Gibt es so etwas wie "männliche Fantasy"?

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 9.132 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kringel.

  • Hallo!



    Mir geistert seit ein paar Tagen eine Frage im Kopf herum und lässt mich nicht los, deshalb stelle ich sie euch:


    Seid ihr der Meinung, dass es so etwas wie "männliche Fantasy" gibt? (Nach dem Pendent frage ich mich nicht, weil mir da spontan einige Sachen einfallen würden.)
    Und wenn ja, was macht sie 'männlich', was wären Beispiele dafür?



    Liebe Grüße,
    melima

  • Hi!


    Gibt es, bzw. gab es - Fantasy ist heute praktisch nur noch weiblich. Der Herr der Ringe war da wohl so etwas wie ein Point of no Return: Fantasy mit genug Männerpower (und v.a. keiner für die Story wirklich relevanten oder sonstwie - auch nur zeitweise! - ins Zentrum gerückten Liebesgeschichte1)), die aber aufgrund der herzigen Halblinge und Elfen auch Frauen zu interessieren vermochte.


    Vorher waren da z.B. die auch zur Abenteuerliteratur gezählten


    Henry Rider Haggard (She, King Solomon's Mines, Allan Quatermain etc.)
    Arthur Conan Doyle (The Lost World)
    Robert E. Howard (Conan the Barbarian)
    Edgar Rice Burroughs (Tarzan)
    Karl May mit seinem Alterswerk
    etc.,


    die auf der Grenze zum Horror stehenden


    H.P. Lovecraft
    Lord Dunsany
    etc.


    Die Büchergilde gibt gerade Jorge Luis Borges' Sammlung Die Bibliothek von Babel neu heraus, da sind einige der Autoren von "männlicher " Fantasy wieder aufgelegt worden ...


    Grüsse


    Sandhofer


    1) Was für mich auch Kriterium Nr. 1 ist, um "männliche" von "weiblicher" Fantasy zu unterscheiden. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Hi!


    Gibt es, bzw. gab es - Fantasy ist heute praktisch nur noch weiblich.


    Nein.
    Geht es um Fantasy, in der männliche (im Sinne von viril) Helden dominieren, dann weise ich auf das hin, was man Military Fantasy nennen könnte: Glen Cooks Black Company oder Eriksons Malazan Book of the Fallen.
    (NB Magst du Abenteuerliteratur? Schau dir doch mal Harold Lamb und seinen Kosaken Khlit an. Der wird gerade von Bison Books aus der Versenkung geholt.)
    Ich verstehe unter männlicher Fantasy solche, die eher von Männern gelesen wird. Da fallen mir Gene Wolf oder Scott Bakker ein. Das hat aber nichts mit klippenkinnbewehrten Helden zu tun, die einsam in den Sonnenuntergang reiten, sondern mit, ich sag mal: Verkopfung.


    (Wäre Tolkien nicht schon tot, mit den herzigen Elfen hättest du ihm wohl den Todesstoß versetzt. Die hat er ganz anders gesehen. :breitgrins:)

  • Na, also wirklich. Was für eine Frage! :zwinker:
    Nur weil es heute in der Fantasy nur noch um wunderschöne Magierinnen mit wallendem Haar und noch wallenderen Gewändern sowie um pfiffige Elfinnen zu gehen scheint (war'n Scherz), sollte man doch nicht die testosterongefüllten Heldenabenteuer früherer Zeiten vergessen. Da wären zu nennen:


    Die Endlos-Serien mit Conan und Kull von Atlantis von Robert E. Howard
    Kane der Verfluchte von Karl Edward Wagner
    Fritz Leibers Helden Fafhrd und der Graue Mausling
    Der Wurm Ouroboros von E.R. Eddison


    ...und das sind nur wenige Beispiele. Die Fantasy war einst, als Männer noch echte Männer, Frauen noch echte Frauen und kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri noch echte kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri waren, eindeutig von Männern dominiert. Ob das nun gut oder schlecht war und ob das jetzt besser oder schlechter geworden ist, müsst ihr selbst entscheiden :smile:

  • Nein.
    Geht es um Fantasy, in der männliche (im Sinne von viril) Helden dominieren, dann weise ich auf das hin, was man Military Fantasy nennen könnte: Glen Cooks Black Company oder Eriksons Malazan Book of the Fallen.


    Ich gebe zu, dass ich von der Existenz dieses SubGenres nichts wusste ... Die Helden der "alten" männlichen Fantasy sind aber nicht "viril" in einem pejorativen Sinn; Allan Quatermain ist ein älterer Herr, der der Gefahr lieber aus dem Weg geht ... aber es kommen fast keine Frauen vor. Und wenn, dann als dämonische Figuren, mit einer gewissen, letztlich natürlich negativ besetzten sexuellen Anziehung. Hollywood in seinen Verflimungen, ob nun Quatermain oder Lost World hatte ja jeweils nicht anderes zu tun, als eine Frau und eine Lovestory einzubauen und den Held mehr oder weniger zu Superman zu verwandeln. Selbst Burroughs' Tarzan ist das nicht ...


    (NB Magst du Abenteuerliteratur? Schau dir doch mal Harold Lamb und seinen Kosaken Khlit an. Der wird gerade von Bison Books aus der Versenkung geholt.)


    Danke für den Tipp! Ich werde ihn mal im Hinterkopf behalten ... Leider spielen diese Stories in einem Teil der Welt, der mich wenig interessiert, wenn ich das richtig sehe ...


    (Wäre Tolkien nicht schon tot, mit den herzigen Elfen hättest du ihm wohl den Todesstoß versetzt. Die hat er ganz anders gesehen. :breitgrins:)


    Ja ... aber das heutige Publikum? :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    @Kringel: :klatschen:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hi!



    [...]sollte man doch nicht die testosterongefüllten Heldenabenteuer früherer Zeiten vergessen.


    Ja, aber gibt es die denn heute auch noch? Mir fallen da auf Anhieb nämlich keine ein - jedenfalls nicht aus dem Repertoire derer, die ich bereits gelesen habe (was natürlich an meiner Wahl liegt, das zu lesen/kaufen, was für mich den meisten Reiz hatte).


    @Perdondaris: Was meinst du mit 'Verkopfung'? Emotionsarmut?


    Liebe Grüße,
    melima

  • Neuere Männerfantasy? Da fällt mir allenfalls noch der Osten Ard - Zyklus von Tad Williams ein, obwohl der doch schon recht weit von der typischen "heroischen" Fantasy entfernt ist.


  • Neuere Männerfantasy? Da fällt mir allenfalls noch der Osten Ard - Zyklus von Tad Williams ein, obwohl der doch schon recht weit von der typischen "heroischen" Fantasy entfernt ist.


    Wenn ich das richtig sehe, spielen Frauen da eine viel zu grosse, selbstständige Rolle ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Nein, die "neue" Fantasy ist weiblich ... :heul::breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Hi!



    @Perdondaris: Was meinst du mit 'Verkopfung'? Emotionsarmut?


    Nein (hm, könnte allerdings einhergehen, da gibt es Figuren, die schon nicht mehr emotionsarm, sondern emotionslos sind). Mit Verkopfung meine ich Bücher, in denen neben der Handlung philosophische Konstrukte mindestens genauso wichtig sind. Oder wie bei Wolfe, wo sich die Cleverheiten des Buches erst am Ende und eher noch bei der zweiten Lektüre enthüllen.


    @ Sandhofer


    Ich behaupte frech, neben der weiblichen Fantasy (der ich nicht viel abzugewinnen vermag, der männlichen allerdings auch nicht immer) gibt es auch die gleichgestellte Fantasy, in der männliche Helden neben weiblichen zu bestehen wissen. :breitgrins: Vlad Taltos etwa.

    Einmal editiert, zuletzt von Perdondaris ()

  • Fantasy, in der männliche Helden neben weiblichen zu bestehen wissen.


    Das ist nun im wahrsten Sinne des Wortes "Fantasy" - zeig mir den Mann, der das vermag ... :elch:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo,


    mir fällt ganz spontan "Artemis Fowl" ein. Das ist meiner Meinung nach eindeutig "männliche Fantasy" :)


    Viele Grüße
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Hallo.



    Nein (hm, könnte allerdings einhergehen, da gibt es Figuren, die schon nicht mehr emotionsarm, sondern emotionslos sind). Mit Verkopfung meine ich Bücher, in denen neben der Handlung philosophische Konstrukte mindestens genauso wichtig sind. Oder wie bei Wolfe, wo sich die Cleverheiten des Buches erst am Ende und eher noch bei der zweiten Lektüre enthüllen.


    Und das bezeichnest du dann als "männliche" Fantasy? Autsch, damit hast du aber den Frauen einen richtig heftigen A....tritt verpasst!
    Diese ganze Diskussion hier finde ich eh mehr als merkwürdig - warum sind Liebesgeschichten weiblich und Kämpfe männlich? Mir stehen die Haare zu Berge wenn ich so etwas lese :entsetzt: Ich wusste gar nicht, dass hier derart stark diskriminiert wird und zwar auf beiden Seiten.


    Es mag Fantasy geben, die dem einen Geschlecht besser gefällt, als dem anderen. Verallgemeinern würde ich so etwas jedoch nie. Bin ich nun eine männliche Frau, weil ich Scott Bakkers "Schattenfall" mochte? Oder auch, weil ich Marion Zimmer Bradleys Avalon Romane nicht leiden kann, die hier vermutlich als "weiblich" eingestuft werden? Was sind denn dann eigentlich Romane mit homosexuellen Protagonisten? Männlich, wenn sie sich nicht verlieben, obwohl es vielleicht Frauen sind, die dauernd in Kämpfe verstrickt sind?


    Nein, diese Diskussion geht für meinen Geschmack leider in eine Richtung, die ich nicht mit mir und meinen Ansichten vereinbaren kann. Ich verlasse lieber den Thread.

  • mir fällt ganz spontan "Artemis Fowl" ein. Das ist meiner Meinung nach eindeutig "männliche Fantasy" :)


    Willst Du uns veräppeln? Das sind Kinderbücher! :entsetzt: :breitgrins:


    Was sind denn dann eigentlich Romane mit homosexuellen Protagonisten?


    Gibt's das?


    Nein, diese Diskussion geht für meinen Geschmack leider in eine Richtung, die ich nicht mit mir und meinen Ansichten vereinbaren kann. Ich verlasse lieber den Thread.


    Jetzt sag' bloss, Du nimmst das hier alles tierisch ernst :clown:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Gibt's das?


    Oh ja! Zum Beispiel sind doch alle männlichen Elfen schwul ;) *Vorurteile schür*
    Aber da wäre z. B. Anida von Susanne Gerdom zu nennen, als auch die Schattengilde-Trilogie von Flewelling, die Pern-Reihe von McCaffrey (allerdings SF) und vieles mehr... Oder war deine Frage auch ein Scherz?



    Jetzt sag' bloss, Du nimmst das hier alles tierisch ernst :clown:


    Ok, ich bin zurückgekommen ;) Und ja - klar nehme ich die Diskussionen und Menschen hier ernst. Das heißt nicht, dass ich keinen Spaß verstehe aber Smileys sah ich hier nur wenige... Bei jeglichen Diskriminierungen geht mir einfach der Hut hoch und darüber bin ich auch sehr froh.

  • Oh ja! Zum Beispiel sind doch alle männlichen Elfen schwul ;) *Vorurteile schür*


    Ich hab' schon immer vermutet, dass sich Elfen durch Parthenogenese fortpflanzen ... :elch:

    Edit: Tippfehler korrigiert ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Willst Du uns veräppeln? Das sind Kinderbücher! :entsetzt: :breitgrins:


    Na dann überleg doch mal, wie das wohl in Verbindung stehen könnte... :winken::zwinker:


    Viele Grüße,
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)


  • Ja, aber gibt es die denn heute auch noch? Mir fallen da auf Anhieb nämlich keine ein


    O ja, die gibt es noch! Ich denke da z. B. an den furchtbaren Rabenzyklus von James Barclay, den du trotz Leserundenteilnahme völlig verdrängt haben musst.


    Gibt's das?


    Ja, und gar nicht so selten, aber interessanterweise meist von Frauen geschrieben, auch wenn es sich um männliche Homosexuelle handelt. Eine Bahnbrecherin war da Marion Zimmer Bradley mit ihren (trotz Fantasy-Anteilen zur SF gezähltem) Darkoverzyklus, in dem es sowohl lesbische als auch schwule Beziehungen gibt. An neuerer Fantasy kenne ich die Schattengildetrilogie von Lynn Flewelling oder die Bücher von Ellen Kushner.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!



    O ja, die gibt es noch! Ich denke da z. B. an den furchtbaren Rabenzyklus von James Barclay, den du trotz Leserundenteilnahme völlig verdrängt haben musst.


    Ne, nee, verdrängt hab ich den Raben nicht. :lachen: Dran gedacht hab ich schon (auch in diesem Zusammenhang). Da über ihn aber alle immer von "Trash" reden, hab ich gehofft, jemand anders würde ihn hier erwähnen...



    Und zur Homosexualität: Das find ich voll spannend. Mir ist da nämlich auch noch nichts begegnet. Aber wenn du sagst, dass in Darkover was vorkommt, dann weiß ich ja, dass ich irgendwann noch diese Lücke in den Leseerfahrungen schließen können werde.


    Liebe Grüße,
    melima


  • Und zur Homosexualität: Das find ich voll spannend. Mir ist da nämlich auch noch nichts begegnet. Aber wenn du sagst, dass in Darkover was vorkommt, dann weiß ich ja, dass ich irgendwann noch diese Lücke in den Leseerfahrungen schließen können werde.


    Wenn du zurück blätterst, findest du in meinem Posting auch noch Beispiele.