Laurence Sterne - Tristram Shandy

Es gibt 58 Antworten in diesem Thema, welches 11.769 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Hallo!


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    Inhalt:


    Ein gewitzter Schelmenroman über einen, der gleich zu Beginn uns zuzwinkernd die eigene Zeugung als verpatzt entschuldigt, um uns anschließend mühelos bei der Hand zu nehmen und mit fortzuführen auf seine abenteuerliche Lebensreise."Von den Zeitgenossen enthusiastisch gefeiert, übte das Werk durch seinen urbanen Geist, seine raffiniert verschlüsselte Erotik und seinen tiefsinnigen Humor einen kaum abschätzbaren Einfluß in ganz Europa aus." (Lexikon der Weltliteratur)


    Teilnehmer:


    Klassikfreund
    BigBen
    mondpilz



    Eine kurze Bitte: Damit das ein bisschen angenehmer zu lesen ist, postet erst, wenn ihr angefangen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das ganze immer so sehr in die Länge.


    Interessant für Leserunden-Neulinge ist sicherlich die Leserunden-FAQ. Dort findet ihr auch Informationen z.B. zu Spoilern etc.


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Da ich schon etwas eher angefangen hatte, bin ich schon im 6. Buch. Und ich schwanke immer noch, ob mir der Tristram gefällt oder nicht. Sterne hüpft wirklich von einem Mustopf in den anderen. Manchmal habe ich da arge Probleme zu folgen. Seitenlange Beschreibungen über Festungsbauwerke nerven auf die Dauer. Aber dann kommt so ganz unauffällig so ein kleiner Lichtblick, der alles wieder aufwiegt.
    In meiner Ausgabe ist auch eine satztechnische Besonderheit. Das erste Wort der nächsten Seite erscheint schon als letztes Wort auf der aktuellen Seite. Ich weiß nicht, ob das im 18.Jahrhundert so üblich war. Ist aber ganz nett, wenn man sich mal daran gewöhnt hat.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Sterne hüpft wirklich von einem Mustopf in den anderen. Manchmal habe ich da arge Probleme zu folgen. Seitenlange Beschreibungen über Festungsbauwerke nerven auf die Dauer.


    Gerade das finde ich genial bei einem Buch. Jedenfalls, wenn es so gut gemacht ist wie der Tristram ... :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo zusammen!


    So, nun habe ich gestern die ersten rund 50 Seiten gelesen. Eine herrliche Lektüre! Da ist Klein-Tristram gerade mal so eben mehr schlecht als recht gezeugt worden - und hoppla: Ab geht's auf die Achterbahn des Lebens und Lesens ...


    Da wird uns der Pfarrer Yorrick sehr genau vorgestellt, inkl. seinem Tod, die Frau aber, mit der Tristram offenbar zum Zeitpunkt der Abfassung seiner "Memoiren" lebt, mal gerade mit Namen erwähnt. Dafür werden Locke, Cervantes & Co. locker eingestreut. Seitenlang wird von der alten Hebamme erzählt und vom Konflikt zwischen modernster Medizin (für die der Vater optiert) und traditioneller Gebärmethode (die die Mutter - und sei es auch nur aus Opposition zum Vater - bevorzugt). Natürlich setzt die Mutter ihren Willen durch ...


    BigBen:


    Nein, die Karte verspricht "nur" Tristram Shandy. (Aber er verspricht auch, dass er bis zu seinem Tode jedes Jahr zwei oder drei Bände an seine Lebenserinnerungen anhängen wird. :smile: )


    Den letzten Teil des Vertrages von Shandy senior verstehe ich dahingehend, dass er seinen Besitz als Sicherheit verpfändet, so dass seine Frau wirklich jederzeit über die Mittel verfügt, für eine Niederkunft nach London fahren zu können.


    Hm ... ich glaube, ich werde weiterlesen und hier von Zeit zu Zeit posten ... OK?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hm ... ich glaube, ich werde weiterlesen und hier von Zeit zu Zeit posten ... OK?


    Grüsse


    Sandhofer


    Aber sicher doch!

  • Ich habe das 6. Buch hinter mir. Endlich! Onkel Toby's Steckenpferd nervt jetzt nur noch. Ich will nichts mehr über Festungsanlagen lesen! :grmpf: Das 7. Buch erzählt von Sternes Frankreich Reise. Das muß wohl die Stelle sein, an der Du, sandhofer, aufgehört hast. Dabei wird es jetzt interessant. Die Tristramsche Version von Reiseführern - das lohnt sich zu lesen.



    Den letzten Teil des Vertrages von Shandy senior verstehe ich dahingehend, dass er seinen Besitz als Sicherheit verpfändet, so dass seine Frau wirklich jederzeit über die Mittel verfügt, für eine Niederkunft nach London fahren zu können.


    Danke, das hilft mir doch schon weiter.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Ich habe das 6. Buch hinter mir. Endlich! Onkel Toby's Steckenpferd nervt jetzt nur noch. Ich will nichts mehr über Festungsanlagen lesen! :grmpf:


    :lachen:


    Das 7. Buch erzählt von Sternes Frankreich Reise. Das muß wohl die Stelle sein, an der Du, sandhofer, aufgehört hast.


    Ich habe damals schon fertig gelesen. Ich glaube aber, dass ich den Re-Read dort abbrechen werde. Ich liebe Reise-Erzählungen, ob als Roman oder als Tatsachenbericht. Aber Shandys Reise konnte mich nicht so recht befriedigen: Verzicht auf das geliebte heimische Personal einerseits, keine wirkliche Entwicklung Shandys auf dieser Reise andererseits, keine wirklich interessanten Informationen über Land, Leute oder auch nur das Reisen an sich dritterseits. So jedenfalls habe ich es in Erinnerung. Aber ich werde sicher nochmals in Buch 7 hineingucken ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Verzicht auf das geliebte heimische Personal einerseits,


    Onkel Toby mit seinen Kanonen? :breitgrins: Also vom heimischen Personal sagt mir nur der Vater zu. So schön wie der labern, äh wollt sagen fülosofieren kann. :breitgrins:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hallo,


    hier mein erster Eindruck.


    Ich habe nun das 1. Buch beendet und werde aus dem Werk noch nicht ganz schlau. Ein Abtauchen in die Geschichte wie bei Fieldings Tom Jones ist nicht in gleicher Weise möglich. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass der Autor von einer Abschweifung zur nächsten springt. Ein Ziel und eine Geschichte im engeren Sinne scheint das Buch nicht zu haben. Das ist natürlich sehr modern, so modern wie moderne Opern, die mich ein wenig nerven.


    Die doch an einigen Stellen wenig elegante Übersetzung erzeugt beim Lesen ein gewisses Holpern, eleganter Stil ist etwas anderes. Sprachlich kann das Buch nur durch die schönen langen Sätze überzeugen, die sich aber halt nicht immer elegant lesen lassen.


    Inhaltlich gibt es aber doch äußerst originelle Stellen. Zunächst einmal der Zeugungsakt, der immer wieder von anderen Gedanken unterbrochen wird, dann haben mir die Ausführungen zur Taufe im Mutterleib ebenso gefallen wie die Einarbeitung der astronomischen Kenntnisse und deren Übertragung auf das reale Leben.


    Ob das reicht, diesem Buch fünf Sterne zu geben, wage ich mal zu bezweifeln. Mir fehlen die "tieferen Wahrheiten", die ich bisher in jedem Klassiker gefunden habe. Cervantes ist auch sehr originell, dennoch weist er mehr Tiefe auf, aber ich gebe zu, auch an ihn musste ich mich erst gewöhnen.


    Ich denke, ich lese am Wochenende zumindest noch die nächsten zwei Bücher. Ich überlege nun aber, die Übersetzung zu wechseln, damit es etwas flüssiger vorangeht (obwohl die Übersetzung mit den Anmerkungen auch ganz gute Stellen aufweist).


