Joachim Fest - Hitler

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.649 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Myriel.

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    Hat jemand die Biographie gelesen? Ich bin nämlich etwas schockiert. Auf mich scheint es fast, als wäre Fest ein großer Bewunderer von diesem "Menschen" gewesen...
    Was meint ihr dazu?
    Gruß
    Simon


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Na ja, den Eindruck hatte ich nicht. Ich habe nur Teile davon gelesen und nicht die ganze. Die will ich mir aber mal besorgen, da diese Biographie als die beste "Hitler-Biographie" überhaupt gilt.


    Ich denke aber, dass es sehr schwierig ist, sich lange mit diesem Mann (Hitler) zu befassen und nicht beeindruckt zu sein, von dem was er gemacht hat. Immerhin hat er es geschafft Millionen Menschen zu täuschen und hinters Licht zu führen. Das bekommt man nicht alle Tage vorgesetzt.


    Damit will ich aber nicht andeuten, dass ich auch nur im Ansatz gutheiße, von dem was er gemacht hat. Es ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, dass sich die Menschen damals nicht gewehrt haben und ihn walten ließen.


    Katrin

  • Ganz klar, es ist beeindruckend, was dieser Mann gemacht hat! Wenn man überlegt, dass er eigentlich über keinerlei wirkliches politisches Wissen verfügte, kein taktisches Gespür besaß und emotional unausgeglichen war. Er konnte im Grunde nur eines: Reden und damit begeistern!
    Dennoch scheint bei Fest meiner Meinung nach zu viel Bewunderung durch. Ich möchte ihn jetzt nicht als Nazi hinstellen, dafür bin ich noch nicht weit genug, um das evtl. beurteilen zu können. Was ich sagen möchte ist, dass er selbst die größten Fehler gutreden möchte und es wenig mit der Begründung Glück versucht, dass Hitler tonnenweise zur Seite stand!

  • [provokation]
    Schon mal Haffners Anmerkungen zur Hitler gelesen?
    [/provokation]


    Aus Fest eine Bewunderung für Hitler heraus zu lesen verlangt meines Erachtens schon einiges!

  • Hallo


    Ich habe die Biografie schon als Jugendlicher gelesen und fand das Buch sehr gut lesbar. Fest hat fast die gesamte Literatur zu Hitler verarbeitet, und das Buch ist sein Opus Magnum geworden.


    Er hat keinerlei Sympathien für Hitler: Man lese als Beweis dafür den Exkurs über Hitler als Privatmann, wo Fest in gänzlich unappetitliche Leere greift. Aber Hitler hatte neben vielen negativen Eigenschaften auch politische Genialität, und wenn man das ganze Buch liest, erstaunt man immer wieder über die turmhohe Überlegenheit dieses Mannes gegenüber seiner Umwelt, sei es innerhalb der Partei selbst, sei es gegenüber den Weimarern Politikern, sei es gegenüber den europäischen Staatsmännern.


    Was diskutabel ist, sind seine Zwischenbetrachtungen, die ansatzweise, so finde ich, manches in ein falsches Licht stellen. Fest unternimmt halt den Versuch, eine rationale Erklärung für dieses Phänomen zu finden, aber schafft dies genauso wenig wie seine Vorgänger und Nachfolger. Meister Adolf bringt man nicht auf Begriffe, weder auf linke noch auf rechte. Er war ein Phänomen Sui Generis, wie es eines noch nie in der okzidentalen Geschichte gegeben hat und auch hoffentlich nie mehr geben wird.


    Mit freundlichen Grüssen


    Ralf

  • Im Rahmen des SLW2009 habe ich einen zweiten Anlauf unternommen, diese Biografie zu lesen und diesmal ist es mir auch geglückt!


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    Diese 1973 erschienen Hitler-Biografie des ehemaligen Herausgebers der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gilt auch heute noch als eine der fundiertesten und umfassendsten Darstellung des deutschen Diktators, dessen 12jährige Herrschaft über 50 Millionen Menschen das Leben kostete. Fest versucht in seinem über 1200 Seiten starken Werk herauszufinden, was für ein Mensch Hitler war und welche Umstände zu seiner Herrschaft führten, unter seiner Führung herrschten und unter welchen Umständen Hitler schließlich im April 1945 starb.


    Ziel seines Buches ist es, die „Faszination“ Hitlers für die späteren Generationen verständlich werden zu lassen und damit die Erinnerung zu bewahren und eine Wiederholung solch eines Regimes zu vermeiden. In insgesamt 8 Büchern sowie in den Vorbetrachtungen und einem Schlusswort versucht der Autor, dem Menschen Hitler auf den Grund zu fühlen und Antworten auf die Frage zu finden, was diesen Mann bewegt hat. Zur Darstellung der größeren Zusammenhänge mit den damaligen Umständen, der Weltpolitik und der Weltanschauung nutzt Fest 3 eingestreute Zwischenbetrachtungen, bei denen er die bisherigen Erkenntnisse zusammenfasst und neu bewertet.


    Beginnend bei der ungeklärten Frage nach Hitlers Verwandtschaft und der Darstellung der dörflichen Lebensweise seiner Eltern zeigt Fest den weiteren Lebensweg über die Jahre in einem Wiener Männerheim, die Zeit als Frontsoldat im ersten Weltkrieg und den gescheiterten Putsch vom 8./9. November 1923, hin zur Machtergreifung am 30. Januar 1933 – den Beginn des Dritten Reiches –, den außenpolitischen Erfolgen Hitlers bis schließlich zum 2. Weltkrieg, dessen Ende Hitler nicht mehr erlebte.


    Man merkt der Biografie an, dass ihr Verfasser sich mit der Materie auskennt und versucht, all sein Wissen und seine Erkenntnisse an den Leser weiter zu geben. Allerdings wendet er sich vermutlich nicht an den Durchschnittsleser, sondern setzt einen gewissen Intellekt voraus. Obwohl ich mich nicht für ungebildet halte, führten die vielen verwendeten Fremdwörter und die häufigen Bandwurmsätze dazu, dass ich mich beim Lesen sehr stark konzentrieren musste und dennoch manchmal mit einem Fragezeichen auf der Stirn zurückblieb. Zudem wären einige Zusatzmaterialien eine enorme Erleichterung gewesen, z.B. eine Personenübersicht um die erwähnten Personen besser einordnen zu können, sowie einige Karten zur Nachverfolgung der Ereignisse u.a. des zweiten Weltkrieges.


    Trotz der Tatsache, dass Fest eine sehr umfangreiche Darstellung des Führers abgeliefert hat, blieben mir einige Punkte dennoch zu sehr im Dunkeln. Vor allen Dingen fehlte mir eine Erklärung für den unbändigen Judenhass, den Hitler verspürt hat. Fest hat im Nachwort zwar klargestellt, dass es genügend Literatur über die Opfer des Dritten Reiches gäbe, jedoch gehört eine Antwort auf das Warum? meiner Meinung nach zwingend in eine Hitler-Biografie – insbesondere da, wie Fest ausdrücklich festgestellt hat, Hitler entgegen anderer Meinungen während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus dessen uneingeschränkter Anführer war und daher auch unmittelbar für die Massenmorde verantwortlich ist.


    Zwar hat das Buch, wie dargestellt, in meinen Augen einige Mängel, doch bietet es einen relativ umfassenden Einblick in die Person Hitlers und dessen Charakter und ist für das Verständnis der jüngeren deutschen Vergangenheit eine unverzichtbare Lektüre.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: