Peter Stamm - An einem Tag wie diesem

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.272 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Heidi Hof.

  • Peter Stamm - An einem Tag wie diesem


    Andreas ist Ende 30, Junggeselle, Lehrer in Paris. Er führt ein recht zurückgezogenes, ereignisloses und eigentlich trostloses Leben, vermeidet soziale Kontakte, scheut sich davor, tiefere Beziehungen einzugehen, er unterhält einige belanglose Affären. Auch die familiären Kontakte zu seinem Bruder beschränken sich auf Anstandsfloskeln.
    Im Zuge der Geschichte bekommt man einen Hinweis, warum Andreas dieses Leben gewählt hat. Er hatte vor 20 Jahren die Liebe seines Lebens, Fabienne, kennen gelernt, aufgrund seiner Schüchternheit aber an seinen besten Freund verloren. Damals verließ er seinen Heimatort in der Schweiz um in Paris – jenem Ort, wo auch Fabienne studierte – seine Zelte aufzuschlagen.
    Die nächsten 20 Jahre verbringt er in einer melancholischen Trauer um die verlorene Liebe, in einem Alltagstrott, wo jeder Tag dem anderen gleicht. Bis er eines Tages mit der möglichen Diagnose einer schweren Krankheit konfrontiert wird. Ohne das Untersuchungsergebnis abzuwarten, krempelt er von einem Tag auf den anderen sein Leben um. Er kündigt seinen Job, verkauft die Wohnung und macht sich mit einem alten 2CV auf die Reise in die Schweiz, um die Vergangenheit aufzuarbeiten.


    Es ist eine grandiose, faszinierende Geschichte, die Peter Stamm hier erzählt. In nüchternem, fast kargem Stil erfährt man von dem tristen, ereignislosen Leben des Andreas. Er selber erkennt, dass er sein Leben wegwirft, doch ist er zu bequem, zu passiv und zu phlegmatisch, um es selber in die Hand zu nehmen. Es bedarf erst dieser – vermeintlich – bedrohlichen Krankheit, um ihn zum Leben zu erwecken. Seine „Reise in die Vergangenheit“ wird zu einer Reise in die Zukunft, …


    Die angesprochenen Themen betreffen uns wohl alle. Es geht um vermasselte Chancen, darum, Vergangenes abzuschließen, zu bewältigen und nach vorne schauen zu können. Andreas ist derart in seiner Melancholie und Trauer gefangen, dass er seine Außenwelt gar nicht mehr wahrnimmt und so auch mögliche Chancen nicht wahrnehmen kann.


    Das Ende sehe ich etwas ambivalent.

    .


    5ratten


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • ...und schwup, noch ein Buch auf dem Wunschzettel! Danke für diese schöne Rezi. :winken:


    Viele Grüße,
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Über dieses Buch bin ich schon letztens im Buchladen gestolpert, aber ich werde noch etwas warten, so daß ich es etwas günstiger bekomme. Zulegen werde ich es mir auf alle Fälle.
    Deine Rezension war nur eine Bestätigung für dieses Vorhaben.
    Tina

  • Danke für deine Rezi! Das Buch ist gerade auf meine Wunschliste gelandet.


    Liebe Grüße
    wolves


  • Es ist eine grandiose, faszinierende Geschichte, die Peter Stamm hier erzählt. In nüchternem, fast kargem Stil erfährt man von dem tristen, ereignislosen Leben des Andreas. Er selber erkennt, dass er sein Leben wegwirft, doch ist er zu bequem, zu passiv und zu phlegmatisch, um es selber in die Hand zu nehmen. Es bedarf erst dieser – vermeintlich – bedrohlichen Krankheit, um ihn zum Leben zu erwecken. Seine „Reise in die Vergangenheit“ wird zu einer Reise in die Zukunft, …


    Besser kann man die Suche des Protagonisten nicht beschreiben - eine tolle Rezension, creative! :klatschen:
    Die Geschichte, die Peter Stamm erzählt ist nicht sonderlich neu oder außergewöhnlich - die nüchterne, trockene Sprache ist eigentlich entscheidend. Und auch ich finde diese Stammsche Kombination ganz wundervoll!


    Zitat

    Das Ende sehe ich etwas ambivalent.

    .



    Von mir definitiv auch 5ratten


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

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    Schon wieder ein Roman, in dem der Protagonist aufgrund einer schweren Krankheit sein Leben ändert? Diese Thematik erscheint mir momentan sehr beliebt zu sein, und so hatte ich meine Bedenken nach den ersten Seiten. Doch hier weiß die Figur gar nicht, ob er wirklich schwer erkrankt ist. Es sind Anzeichen für eine schwere Erkrankung vorhanden, und Andreas nutzt diese um seine Leere, die er mit jeder Körperzelle spürt, endlich aus der Welt zu schaffen. Manchmal braucht es eben nur einen Anlass um etwas in Bewegung zu setzen.


    Andreas führt ein beschauliches und festgefahrenes Leben. - Er ist Mitte vierzig und ledig, hat aber gleich zwei Geliebte, die er zu bestimmten Tagen trifft. Doch beide sind im gleichgültig, dennoch kann er sich nicht von ihnen lösen. – Als gebürtiger Schweizer arbeitet er in Paris als Deutschlehrer, doch viel mehr als seinen Wohnbezirk und den Weg zur Schule hat er in den 18 Jahren nicht kennen gelernt.
    Irgendetwas stimmt mit Andreas nicht, das erkennt der Leser gleich. Seine Liebesunfähigkeit, Lebensunfähigkeit und sein grauer Alltag haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Bei der Aufklärung dessen setzt Stamm uns bewusst den Spiegel vor, und so wird dann der Tag zu diesem. Mir hat es gefallen!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • :redface: Uuupppsss :redface: Nicht gesehen ...


    Vielleicht kann einer diese Freds zusammenfügen :zwinker:


  • :redface: Uuupppsss :redface: Nicht gesehen ...


    Vielleicht kann einer diese Freds zusammenfügen :zwinker:


    Erledigt! :winken:

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai