course by Indian poetry, I mean such poetry as has been made accessible to us, such as has been traduced by translation. In that light, can you enlighten me?


    :schulterzuck::spinnen: :totlach:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • so, ich habe jetzt Teil 6 durch:


    Maan reitet sich scheinbar immer tiefer in die Sch..., aber vielleicht ist die Auszeit auf dem Dorf tatsächlich ganz hilfreich und zeigt ihm mal wie gut er es hat. Falls das nichts nützt, sehe ich ein übles Ende für ihn voraus, ich könnte mir vorstellen, dass der Autor ihn sterben lässt, um seine Familie vor weiterer Schnade zu bewahren.


    Ishaq mit seinen kaputten Handgelenken ist mir dagegen ziemlich sympathisch, ich hoffe, dass seine Zukunft nach der erfolgreichen Entschuldigung doch gesichert ist.


    :winken:
    illy

  • Mensch ist Teil 7 lang gewesen.


    Mein Urteil über Arun hat sich mehr und mehr betätigt, er ist ein jähzorniger, überheblicher, grosskotziger Idiot :grmpf: und ich verstehe Varun völlig, wenn er sozusagen dass Kontratsprogramm zu seinem ach so erfolgreichen, tollen, westlichen Bruder aufzieht und nur herumhängt.


    Es scheint fast so, als hätte Lata ihre grosse Liebe erfolgreich verdrängt, ihre Reaktion auf den Brief von Kadir finde ich schon etwas seltsam, und sie findet Amit ja auch ganz nett, wenn auch zunächst mal wohl eher auf der Freundschaftsebene. Ich selber mag ihn übrigens auch, wie die gesamte Familie Chatterij. Die sind nett, nicht so verklemmt, die Einstellung des Vaters zum Richteramt, als Chance Gerechtigkeit zu sprechen (und nicht um Vorteile einzuheimsen, wie die Mehrzahl der Politiker und Beamten im Kapitel davor)


    Interessant fand ich auch immer die Schilderungen von Hans, dem Deutschen, bis jetzt habe ich nicht das Bedürfnis zu widersprechen und Seth wegen übermässiger Klischeebildung auf die Finger zu hauen, und dass der arme Kerl kein bengalisches Essen mag, verstehe ich bei der Erwähnung von Fischköpfen inkl. Augen als Spezialität völlig :breitgrins:


    das Kapitel hat trotz der Länge richtig Spass gemacht, weiter so!

  • Teil 8 war wirklich erschreckend!


    Maan ist auf dem Land angekommen und das ist wirklich 3. Welt, die Zustände dort habe ich zwar eigentlich nicht anders erwartet, aber durch die ganze Moderne, die mir bisher im Buch untergekommen ist, habe ich es erfolgreich verdrängt. Schlimm auch, dass die ganzen kastenlosen nichts anderes erwarten und eigentlich noch schlimmer, dass das Dorf zu einem grossen Teil muslimisch ist und deswegen kein Kastendenken kennen sollte. Das Verhalten von Rasheed am Ende des Kapitels empfinde ich als sehr mutig, das nimmt gewiss noch ein übles Ende.

  • Saltanah, lebst du noch oder führe ich Selbstgespräche ? :zwinker:


    Teil 9
    scheint so als würde sich da tatsächlich etwas entwickeln zwischen


    Sie ekelt sich ja schon ganz schön vor seinem Paan-roten Mund.


    Schlimm fand ich die nächtliche Szene im Haus der Sahgals, vor allem da ja scheinbar Kiran das eigentliche Opfer ist. Soetwas hätte ich in dem Buch absolut nicht erwartet!


    Teil 10 und Ende von Band 1
    auf dem Land spitzt sich die Situation um das Enteignungsgesetz zu und es sieht so aus, als könnte sich niemand den daraus und aus der zugehörigen Korruption entziehen...
    Ich habe so eine Idee, dass Maan wohl doch noch eindeutig Stellung beziehen muss.

  • Hallo Illy,
    ja ich lebe noch, wenn auch nur mit knapper Not :zwinker: . Mir kamen immer wieder bequemer zu haltende Bücher in die Hände. Ich wünschte wirklich, ich hätte eine zweibändige Ausgabe, dann würde ich viel öfter zu diesem Buch greifen, denn gut ist es ja.
    Aber ich habe gestern endlich den 7. Teil zu Ende gelesen, der nach den ernsteren, z. T. politischen vorherigen Teilen für wunderbare Unterhaltung sorgte. Die Chatterjis gefallen auch mir sehr gut, und auch von Hans würde ich gerne mehr erfahren.
    Amit ist ein weiterer Ehekandidat (allerdings wirkt er auf mich teilweise zu belehrend, gerade was sprachliche Feinheiten angeht, auch wenn an seinen Ausführungen zu "man" bzw. "ich" schon beherzigenswert sind), der von Mrs Mehra Rupa allerdings als ganz und gar unpassend empfunden wird. Noch ein Kind will sie an diese Bengalen nicht verlieren. Also macht sie sich auf die Suche anderswo.
    Ganz großartig fand ich Amits Vergleich seines Romans mit einem Banyanbaum. Mir scheint, dass dieser Vergleich auch sehr gut auf Seths Roman zutrifft.


    So ganz fehlt aber auch in diesem leichten Teil im Ton einer Gesellschaftskomödie die Politik nicht. Es erschreckte mich fast so sehr wie Richter Chatterji, festzustellen, wie schnell alle moslemischen Richter nach der Unabhängigkeit aus dem Dienst entfernt wurden.
    Über Subash Chandra Bose musste ich bei Wikipedia nachlesen.


    Ich werde jetzt versuchen, besser am Ball zu bleiben, trotz akuter Gefahr to sprain my wrist.

    Wir sind irre, also lesen wir!