Annette von Droste-Hülshoff - Die Judenbuche

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 13.280 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.

  • Folgendes:
    in der Novelle "die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff steht ja ziemlich schnell nachdem der Mord geschehen ist, ein Vers aus dem Alten Testament, der schon so ein bißchen verrät, wer der Mörder ist.
    Meine Frage, und die stelle ich mir auch schon seitdem ich das Buch gelesen habe: wenn man hebräisch kann und damit auch diesen Text lesen kann, denkt man dann: ja super, jetzt hat sie schon verraten wer der Mörder ist...
    Versteht ihr was ich meine?


    Ich fand das Buch ungemein spannend, ich habe es zum Glück freiwillig gelesen und nicht für die Schule.


    Vielleicht gibt es hier im Forum ja jemanden, der hebräisch kann und die "Judenbuche" gelesen hat?



    Viele Grüße
    Bibse


    EDIT: Betreff geändert. LG, Saltanah

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • wenn man hebräisch kann und damit auch diesen Text lesen kann, denkt man dann: ja super, jetzt hat sie schon verraten wer der Mörder ist...
    Versteht ihr was ich meine?


    Ja. Nur: Droste-Hülshoff wollte ja auch keinen Kriminalroman schreiben. Deshalb kann man ruhig wissen, wer der Mörder war. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo Bibse, das habe ich mich auch schon mal gefragt. Zumal es ja durchaus Stimmen in der Forschung gibt, die behaupten, die Judenbuche sei eine Kriminalgeschichte.
    Hebräisch kann man ja nicht mal eben so ohne weiteres nachschlagen. Aber wahrscheinlich haben sehr gründliche Leser das getan und sich dann das Lesevergnügen (etwas) genommen.


    LG
    Claudi

  • Mal einfach so gefragt: Ist das Buch denn auch spannend bzw. interessant, wenn man den Täter schon ziemlich schnell erahnt? Tut es dem Lesespass Abbruch?


    Bei mir ist die Lektüre viel zu lange her, aber mir fällt (speziell) ein Krimi ein, in dem man den Täter gleich im ersten Satz erfährt und trotzdem lesen die Leute das Buch. Weil einfach der "Rest" sozusagen noch genug hergibt. Vielleicht gehört die Judenbuche ja auch in diese Sparte...

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa


  • Mal einfach so gefragt: Ist das Buch denn auch spannend bzw. interessant, wenn man den Täter schon ziemlich schnell erahnt? Tut es dem Lesespass Abbruch?


    M.M.n.: nein. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Da die Hebräisch-Kenntnisse des heutigen Durchschnittslesers (und vermutlich auch des Lesers zu Droste-Hülshoffs Zeit) eher mau sind, ist die Spoilergefahr wohl eher gering. Es sei denn, es steht bei dem Zitat die Bibelstelle dabei; dann sieht die Sache wohl ganz anders aus. Eine Bibel dürften auch heute viele zu Hause stehen haben, und ihre zeitgenössische Leserschaft war, nehme ich an, viel bibelfester als heutzutage, so dass einige sicher die Stelle auch ohne in der Bibel nachzuschlagen, gleich parat hatten.


    Ich habe die "Judenbuche" leider noch nicht gelesen, werde das aber bei Gelegenheit tun. Ob mit oder ohne Blick in die Bibel werde ich dann spontan entscheiden.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Da die Hebräisch-Kenntnisse des heutigen Durchschnittslesers (und vermutlich auch des Lesers zu Droste-Hülshoffs Zeit) eher mau sind, ist die Spoilergefahr wohl eher gering.


    Ich vermute doch stark, die Droste gehört zu den AutorInnen, die (nur noch?) in kommentierten Ausgaben auf den Markt kommen ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zu Annettes Zeiten konnten zumindest alle Hebräisch (neben Griechisch und Latein), die Theologie studiert hatten.


    Kleiner Spaß am Rande: Ich war in Münster auf dem AvDH-Gymnasium und wir nannten die Gute auch schon mal zärtlich
    Annette von Drops-Hülsenfrucht. :zwinker:

    Wissen verwandelt Fragen in Antworten; <br />Weisheit verwandelt Antworten in Fragen.


  • Zu Annettes Zeiten konnten zumindest alle Hebräisch (neben Griechisch und Latein), die Theologie studiert hatten.


    Ist das heute anders (mal von den läppischen Lehramtsstudenten abgesehen :smile:) ... ?

  • Tja, ob heute junge Theologen neben dem Latinum noch das Graecum und das Hebraicum haben...hm.
    Das weiß ich, ehrlich gestanden, nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Kirchen bei zu hohen altsprachlichen Anforderungen noch weniger Nachwuchs hätten und deshalb gezwungen sind, etwas runter zu schrauben... :zwinker:

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    Einmal editiert, zuletzt von BlueRhonda ()

  • Bei evangelischer Theologie auf Pfarramt, Magister et cetera (eben alles außer Lehramt) benötigt man auf jeden Fall alle drei Fremdsprachen.
    Wie das bei den Katholiken aussieht, weiß ich nicht, aber eigentlich erwarte ich von einem Priester schon, dass er sowohl AT als auch NT im Original lesen kann ...

