Håkan Nesser - Mensch ohne Hund

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.728 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Igela.

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    Hakan Nesser – Mensch ohne Hund


    Kurzbeschreibung


    Der erste Fall für Inspektor Gunnar Barbarotti!
    Barbarottis Rätsel: "Wir haben zwei Personen, einen Onkel und einen Neffen. Gemeinsam mit einigen weiteren Verwandten kommen diese ein paar Tage vor Weihnachten zusammen, um ein Familienfest zu feiern. In der ersten Nacht löst sich der Onkel in Luft auf. In der nächsten Nacht löst sich der Neffe in Luft auf. Warum?"
    Trautes Heim, Glück allein? Es ist Dezember in Kymlinge, einem kleinen verschneiten Dorf in Schweden. Familie Hermansson ist zusammengekommen, um zwei Geburtstage zu feiern: den fünfundsechzigsten von Vater Karl-Erik - Lehrer von Beruf, Bildungsbürger par excellence und gerade erst pensioniert - sowie den vierzigsten der ältesten Tochter Ebba, erfolgreiche Ärztin, Mutter zweier halbwüchsiger Söhne und ihrer Ansicht nach weit unter Stand mit einem Supermarktleiter verheiratet. Zu den Feierlichkeiten erwartet werden zudem die jüngste Tochter Kristina, die beim Fernsehen arbeitet, und ihr Ehemann, ein karrierebewusster TV-Produzent, mit dem sie einen kleinen, leicht autistischen Sohn von zwei Jahren hat. Und schließlich gibt es da noch das schwarze Schaf der Familie, Sohn Walter, der den Jubilaren schon im vorhinein einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, indem er das geplante rauschende Fest mit zahlreichen Gästen in eine traute Feier im kleinen Rahmen verwandelt hat - zu peinlich erschien Familienoberhaupt Karl-Erik Sohn Walters unrühmliches Verhalten im schwedischen Fernsehen, wo er bei einer Art Dschungelcamp in Übersee mitgemacht hat: Dummerweise wurde er publikumswirksam beim Onanieren erwischt und geistert nun als »Wichs-Walter« durch alle Gazetten ...



    Meine Meinung:


    „Mensch ohne Hund“, ein seltsamer Titel für einen Kriminalroman. Menschen gibt es jede Menge, Hunde nicht. Reicht das um einem Buch diesen Titel zu geben? Nein, natürlich nicht!
    Schon nach kurzer Zeit kann der Leser einen Bezug zum Titel herstellen, doch bis verstanden werden kann, wieso dieser Titel gewählt wurde, müssen noch viele spannende Seiten gelesen werden. Und auch dann dürfe nicht jedem automatisch die Wahl dieses Titels klar sein, denn so richtig greifbar wird die „Erklärung“ nicht.


    Nesser schreibt hier ein unheimlich dichtes Familienportait, welches sich nach den ersten 200 Seiten in einen Krimi verwandelt. Die einzelnen Familienmitglieder werden sehr intensiv gezeichnet, die jeweiligen Charaktere werden mit großer Liebe zum Detail geschildert. Persönliche Sympathien des Lesers werden nebensächlich, zu faszinierend sind die Gedanken und Beziehungen der Protagonisten untereinander.


    Gunnar Barabrotti ermittelt hier in seinem ersten Fall. Positiv fällt mir hierbei auf, dass wir zwar auch etwas über das private Leben des Kommissars erfahren, es aber niemals vordergründig ist. Die Hauptsache ist der „Fall“.
    Barbarottis Ermittlungen sind mühsam und führen viel zu oft ins Leere. Doch die Spannung bleibt auch über lange Strecken erhalten. Die Spannung wird hier nicht (nur) durch Taten der Protagonisten erzeugt, sondern vor allem durch die meiner Meinung nach wunderbar dichte Sprache.


    Hier vergebe ich ganz eindeutige 5ratten


    EDIT: Habe dem Håkan zu seinem richtigen Namen verholfen. LG, Saltanah

    Liebe Grüße

    SheRaven

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Danke für die Rezension, die macht mir richtig Lust, bald das Buch zur Hand zu nehmen! Ich habe es beim Random-House Gewinnspiel im September gewonnen!


    Bei Nesser ist das ja so eine Sache ... es gibt phänomenale Bücher von ihm und dann wieder eher schwächere. Aber dieses hier gehört wohl zu ersteren!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo creative,


    "Mensch ohne Hund" war mein erstes Nesser-Buch, daher habe ich leider keine Vergleichsmöglichkeiten. Aber von diesem hier war ich von der ersten Seite an begeistert! Ich habe es bei einer Neuerscheinungen-Büchervorstellung in unserer Volkshochschule gekauft, ein wenig herumgeblättert und bin gleich daran hängen geblieben. :smile:

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Hmmm, ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, einen Nesser zu lesen, er soll ja ziemlich gut sein, abgesehen davon hab ich kriminaltechnologisch mich in letzter Zeit doch recht stark auf Großbritannien konzentriert, fürchte ich - mit den Sherlock Holmes-Memoiren, den Sherlock Holmes-Hörspielen, Inspektor Jury- und Lord Peter Wimsey-Romanen etc....


    Der Satz vom "unheimlich dichten Familienporträt, welches nach 200 Seiten zu einem Krimi wird" hat mich zwar erst aufmerken lassen, weil ich dachte, dass die Gefahr eines eventuell sich arg hinziehenden Plots bestünde, aber dem scheint ja, wie man der Lobhudelei hier entnehmen kann, nicht so zu sein. ;)


    LG

  • Auf der Rückseite des Einbandes verrät uns Herr Nesser folgendes:
    "Wir haben zwei Personen, einen Onkel und einen Neffen. Gemeinsam mit einigen Verwandten kommen sie ein paar Tage vor Weihnachten zusammen, um ein Familienfest zu feiern. In der ersten Naht verschwindet der Onkel spurlos. Warum?"
    ... mehr verrät der Meister spannender Kriminalromane nicht, und das ist auch nicht notwendig.


    Ein Manko des Romans, Herr Nesser hat sich von Kommissar van Veteren, den ich mittlerweile richtig gern mag mit seinen Schrullen, verabschiedet.
    Ein Plus des Romans ist der "Neue" - Inspektor Barbarotti, ein sympathischer Mann in mittleren Jahren, welcher nach erfolgreicher Scheidung glücklich mit seiner fast volljährigen Tochter zusammenlebt. Erfreulich anders ist dieser Herr Barbarotti. Er trinkt nicht, versinkt nicht in Selbstmitleid, ist nicht einmal übergewichtig (wie Herr Wallander!), hat wenig Ecken und Kanten. Man könnte fast denken, er sein ein recht langweiliger Typ. Doch das ist er keineswegs. Herr Barbarotti hat feste Grundsätze, einen eisernen Willen, ist intelligent und hat Stil, kurz gesagt, mir gefällt er.


    Das neue (von mir mit Spannung erwartete) Buch von Herrn Nesser entspricht nicht dem üblichen Kriminalromanklischee: Mord - Ermittlung - Aufklärung. Es ist ganz anders. Wir Leser wissen oft mehr als der Ermittler. Wir lernen im ersten Teil des Romans die Familie Hermansson und ihr trügerisches Familienidyll kennen. Und als wir schon längst Täter und Tathergang kennen, tappt Inspektor Barbarotti immer noch im Dunkeln.


    Mehr möchte ich nicht verraten. Nur noch so viel - ich hoffe doch, ich muß nicht allzu lange auf den neuen Roman von Hakan Nesser warten.


    Sehr empfehlenswert *****


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    EDIT: Thread an bestehenden angehängt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Danke für die Buchvorstellung, Klara. Sie macht Lust auf das Buch.


    Nur eine Anmerkung: der Nesser heißt Håkan mit Vornamen, nicht Hakan! Kannst du das im Betreff ändern?


    å = ALT + 0229 (ALT-Taste gedrückt halten und auf dem Ziffernfeld 0229 tippen). Oder aus der Sonderzeichentabelle kopieren.


    EDIT: Hier gibt's schon einen Thread zum Buch. Auch mit a statt å. *Seufz*

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Auch mit a statt å. *Seufz*


    Ich leide mit Dir ... Beim Håkan, beim Peter Høeg, der auch als Hoeg verzeichnet ist, bei allen Francois und Francoise anstelle von François und Françoise ... *seufz-esisteinkreutmitdensonderzeichen-seufz* :knuddel:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Oh, mein erster großer Beitrag als Neuling, man möge mir verzeihen. Das mit dem korrekten H...kann habe ich nicht hinbekommen. Trotz "Suche" habe ich den bereits existierenden Beitrag nicht gefunden. Bin halt Neuling!
    Vielleicht ist ein Moderator so nett und löscht meinen Beitrag, falls das so üblich ist.
    Danke für die Tipps und tröstenden Worte,
    Klara

  • Natürlich verzeihen wir dir!
    (Du bist ja auch wirklich nicht die einzige, die immer Hakan schreibt.) Ich bin hier im Forum die Dona (Doña?) Quichotte, die versucht, den Håkans, Åkes etc. Kreise auf die a's zu verpassen. Mir als in Schweden lebendem Menschen tut es nämlich in den Augen weh, schwedische Namen verstümmelt zu lesen.
    Sandhofer, eher frankophil veranlagt, kämpft dagegen eifrig gegen c's, die eigentlich ç's sind.


    Deinen Thread wird bestimmt eine liebe Admina demnächst an den bestehenden anhängen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen!


    nach dem ich schon auf der Autorenlesung zu Bd. 3 von dieser Reihe war, habe ich mich dann endlich mal an Bd. 1 getraut :zwinker:


    Der Krimi fängt sehr ruhig und wenig spektakulär eher als Roman als krimi an. Er handelt anfangs um ein Familientreffen und um die Famileinverhältnisse.
    Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit und stellt jedes Familienmitglied ausfführlich vor und dar und ich finde es gut gemacht, da er es aus den dementsprechenden Sichtweisen tut.
    Ab ca. Seite 200 kommt dann die Polizei ins Spiel, da zwei Familienmitglieder seit Tagen vermißt werden.


    Kommissar Gunnar Barbarotti war mir von Anfang an sympatisch. Er hat zum einen, wie ich finde, einen tollen Namen, zum anderen ist er nicht so bärbeißig, kauzig, selbstmitleidig oder exentrisch, wie so häufig nordische Kommissare dargestellt werden.
    Auch das Leben des Kommissar wird aber auch anfangs ausführlich geschildert, von seinen Eltern, über seine Namensgebung, über seine gescheiterte Ehe und seine drei Kinder
    Doch anschließend geht es gleich zur Krimihandlung und die finde ich ziemlich gelungen.
    rgendwie mit Kommissar Geduld und Kommmissar Glück etwas ihre Hände im Spiel hatten und somit der Fall mit Spannung zu einem befridigenden Ende geführt wird.


    5ratten
    Gruß SilkeS.

  • Hmmm....ein gutes Buch oder nicht?


    Die Grundstory ist soweit ok und interessant! Aber dann...!? Eine Menge von Zufällen - die Story wird unnatürlich und unrealistisch. Zwei enge Verwandte, die am selben Tag durch unterschiediche Schicksale abhanden kommen.....


    Das Ende ist nur noch schnell dahin gekritzelt. Ich hatte erst "Kim Nowak" von Nesser gelesen und war recht zufrieden. Bei "Mensch ohne Hund" war ich letztendlich doch phasenweise enttäuscht.
    Der Handlungsstrang ist zunächst gut...dann aber wieder einige (nervige) Nebenkriegsschausplätze, bei denen mehr die Gefühlslagen der Betroffenen im Vordergrund stehen.


    100 SEiten weniger und ein realistisches Ende und es wäre ein Top Buch. Fehlte eigentlich nur noch, dass einer der Personen im Lotto gewinnnt oder zum Mond reist.


    Aber egal: ich werde mir noch ein Nesser Buch antun. Schauen wir mal.....

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Ein kalter Winter kurz vor Weihnachten und zwei junge schwedische Männer verschwinden innerhalb von 2 Tagen spurlos. Kommissar Brunettis erster Fall lässt den Leser mit zittern und fiebern.


    Walter Hermansson und sein Neffe sind eigentlich beide für die Geburtstagsfeier von zwei Familienmitgliedern in der Stadt, aber noch bevor der Geburtstag überhaupt gefeiert wird, verschwindet Walter spurlos und wird erst Monate später gefunden. Nur einen Tag oder besser eine Nacht später verschwindet Henrik, sein Neffe. Was ist mit ihm passiert? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden? Das und noch viel mehr Fragen stellt sich Kommissar Brunetti, als er probiert den Fall zu lösen und dafür brauch er wahrlich lange…


    Das war mein erstes Buch von Håkan Nesser und ich habe es im Rahmen des SLW 2011 verschlungen - zumindest die letzten 400 Seiten. Am Anfang passiert nicht wirklich viel, da die Familie Hermansson vorgestellt wird und man so einen sehr guten Einblick in die Geschichte bekommt, ebenso in die familiären Zusammenhänge. Man hat aber nie den Eindruckt, dass es langweilig oder zu ausführlich wird. Kommissar Brunetti taucht erst ungefähr ab Seite 150 auf. Ich finde es nett, dass man von seinem Leben erfährt, dies aber nie vordergründig wird. Es läuft eben parallel und hat einen netten Beigeschmack. Die düstere Stimmung, die skandinavische Krimis an sich haben, kam auch hier gut rüber und hat mir sehr gefallen, ebenso kann man sehr gut mitfühlen oder sich in die Positionen der einzelnen Personen hineinversetzen. Man weiß natürlich schon wesentlich früher als Kommissar Brunetti, wer der Mörder (oder die Mörder?) ist (oder sind). Aber trotzdem wird es einem nicht langweilig weiterhin zu lesen, wie die Polizei ermittelt.
    Ein kleines Manko hat die Geschichte leider, denn zum Ende hin, wurden es mir ein paar Zufälle zuviel, die dann letztendlich alles aufgeklärt haben.


    Deswegen erhält mein erster Krimi von Håkan Nesser „nur“


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

    Einmal editiert, zuletzt von bella* ()

  • Familienidylle in Schweden kurz vor Weihnachten. So war es gedacht beim Familie Hermansson, doch der Sohn hat durch einen peinlichen Fernsehauftritt alles vermasselt. Die angespannte Stimmung macht es auch für den Enkel Henrik nicht leichter. Hohe Erwartungen setzt man in ihn, seine sexuelle Orientierung hat er indessen verloren. Was angestrengt harmonisch beginnt, entwickelt sich durch das Verschwinden gleich zweier Familienmitglieder zum Fall für Kommissar Barbarotti.


    Meine Meinung:
    Mir fiel es schwer in den Roman einzusteigen, fast 200 Seiten lang vermisste ich spannende Momente. Auch wenn die Figuren interessant gezeichnet sind, die Geschichte auch nicht unspannend, so war die lange Vorlaufzeit doch etwas anstrengend. Gut gefallen hat mit der rege Perspektivenwechsel, bei dem man mal diese mal jene Figur über längere Zeit begleitete und so auch immer einen Wissensvorsprung oder zumindest eine Vorahnung hatte. Als klassischer Krimi etwas zu langweilig, da er sich nicht entscheiden kann, ob der Weg oder das Finden des Mörders das Ziel sein soll.


    3ratten

  • "Mensch ohne Hund" war mein erstes Buch von Håkan Nesser - ich glaube, das ebook gab es irgendwann mal gratis und so habe ich es auf der Suche nach einem Krimi auf meinem Kindle gefunden. Es ist schon wieder ein paar Wochen her, dass ich das Buch gelesen habe, daher kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern.


    Während des Lesens war ich immer im Zwiespalt, ob ich das Buch mag oder nicht. Es passieren einige Dinge, bei denen ich mir dachte, wie kommt man auf die Idee darüber zu schreiben? Andererseits ist es genau das, was das Buch interessant macht. Das Tempo fand ich ein bisschen langsam, man hätte die Geschichte bestimmt ein bisschen abkürzen und schneller erzählen können. Der Leser weiß bereits relativ früh, was passiert bzw. wer der Täter ist. Ein bisschen schade fand ich das schon.


    Für mich war es ein eher durchschnittliches Buch, das aber einen bestimmten Reiz hat, den ich nicht genau beschreiben kann. Ich denke, ich werde dem Auto bestimmt noch eine Chance geben.

  • Mensch ohne Hund


    Människa utan hund


    Kommissar Barbarotti 1



    Hörbuchversion


    Seit Walter einen obszönen TV-Auftritt hatte, kennt ihn ganz Schweden. Seiner Familie ist er höchst peinlich, man meidet die Öffentlichkeit und denkt an Flucht. Die großartig geplante Familienfeier mit Doppelgeburtstag und Doppelpensionierung wird flugs auf ein Minimum im engsten Kreis reduziert.


    Doch es kommt noch schlimmer: zwei Familienmitglieder verschwinden, und man ist gezwungen, sich an die Polizei zu wenden. Kommissar Barbarotti beginnt zu ermitteln…


    Die Familie mit ihren Problemen und ihrer Zerrissenheit ist gut gelungen. Den Kommissar in seiner Schlappheit war nicht so mein Fall.


    3ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • In die Länge gezogen!


    105 Lebensjahre wollen gefeiert werden. Karl-Erik Hermansson wird ein paar Tage vor Weihnachten 65 Jahre alt, seine Lieblingstochter Edda 40 Jahre. Kurz vor dem Verkauf des Elternhauses und der Uebersiedlung von Karl-Erik und Rosemarie in südliche Gefilde, treffen sich die Kinder und Enkel noch mal in Kymlinge. In der Nacht vor dem Fest verschwindet jedoch einer der Anwesenden spurlos und in der Nacht nach dem Fest ist erneut ein Familienmitglied verschwunden. Inspector Gunnar Barbarotti nimmt die Befragungen der Anwesenden auf und entdeckt, dass niemand so richtig etwas weiss über den Verbleib der beiden.




    Dies ist der erste Fall von Inspector Gunnar Barbarotti, wobei man eigentlich nicht so richtig von Fall sprechen kann. Inspector Barbarotti wird eingesetzt, nachdem zwei Menschen verschwunden sind. Er nimmt auch einige Zeugenbefragungen vor und reist mal hierhin, mal dorthin, um diese zu verhören. Bei beiden Auflösungen der Vermisstenfälle spielt der Ermittler jedoch keine tragende Rolle. Beim ersten Vermissten ist eine zufällige Entdeckung einer Nebenfigur der Auslöser für die Aufklärung. Beim zweiten Vermissten wird man als Leser nebenbei von einer Figur informiert, was geschehen ist. Als einen richtigen Krimi empfand ich das Buch nicht. Passend ist meiner Meinung eher die Einteilung «Familiendrama».


    Im Mittelpunkt steht die Familie Hermansson mit ihren zehn Mitgliedern. Jedes Familienmitglied ist seltsam, eher schwermütig und deprimierend charakterisiert. Gute Laune gibt es in dieser Familie nicht und so ist die ganze Handlung düster und melancholisch. Jede und jeder fühlt sich nicht so richtig wohl in dieser Familie und möchte am liebsten überall sein, nur nicht auf diesem verhängnisvollen Geburtstagsfest. Der Autor lässt tief in die dunklen Abgründe der Familie blicken. Er tut dies sehr ausufernd. Es benötigt sehr viel Geduld, bis jedes der Familienmitglieder bis auf das kleinste Detail beschrieben und eingeführt ist. Ausdauernd werden die Beziehungen untereinander, die Weltanschauung und die Lebensart jedes einzelnen beschrieben. Der Autor kommt hier vom Hundertsten ins Tausendste, was sehr viel Nerven braucht. Dabei sind diese 190 Seiten nicht direkt langweilig, nur eben sehr in die Länge gezogen.


    Dabei hat mir gefallen, wie es Hakan Nesser geschafft hat, eine dunkle Grundstimmung zu zaubern. Er beleuchtet zudem jede Figur bis ins kleinste Detail und so kann man sehr rasch die zehn Mitglieder der Familie auseinanderhalten. Bei der einmal gewählten Charakterisierung bleibt der Autor und es gibt keine unklaren oder vagen Reaktionen der Figuren. Bei den Auflösungen war ich doch überrascht, denn die habe ich nicht kommen sehen.


    4ratten