Uwe Johnson - Jahrestage

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    Titel: Jahrestage
    Autor: Uwe Johnson


    Allgemein:
    1703 S.; Suhrkamp; 29.50


    Kurz vorweg:
    Ich hatte ja in diesem Jahr auch Mutmaßungen über Jakob begonnen, da ich fand es vorher zu lesen wäre eine Gute Idee. Immerhin ist der Roman eng mit Jahrestage verknüpft. Leider lese ich immernoch daran und finde es recht mühsam. Ich hatte dadurch sogar ein bisschen Angst vor Jahrestage. Doch ich wurde positiv überrascht. Jahrestage ist sehr viel einfacher zu lesen und zu verstehen.


    Meine Meinung vermischt mit dem Inhalt:
    Jahrestage beschreibt ein Jahr im Leben der Gesine Cresspahl (vom 20. August 1967 -20. August 1968), die auch schon in Mutmaßungen über Jakob eine Rolle spielte. Johnson verbindet Gesines Gegenwart mit ihrer Vergangenheit, in dem er sie ihrer 10 Jährigen Tochter, ihre Familiengeschichte erzählen lässt. Immer wieder hört Gesine dabei auch Stimmen von Menschen die sie begleitet haben und führt mit ihnen Gespräche, was am Anfang ein wenig verwirrend ist. Nach und nach gewöhnt man sich dann aber daran.
    Mit einer für mich wunderbaren Sprache verwebt Johnson geschichtliche Ereignisse mit der Handlung. Dies wirkt nie beabsichtigt sondern zufällig und dadurch glaubwürdig. Jahrestage ist so nicht nur eine Familienchronik sondern auch ein Stück subjektive deutsche und amerikanische Geschichte, erzählt aus der Sicht eines Autors der sie erlebt hat. Wobei er sich charmanter weise selbst auch manchmal nicht allzu ernst nimmt (vorallem die Gespräche des Autors mit seiner Figur Gesine^^)


    Ein weiterer schöner Aspekt ist die Sprache. Johnson lässt gerne auch mal mecklenburgischen Dialekt sprechen der für einen Schwaben wie mich dann doch schwer zu verstehen war :breitgrins: Aber auch das sorgt dafür das die Figuren nicht abgehoben wirken, im Gegenteil, sie wirken so lebendig und real. Man hat immer wieder das Gefühl das man Gesine auch auf der Straße begegnen könnte. Auch Englisch sollte man ab und an verstehen können.


    Geschickt verknüpft der Autor immer wieder Fiktion, Wahrheit und seine ganz eigene Sicht der Dinge. So erlebt man auch ganz alltägliche Szenen aus dem Leben von Gesine und ihrer Tochter. Wie Marie mit ihrer Mutter Diskutiert und wie sie zu D.E. steht, dem sozusagen Verlobten ihrer Mutter. Man ist Beobachter dieser beiden Figuren und hat doch immer das Gefühl direkt dabei zu sein, wie Gesine durch New York zu ihrer Arbeit fährt, ihre TIMES liest und zwischendurch ihrer Tochter Episoden aus ihrer Kindheit erzählt.
    Johnson sorgt durch seine schöne Erzählweise dafür das einem die Figuren sehr nahe gebracht werden und das es sich um keine abgehobenen Charaktere handelt, immer wieder hat man das Gefühl diese Menschen könnte es so oder so ähnlich wirklich geben.
    Jede Figur hat eine eigene Persönlichkeit und Geschichte sodass man sich schnell in sie hineinversetzen kann. Für mich sind sie fast schon unheimlich lebendig. Die vielen Gespräche und Diskussionen scheinen aus dem Leben entnommen.


    Abschließend kann ich sagen das Jahrestage mit zu dem Besten gehört was ich dieses Jahr und überhaupt gelesen habe. Ich habe die Lektüre sehr genossen und bin schon auch ein wenig traurig Gesine wieder zu verlassen. Ich kann den Roman jedenfalls nur empfehlen! (Wenn man sich an die 1703 Seiten trauen mag :zwinker: )


    völlig subjektiv


    5ratten

  • Interessante Rezi, hätte das Buch eher bei den Klassikern und der Weltliteratur eingeordnet.


    Aufgrund der Leserunde im Klassikerforum und den dort gegebenen Kommentaren schrecke ich vor einer Lektüre jedoch zurück. Du bringst mein Weltbild nun wieder zum Wanken.


    Gruß, Thomas

  • @klassikfreund
    Ich hab das Buch deshalb hier eingestellt weil auch Mutmaßungen über Jakob bei Sonstige Belletristik zu finden war. Ich war mir bei der Einordnung auch nicht so ganz sicher.


    Ich bin darauf gespannt wie du es findest, solltest Du es mal lesen :)

  • Hallo Holden,


    ich möchte mir nun auch die Jahrestage zulegen. Angesichts des Umfanges tendiere ich eher zum HC, weil ich Angst habe, dass es sonst am Ende eine lose-Blatt-Sammlung wird. Hast Du das Taschenbuch gelesen, das Du verlinkt hast, oder eventuell eine andere Ausgabe und kannst mir etwas empfehlen?


    Liebe Grüße
    Doris


  • Hallo Holden,


    ich möchte mir nun auch die Jahrestage zulegen. Angesichts des Umfanges tendiere ich eher zum HC, weil ich Angst habe, dass es sonst am Ende eine lose-Blatt-Sammlung wird. Hast Du das Taschenbuch gelesen, das Du verlinkt hast, oder eventuell eine andere Ausgabe und kannst mir etwas empfehlen?


    Liebe Grüße
    Doris


    Die Taschenbuchausgabe gibt es auch als vierbändige Ausgabe, dann ist jeder Band nicht so dick. Ist natürlich etwas teurer.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Doris
    Ja ich hab diese Version gelesen und muss sagen... die Handhabung ist schon etwas schwieriger... Die Bindung ist zwar sehr gut aber das Buch ist sehr schwer. Ich konnte es daher nicht in der Bahn lesen weil mir nach einer Weile die Handgelenke etwas wehgetan haben, außerdem wurde meine Tasche dadurch zu schwer^^
    Ich würde empfehlen eventuell auf die von Klassikfreund erwähnte vierbändige Ausgabe zurückgreifen, sie ist sicherlich in der Handhabung etwas leichter.

  • Hallo zusammen,


    das Gewicht wäre kein Problem, weil die Jahrestage ein Buch sind, das ich ohnehin nur Zuhause in Ruhe lesen würde. Mein Favorit ist die HC-Ausgabe von Suhrkamp, die mit fast 35 Euro doch ziemlich teuer ist, auch wenn es 1700 Seiten sind. Die vierbändige Ausgabe ist gleich noch ein bisschen teurer. Die Krux beim Online-Buchhandel ist eben, dass man die Bücher nicht auf ihre Qualität hin prüfen kann. Vielleicht versuche ich mein Glück noch bei zvab.de, da konnte ich schon tadellose Bücher zu guten Preisen erstehen. Und falls ich erfolglos bleibe, weiß ich nun, dass das schwarze TB sein Geld wert ist.


    Liebe Grüße
    Doris