    Einmal editiert, zuletzt von Tantus ()

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    In einem abgeschiedenen Dorf wächst der junge Friedrich Mergel heran. Früh wird er zum Halbwaisen, als sein versoffener Vater es eines nachts im Sturm nicht schafft, den Heimweg zu finden. Seine Mutter ist arm und so passt es sich gut, dass ihr wohlhabender, unverheirateter Bruder ihn quasi adoptiert und zum Erben macht. Für seine charakterliche Entwicklung erweist sich das allerdings als nachteilig. Sowieso hat man in der Gegend keine besondere Achtung vor dem Gesetz - so ist z. B. das illegale Fällen von ganzen Waldgebieten an der Tagesordnung - und der Onkel hat, kann man erraten, einigen Dreck am Stecken. Das färbt ab, vor allem wenn man arm ist, aber gerne reich und damit angesehen sein möchte.
    Als der Jude Aaron, der Friedrich Geld geliehen und es vor dem versammeltem Dorf zurückgefordert hatte, ermordet wird, liegt der Verdacht nahe, es könne Friedrich gewesen sein. Zudem verschwindet er zusammen mit einem Freund ausgerechnet in der Mordnacht.
    Die aufgebrachten jüdischen Glaubensgenosses kaufen die Buche, in deren Nähe Aarons Leiche gefunden worden war und ritzen einen hebräischen Bibelspruch in deren Rinde.


    Komisch, während des Lesens gefiel mir diese Geschichte nicht besonders. Sie war mir zu ziellos, erzählte von diesem und jenem, wechselte mehrmals die Spur und ließ einen deutlichen roten Faden vermissen, aber im nachhinein bin ich begeistert. Was ziellos erscheint, ist dieses eben doch nicht und der roten Faden existiert durchaus. Unwichtiges wird nicht erzählt, alles ist von Bedeutung. So konnte mich Friedrichs Leben zwar nicht während der Lektüre, aber im Nachdenken hinterher fesseln.
    Der Aufbau der Erzählung ist wohl durchdacht und auch die schnörkellose Sprache hat ihren Reiz. Es passt eben alles zueinander.


    4ratten


    Zur Spoilerfrage in Form des hebräischen Zitats:
    Ich habe die Geschichte in zwei verschiedenen Ausgaben gelesen; der verlinkten und in einem Sammelband deutscher Erzählungen des 19. Jahrhunderts. In beiden fehlt eine Fußnote, die das Zitat übersetzen würde. Erst im letzten Absatz erfolgt die Übersetzung im Text.
    Aber das Zitat verrät sowieso nicht den Mörder, sondern dessen Ende. Auch ein ziemlicher Spoiler, weswegen ich von verfrühten Bibelforschungen abraten würde. Da passt es gut, dass die genaue Bibelstelle nicht angegeben wird, eine Entzifferung also wirklich Hebräischkenntnisse erfordert.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Dass die Schrift ohne Kommentar da steht (übrigens in der Originalausgabe sogar fehlerhaft!), ist ja mit ein Trick, Spannung zu erzeugen, da nur die wenigsten wissen, was das heissen könnte. Insofern ist das das Gegenteil eines Spoilers.
    [hr]
    Eine Frage hätte ich noch: Ich halte mich für relativ bibelfest und habe auch extra noch mal in meiner Ausgabe den Kommentar nachgeschlagen: Der Spruch ist zwar hebräisch, aber nicht aus der Bibel. Oder kann mir jemand die Bibelstelle angeben?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich habe mir gerade noch mal die beiden Zitatstellen im Buch angeguckt und erstaunt festgestellt, dass da nichts von Bibel steht. Wie kommen wir nur darauf, dass es ein Bibelzitat sein soll? :gruebel:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zur Zeit muss ich für die Schule dieses Büchlein lesen. Zwar ist es somit nicht ganz freiwillig, dennoch find es nicht schlecht. Es lässt sich gut lesen, und ist so geschrieben, das man eine klare Vorstellung von dem ganzen bekommt.

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

  • Hi,


    ich fand das Buch auch wahnsinnig Spannend! Man kann ja sagen, ein ur-alt Krimi der Weltliteratur. Das Buch ist von A - Z absolut im selben Tempo gelungen. Bravo!
    5ratten

  • Schließe mich an, sehr spannend und sehr schnell gelesen (heute ist freier Tag und übles Wetter, Tasse Kaffee ans Bett und los ging's). Durchaus empfehlenswert.