    Spätestens am Montag hier mehr.


    Gruß, Thomas

  • Hallo zusammen!


    Mit dem ersten Buch fertig bin ich nun auch. (Ich habe mich geirrt, als ich von den ersten 50 Seiten sprach, das wäre nämlich schon ungefähr das erste buch gewesen ... :redface: )


    Ein Abtauchen in die Geschichte wie bei Fieldings Tom Jones ist nicht in gleicher Weise möglich. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass der Autor von einer Abschweifung zur nächsten springt.


    Nun, wenn du abtauchen willst. solltest Du vielleicht Cousteau lesen oder Hans Hass ... :elch:


    Im Ernst: Ich liebe Digressionen und Abschweifungen. Sterne ist hier der Vorläufer von den "stream of consciousness"-Autoren wie Dos Passos oder Joyce, die die Moderne des beginnenden 20. Jahrhunderts so geprägt haben.


    Ein Ziel und eine Geschichte im engeren Sinne scheint das Buch nicht zu haben.


    Beim Tristram Shandy gilt m.M.n. in hohem Masse: Der Weg ist das Ziel. Es ist m.M.n. eine von Sternes Botschaften (ich brauche das Wort ungern), dass es so etwas wie ein sinnvolles Ziel für ein menschliches Leben nicht gibt. (Selbst in den Predigten des Priesters Sterne - der er ja war! - und die er unter dem Pseudonym "Yorrick" veröffentlicht hat, geht oft die sonst von Priestern so gern gepredigte Ausrichtung des Lebens auf Gott ("Näher mein Gott zu dir!") gerne mal vergessen, mitsamt Gott ...)


    Zu Deiner Übersetzung kann ich nichts sagen; ich lese im Original.


    Inhaltlich gibt es aber doch äußerst originelle Stellen. Zunächst einmal der Zeugungsakt, der immer wieder von anderen Gedanken unterbrochen wird, dann haben mir die Ausführungen zur Taufe im Mutterleib ebenso gefallen wie die Einarbeitung der astronomischen Kenntnisse und deren Übertragung auf das reale Leben.


    Wenn ich mich recht erinnere, ist dieses Dokument, das Sterne hier auf französisch zitiert, und das die theologische Korrektheit einer solchen Taufe festhält, tatsächlich zu jener Zeit und von den angegebenen Herren an der Sorbonne ausgestellt worden. Die Realität ist oft phantastischer als jede Fiktion.


    Mir fehlen die "tieferen Wahrheiten", die ich bisher in jedem Klassiker gefunden habe. Cervantes ist auch sehr originell, dennoch weist er mehr Tiefe auf, aber ich gebe zu, auch an ihn musste ich mich erst gewöhnen.


    Cervantes, den Sterne ja auch anspricht, und von dem er viel gelernt hat, finde ich gar nicht so verschieden. Ich weiss nicht, was Du unterer "tieferen Wahrheiten" verstehst - die mäandrierende Lächerlichkeit des Lebens, das kein Ziel hat, oder wenn, dann ein völlig lächerliches, finde ich bei beiden.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich bin jetzt in der Mitte vom 8. Buch und ich habe das Gefühl, die ersten sechs Bücher hat Sterne noch geübt. Sterne selbst hatte ja Befürchtungen über den Absatz seiner Bücher (siehe Anmerkungen zu Buch 8). Das 7. und jetzt das 8. gefallen mir viel besser als das Bisherige. Die Reise durch Frankreich, die Story der Äbtissin etc. sind einfach Klasse! Da taucht auch der in der Werbung für die neue Übersetzung so angepriesene erotische Subtext mal auf (nicht das ich darauf angewiesen wäre :zwinker:).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Beim Tristram Shandy gilt m.M.n. in hohem Masse: Der Weg ist das Ziel. Es ist m.M.n. eine von Sternes Botschaften (ich brauche das Wort ungern), dass es so etwas wie ein sinnvolles Ziel für ein menschliches Leben nicht gibt.


    Wenn das so ist (dazu muss ich erst noch ein wenig mehr lesen), dann wäre das ja eine wirklich sensationelle Aussage, wenn man das Erscheinungsdatum in Betracht zieht. Ich werde mich dann mal wieder an die Lektüre machen.


    Gruß, Thomas

  • Hallo zusammen!


    So, jetzt bin ich kurz nach Beginn von Buch 3. Es sieht so aus, als ob Tristram nun tatsächlich zur Welt kommen könnte. Neben Slapstick ("the man-midweife", der vom Diener, der ihn holen soll, übern Haufen geritten wird oder demselben, der sein Besteck-Köfferchen nicht öffnen kann, da seine Dienerin und Shandys Diener als Vorsichtsmassnahme für den Transport das Ding derart zugeknotet haben, dass der Doktor es nicht mehr öffnen kann - fehlen ihm doch alle Zähne und die Fingernägel hat er kurz geschnitten) - neben Slapstick also finden wir so nebenbei eingestreut ernste Passagen, wie ökonomische Regeln (Warum hält Shandy Pferde und keinen Segelwagen, der ihm doch im Unterhalt billiger käme? - Weil die Pferdehaltung eben auch Arbeitsplätze generiert bzw. sichert ...) und - eine Predigt "Über das Gewissen" von Yorick, d.h. doch wohl von Sterne selber. Sterne verwirft sowohl das gute Gewissen, das viele Protestanten als Richtlinie nehmen dafür, gottgefällig (d.i. "gut") gehandelt zu haben wie die katholische Beichte, die den Sünder ebenfalls in falsche Sicherheit wiegen kann.


    BigBen: Interessant, dass die die Bücher 7 und 8 besser gefallen. War eigentlich fast zu erwarten, nachdem Dir 1 bis 6 nicht so behagten ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Da wo Sandhofer steht, stehe ich auch. Aufgrund des wunderbaren Wetters am WE bin ich dann doch nicht ganz so weit gekommen wie erwartet. Freue mich schon auf die Erzählung der Geburt.


    mondpilz: Konntest du schon anfangen?


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Also ich bin durch. Buch 7-9 sind eindeutig die besten für mich. Und leider hört das Ganze auf, als es interessant wird.
    Rezi

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

    Einmal editiert, zuletzt von BigBen ()

  • Schön. Findest du die Übersetzung von Walther wirklich so gut, wie in der Rezi geschrieben?


    Also ich finde das dauernd gebrachte Wort "Fortifikationen" für "Festungsbauwerke" doch sehr gekünstelt. Was steht denn dort im Original?


    Gruß, Thomas


  • Schön. Findest du die Übersetzung von Walther wirklich so gut, wie in der Rezi geschrieben?


    Ja, die Sprache entspricht halt dem Alter des Buches. Man muß sich darauf einlassen, dann geht es. Eine künstliche Anpassung an unsere Zeit fände ich nicht so gut.



    Also ich finde das dauernd gebrachte Wort "Fortifikationen" für "Festungsbauwerke" doch sehr gekünstelt. Was steht denn dort im Original?


    Mal abgesehen, da mich das Thema der Fortifikationen nervte, stört mich die Verwendung des Wortes nicht. Als ich letztens Grimmelshausen gelesen habe (Trutz Simplex), fiel mir dort die gehäufte Verwendung französischer Wörter auf. Das ist jeweils ein Ausdruck des Zeitgeschmacks. Was im Original da steht, da muß uns wohl sandhofer Auskunft geben. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Was im Original da steht, da muß uns wohl sandhofer Auskunft geben. :winken:


    Na, was wohl? "Fortification" :zwinker: ... (Gebt mal "Toby" und "fortification" ein und lasst Google auf Englisch suchen ... es gibt ungefähr 17'200 Resultate :breitgrins: ... )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)