Werner Bräunig - Rummelplatz

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    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Der berühmteste ungedruckte Roman der DDR-Literatur "Rummelplatz" ist das berühmteste ungedruckte Buch der DDR-Literatur. In keinem anderen Roman sind die Gründerjahre in Ost und West so ungeschönt, problembewußt und dabei literarisch gelungen dargestellt. Nun wird er erstmals vollständig publiziert. Der Krieg ist erst seit vier Jahren zu Ende, und schlimmer als Ruinen sind die Entwurzelung und der desolate Zustand der Menschen. In der "Wismut", dem riesigen Abbaubetrieb für Uranerz [im Erzgebirge], treffen sie aufeinander, die Kriegsheimkehrer und Glücksritter, die Strafgefangenen und die Idealisten, deutsche Bergleute und sowjetische Schachtleitung. Dieser Staat im Staate spiegelt die Situation in der neugegründeten Republik, den verbissenen Aufbauwillen ebenso wie sich abzeichnende Fehlentwicklungen, die im 17. Juni 53 kulminieren. - Werner Bräunig hat in seinem Roman ein so ungeschminktes Bild der frühen Jahre gegeben, daß er auf dem berüchtigten 11. Plenum 65 angegriffen und eine Veröffentlichung unmöglich wurde.



    In meiner Tageszeitung (Dagens nyheter) fand ich heute eine begeisterte Rezension dieses Buches. Kennt es schon jemand? Über Meinungen zu diesem Werk würde ich mich freuen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ja, eine Rezi würde mich auch brennend interessieren. Fast meine ganze Familie hat bei der Wismut gearbeitet. Daher kenne ich ein wenig die Hintergründe. Auch bin ich skeptisch bei Formulierungen wie "Der berühmteste ungedruckte Roman der DDR-Literatur..." oder "...In keinem anderen Roman...".

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Auch bin ich skeptisch bei Formulierungen wie "Der berühmteste ungedruckte Roman der DDR-Literatur..." oder "...In keinem anderen Roman...".


    Das geht mir auch so, aber laut Perlentaucher haben sich auch die RezensentInnen der größeren Zeitungen vor Lob fast überschlagen. Ich werde der Stockholmer Stadtbücherei wohl einen Einkaufsvorschlag machen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe eine Mail von der Stadtbücherei bekommen: sie werden das Buch tatsächlich anschaffen :klatschen: !Demnächst werde ich euch mehr darüber berichten können.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Huhu!


    Wie sieht es denn aus, wer hat das gute Stück gelesen? Ich bin gerade drüber und muss sagen, es ist bisher wirklich ein sehr, sehr gutes Buch! Nicht nur thematisch ist es interessant (kein Wunder, dass es in der DDR verboten war), sondern auch der Schreibstil ist echt beeindruckend. Die Bergbau- und Wismut-Stimmung kommt echt toll rüber. Ich habe dieses Buch auch zum Anlass genommen, mal ein wenig über meine Familie zu forschen, die auch aus anderen Regionen kurz nach dem Krieg extra umzog, um bei der Wismut tätig zu werden. Gerade in dieser Hinsicht ist dieses Buch ein wahrer Schatz, weil einem hier als junger Mensch, der immer nur weiß, dass es die Wismut gab (und was wir ihr alles so zu "verdanken" haben), gezeigt wird, dass da große Schicksale dahinter standen. Ich werde mehr schreiben, wenn ich durch bin.


    Grüße!

  • Hallo nochmal, ich bin durch ;)


    Der Anfang des Buches hatte mich unglaublich gefesselt, die Stimmung der 50er Jahre im Bergbau und seinen Orten kam so richtig rüber. Mit der Zeit wurde es leider etwas abschweifend, die Handlung verlagerte sich auf unglaublich viele Personen und sehr viele Orte, die zusammenzuführen nur schwerlich gelang. Gegen Ende kam noch einmal neuer Schwung dazu, die politische Lage und die Lage der Menschen spitzte sich zu und mündete in die Ereignisse von 1953, die der Autor in einer Art beschreibt, wie ich sie noch nie "erlebt" habe.
    Die größte Leistung dieses Buches ist m.M. nach, dass sie eine Zeit an einem Ort zeigt, von der es so keine Schriften gibt. Die Handlung ist weitschweifig, teilweise wirklich überflüssig und aufgrund der vielen politischen und ideologischen Anspielungen schwer zu durchschauen (Immer einen Finger im sehr umfangreichen Anmerkungsteil haben!). Geschuldet ist diese künstlerische "Schwäche" der Tatsache, dass Bräunig sein Buch nie beendet hat. Nachdem er ein Kapitel vorgestellt hatte, wurde er Opfer des Kulturbetriebs seiner Zeit. Ein ausführlicher Anhang informiert über die Zusammenhänge. Beides gemeinsam, der Roman an sich und sein Hintergrund, ist auf jeden Fall Beachtung wert.


    Kein Buch für zwischendurch und nebenher. Eines, das Zeitgeschichte lebendig werden lässt. Ich sehe förmlich die grauen Städte und braunen Ebenen der Bergbaugebiete vor mir, und ich sehe wirklich, was das Erbe dessen ist. Dieses Buch hat mir quasi "die Geburt" gezeigt. Künstlerisch nicht exzellent, aber thematisch (für mich) bisher ohne Vergleich.
    Schade, dass Bräunig seinen Roman nicht durcharbeiten und sogar den angedachten 2. Teil schreiben konnte.


    Prädikat: Lesenswert, ein Zeitdokument. Aber: schwere Kost.


    Grüße!