Azouz Begag – Insel der Winde

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Zum Buch: Die Insel der Winde, ein halbimaginärer Ort irgendwo zwischen Indischem Ozean und Karibik. In paradiesischer Ereignislosigkeit und in der Geborgenheit einer chaotischen Großfamilie wächst Siloo Bali heran. Seine Welt scheint in Ordnung zu sein, bis eines Tages der Lehrer Albercadaire auftaucht, der verträumte Außenseiter und Abenteurer aus »Unsermschönenfrankreich«. Er verschwindet genauso schnell wieder, wie er gekommen ist, und hinterläßt Siloo nicht nur zwei aufwühlende Bücher, sondern auch eine Sehnsucht, die sich wie ein Stachel in sein Herz bohrt. Immer öfter verschlägt es den Jungen ans Meer wo er dem Treiben eines verirrten Wals und den großen Dampfern zusieht. Ob die eines Tages auch ihn mit in die Ferne nehmen?



    Meine Meinung: Im großen und ganzen ist der Inhaltsangabe sogar zuzustimmen. Siloo ist ein merkwürdiger Junge, der sich aus verschiedenen Gründen seiner Familie entfremdet. So ist er der einzige, der sich für Bücher interessiert und liest. Dann hat er ein paar „merkwürdige“ Ernährungsvorstellungen, so ißt er z. B. keinen Fisch und schmeißt Sardinendosen wieder ins Meer, wenn der Vater sie kauft. Außerdem leidet er an pubertärem Weltschmerz. Wenn es das allein wäre, dann hätte ich das Buch vermutlich nicht zu Ende gelesen, SLW-Buch hin oder her. Interessanter ist, was Begag an Siloo eigentlich zeigt: Das Problem der Integration, das Hin-und-Hergerissensein in eine neue (westliche) Welt unter Beibehaltung von alten (traditionellen) Wurzeln. Das Konzept der Wurzeln ist ein tragendes Thema dieses schmalen Romans, es taucht in vielerlei Spielarten auf, so z. B. in der Lebensgeschichte des Lehrers und bei Siloos Baumfreunden. Das ist wirklich schön gemacht.


    Sprachlich kommt das ganze nicht übermäßig anspruchsvoll daher, was aber zu der Erzählperspektive des Jungen Siloo durchaus paßt – eher ist das Niveau manches Mal geeignet, aus diesem Fluß nach oben auszubrechen und damit zu zeigen, daß es nicht einfach um eine „naive“ Geschichte geht. Neben einigen Schmunzelszenen gibt es auch nachdenklich stimmende Passagen, was dem Thema durchaus angemessen ist. Ein Nachwort der Übersetzerin, in dem sie einiges über den Kontext v. a. der maghrebinischstämmigen Bevölkerung in den französischen Vorstädten beisteuert, rundet das Buch nicht nur ab, sondern ist sicher auch fürs Verständnis hilfreich bis notwendig.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen