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In einer Kleinstadt im amerikanischen Süden gehört das ungleiche taubstumme Freundespaar Spiros Antonapoulos und John Singer schon zum Stadtbild, der grobe, gutem Essen niemals abgeneigte Antonapoulos und der elegante, zurückhaltende Singer. Doch eines Tages wird Antonapoulos nach einem Anfall in eine Anstalt eingeliefert, und Singer bleibt alleine zurück.
Er mietet sich in einem der Zimmer ein, die der kinderreiche Wilbur Kelly an Logiergäste vergibt, und wird allmählich zum Anziehungspunkt für vier ganz verschiedene Menschen, die allesamt mit ihren Problemen, Wünschen und Ängsten zu ihm kommen, weil Singer paradoxerweise eines besonders gut kann: zuhören.
Die dreizehnjährige Mick Kelly entdeckt ihre tiefe Liebe zur Musik, doch als eines von sechs Kindern eines armen Vaters liegen ein Musikstudium oder die Anschaffung eines Klaviers für sie in weiter Ferne.
Jake Blount, der sich selbst einen "Wissenden" nennt, ist einerseits klug und belesen und fasziniert von der Grundidee des Kommunismus, nach außen hin aber eher grob und dem Alkohol zugeneigt. Er arbeitet auf einem Rummelplatz als Kartenverkäufer und verwickelt sich immer wieder in hitzige Diskussionen über seine Ideale.
Der Arzt Benedict Mady Copeland kümmert sich hingebungsvoll um seine Patienten, zu seinen Kindern hat er nach der Trennung von seiner Frau kaum noch Kontakt, abgesehen von seiner Tochter, die ihn hin und wieder besucht. Sein Hauptproblem ist es, in den 30er Jahren im amerikanischen Süden schwarz zu sein, und er träumt von der Befreiung seiner Rasse, notfalls auch mit gewaltsamen Mitteln.
Der vierte im Bunde ist schließlich der Wirt Biff Brannon, dessen zerrüttete Ehe mit dem Tod seiner Frau geendet hat und dessen Lokal als einziges in der Stadt die ganze Nacht geöffnet hat.
Singer steht den vieren stets mit Rat und Tat zur Seite, doch insgeheim quält es ihn sehr, seinen Freund verloren zu haben.
Vor der unspektakulären Szenerie der namenlosen Kleinstadt entsteht ein unglaublich dichtes, einfühlsames Bild dieser Personen und ihres Umfelds. Kleine Freuden und einschneidende Erlebnisse reihen sich dort nahtlos aneinander, und über allem liegt dieser für viele gute amerikanische Romane typische Hauch von Melancholie und Tragik.
Skurril wie bei Irving oder Boyle wird es nie, sondern leicht distanziert, etwas traurig und dabei ergreifend erzählt die Autorin, die das Buch bereits mit 23 veröffentlichte, von diesen Menschen, die nach außen hin unscheinbar sind, in deren Innerem aber tiefe Gefühle und große Konflikte toben.
Ein wunderbares Buch!