Mary Sharratt - Der Liebesbund

  • 084440.jpg Verlag: Der Club
    Seiten: 432
    Ausgabe: Hardcover
    Preis: 18,95
    ET: 2007


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    Verlag: Btb
    Seiten: 420
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: 9,00
    ET: 03.2008


    England,1689.


    Hannah Powell und ihre Schwester May könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine intelligent und wissbegierig, die andere lebenslustig und verwegen. Und doch vermisst Hannah ihre Schwester schmerzlich, als diese in die amerikanischen Kolonien zieht, um dort den Plantagenbesitzer Gabriel zu heiraten. Als ihr Vater stirbt, reist Hannah ihr nach. Kaum auf der Plantage angekommen, erfährt sie, dass ihre Schwester am Kindbettfieber gestorben ist. Nach und nach übernimmt Hannah Mays Platz - verliebt sich sogar in Gabriel. Aber der Geist von Hannahs Schwester scheint nicht zu ruhen. Unter welchen Umständen ist sie wirklich ums Leben gekommen?


    Meine Meinung


    „Der Liebesbund“ ist der dritte Roman von Mary Sharratt, der erste, der in deutscher Übersetzung erschienen ist. Mehr als 10 Jahre hat die Autorin an diesem Roman geschrieben und laut Nachwort ausgiebig recherchiert. Leider habe ich davon auf den gut ersten 200 Seiten nicht viel gemerkt:


    Stilistisch und sprachlich habe ich eigentlich nichts auszusetzen. Ich hatte mich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten recht gut eingelesen und es geht auch flüssig voran, allerdings konnte mich der Roman nicht richtig packen. Mir fehlte es während der ersten Hälfte sichtlich an Spannung und auch mit den Figuren konnte ich nicht warm werden. Die meiste Zeit war ich ein außenstehender Beobachter und nicht in die Handlung mit einbezogen. Nicht nur die Charaktere empfand ich als überwiegend oberflächlich, sondern auch die Geschichte selbst ging mir nicht tief genug. Die ersten Seiten plätschert die Handlung vor sich hin, ohne große Höhen und Tiefen. Ich empfand die Erzählweise leider als nüchtern, lieb- und farblos. Wirklich interessante Aspekte werden nicht näher beschrieben, stattdessen hat sich die Autorin gerne an Kleinigkeiten, wie die Einrichtung eines Hauses, unnötig lange aufgehalten. Stellenweise hatte ich den Eindruck, der Roman sei noch nicht wirklich fertig und wartet auf seine Überarbeitung. Leider ist „Der Liebesbund“ stellenweise äußerst voraussehbar, was mich hin und wieder wirklich genervt hat. Ich hätte mir mehr überraschende Wendungen gewünscht.


    Interessant, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig waren die vielen Perspektivenwechsel. Spannender haben sie den Roman dadurch nicht unbedingt gemacht, aber sie waren informativ und ließen mich Stück für Stück ein wenig mehr hinter die Fassaden schauen. Mary Sharratt erzählt dem Leser im stetigen Wechsel einmal Hannahs Geschichte in der Gegenwart und ein anderes Mal Mays Schicksal in der Vergangenheit – Bindeglied für beide Perspektiven ist Gabriel.


    Die Protagonisten, Hannah, May und Gabriel, waren mir lange Zeit sehr fremd und in ihrem Verhalten zunächst einfach nicht nachvollziehbar. Auch ihre Charakterisierung ist deutlich zu flach und machte mich ihnen gegenüber recht gleichgültig. Mir schien, als wären sie nicht mehr als das, was man auf dem ersten Blick erkennen konnte, hinter ihrer Fassade schien nichts zu sein. Vielleicht bewegte mich ihr Schicksal daher die erste Zeit überhaupt nicht. Sympathien konnte ich erst sehr spät aufbauen und einige Figuren blieben bis zum Ende so farblos, dass ich sie in ein paar Tagen vergessen haben werde.
    May, die Abenteuerlustige, war mir zu überzeichnet, Hannah, die Intelligente, teilweise zu stoisch und Gabriel, der Empfindsame, war mir persönlich zu sanft. Was mir sehr fehlte waren das Zwischenmenschliche und echte, glaubhafte Gefühle der Figuren. Nachdem Hannah vom Tod ihrer Schwester erfahren und ein paar Tränen vergossen hat, macht sie fast genauso weiter, als wäre nichts geschehen. Einzig ihre Träume zeigen dem Leser, welche Gefühle in ihr kämpfen. Mir war das leider nicht genug. Viele Handlungen Hannahs konnte ich zunächst einfach nicht nachvollziehen und wirkten teilweise völlig unglaubwürdig.


    Nach etwa 200 Seiten ein wenig langweiligen und oberflächlichen Erzählens wird das Buch Stück für Stück interessanter. Nicht nur geht die Handlung immer tiefer und kratzt nicht mehr nur ausschließlich an der Oberfläche, sondern auch die Figuren werden vielschichtiger und glaubwürdiger. Die Geschichte und das Verhalten der Protagonisten regen zum Nachdenken an und langsam findet man sich an der Seite von Hannah ein. Immer mehr wurde ich warm mit ihr und den anderen Figuren und fand mich in der Handlung zurecht, fühlte mich endlich einbezogen. Der Roman wurde weniger vorhersehbar und konnte mich ab und an auch überraschen.
    Das letzte Viertel des Buches hat es mir sehr angetan und mich mit dem mittelmäßigen Anfang ein wenig versöhnt. Die Autorin hat Wendungen eingebaut, mit denen ich gar nicht rechnete und sie wunderbar gelungen umgesetzt. Hannah, May und Gabriel gewannen nochmals an Tiefe und weckten mein Mitgefühl. Das Ende hat mich äußerst zufrieden zurückgelassen, auch wenn ein romantischeres Herz damit vielleicht nicht allzu glücklich sein könnte. Was mich besonders freut, Mary Sharratts Figuren haben mir auch etwas für später mitgegeben. Ihr Schicksal sagt:


    - Jede Handlung zieht Konsequenzen nach sich
    - Selbst die größte Liebe hält stetigem Zweifeln nicht ewig stand
    - Vergebe, statt Rache zu üben


    Auch wenn mich „Der Liebesbund“ nicht vollkommen überzeugen konnte, möchte ich niemandem abraten dieses Buch zu lesen, denn vielleicht zieht ein anderes Gemüt oder eine andere Stimmung eine ganz andere Meinung nach sich.


    Meine Bewertung


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli