Sterben Männer als Leser aus?

Es gibt 52 Antworten in diesem Thema, welches 9.366 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Ich würde echt gern mal "harte Zahlen" sehen.


    Harte Zahlen kann ich dir auf Anhieb nur für Schweden liefern, kann mir aber nicht vorstellen, dass sich deutsche Männer von schwedischen so gewaltig unterscheiden, dass der klare statistische Trend dort anders aussieht.


    In der 2004 von der Göteborger Universität im Auftrag der "Buchpreiskommission" erarbeiteten Untersuchung Lesen von Büchern im digitalen Zeitalter finden sich in der Tabelle 1 (Seite 26) "Anteil der Bevölkerung (9-79 Jahre), der an einem durchschnittlichen Tag des Jahres 2003 unterschiedliche Massenmedien benutzt" folgende Zahlen:
    In einem Buch lesen:
    35% der Bevölkerung
    27% der Männer
    42% der Frauen
    Der Unterschied dürfte statistisch relevant sein.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Warum sollte man Fachliteratur als Lesestoff außen vorlassen? Jeder liest das, was ihm gefällt, aber er liest. Ich kenne ein paar Männer, die zwar lesen (auch Belletristik), sich aber nicht unbedingt darüber austauschen möchten. Meist lesen Männer eher Klassiker, und das nicht in jeder freien Minute, sondern nur, wenn sie ausreichend Zeit und Ruhe dafür haben. Das könnte ein Grund dafür sein, dass man nicht ständig in Wartezimmern oder Bushaltestellen über sie stolpert. Somit können sie auch keine Statistik bereichern. Mein Schatz liest hauptsächlich Fachliteratur, die er sich auch anderweitig aneignen könnte, aber er liest trotzdem. Und was den Nachwuchs anbelangt - wenn die Jungs ihre Väter als lesende Vorbilder hätten, wäre es um den männlichen Nachwuchs nicht so schlecht bestellt. Hier stimme ich Sandhofer voll zu: Sie finden es einfach unmännlich, weil sie es hauptsächlich bei Mädchen/Frauen erleben.


    @ BigBen
    Ich dachte immer, gerade die hörgeschädigten Kinder lesen mehr als andere, weil es einfacher ist, Informationen aufzunehmen?
    Übrigens - als Deine Frau würde ich Dir das "jetzige" aber übel nehmen :breitgrins:


    Grüße
    Doris


  • Warum sollte man Fachliteratur als Lesestoff außen vorlassen? Jeder liest das, was ihm gefällt, aber er liest.


    Jemand der Fachliteratur liest, liest aus anderen Motiven als ein Belletristik-Leser. Es geht ihm oder ihr ausschließlich um die Aneignung von Wissen, der Belletristik-Leser liest hingegen auch um des Lesens willen. Die Haltung beim Lesen und zum Lesen ist halt sehr unterschiedlich.


    Gruß, Thomas

  • Dann hätte der/die Zuständige anders formulieren müssen, etwa: "Sterben Männer als Genuss-Leser aus?" :breitgrins: Ich kann Dir aber versichern, dass man auch Fachliteratur mit Spaß lesen kann und den Alternativen wie Filmen oder Vorträgen über das Thema vorzieht.


    Grüße
    Doris

  • Erst gestern hörte ich während eines Vortrags über Kinderliteratur, will man Jungs ans Lesen bringen, wäre ein vielfältiger und aktueller Sachbuchbestand das A und O. Einer europaweiten Studie (leider kann ich mich nicht mehr erinnern welche) zufolge ist das nicht nur in Deutschland so, sondern in allen europäischen Ländern.


    Aber einige arbeiten bereits daran den jungen Lesern auch andere Bücher schmackhaft zu machen.
    Ideen muss man haben!



    Gruß
    yanni


  • Warum sollte man Fachliteratur als Lesestoff außen vorlassen?


    In meiner oben schon erwähnten schwedischen Untersuchung wird in Tabelle 2 (S. 28) gefragt, wieviel % der Bevölkerung "an einem durchschnittlichen Tag in verschiedenen gedruckten Medien liest".


    Fachbücher lesen gleichviele Männer und Frauen (7%),
    Fach- oder Spezialzeitschriften lesen 21% der Männer und 17% der Frauen.


    Wer übrigens davon ausgeht, dass die jungen Leute weniger lesen als die älteren, täuscht sich. Die Altersaufschlüsselung zeigt:
    9-14 15-24 25-44 45-64 65-79
    55% 40% 32% 33% 28% (die Zahlen beziehen sich auf die Lektüre von Büchern, gleich welcher Art)
    Also bitte nicht über "die Jugend von heute" schimpfen! Dabei ist es natürlich möglich, dass die Jugend von heute weniger liest, als die gestrige Jugend. Ich glaube, dass auch dazu noch vergleichende Tabellen aufgeführt werden, aber jetzt bin ich zu müde zum Nachgucken.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Wer übrigens davon ausgeht, dass die jungen Leute weniger lesen als die älteren, täuscht sich. Die Altersaufschlüsselung zeigt:
    9-14 15-24 25-44 45-64 65-79
    55% 40% 32% 33% 28% (die Zahlen beziehen sich auf die Lektüre von Büchern, gleich welcher Art)
    Also bitte nicht über "die Jugend von heute" schimpfen!


    Nun ja: Man kann die Bildschirmauflösung am PC ändern. Aber wenn man nur noch mit Lupe lesen kann, wird es echt mühsam ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Saltanah: Alter Schwede! Ein statistisch relevanter Unterschied! Aber - naja - so groß ist der Unterschied nun auch wieder nicht.


  • @ BigBen
    Ich dachte immer, gerade die hörgeschädigten Kinder lesen mehr als andere, weil es einfacher ist, Informationen aufzunehmen?


    Die Informationen kann man aber erst aufnehmen, wenn man kompetent genug in der Sprache ist. Lesen würde die Sprachkompetenz zwar trainieren, aber es ist halt anstrengender als TV. Und für einen 18jährigen ist es ziemlich uncool, Kinderbücher zu lesen. :sauer:



    Übrigens - als Deine Frau würde ich Dir das "jetzige" aber übel nehmen :breitgrins:


    Meine eine ist da etwas lockerer. :schwitz:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Nun ja: Man kann die Bildschirmauflösung am PC ändern. Aber wenn man nur noch mit Lupe lesen kann, wird es echt mühsam ...


    Für jene gibt es dann ja jetzt die Hörbücher...


    Nun ja und die 15-24 jährigen haben in dieser Zeit ihren Fokus auch wo ganz anders. :breitgrins: :zwinker:


    Aber ich bin auch der Meinung das viele Männer die lesen gar nicht so den Drang zum Austauschen haben
    und von daher als solche eher unerkannt bleiben.
    In meinem Behanntenkreis sind es dennoch viel mehr Frauen die lesen...


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Ich habe auch den Eindruck das die Frauen einfach mehr darüber sprechen was sie gelesen haben und wie es sie bewegt hat etc. Ich habe ja drei Jahre in einer Bibliothek gearbeitet und habe dort auch festgestellt das die Frauen eher in die Bücherei gehen als die Männer. Meist natürlich auch aus Zeitgründen. Und dann auch weil die Frauen die "Bücherbeschaffer" waren *g* Ich habe auch die Erfahrung gemacht das viele Männer Urlaubsleser sind weil sie sonst nicht so die Zeit oder Lust zum Lesen haben.


    Wenn ich von meinem Papa ausgehe: Er liest sogar recht viel. Meist Krimis, Historische Romane und in seinem Bücherregal stehen auch viele Anspruchsvolle Bücher und Klassiker die er früher häufig gelesen hat. Mein Bruder ist eher ein Gelegenheits leser.
    In meiner Klasse gab es letztes Jahr einen der hat nur das gelesen was er in der Schule lesen musste und ansonsten kein Buch in die Hand genommen.

  • In meiner Klasse gab es letztes Jahr einen der hat nur das gelesen was er in der Schule lesen musste und ansonsten kein Buch in die Hand genommen.


    Hat er überhaupt diese Bücher gelesen? Oder nur die Zusammenfassungen im Kindler?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ich habe auch den Eindruck das die Frauen einfach mehr darüber sprechen was sie gelesen haben und wie es sie bewegt hat etc.


    DAS ist es! DAS ist die Erklärung! Frauen REDEN einfach zuviel! Da wirkt es natürlich so, als würden sie viel mehr lesen als die Männer, die einfach mal gepflegt schweigen. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin... :wegrenn::zwinker:

  • DAS ist es! DAS ist die Erklärung! Frauen REDEN einfach zuviel! Da wirkt es natürlich so, als würden sie viel mehr lesen als die Männer, die einfach mal gepflegt schweigen. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin... :wegrenn::zwinker:


    Das ist aber wirklich so. Mit Freundinnen und Freunden (vom anderen Ufer) kann ich stundenlang über Bücher quatschen. Kerle sagen dann einfach: Ja, war cool. Kannst du mir den nächsten Band auch ausleihen? :zwinker:

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • fairy: Dann falle ich wohl aus der Rolle. Wenn du anfangen würdest, mit mir über den Herrn der Ringe, Perry Rhodan, Tad Williams oder Stephen King zu quatschen, dann würdest du vermutlich kaum zu Wort kommen... :zwinker:

  • Also ich kann mit meinen Freunden auch über Bücher sprechen, sie können sogar mehr sagen als "War toll." :rollen: :zwinker: Bei Männern außerhalb meines Freundeskreis habe ich allerdings noch nicht feststellen können, dass sie gerne über Bücher sprechen. So habe ich z. B. einen Kollegen der ein echter Bücherfresser ist und trotzdem so gut wie nie über seine Literatur spricht.

  • Ich würd ja gern mit meinen Freunden über Bücher sprechen. Nur irgendwie liest von denen keiner, von daher kann ich das knicken :rollen:
    Spreche ich eben mit meiner Mutter drüber :klatschen:

  • Hat er überhaupt diese Bücher gelesen? Oder nur die Zusammenfassungen im Kindler?


    Nein *gg* er hat Lesen lassen, sprich er hat sich die Hörbuch Fassung einer Kompletten Lesung von Katz und Maus geholt und die dann im Auto auf der Fahrt zur Schule angehört. Antigone hat er erst wärend des Unterichts gelesen. Aber ich könnte mir vorstellen das er in diesem Jahr durchaus auf den "Kindler" zurückgreifen würde. Aber ich glaube den kennt er nicht.