Wolfram Fleischhauer - Die Frau mit den Regenhänden

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 8.097 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Zur Zeit läuft auf Leserunden.de eine Leserunde zu diesem Buch.


    1867, Weltausstellung in Paris. Die Leiche eines Kindes wird in der Seine gefunden und die Mutter zur Mörderin erklärt. Doch beharrlich beteuert sie ihre Unschuld.


    Der Leser erlebt und erfährt auf spannende Art und Weise Geschichtsunterricht, eingebetet in einen unglaublichen Krimi.


    Doch dient diese Geschichte eher als Fundament für die Geschehnisse welche sich im Jahr 1992 ereignen.
    Bruno, der Ich-Erzähler der aktuellen Ereignisse, nimmt uns mit auf eine Reise, deren Ziel man erst versteht, wenn man angekommen ist.
    Bruno macht seinen Doktor in Architekturgeschichte und begibt sich in die öffentliche Bibliothek in Paris um Informationen über die Weltausstellung 1867 zu erhalten.
    Er verliebt sich in Gaëtane, eine Frau die er in der Bibliothek kennerlernt und die sich auch für die Zeit der Weltausstellung interessiert.
    Warum erforscht sie die Vergangenheit? Und wie ist ihr Schicksal mit den Geschehnissen von 1867 verwoben?


    Das Ende darf nicht erzählt werden, es muss gelesen, ja erfahren werden.


    Hervorzuheben ist der wundervolle ruhige Schreibstil von Wolfram Fleischhauer mit phantastischen literarischen Bildern.
    Schlicht und doch ergreifend erzielt das Buch seine Wirkung. Eine schreckliche Geschichte die wunderschön erzählt ist und mich sehr aufgewühlt hat.
    Wirklich ein qualitativ hochwertiger Start in das Lesejahr 2007.


    5ratten :tipp:

  • Ich habe das Buch heute beendet und möchte auch gleich einmal meine Rezi schreiben, obwohl eigentlich zu Papyrus Rezi nichts mehr hinzuzufügen ist. :breitgrins:


    Inhaltsangabe von amazon: Paris im Frühjahr 1867: Aus den dunklen Gewässern der Seine wird die Leiche eines Kindes geborgen. Für die Polizei steht fest: Die Mutter des Babys ist schuldig und muss zum Tode verurteilt werden. Aber warum verschwinden plötzlich Zeugen und Beweismaterial? Warum interessieren sich auf einmal die höchsten Regierungskreise für den Vorfall? 100 Jahre später beginnt eine junge Frau über die Hintergründe zu recherchieren.


    Meine Meinung: Ich habe das Buch in drei Tagen verschlungen, genauer gesagt in 12 Stunden. Ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen, weil es mir so super gefallen hat. Wer wissen will warum, muss es wirklich selber lesen, denn im Grunde kann man nicht beschreiben, welchen Eindruck das Buch auf mich hatte.


    Ich habe noch nie so lebendigen Geschichtsunterricht bekommen. Die Handlung floss nur so dahin und das bei einem sehr ruhigen Schreibstil. Das fand ich bewundernswert. Da die Handlung immer abwechselnd einmal in der und in der Zeit spielt, bekommt man immer alles wichtige mit.


    Ich habe bis zum Schluss nicht gewusst, wie alles zusammenpassen soll und am Ende hatte ich das Buch in der Hand, war einfach nur fassungslos und hatte Tränen in den Augen.


    Es ist wie Papyrus schon schrieb, man muss das Buch erfahren.


    Es war mein zweites Buch von Fleischhauer, aber es war ganz sicher nicht mein letztes von ihm. Ich finde es immer faszinierend, wie detailverliebt an die Geschichten heran gegangen wird.


    Das Buch bekommt von mir 5ratten und es ist ein absoluter :tipp: Ich denke nicht, dass so schnell was nachkommt, was auch nur annähernd an das Buch rankommen wird.

  • Ich kann mich Papyrus und Jaqui nur anschließen: das Buch ist sehr bewegend, aber nicht nur das absolut unerwartete Ende sondern das Buch insgesamt. Mit seinen vielen Facetten hat es mir eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben.


    Die Geschichtsexkurse fand ich hervorragend. Eigentlich endete "interessante" Geschichte für mich immer mit dem Wiener Kongress, aber Wolfram Fleischhauer hat es geschafft, mein Interesse für die Zeit des Zweiten Kaiserreiches zu wecken und mich zu fesseln.


    Es war mein erstes Buch von Wolfram Fleischhauer und ich bin von dem klaren Schreibstil völlig begeistert. Viele Bilder sind in mir entstanden, die sicher noch eine Weile bei mir bleiben werden. So ein Buch legt man nicht weg und geht zur Tagesordnung über.


    Ein wirklicher Höhepunkt direkt zum Jahresanfang. 5ratten + :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von qantaqa ()

  • Man findet selten so eine Einigkeit bei einem Buch. :klatschen: Aber noch sind ja nicht alle fertig. Ich bin gespannt ob noch konträre Meinungen kommen.


    Katrin

  • Ich kann Eure Begeisterung ja bisher überhaupt nicht teilen und muss mich zum Weiterlesen zwingen. Bin mittlerweile ungefähr auf Seite 200 und es will mir so gar nicht gefallen. :rollen:


    Frag mich manchmal, ob wir da doch wirkich das gleiche Buch zusammen lesen. Aber ich geb die Hoffnung ja nicht auf, dass es gegen Ende noch besser wird. :redface:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • [size=9pt]Die Frau mit den Regenhänden – Wolfram Fleischhauer


    Kurzbeschreibung:
    Paris im Frühjahr 1867: Aus den dunklen Gewässern der Seine wird die Leiche eines Kindes geborgen. Für die Polizei steht fest: Die Mutter des Babys ist schuldig und muss zum Tode verurteilt werden. Aber warum verschwinden plötzlich Zeugen und Beweismaterial? Warum interessieren sich auf einmal die höchsten Regierungskreise für den Vorfall? 100 Jahre später beginnt eine junge Frau über die Hintergründe zu recherchieren.


    Dieses Buch handelt auf zwei Erzählebenen. Die erste im Paris von 1867, die zweite im Paris von 1992. Zwei unterschiedliche Geschichten, mit unterschiedlichen Protagonisten, so denkt man zu Anfang.
    Im Jahr 1867 der Mord an einem 8 Monate alten Kind, im Jahr 1992 eine junge geheimnisvolle Frau, die sich in die Verwirrungen dieser Geschichte begibt. Man fragt sich über viele Seiten hinweg, wo denn jetzt wohl der Zusammenhang liegt, wo es Berührungspunkte der beiden Erzählebenen gibt, man spekuliert über die Todesursache und –umstände des Kindes, aber letztendlich ist man überrascht. Mit allem hat man gerechnet aber nicht damit und die Wahrheit ist nicht minder erschütternd, als alle Mord- und Verschwörungstheorien, welche bis dahin im Kopf des Lesers Gestalt angenommen haben.
    Wolfram Fleischhauer versteht es, Information und Wissen zu vermitteln, ohne dass sich der Leser belehrt vorkommt. Alles fließt spielerisch in diesem Roman mit ein und trotz Geschichte und medizinischer Fakten, verliert die Geschichte nicht an Spannung und in den letzten Kapitel an Tiefe.


    Ein empfehlenswertes Buch, da mal ein historischer Roman, der anderen Art.


    4ratten


    Tina

  • Was für ein großartiges Buch, das sich in keine "Schublade" setzen lässt, es könnte genauso gut in die Genres "historischer Roman", "Zeitgenössisches", "Kriminalroman" oder "Liebesroman" eingeordnet werden.


    Eine – scheinbar alltägliche - Kinderleiche, die im Fluss aufgefunden wird, zieht weite Kreise im Paris des Jahres 1867. Die Geschichte führt uns in das Frankreich des Napoleon III. mit all seinem Prunk und seiner Weltoffenheit, aber auch in die Armenviertel und düsteren Seiten der Stadt.
    Parallel dazu – und in die Geschichte von damals verwoben - erfährt der Leser von den rätselhaften Umständen rund um Gaetane, Studentin in Paris 1992, die die Tragödie der Kindsmutter Marie akribisch recherchiert und in ihre eigene persönliche Tragödie – eine Tragödie des 20. Jh. - einflicht.


    Fleischhauer spart auch in diesem Buch nicht, den Leser mit detaillierten, wahrheitsgetreuen, faszinierenden und unfassbaren Informationen und Kuriositäten einerseits über die Zeit Napoleons III., andererseits auch über das 20. Jh. zu versorgen. Ich habe Geschichte-Unterricht noch nie so lebendig, faszinierend und unterhaltsam erlebt!


    Die Idee vom „Buch im Buch“, das Handwerk, verwobene Handlungsstränge, die sich langsam lichten sowie den Leser kurz vor dem Ende so richtig fassungslos zu machen, beherrscht Wolfram Fleischhauer perfekt.


    Es ist wieder ein unglaublich weitschichtiges, aufwühlendes, berührendes, dramatisches und informatives Buch, und es wird einem so richtig bewusst, dass sich die Zeiten wohl geändert haben, aber die Menschen leider nicht.


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren angefangen und dann abgebrochen, ich konnte mit dem Schreibstil und der Art, wie die Geschichte erzählt wird, so gar nichts anfangen.


    Wäre vielleicht interessant, ob es mir heute auch noch so ginge ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren angefangen und dann abgebrochen, ich konnte mit dem Schreibstil und der Art, wie die Geschichte erzählt wird, so gar nichts anfangen.


    Wäre vielleicht interessant, ob es mir heute auch noch so ginge ...


    Echt? Ich wollte es dir nämlich schon empfehlen! Weiß nicht genau warum, hatte irgendwie das Gefühl es könnte dir gefallen.

    LG, resca

  • Wenn ich Eure Kommentare so lese, wundert es mich selber, dass mir das damals nicht gefallen hat. Deshalb auch die Bemerkung, dass ich es vielleicht noch mal versuchen sollte ;)


    Mal gucken, vielleicht kriege ich es noch mal in der Bibliothek in die Finger, es war damals auch nur ausgeliehen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inzwischen habe ich es abgebrochen, weil es mir mit seinem mahnenden Anblick jede Lust am Lesen genommen hat. Einfach ein Buch, das für mich eine grosse Langeweile ausstrahlte. Sprachlich zwar eigentlich gut, aber inhaltlich und vom Aufbau der Geschichte einfach nicht mein Fall.


    Dazu ein für mich unerträglicher Protagonist und eine für mich als störend empfundene Nachhilfe in Geschichte.
    Ich glaube nicht, dass ich es noch beenden werde.



    1ratten

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Meine Meinung
    Ein Buch, eine Stadt, zwei verschiedene Jahrhunderte, zwei ergreifende Schicksale und die Frage, was die beiden Frauen verbindet.


    Im Frühjahr 1867 wird Marie Lazès in Paris unter dem Verdacht verhaftet, ihr Kind in der Seine ertränkt zu haben. Sie beteuert jedoch unbeirrt ihre Unschuld. Für die Ankläger scheint ihre Schuld aber erwiesen, denn dies ist kein Einzelfall zu dieser Zeit. Antoine, ihr Pflichtverteidiger, hat Zweifel an ihrer Schuld. Was ist an diesem Fall so bedeutend, dass sich sogar die Geheimpolizei damit befasst? So beginnt er selbst mit Nachforschungen.


    Im Jahr 1992 recherchiert Bruno in einer Pariser Bibliothek für seine Doktorarbeit über die Architektur zur Zeit der Weltausstellung. Dort lernt er Gaëtane kennen, die Recherchen zur gleichen Zeit anstellt. Warum forscht die junge Frau in den Akten eines Kindermordes, der 125 Jahre zurück liegt?


    Wolfram Fleischhauer gelingt es ausgezeichnet, beide Handlungsstränge so miteinander zu verweben, dass sie am Ende verschmelzen. Das geschieht wieder in der ihm eigenen wunderbaren Sprache, mit der er den Leser an seinen Roman fesselt. Auch jetzt, Tage nach dem ich dieses Buch beendet habe, beschäftigt mich dieses Buch. Ausführungen zur Geschichte des 2. Kaiserreiches und zur Medizingeschichte runden die Handlung ab und machen Geschichtsunterricht zur Freude. Die Charaktere fand ich sehr gelungen, sie waren facettenreich und menschlich. Auch von der Schilderung der Lebensumstände im Paris des Jahres 1867 war ich sehr beeindruckt. Es war erschütternd zu lesen, wie die Menschen in ihrer bitteren Armut leben mussten. Die Zustände, die in dem Krankenhaus herrschten, waren erschreckend. Konnten die Menschen dort überhaupt gesund werden, oder gingen sie nur zum Sterben dorthin? Letztlich blieb die Erkenntnis zurück, dass sich die Handlungsstränge zwar zeitlich von einander unterscheiden, Geld aber damals wie heute der alles entscheidende Faktor ist und Gewinn und Ansehen wichtiger sind als alles andere.


    Bisher wurde ich von noch keinem Roman Wolfram Fleischhauers enttäuscht, obwohl meine Erwartungshaltung bei jedem seiner Bücher sehr hoch war. „Die Frau mit den Regenhänden“ ging mir aber besonders unter die Haut. Vielleicht lag es daran, dass die Thematik so aktuell war.


    5ratten:tipp:

    Liebe Grüße<br />Karthause :schmetterling:<br /><br />Die Kunst zu lesen, in ein Buch hineinzufallen, darin zu versinken, kaum noch auftauchen zu können, ist ein Stück Lebenskunst. <br />Elke Heidenreich

  • Hier dann auch meine (begeisterte) Rezension.


    Inhalt
    Während die letzten Vorbereitungen zur Pariser Weltausstellung 1867 laufen, wird in der Seine eine Babyleiche gefunden. Polizei und Justiz halten den Fall für die typische Verzweiflungstat einer allein erziehenden Mutter aus dem Armenviertel. Die angeklagte Marie Lazés behauptet hingegen, ihr Kind ins Krankenhaus gebracht zu haben. Aber dort kann sich niemand an die Frau erinnern.
    1992 sammelt der deutsche Architekturstudent Bruno in Paris Informationen über die Weltausstellung. Dort verliebt er sich in eine Französin, die ebenfalls Nachforschungen über das Jahr 1867 anstellt – speziell über einen Kindsmord, der sich zu dieser Zeit ereignet hat. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihr und dem Fall?


    Meine Meinung
    Bereits auf den ersten Seiten fesselte mich die dichte Atmosphäre der Geschichte und schon bald konnte ich mich nicht mehr entscheiden, welchen der beiden Handlungsstränge ich nun lieber verfolgte. Einerseits rätselte ich, ob Marie tatsächlich die Mörderin ihres Sohnes sein kann, andererseits beobachtete ich Brunos teils flapsige Annäherungsversuche und wunderte mich über das mysteriöse Verhalten seiner Angebeteten.
    Ohne dabei den Bogen zu überspannen führt Wolfram Fleischhauer den Leser auf falsche Fährten und so hat mich das Ende nicht nur völlig überrascht, sondern auch mit einer solchen emotionalen Wucht getroffen, dass es mir tagelang nicht aus dem Sinn ging. Wahrheit und Fiktion sind so geschickt miteinander verwoben, dass man sie kaum noch zu trennen vermag.
    Auch die klare, feinsinnige Sprache des Autors hat mir sehr gut gefallen. Es entstanden detaillierte Bilder, die mir das Gefühl gaben, mitten im Geschehen zu sein. Hierzu trugen auch die sympathischen und glaubhaft gezeichneten Charaktere bei.
    Ein weiterer großer Pluspunkt sind die vielen lebhaft beschriebenen historischen Erklärungen, die der Autor in den Roman eingebracht hat, ohne dass diese den Lesefluss stören oder den Leser gar langweilen. So hat man am Ende nicht nur ein wunderbares Buch gelesen, sondern nebenbei auch noch sein Wissen ein wenig aufgebessert.


    FAZIT: Schnell gelesen, aber nachhaltig in der Wirkung. Wenn eine Geschichte beim Gedanken an sie Tage später immer noch eine Gänsehaut hervorruft, kann das nur eins bedeuten...
    ... Bewertung: 5ratten + :tipp:

  • Inhaltlich wurde bereits alles Nennenswerte gesagt. Deshalb werde ich mich diesmal nur auf meine Meinung beschränken:


    Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören, weshalb ich die 488 Seiten innerhalb von drei Tagen an einem Stück weggelesen habe. Nur einmal musste ich eine Pause einlegen, damit ich nicht an meinen Gefühlen ersticke: bevor ich den Epilog las, gönnte ich mir eine Stunde Unterbrechung. Zu recht - so kam er noch viel besser zur Geltung!


    Innerhalb der ersten beiden Dritteln überwog die historische Erzählung, während im letzten Drittel Bruno und Gaëtane im Mittelpunkt stehen und sich das Verhältnis der Geschichten zueinander umkehrt. Für mich ein sehr gelungener Schachzug! So wurde mir Bruno noch richtig sympathisch! Aber ich will nicht zuviel verraten...


    Besonders amüsant fand ich die Vorstellung Gaëtanes: schwarzes Kostüm, schwarze Strumpfhose und blaue Schuhe! Nicht wirklich, oder?! :entsetzt:


    Inzwischen habe ich mir dazu natürlich ein paar Gedanken gemacht :wink: und kam den Gedanken, dass man da sehr schön etwas hineininterpretieren könnte...



    Der Roman löste bei mir eine breite Spanne von Gefühlen aus: reges Interesse an der französischen Geschichte, Spannung, Ekel, Freude, Angst, Empörung, Wut, Mitleid ...


    Das Buch hatte alles, was es brauchte und im Gegensatz zu "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" fand ich hier auch das Ende überaus gelungen.


    Warum bekommt das Buch trotzdem nicht die volle Punktzahl?
    Zwischendurch erschienen mir die geschichtlichen Details die eigentliche Handlung etwas zu beeinträchtigen und ich kam mir leicht verloren vor, weil ich nicht wusste wohin sie steuert. Allerdings waren die Details ja immer informativ, gut recherchiert und mit der Freude am Erzählen eingebaut, so dass es eigentlich kein richtiger Kritikpunkt ist. Wolfram Fleischhauer ist einfach ein charmanter Autor, der sein Wissen gern weitergibt.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)


  • Besonders amüsant fand ich die Vorstellung Gaëtanes: schwarzes Kostüm, schwarze Strumpfhose und blaue Schuhe! Nicht wirklich, oder?! :entsetzt:


    Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Teil der Geschichte 1992 spielt. Da gab es noch viel schlimmere modische Ausrutscher. :breitgrins: Vielleicht waren die Schuhe ja aber auch dunkelbau, also fast scharz. ;)
    Ehrlich gesagt wäre mir das Ganze aber auch gar nicht aufgefallen, wenn es euch nicht so 'schockiert' hätte.


  • Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Teil der Geschichte 1992 spielt. Da gab es noch viel schlimmere modische Ausrutscher. :


    Da stimme ich dir voll zu Sternenstauner. Ich habe das damals auch gemischt. In London bei Madame Tussauds, dunkelblaue Uniform mit, das konnten wir uns aussuchen, entweder blauen oder schwarzen Struempfen und Schuhen.
    Im Buch ist mir das aber gar nicht aufgefallen. Auf solche Kleinigkeiten achte ich ueberhaupt nicht.

  • Ich habe meine Meinung zu diesem wundervollen Buch bereits auf leserunden.de zum Besten gegeben, will sie aber auch hier nochmals verewigen. :smile:


    Meine Meinung


    "Die Frau mit den Regenhänden" ist ein wirklich sehr bewegendes Buch, gespickt mit vielen interessanten historischen Informationen, so dass dem Leser als schöner Nebeneffekt ganz nebenbei noch geschichtliches Wissen vermittelt wird. Diese von mir alles andere als störend empfundenen geschichtlichen Exkurse, die der Autor sehr geschickt in die Geschichte verwebt hat, haben mich dazu angeregt, mich noch etwas eingehender mit der Geschichtsepoche des Zweiten Kaiserreiches zu informieren.


    Die beiden bewegenden Frauenschicksale, das eine zur Zeit des Zweiten Kaiserreiches, das andere in der Gegenwart spielend, werden in eindrucksvoller und lebendiger Sprache erzählt, so dass mir die beiden Frauencharaktere schon bald ans Herz wuchsen und ich stark mit ihnen mitfühlte. Selbiges gilt auch für die männlichen Hauptcharaktere sowie für zahlreiche Nebencharaktere des Buches, die durch den wundervollen Schreibstil Wolfram Fleischhauers für den Leser sehr lebendig werden.


    Sehr geschickt werden die beiden Erzählstränge zum Schluss zusammengeführt und der Ausgang der Geschichte ist alles andere als vorhersehbar und in höchstem Maße erschütternd.


    Hier handelt es sich um ein Buch, für das ich viel Lesezeit benötigte, da ich manche Buchszenen (besonders zum Schluss hin) erst einmal einige Zeit auf mich wirken lassen und verdauen musste. Außerdem hat mich das Buch sehr zum Nachdenken angeregt und es wird mich wohl noch lange in meinen Gedanken verfolgen.
    Insgesamt kann ich dieses Buch als absoluten Buchtipp empfehlen und bin sehr dankbar, durch eine Leserunde einen für mich neuen Autor entdeckt zu haben, dessen Schreibstil mir sehr zusagt und von dem ich sicherlich noch viele Bücher lesen werde.

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Da stimme ich dir voll zu Sternenstauner. Ich habe das damals auch gemischt. In London bei Madame Tussauds, dunkelblaue Uniform mit, das konnten wir uns aussuchen, entweder blauen oder schwarzen Struempfen und Schuhen.
    Im Buch ist mir das aber gar nicht aufgefallen. Auf solche Kleinigkeiten achte ich ueberhaupt nicht.


    Mir ist es aufgefallen, weil meine Mutter immer wieder predigte, dass blau und schwarz eine unmögliche Kombination ist - vergleichbar mit schwar und braun. :zwinker:

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    Inhalt:


    Der Roman besteht aus zwei Erzählsträngen:


    In der Gegenwart trifft der junge Bruno- ein Student der Architekturgeschichte - bei seinen Recherchen in Paris auf Gaetene, die mit Recherchen zu ihrem Buch in demselben Lesesaal wie Bruno arbeitet. Bruno verliebt sich sofort in die schöne Fremde, sie jedoch bleibt unnahbar und rätselhaft. Nur sehr langsam gibt Gaetene ihre Gefühle und ihre Geschichte preis…


    Im Paris 1867 sind die Vorbereitungen für die Weltausstellung in vollem Gange. Antoine Bertaut, ein angehender Anwalt der in Paris als Pflichtverteidiger tätig ist, übernimmt den Fall einer jungen Mutter, die angeblich ihr Kind ermordet haben soll. Gemeinsam mit der Schwester seines besten Freundes macht er sich auf die Suche, die Unschuld der Mutter nachzuweisen und gerät dabei selber immer tiefer in die politischen Verstrickungen jener Zeit.

    Meine Meinung:


    Wie mir schon vorher von Vielen aus dem Forum angekündigt worden war, ist dieses Buch eine wahre Perle für jedes Bücherregal.


    Die beiden Zeitebenen sind wunderbar in einander verwoben. Obwohl es viele Parallelen zwischen den beiden Ebenen gibt, gibt es genauso viel, was sie trennt und somit die Spannung erhält. Sehr schön fand ich persönlich die beiden Liebesgeschichten:


    Beide, Antoine und Bruno kämpfen darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen: Antoine möchte die Wahrheit über Marie Lazès Sohn herausfinden, Bruno die Wahrheit über Gaetenes seltsames Verhalten.


    Wie man es schon von anderen Romanen Fleischhauers kennt, besticht diese Geschichte durch einen Detailreichtum, der jedoch nicht erdrückt und historische Fakten, die authentisch in die Erzählung eingearbeitet wurden. Zwischen den Kapiteln finden sich auch immer historische Rückblenden, die den politischen Aufschwung Bonapartes zu der Zeit erläutern und dem Leser so Hintergrundinformationen vermitteln, die vielleicht nicht jeder unbedingt parat hätte….


    Das Buch spricht einfach viele Gefühle des Lesers an: Es ist ergreifend, man rätselt, fiebert mit, lacht und weint gleichermaßen. Das überraschende Ende hinterlässt den Leser betroffen und ermuntert zum Nachdenken und in meinem Fall zum weiteren Recherchieren.


    Ich verleihe dem Buch hiermit feierlich:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: