Rita Charbonnier - Mein liebes Fräulein Mozart

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    Verlag: blanvalet
    ISBN: 3-442-36480-9
    Seiten: 414
    Ausgabe: Taschenbuch
    ET: 01.2006
    Preis: € 8,50


    Kurzbeschreibung


    Als kleines Mädchen begeistert sie mit ihrem Klavierspiel das Publikum an den europäischen Fürstenhöfen - doch dann wird ihr Bruder geboren. Und das hochtalentierte Nannerl muss dem berühmtesten klassischen Komponisten aller Zeiten, Wolfgang Amadeus Mozart, die musikalische Karriere überlassen ...
    Dies ist der erste Roman über Leben, Lieben und Musik der Pianistin Nannerl Mozart, ein bewegendes Frauenschicksal und ein farbenprächtiges Sittenbild des 18. Jahrhunderts!


    Meine Meinung


    „Mein liebes Fräulein Mozart“ ist der erste Roman, den ich über die Mozart-Geschwister gelesen habe. Auch wenn er hier und da ein paar Mängel hat, hat er doch eines erreicht. Ich möchte mehr über Wolfgang Amadeus und Nannerl Mozart lesen.


    Unglaublich schnell war ich in der Geschichte gefangen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Rita Charbonnier hat ein Gespür dafür, wie sie Gefühle direkt zum Leser transportiert, denn nach nicht einmal fünfzig Seiten tat mir Nannerl unsagbar Leid und war damit für mich absolut unangreifbar, ganz gleich wie sie sich aufgeführt hat.
    Die Autorin hat ihren Roman interessant und spannend aufgebaut. Das Buch beginnt mit einem Briefwechsel zwischen Nannerl und einem ihrer Verehrer. In diesem Briefwechsel beginnt sie ihr Leben zu erzählen und damit beginnt die eigentliche Handlung. Immer wieder fügt die Autorin einen Brief ein, was die Geschichte sehr schön auflockert und emotional macht, bis der Leser Nannerl zum Zeitpunkt des Briefwechsels „trifft“. Verständlicherweise endet hier die Korrespondenz und leider wird damit auch die Handlung Stück für Stück zäher. Ich hatte zudem das Gefühl, dass Nannerls Lebensgeschichte von diesem Moment an immer liebloser erzählt wurde.
    Leider fehlt es zudem auch gelegentlich an Handlung. Dort wo sie fehlt wird sie mit der Gefühls- und Gedankenwelt Nannerls gefüllt und ist für mich dabei recht uninteressant und wiederholend aufbereitet. Das mag durchaus auch daran liegen, dass sich Nannerls Gedanken häufig um die Musik drehen und mir dafür das nötige Wissen und vielleicht auch Interesse fehlt.


    Gut gelungen sind der Autorin ihre Hauptfiguren. Sie haben mir alle gut gefallen und sind auch weites gehend facettenreich und lebendig. Nannerl übertrifft dabei alle anderen um Längen. Ihr Wesen ist unglaublich lebendig und wechselhaft beschrieben, so dass ich sie mir in jeder Einzelheit genau vorstellen konnte. Sie ging mir sehr ans Herz. Andere Figuren hätten vielleicht etwas liebevoller behandelt werden dürfen, denn gerade die Nebenfiguren gehen manchmal etwas unter.
    Interessant ist Wolfgang Amadeus. Er kommt unheimlich unsympathisch rüber und mich würde brennend interessieren, ob er auch in anderen Romanen diesen Eindruck hinterlässt.


    Sehr unzufrieden bin ich mit dem Nachwort der Autorin. Mir ist es immer sehr wichtig im Groben zu erfahren, was erfunden wurde und was den historischen Tatsachen entspricht. Leider schreibt Rita Charbonnier, dass der Roman fiktiv sei, sich aber alle Ereignisse wirklich so zugetragen hätten. Mit so einer Aussage hätte die Autorin auch auf ein Nachwort verzichten können. Ich bin genauso schlau wie vorher.


    Bewertung


    3ratten

    Liebe Grüße<br />Melli


  • Interessant ist Wolfgang Amadeus. Er kommt unheimlich unsympathisch rüber und mich würde brennend interessieren, ob er auch in anderen Romanen diesen Eindruck hinterlässt.


    Inwiefern unsympathisch?


    Ich habe schon einige Mozart-Bücher gelesen, und unsympathisch fand ich ihn eigentlich nie, höchstens mal ein bisschen zu vulgär.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inwiefern unsympathisch?


    Ich habe schon einige Mozart-Bücher gelesen, und unsympathisch fand ich ihn eigentlich nie, höchstens mal ein bisschen zu vulgär.


    Die Art und Weise wie er seine Schwester behandelt. Er behandelt sie von oben herab, fast schon verächtlich. Das hat ihn so unsympathisch gemacht.


    LG
    Cait

    Liebe Grüße<br />Melli


  • Leider fehlt es zudem auch gelegentlich an Handlung. Dort wo sie fehlt wird sie mit der Gefühls- und Gedankenwelt Nannerls gefüllt und ist für mich dabei recht uninteressant und wiederholend aufbereitet...

    Sehr unzufrieden bin ich mit dem Nachwort der Autorin. Mir ist es immer sehr wichtig im Groben zu erfahren, was erfunden wurde und was den historischen Tatsachen entspricht. Leider schreibt Rita Charbonnier, dass der Roman fiktiv sei, sich aber alle Ereignisse wirklich so zugetragen hätten. Mit so einer Aussage hätte die Autorin auch auf ein Nachwort verzichten können. Ich bin genauso schlau wie vorher.


    Da kann ich Dir nur zustimmen. Ich habe das Buch vor wenigen Wochen beendet. Und obwohl ich es unterm Strich gut fand, habe ich dazwischen ein paar Wochen überhaupt keine Lust mehr gehabt weiter zu lesen, weil sich irgendwie nichts weiter entwickelte.


    Und ich hätte auch sehr gerne gewußt, auf welche Quellen sie sich stützt und was reine Fiktion war. :rollen:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

    Einmal editiert, zuletzt von Madicken ()

  • Hallo Madicken,


    puh, da bin ich doch ehrlich gesagt erleichtert, dass nicht nur ich den Eindruck hatte, es nicht allein an mir lag. wenn Du mal ein Mozart-Buch findest, das Du empfehlen kannst, lass es mich wissen, ja?!


    LG
    Cait

    Liebe Grüße<br />Melli


  • Hallo Madicken,


    puh, da bin ich doch ehrlich gesagt erleichtert, dass nicht nur ich den Eindruck hatte, es nicht allein an mir lag. wenn Du mal ein Mozart-Buch findest, das Du empfehlen kannst, lass es mich wissen, ja?!


    LG
    Cait


    Klar, mache ich- denn auch bei mir wird es nicht das letzte gewesen sein, denn das Thema ist ja durchaus sehr interessant :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • "Das Tagebuch der Constanze Mozart" von Isabelle Duquesnoy hat mir ganz gut gefallen.


    "Mozart - ein Lebensbild" von Volkmar Braunbehrens ist eine nicht allzu dicke, aber informative und sehr gut lesbare Biographie, ebenso "Mozart" von Annette Kolb, ein ganz entzückendes kleines Büchlein (wie ich finde).


    qantaqa hat mal sehr von einem Mozartbuch von Siegfried Obermeier geschwärmt. Und in dem Roman "Mozartzauber" (heute heißt der irgendwas mit "Sonnenkreis", glaub ich) von Jörg Kastner geht es um eine Frau, die aus der Gegenwart in Mozarts Zeit zurückversetzt wird und den Meister persönlich kennenlernt, auch ein nettes Buch.


    Es gibt natürlich auch noch die "großen" Mozartbiographien von Alfred Einstein oder Wolfgang Hildesheimer, die aber ziemlich tief in die Kompositionstheorie hinter den Werken etc. einsteigen und dadurch etwas schwieriger zu lesen sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • von mir auch :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Der Anfang gefiel mir recht gut, die Kindheit von Nannerl und Wolfgang, ihr inniges Verhältnis zueinander, war sehr schön und auch realistisch dargestellt. Auch die Briefe an Armand haben mir gefallen, doch je weiter die Geschichte fortschreitet, umso unverständlicher wird sie auch, ganz besonders für jemanden, der sich ein wenig mit der "wahren" Geschichte der Mozarts auskennt.
    Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wieso man sich so eine wirre Geschichte ausdenken muss, wenn doch die Realität genauso spannend war!? Die wahre Beziehung Nannerls zu ihrem Vater wäre allein schon ausreichend gewesen, um ein Buch zu füllen. Stattdessen wird nur ihr Hass und Neid Wolfgang gegenüber thematisiert und drum-herum gibt es die obligatorischen Liebesgeschichten, die, obwohl sie wie im wahren Leben enden, dennoch komplett verdreht wurden!
    Aber ganz abgesehen davon, warum die Autorin dies so und nicht anders geschrieben hat, wäre wie bereits erwähnt, eine abschliessende Bemerkung darüber, was Fiktion und was Realität ist, wünschenswert gewesen.
    Lässt man diese was-ist-wahr und was-ist-nicht-wahr Frage aussen vor, findet sich trotzdem kaum etwas Gutes an diesem Roman.
    Die meisten Figuren bleiben blass, ausser Nannerl, die jedoch versteht man am allerwenigsten. Ihr Hass auf Wolgang ist mir unbegreiflich, war er doch derjenige, der sie stets unterstützt und gefördert hat! Beständig hat er sie herausgefordert, um sie aus ihrer Lethargie zu reissen, aber nichts hatte Erfolg! Ich wünschte mir, Nannerl hätte mehr von seinem Selbstbewusstsein abbekommen!
    Der Schreibstil ist zwar durchweg flüssig, aber zum Ende hin hatte auch ich den Eindruck, daß nur noch einige Dinge "abgehandelt" werden mussten, wie auf einer Check-Liste: Hochzeit, Wolfgangs Tod, usw.


    Ich könnte mich jetzt noch eine ganze Weile aufregen, würde aber dennoch immer zu einem Ergebnis kommen: ein vollkommen unnötiges Buch!


    1ratten Mehr als eine Ratte ist nicht drin und die gibt es eigentlich auch nur dafür, daß ich Wolfgang ganz gut getroffen fand! :breitgrins: