Timothy Findley - Die letzte Flut

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.964 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandi.

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    Auf speziellen Wunsch hin (@caithlin :winken:) hier meine Rezi:


    Klappentext:


    Ist die biblische Geschichte von der Sintflut tatsächlich eine Parabel auf die Rettung der Menschheit? Was bedeutet sie für die Zurückgebliebenen? Und welche Konsequenzen hat sie für die Zukunft - und für uns? Noah Noyes erhält eines Tages einen Brief. Der Absender ist niemand Geringerer als Gott, der sich bei Noah, seinem treuen Diener, über den Zustand der Welt beklagt und sein Kommen ankündigt. Emsige Betriebsamkeit herrscht fortan in Noahs Haus, alles bereitet sich auf den hohen Besuch Jahwes vor. Als dieser schließlich eintrifft, müssen Noah und seine Familie erkennen, dass Gott ein alter Mann ist, der nicht mehr lange leben wird. Noah versucht, den zutiefst deprimierten Gast mit einigen Zaubertricks aufzumuntern. Und siehe da: Ausgerechnet ein Wasser-Zaubertrick bringt Jahwe auf eine Idee. Das sündhafte Treiben der Menschen soll unter einer Flut begraben werden. Und so befiehlt Noah seiner Familie, eine Arche zu bauen und die von Gott vorgesehenen Tiere ein zufangen. Doch nicht alle wollen den Anweisungen des Familientyranns Folge leisten ...


    Inhalt und meine Meinung:


    Was im Klappentext als eher satirisch geprägter Unterhaltungsroman mit biblischem Hintergrund angekündigt ist, entpuppt sich als echter Horror-Trip.


    Noah ist ein gefühlskalter Familientyrann ohne menschliche Eigenschaften, fanatisch darin, Gottes Willen zu erfüllen, ohne Rücksicht auf Verluste. Gott wird als seniler, kranker und exzentrischer alter Mann dargestellt, der von der ganzen Welt gehaßt wird – ein verstörendes Bild. Noahs Familie besteht aus einer Frau und 3 Söhnen nebst ihren Frauen, von denen jeder einzelne eine dicke Krankenakte beim Psychiater verdient hätte.


    Gott kommt zu Besuch und beschließt, die Welt aus einer Schnapsidee heraus zu vernichten. Noah baut in Windeseile die Arche, verlädt die Tiere und der Regen setzt ein. Die Welt versinkt in den Fluten und die Arche schwimmt. So. Das wars auch schon an Handlung. Der Rest sind verschiedene Horrorszenarien, angefangen mit Opferszenen, Kanibalismus, Schändung und Kindermord. Da wird einem Luzifer (der zufällig auch mit an Bord ist) direkt sympathisch. Immer als ich dachte, das Buch ändert seinen Stil und fängt an, interessant zu werden, machte eine weitere grauenvolle Gewaltszene den Eindruck zunichte. Dabei kam auch die psychische Gewalt nicht zu kurz.


    Ich bin mit dieser „Sintflut“ an Grausamkeiten jedenfalls nicht zurechtgekommen. Allenfalls die Buchteile, die aus der Sicht der Katze Mottyl erzählt sind, haben mir einige Verschnaufpausen verschafft. Dabei muß man dem Autor schon lassen, daß er sich einer brillanten Sprache bedient hat. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich das Buch fertiggelesen habe – allerdings fehlt auch ein ordentlicher Schluß...


    Ich habe jedenfalls aufgrund des Klappentextes ein ganz anderes Buch erwartet und bin daher entsprechend enttäuscht und angesichts des Inhalts total abgestoßen. Sollte der Autor darin eine Botschaft versteckt haben, so ist diese bei mir jedenfalls nicht angekommen.


    Daher gibt es auch nur 1ratten (und die gibts einzig und allein für Mottyl)


    Liebe Horror-Fans, ich hab mich da in einem mir völlig fremden Genre verirrt und keinen Geschmack daran gefunden. Vielleicht seht ihr ja „Die letzte Flut“ mit anderen Augen und könnt dem Buch den einen oder anderen positiven Aspekt abgewinnen. Laßt euch jedenfalls von meiner Rezi nicht aufhalten...


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • :entsetzt: Oh je, du machst mir Mut!


    Ich hatte mir das Buch gekauft in der Hoffnung, es geht so in Richtung Der alte Mann und Mr. Smith von Peter Ustinov.
    Obwohl......hinten drauf steht ja schon:
    Ein müder Gott, der einem ungenießbaren Tyrannen die Rettung der Welt überträgt. usw
    Allerdings steht da auch etwas von großer poetischer Phantasie und langes Gedicht über die Welt. (Toronto Star)


    Dann kann ich mir ja nun vorstellen, was für ein unendliches Vorstellungsvermögen (Sunday Express) Findley da wirklich hatte.


    Trotz allem werd ich mich demnächst mal an die Lektüre machen. Und ich bin gespannt darauf, ob sich unsere Ansichten decken.


    Gruß
    yanni

  • Hallo Miramis :winken:,


    dass du aufgrund des Klappentextes mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen und daher nun enttäuscht bist kann ich sehr gut verstehen. Aber danke deiner - wirklich gut gelungenen :bussi: - Rezi weiss ich nun gleich von Beginn an was da auf mich zukommt und wie ich das Buch einzuschätzen habe. Auf jeden Fall hat mir deine Rezi nun unheimlich Lust gemacht, das Buch zu lesen - trotz der eigentlich schlechten Bewertung. Und ich bin gespannt darauf wie mir das Buch, aus diesem neuen Blickwinkel betrachtet, nun gefallen mag.


    liebe grüße,
    caithlin :blume:

    Ich hieß hier mal caithlin.<br /><br />&quot;If I had a dollar for every time i felt more emotion for a fictional character than people in real life, I could pay for the psychiatric help I obviously need.&quot;

  • Timothy Findley - Die letzte Flut


    Als ich das Buch kaufte, glaubte ich eine Geschichte vor mir zu haben, die in Richtung Peter Ustinov - Der alte Mann und Mr. Smith geht.
    Nach den ersten Seiten war ich im Glauben es könne sich um eine Art von Ephraim Kishon Bücher handeln. Mit zunehmender Seitenzahl musste ich mein Urteil revidieren.


    Es beginnt kurz bevor Gott Noah befiehlt die Arche zu bauen. Die biblische Version wird dabei sehr frei interpretiert.
    Noah ist ein Despot, desen größter Lebensinhalt darin besteht Gott Opfer darzubringen. Ansonsten hat er sich der Alchemie verschrieben. :rollen:
    Noah's Frau, gefrustet von ihrem Leben, findet Trost bei ihrer Katze und den Krügen mit Gin. Ihr Hobby: mit dem Chor der Schafe Lieder einstudieren.
    Die ganze Geschichte ist durchzogen von Fantasy-Elementen. Sprechende Tiere, Elfen, Drachen...


    Die Söhne sind völlig unterschiedlich und einer bekloppter als der andere. :vogelzeigen: Hannah ist berechnend und Emma, für die man kaum Mitleid empfinden kann, ein verschrecktes Mäuschen. Die dritte Schwiegertochter ein himmlischer Transvestit.
    Die nervigste Figur ist Gott. Alt, lebensmüde, ein Jammerlappen, fast schon infantil anmutend. Dass der Schafschor ihm auf die Nerven ging, konnte ich jedoch verstehen. Das einzige Mal bei dem er mir imponiert war, als er ohne Kommentar oder irgendwelches Getue zur Fliegenkrone in die Kutsche stieg.


    Die Reise mit der Arche war nur grauenhaft. So viel Barbarei und das sollen die auserwählten Menschen sein?
    Dann gab es noch dieses Familiengeheimnis, das Noah zu vertuschen versuchte.


    Die Episoden mit den Tieren haben mir gefallen. Die waren normaler als die mit den Menschen. Die Freundschaft zwischen der Katze und der Krähe fand ich gut beschrieben. Schade, dass der Rest nur schrecklich war. Wenn der Autor versucht hat, wie auf dem Klappentext zu lesen, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, dann ist ihm das meiner Meinung nach gründlich missglückt


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • So unterschiedlich sind Geschmäcker.


    Die letzte Flut
    Timothy Findley
    OT: Not Wanted on the Voyage (1984)


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    Der Autor
    Timothy Findley wurde 1930 in Kanada geboren. Er gilt als einer der großen Autoren der kanadischen Gegenwartsliteratur und erhielt die bedeutendsten Literaturpreise seines Landes. Neben Romanen verfasste er auch Erzählungen und Theaterstücke. Mit seinem Roman "The Wars" gelang ihm der Durchbruch. Er verstarb 2002 in seiner Wahlheimat Frankreich.


    Klappentext
    Gott höchstpersönlich erscheint eines Tages bei Noah Noyes, um sich bei seinem treuen Diener über den Zustand der Welt zu beklagen. Das sündhafte Treiben der Menschen soll unter einer Flut begraben werden. Und so befiehlt Noah seiner Familie, eine Arche zu bauen und die auserwählten Tiere einzufangen. Aber nicht alle wollen den Anweisungen Folge leisten...


    Meinung

    Zitat

    Und Noah ging in die Arche mit seinen Söhnen, mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne vor den Wassern der Sintflut.
    Genesis 7,7


    Jeder weiß, dass es so nicht war.


    Mit diesen Worten beginnt das Buch.


    Im Mittelpunkt steht die Familie Noyes. Bestehend aus Noah, der in seinem religiösen Wahn ein grausamer Ehemann, Vater, Mensch ist. Des weiteren bestehend aus Mrs Noyes, die dem Gin verfallen ist und im Grunde ihres Herzens eigentlich das ist, was man einen guten Menschen nennt. Und da wären noch die Söhne und Schwiegertöchter der Familie, eine(r) sonderbarer als der andere. Und Mottyl, die Katze. Zu guter Letzt wäre da auch noch Gott, welcher äußerst menschlich gezeichnet ist. Er weint, ist depressiv, wütend, verzweifelt. Er hat die Nase gestrichen voll von der Menschheit. Eines Tages stattet er seinem treuen Diener Noah einen Besuch ab und beschließt kurzerhand die Welt zu vernichten. Noah soll eine Arche bauen, auf der seine Familie und jeweils ein Paar sämtlicher Tierarten beherbergt werden sollen. Gesagt, getan, die Arche wird gebaut, die Tiere verladen. Dann setzt der große Regen ein.


    Findley schreibt mMn hervorragend, mit viel Phantasie und Kreativität, mit Liebe zum Detail. Trotzdem hatte ich die ersten 100 Seiten Schwierigkeiten mit dem Buch, es hat mich irgendwie nicht so recht gepackt. Wahrscheinlich weil so gut wie nichts passierte oder wegen der ungewohnten Fantasyelemente. Aber mit fortschreitender Lesedauer wurde ich mehr und mehr in die Geschichte hinein gesogen. Öfters gab es Szenen bei denen ich lachen musste. Ein pastillenlutschender Gott mit langem Bart, worin sich lauter Speisereste verfangen hatten, dessen Lieblingsgetränk Kamillentee ist. Nett, nicht? Wohl eines der vordergründigsten Themen dieses Buches ist das Patriarchat.


    Die meisten Charaktere bleiben etwas flach, aber in dieser Art von Buch durchaus vertretbar, wie ich meine. Der ausgearbeitetste Charakter ist wohl der der Katze Mottyl. Viele Szenen im Buch werden aus Sicht der Katze erzählt, total gelungen, wenn auch oftmals sehr traurig. Die Geschichte enthält viele Episoden die nachdenklich machen, ich habe mich öfter beim herumphilosophieren ertappt. Dass einem der gefallene Engel Luzifer schon richtig sympathisch ist in Anbetracht mancher Menschen, nun... das kommt schon hin und wieder vor. Nicht nur während des Lesens von diesem Buch.


    Ja, es sind wirklich grausame, blutige Szenen enthalten. Eine Szene war dabei, die selbst mich hartgesottene Leserin extrem schockiert hat. Das Buch provoziert, schockiert und fasziniert auf ganzer Länge.


    Der Schluss hat mir auch gefallen, vor allem, dass die Tiere


    Was ich total misslungen finde an dem Buch ist einzig und allein der Klappentext. Ich kann durchaus verstehen, dass man mit anderen Erwartungen an das Buch heran geht. Wer erwartet schon blutige Opferszenen, Feen und sprechende Tiere bei solch einem Klappentext? Außerdem ist das Buch für sehr bibelverbundene Menschen wohl weniger geeignet.


    Ein Buch, das nach Beendigung sofort auf meiner Re-read Liste gelandet ist. Aufgrund des etwas zähen Beginns vergebe ich geizige


    4ratten

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze: