Wilhelm Weischedel – Die philosophische Hintertreppe
Zum Autor: Weischedel studierte evangelische Theologie, Philosophie und Geschichte. Er war Professor in Tübingen und Berlin. Im Jahr 1975 ist er verstorben.
Inhalt: „Die philosophische Hintertreppe“ enthält 34 Aufsätze über Leben und Ideen großer Philosophen von Platon bis Wittgenstein. Die Beiträge beginnen jeweils mit den biographischen Daten des Philosophen und beschreiben dann ihre Gedanken sowie deren Würdigung (oder auch Kritik) durch ihre „Kollegen“.
Meine Meinung: Der etwas merkwürdige Titel erklärt sich aus dem Ziel des Autors, Philosophie nicht auf hochwissenschaftliche Weise, sondern leicht verständlich nahe zu bringen. Er möchte sich den Denkern nicht auf der „Vordertreppe“ nähern, bei der die Gefahr besteht, bildlich gesprochen, schon in der Vorhalle aufzugeben, sondern über die „Hintertreppe“, ohne Schmuck, aber auch ohne Umwege.
Kann er nun diesen selbst gestellten Anspruch erfüllen?
Was die Verständlichkeit seiner Aufsätze betrifft, auf jeden Fall. Er schreibt einfach und schnörkellos, was das Buch sehr gut lesbar macht. Die biographischen Daten führen gut in die Aufsätze ein, dazwischen gestreute Anekdoten helfen ebenfalls (was ich hier sehr angenehm fand: entweder belegt er die Herkunft der Anekdoten oder er gibt offen zu, dass es sich hier auch um ein Gerücht handeln könnte).
Bei der Thematik, derer sich Weischedel annimmt, stößt er aber dann doch ab und zu an die Grenzen der Verständlichkeit. Heideggers Gedanken z.B. konnte ich auch nach mehrmaliger Lektüre nicht ganz nachvollziehen. Das soll jetzt aber keine Kritik am Autor sein; gewisse Sachverhalte sind wohl zu komplex, um sie wirklich einfach darstellen zu können.
Andererseits sollte man natürlich auch berücksichtigen, dass hier keine ausführliche philosophische Abhandlung beabsichtigt ist. Die Aufsätze sollen einen ersten Überblick über wichtige Philosophen geben. Nach der Lektüre kann man die behandelten Personen sowohl zeitlich als auch hinsichtlich ihrer Hauptgedanken einordnen, Schlagworte wie „Monaden“, „Thesis – Antithesis – Synthesis“ sind nicht mehr fremd und auch die Beziehungen der Philosophen unter- und aufeinander erleichtern das Verständnis. Es wird sozusagen ein Grundstock geschaffen. Man kann es dabei belassen und ab und zu mal wieder nachlesen. Man kann die philosophische Hintertreppe aber auch als Ausgangspunkt für weitere Ausflüge in die Philosophie nehmen. In beiden Fällen hat der Autor sein Ziel erreicht.
Mein Fazit: Ja, er erfüllt seinen eigenen Anspruch. Eine (den Umständen entsprechend) verständliche Einführung in die Philosophie ohne Berührungsängste.