Elizabeth Kostova - Der Historiker

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  • Ich bin nun auf den letzten Seiten (noch ca. 60) und muss sagen seit die letzten 120 Seiten angebrochen sind, grusel ich mich doch sehr :Kreuz:


    Gestern abend ganz allein in unserem Haus, leise Musik kam aus den Lautsprechern und am Haus knackten die Holzjalousien hin und wieder... *bibber* und dann die Beschreibungen im Buch von absoluter Stille in einem Grab... Ich bin beeindruckt, wie die Story mich zum Gruseln bringt, obwohl eigentlich nichts grauenvolles passiert...

  • Ja, der Schluss ist ganz schön gruselig. Das hat mich an diesem Buch auch so fasziniert, dass ich mich teilweise ganz schön gegruselt habe, obwohl es nicht blutrünstig zugeht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich hatte es mir letztes Jahr zu Halloween mit dem Buch gemütlich gemacht. Abgesehen von der Leselampe nur mit Kerzenschein. Es hat nicht lange gedauert, bis ich in der ganzen Wohnung die Lichter angeschaltet hatte. :entsetzt:


    Kurz danach musste ich etwas tun, was ich sonst bei keinem Buch tue, aber sonst hätte ich nicht weiterlesen können: ich musste das Ende lesen.


    Das kommt davon, wenn man normalerweise keine Horrorbücher liest, weil man ja weiß, dass man sie nicht verträgt. :rollen: Aber dieses Buch hatte mich so gelockt, und ich habe es auch nicht bereut. Es war ein tolles Leseerlebnis.

  • Rezension


    Zu Beginn des Buches erzählt eine Historikerin aus ihrer Jugendzeit - berichtet von ihren Reisen mit ihrem Vater, einem Historiker der zu der Zeit in Amsterdam ansässig ist. Die beiden kommen viel herum und der Leser begleitet sie auf ihren Reisen durch Europa. Eines Tages gerät dem Mädchen ein besonderes Buch in der Bibliothek ihres Vaters in die Hände... Ihr Vater erzählte ihr damals viel von seinem ehemaligen Professor und dessen Erlebnissen - so kommt eine weitere Zeitebene in die Geschichte. Es beginnt eine Recherche rund um Vlad Tepes alias Dracula, die sich über Generationen zu ziehen scheint...


    Dracula und die Suche nach seinem Grab ist Programm in diesem Buch von Elizabeth Kostova. Keineswegs darf man aber einen herkömmlichen Vampirroman mit Schockeffekten erwarten, auch findet man die viktorianische Szenerie eines Anne Rice-Romans nicht in diesem Roman und damit erwartet einen etwas Neues, etwas Ungewöhnliches. Der Autorin gelingt es auf wundervolle Weise, historische Fakten mit Phantastischem, Mystischem zu verbinden. Da es sich bei der historischen Person Vlad Tepes nicht gerade um einen zimperlichen Eroberer gehandelt hat, können die Berichte über seine Vorgehensweisen einen doch schon ängstigen. Viel atemberaubender und gruseliger als die sachlichen Fakten über Pfählungen und Folterungen sind aber die Recherchen bezüglich Dracula, die beschriebenen Orte und Begegnungen. Ich las die letzten 120 Seiten allein zuhaus und die knarzenden Holzjalousien taten ihr Übrigens um mein Blut gefrieren zu lassen. Solch gut gemachter subtiler Grusel kommt einem nicht oft in die Hände. Eine der gruseligsten Stellen war für mich die Beschreibung einer völlig stillen Gruft in der die Protagonisten dann nicht allein zu bleiben schienen...


    Dieses Buch sollte am besten bei Sturm, Dunkelheit, leiser Musik wenn man das mag (mir gefielen Geigeninterpretationen sehr gut dazu) gelesen werden - dann wird die aufkommende Stimmung beim Lesen noch unterstrichen.


    Sehr gut haben mir auch die vielen osteuropäischen Stationen bei den Reisen in Europa gefallen. Die Beschreibungen von Menschen, Natur und Städten sind sehr authentisch. Auch die Anlehnung an Bram Stokers Dracula, da die Autoren einige Teile des Buches in Briefen erzählt, mochte ich sehr. Überhaupt wirkt die ganze Geschichte sehr realistisch und macht sie damit vermutlich um so unheimlicher.


    Mein Buchtipp für alle Fans von gut recherchierten historischen Romanen mit einem Faible fürs Phantastische.


    5ratten :tipp:

  • Rezension im Rahmen des SLW-2007


    Ausgangspunkt in Elizabeth Kostova’s Debütroman ist die schockierende Tatsache, dass Vlad Tepes, blutrünstiger Herrscher der Walachei im 15. Jahrhundert und historisches Vorbild für die Dracula-Legende, wahrscheinlich noch immer sein Unwesen treibt – und zwar als Vampir. Aus verschiedenen persönlichen Gründen machen sich zu unterschiedlichen Zeiten die Mitglieder einer Historikerfamilie, die durch ein geheimnisvolles Buch auf Dracula’s mögliche Existenz aufmerksam geworden sind, auf die Suche nach ihm bzw. nach seinem Grab sowie nach den Personen, die bei der Jagd auf den Untoten im Laufe der Jahre verschwunden sind.
    Den Rahmen hierzu bietet die Erzählung der (namenlosen) Tochter, die Jahre später zurückblickt auf die unglaublichen Geschehnisse, welche anhand von unzähligen Briefen, Postkarten, Berichten und Abhandlungen belegt werden, in denen auch die weiteren betroffenen Personen wie ihr Vater, dessen Doktorvater Professor Rossi und ihre tot geglaubte Mutter zu Wort kommen. Durch die verschachtelten Erzählstränge erhält das Buch eine gewisse Komplexität, die es aber glücklicherweise dennoch nicht besonders schwer macht, sich zu orientieren.


    Der Historiker ist kein typischer, blutiger oder gar actiongeladener Vampir-Roman, sondern ein sehr atmosphärisches, ruhiges Buch, das mich mit subtilem Grusel in seinen Bann zog. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin knapp zehn Jahre an ihm geschrieben hat, denn Mythen, Legenden und historische Fakten werden so geschickt miteinander verwoben, dass man zwischenzeitlich gar nicht weiß, ob man einen Mystery-Roman oder einen historischen Schmöker in den Händen hält. Hierzu trägt besonders auch die wissenschaftliche Betrachtungsweise der Figuren bei.
    Als Leser begleitet man sie auf ihren Reisen, gelangt an ungewöhnliche, interessante Schauplätze und lernt viel über die Geschichte Osteuropas, was denjenigen, der eine spannende Horrorgeschichte erwartet hat, wahrscheinlich eher enttäuschen wird. Zwar gibt es immer wieder unheimliche Szenen, weil die Figuren bei ihren Nachforschungen beobachtet werden, aber insgesamt verbringt man die meiste Zeit auf Spurensuche in wunderbar detailliert beschriebenen Bibliotheken, Archiven und Klöstern und tauscht sich mit anderen Gelehrten über das Thema aus. Ich selbst habe mich dabei keinesfalls gelangweilt, sondern war von den verschiedenen Quellen, die immer näher zum Ziel führten, überaus fasziniert; auch wenn etwas negativ auffiel, das nicht selten der Zufall eine große Rolle spielte, wenn die Figuren gleich an die richtigen Ansprechpartner gerieten.
    Die Lösung des Rätsels sorgt dann noch mal für richtige Gänsehaut, wobei aber leider ein eigentlich wichtiger Aspekt recht schnell abgehandelt wird.


    FAZIT: Ein fesselndes Buch, das mir – trotz seiner 825 Seiten – nicht an einer Stelle zu lang vorkam.


    Bewertung: 4ratten

  • Meine Meinung:


    Was für ein geniales Buch! Wer hätte gedacht, dass man die Legende von Dracula, dem Vampir so anspruchsvoll verpacken kann. Auf mehreren ineinander verschachtelten Erzähl- und Zeitebenen berichtet die Autorin über die Spurensuche mehrerer Generationen von Historikern, die das Geheimnis um den dunklen Fürsten Vlad Tepes lüften wollen. Dabei bekommt der Leser einen tiefen Einblick in die Geschichte Osteuropas, und der Horror wird auch nicht vernachlässigt, wie es sich für einen Vampirroman gehört. Gerade die gruseligen Passagen fand ich sehr gelungen, weil sie keinesfalls plump und aufdringlich wirken, sondern sich leise anschleichen und dem Leser viel Raum für die eigene Phantasie lassen.


    Was den Schluss betrifft, muss ich leider Kritik üben; zu schnell und zu oberflächlich wird er abgehandelt, was im krassen Gegensatz zur vorangegangenen, sehr ausführlich gehaltenen Handlung steht. Insgesamt hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und ich kann ihn anspruchvollen Lesern von historischen Romanen, die auch einen Schuss Horror und Mystery vertragen, gerne weiter empfehlen. Der reine Horrorfan wird vielleicht nicht ganz auf seine Kosten kommen, da wie gesagt, nicht unbedingt die grusligen Elemente im Vordergrund stehen.


    Für den Schluss gibts einen Mäuseabzug, daher
    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • *Sternenstauner*: was den Schluss betrifft: das hätte die Autorin sicher besser gekonnt. Ich hatte das Gefühl, jetzt geht am Ende der Platz aus und viel Auflösung drängt sich auf wenigen Seiten. Wo man doch so lange darauf wartet... :rollen:


    Aber für den ersten Roman ist er schon ziemlich gelungen. Egal, ob eine Ratte oder eine Maus abgezogen wird. :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich habe eher den Eindruck, die Autorin hat den Schluss



    absichtlich derart kurz und fast nebensächlich gestaltet, da dieser Aspekt zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Vordergrund stand. Dort findet sich dann vielmehr die Geschichte der "Historiker-Familie" und deren gemachte Lebenserfahrungen.


    Schön, dass euch das Buch ebenso gut gefallen hat :winken:

  • Meine Meinung


    „Der Historiker“ ist eine ganz besondere Vampirgeschichte über Dracula. Irgendwie hatte ich mit einem Roman gerechnet, der den Leser ab und an in die Vergangenheit führt, z.B. durch Rückblenden. Aber ich bekam etwas ganz anderes. Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven und zu verschiedenen Zeiten: 1930er, 1950er, 1970er Jahre und Anfang des 21. Jahrhunderts. Dabei verzichtet die Autorin auf eine chronologische Erzählweise. Die einzelnen Erzählstränge, -perspektiven und –zeiten sind gekonnt miteinander verwoben und wechseln beständig das ganze Buch über. Jeder Erzählstrang ist für sich unglaublich spannend, so dass der Spannungsbogen selten abreißt. Nur hin und wieder habe ich mir gewünscht, die Autorin hätte ihre Geschichte etwas gestrafft. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt meinerseits.


    Elizabeth Kostova erzählt äußerst packend und vor allem anschaulich. Das gesamte Buch lief wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab. Ereignisse, Figuren, Städte und Landschaften konnte ich mit detailliert und lebhaft vorstellen. „Der Historiker“ hat mich von der ersten Seite an gefesselt und es ist sehr schwer, das Buch zum Schlafen zur Seite zu legen. Es gibt keine lange Vorgeschichte, im Gegenteil, die Autorin kommt ziemlich schnell zur Sache. Dabei sind ihre Figuren ungeheuer sympathisch und in ihrem Handeln sehr lebendig, glaubwürdig und facettenreich. Keine hat sich in den Vordergrund gespielt. Sie alle haben einen Platz in meinem Herzen gefunden, sogar Dracula hatte seine sympathischen Züge.


    Die Geschichte beruht sowohl auf historisch belegten Fakten, Vampirlegenden und der eigenen Phantasie der Autorin. Die Handlung hat mich unheimlich neugierig gemacht, so dass ich mich quer durchs Web gegoogled habe, um weitere Informationen über Personen und Orte zu erhalten.
    „Der Historiker“ hat mir eindeutig sehr viel Spaß gemacht. Die besondere Art des Romanaufbaus und der Verarbeitung der Dracula-Legende wird mir deutlich und lange in Erinnerung bleiben. Der Roman hat mich mehr als einmal mit unerwarteten Wendungen überrascht und während des Lesens hatte ich nicht nur eine Gänsehaut. Ich hoffe sehr, dass Elizabeth Kostova uns bald wieder mit einem so großartigen Roman beglücken wird.


    Bewertung


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

    Einmal editiert, zuletzt von Cait ()

  • Also den Begriff Horror mag ich in Verbindung mit dem Buch nid allzu gerne verwenden oder hören, das muss ich schon sagen, es ist zu einem sehr großen Teil, zum größten eigentlich, wirklich einfach ein historischer Roman, allerdings schon mit gigantischen Anleihen im "gruseligen Bereich", will ichs jetzt mal nennen - gigantisch nicht etwas daher, dass es einfach ein Gurselroman mit historischen Elementen ist, sondern gigantisch deshalb, weil es schon sehr oft solch gruselige Stellen gibt, aber vor allem sind die einfach unfassbar eingebracht, noch nie oder zumindest sehr selten habe ich während des Lesens so oft die Augen auf- und die Brauen hochgerissen, hab den Atem angehalten und erst wieder losgelassen, als mein Körper mich höflich aber bestimmt darauf aufmerksam machte, dass es ihm dringendst nach Sauerstoff gelüste. Diese Spannung ergibt sich irgendwie auch aus sehr vielen Elementen, zum einen ist es - wie auch viele Rezis auf Amazon schon haben anklingen lassen - ein historischer Roman auf hohem Niveau, das heißt all die historische Recherche, die im Verlauf der Handlung betrieben wird, ist für sich schon sehr spannend und da dann eben immer wieder die Momente, in denen es ein über die Maßen spannender Vampir-Roman ist. Diese Momente treten sehr häufig auf, allerdings sind sie keineswegs überstrapaziert, man ist aber gleichzeitig fantastischerweise auch nicht versucht, sich diese Momente noch häufiger zu wünschen, sehr gut verteilt das Ganze sozusagen.


    Ich kann jetzt schlecht all die Aspekte aufzählen, die die geniale Spannung des Romans wirklich ausmachen, dazu muss man ihn einfach selber lesen, vielleicht nur noch 2 Gesichtspunkte, zum einen ist es eben wirklich schön, wie sich die historische Recherche und die Facette des gruseligen Vampir-Romans ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Sachen Spannung bieten und zum anderen muss ich sagen, dass ich noch seltenst so freudig erregt war, wenn die nächste Seite nur halb bedruckt war und somit ein Kapitel zu Ende ging wie das bei diesem Roman der Fall ist, denn die Enden der Kapitel bieten meist bzw. eigentlich jedes Mal absolute Höhepunkte an Spannung, da sie auch völlig unerwartete Ereignisse, Schlussforderungen, Geschehnisse und Gedankengänge zutage fördern, die so unerwartet und atemberaubend auftreten, dass es ein Wunder ist, dass man sie als Leser dennoch so bereitwillig zuu akzeptieren und regelrecht aufzusaugen vermag, ohne dass sich jegliches Gefühl von Unlogik, Übertreibung oder gar hyperbelähnlichen Strukturen auftun würde - man hat also nie das Gefühl, dass die Handlung durch eine Art allmächtiges, administratives Eingreifen der Autorin (welches selbigen ja nun mal möglich ist, sage ich mal) vorangetrieben würde, vielmehr fungieren diese manchmal für mein Emfpinden fast schon halsbrecherischen Kapitelendungen quasi wie ein Lasso, das sich einem eng um den Hals schnürt und einen wieder einholt, wenn man eigentlich dachte "Dieses Kapitel noch, dann geh ich schlafen und les morgen weiter."



    Das mag sich jetzt nach reichlich überkandidelter Lobhudelei anhören, aber tatsächlich hab ich eigentlich nur meine bisheren Eindrücke, die ich so nach über der Hälfte des Buches sammeln konnte, geschildert -natürlich hat man mit diesem Buch nid den Stein der Weisen in Händen, aber wie der Focus schon meint, "ein mit allen Wassern gewaschener Schmöker" eben.



    Im letzteren oder hinteren Teil des Buches tun sich dann allerdings doch einige Längen auf, so um die Ereignisse mit der bulgarischen Sängerin, welche dann zwar recht fix wieder mit plötzlichen Ereignissen hinweggefegt wird, muss man schon sagen, und dadurch entstehen auch keine wirklich "langen Längen", so dass es wirklich langwierig werden könnte, aber immer mal wieder zwischendurch lässt sich dieser Eindruck nicht so ganz von der Hand weisen, auch den Schluss finde ich alles in allem ein klitzekleines bisschen unbefriedigend, von daher gibt es


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Bin auch sehr gespannt und voll freudiger Erwartung, was als nächstes von Elizabeth Kostova kommen wird, ich hatte es schon, als ich das Buch das erste Mal in der Buchhandlung in Händen hielt, im Gefühl, dass das ein großartiger Roman sein könnte oder müsste und so ist es schlussendlich ja auch gekommen.

  • Hallo Ihr Lieben,


    so, im Rahmen des SLW 2008 und v. a. weil mich die ganzen positiven Rezis so neugierig gemacht haben, habe ich auch das Buch "Der Historiker" gelesen.


    Meine Meinung:
    Auf 2 verschiedenen Zeitebenen wird eine Spurensuche nach Dracula beschrieben und v. a. der Frage nachgegangen, ob Vlad III, Fürst der Walachen, tatsächlich tod ist oder doch als Dracula immer noch durch die Welt geistert.
    In Berührung mit der Legende Dracula kommen alle Beteiligten, in dem sie ein mysteriöses Buch erhalten, dass sie von da an nicht mehr los werden. Beschäftigen sie sich dann jedoch mit Dracula genauer und fangen an Nachforschungen anzustellen, ereignen sich mysteriöse und gefährliche Dinge. So ein Buch erhält auch der Vater der Erzählerin eines Tages und begibt sich ebenfalls auf Spurensuche. Diese Suche führt ihn durch halb Europa und an die entlegensten Orte. Doch erst Jahre später kommt die "Schnitzeljagd" zu ihrem wirklichen Ende...


    Das Buch wechselt zwischen der Erzählebene aus Sicht der Tochter und in der Vergangenheit aus Sicht des Vaters. Mitten drin finden sich dann auch noch Briefe von den unterschiedlichsten Personen, die auch noch andere Perspektiven beleuchten. Auf den verschiedenen Etappen quer durch Europa lernt man als Leser einiges über die Geschichte Europas und v. a. natürlich einige Einzelheiten über Vlad III, der durch Bram Stoker als Dracula bekannt wurde. Neugierig durch das Buch, habe ich einige Dinge nachgelesen und dadurch festgestellt, dass die Autorin sich doch sehr stark an wirklichen Tatsachen orientiert hat und nur teilweise natürlich ihrer Fantasie Raum gegeben hat.


    Durch die verschiedenen Erzählzeiten und -perspektiven und immer neue Erkenntnisse, die die Protagonisten machen, ist das Buch sehr fesselnd und natürlich möchte man als Leser unbedingt schließlich auch die Auflösung erfahren.


    Durch die Ich-Erzählweise kommt man als Leser der jeweiligen Ich-Figur doch näher und kann sich gut in sie einfühlen. Andere Nebenfiguren bleiben dabei jedoch teilweise ein bisschen blass.
    Sehr interessant war für mich die eingestreuten Informationen zu den ehemaligen Ostblockstaaten und natürlich die Probleme zwischen Kommunismus und der westlichen Welt gerade zu der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.


    Das Buch war für mich jetzt weniger ein Horror-Roman, als eine gut geschilderte und mit sehr viel Informationen ausgestattete Spurensuche. Richtig brutale Szenen gab es gar keine und nur ein paar Gruselige, die ich aber auch nicht als sehr schlimm empfand, sondern die sich gut in das Buch gefügt haben.


    Leider hat mich dann das Ende auch sehr enttäuscht: Nach dem über Seiten hinweg nur auf das Ende hingefiebert wurde, hatte ich dann das Gefühl, dass die Autorin irgendwie jetzt das Buch zu Ende bringen wollte und alles nur noch schnell hingeschrieben hat. Die Auflösung um Dracula und auch um die Mutter, v. a. die Erklärung, fand ich nicht so überzeugend und hatte eine höhere Erwartung.


    Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen und ich werde es bestimmt noch mal lesen, einfach nur wegen den ganzen geschichtlichen Informationen, die es vermittelt.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Für den SLW 2009 habe ich das Buch jetzt auch endlich gelesen und es hat zu Unrecht so viel Zeit auf meinem SUB verbracht. Hier meine Meinung:


    Die Ich-Erzählerin dieses Romans, deren Namen man nicht erfährt, findet zufällig in den Unterlagen ihres Vaters ein altes Buch, in dem sich mehrere Briefe befinden. Neugierig, wie das junge Mädchen ist, beginnt sie den ersten Brief zu lesen. Durch die Anrede „Mein lieber, unglücklicher Nachfolger“ wird bereits deutlich, dass es sich um keinen gewöhnlichen Brief handelt. Als sie ihren Vater darauf anspricht, beginnt dieser Stück für Stück von seiner Vergangenheit und ihrer toten Mutter zu erzählen und breitet vor ihr die Geschichte ihres Unglücks aus. Begonnen hatte alles damit, dass ihm auf mysteriöse Weise ein Buch zugespielt wird, dessen Seiten alle leer sind – bis auf eine, auf der ein Drachen und das Wort Drakulya abgedruckt sind. Voller Neugier stürzt sich der damalige Doktorand auf die Suche nach der Wahrheit zwischen den vielen Legenden über Vlad Tepes, auch bekannt als Dracula. Doch zu seiner Bestürzung muss er erkennen, dass manche Legenden einen wahren Kern haben.


    Zu Beginn des Romans wendet sich die Ich-Erzählerin in einem Vorwort direkt an die Leser und bereitet sie mit einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts der folgenden 800 Seiten darauf vor, was sie erwarten wird. Danach versetzt sie sich zurück in ihre Vergangenheit, als sie noch das relativ unbeschwerte Leben einer 16jährigen führte. Während des ersten Teils des Romans bleibt die Handlung größtenteils in dieser Zeitebene, doch die Rückblicke des Vaters in seine Vergangenheit und Briefe dessen Vorgängers an seinen „lieben, unglücklichen Nachfolger“ nehmen immer mehr zu, bis diese die Geschichte dominieren und nur kurze Blenden in die Gegenwart des Mädchens den Erzählfluss unterbrechen.


    Diese Zeitebene ist es auch, die den stärksten Sog ausübt, denn aufgrund hervorragender Recherchen erfährt man vieles über das historische Vorbild von Bram Stokers Dracula. Unweigerlich beginnt man sich zu fragen, was wahr und was von der Autorin hinzugedichtet wurde – die Grenzen beginnen zunehmend zu verschwimmen. Als Leser kann man daher sehr gut nachvollziehen, wie sich die Ich-Erzählerin fühlt, die immer mehr den Boden unter den Füßen verliert, je tiefer sie in die Vergangenheit ihres Vaters eintaucht.


    Das einzige Manko, was mir auffiel, waren die etwas gehäuft auftretenden Zufälle, insbesondere was Helens Herkunft und die Ermöglichung der Recherchen des Vaters der Ich-Erzählerin in den Ostblock-Ländern angeht. Meinem Lesefluss und meiner Begeisterung hat das jedoch keinen Abbruch getan, so dass ich mich unmittelbar nach Beendigung des Buches auf die Suche nach einer Biografie von Vlad III. gemacht habe. Von mir gibt es deshalb
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Den Historiker habe ich auch mal angefangen. Wohlgemerkt angefangen, nach den ersten 50 oder 100 Seite (ich weiß nicht mehr genau wieviele) wollte ich nicht mehr im dunkeln durch das Haus gehen. Ich bin ja ein Weichei was solche Bücher betrifft. Für mich war es definitv zu gruselig. Obwohl mir der Schreibstil sehr gut gefallen hat.

  • Hallöchen!


    Ich habe jetzt mal nachgesehen, wo ich stecken geblieben bin. Und zwar auf Seite 308. Ich versuche zwar alle paar Monate wieder, in das Buch reinzukommen und nicht bei der erstbesten Wiederholung die Augen zu verdrehen, aber ich glaube, Frau Kostova hat mich verloren.


    Nun ärgert es mich, dass ihr alle so begeistert seid und ich anscheinend zu blöd bin, um mich auch zu begeistern. Ich sehe schon, das wird mein zweiter "Lycidas". Durchquälen, nachdenken, freuen, dass ich's doch gelesen habe. :breitgrins:


    Liebe Grüße,
    Wendy (die sich sowas von gar nicht gefürchtet hat, obwohl sie ein kleines Kaninchen ist)

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Och Du, ich würde mich da nicht verrückt machen. Wenn's Dir keinen Spaß macht, brauchst Du damit auch keine Lesezeit verschwenden ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jaaaa, weiß ich ja. Aber es nagt dann halt doch immer an mir. Ich denke dann immer: Vielleicht wird's ja aber der Hälfte richtig gut und ich verpasse dann einen großartigen Roman. :spinnen:


    Aber momentan habe ich ohnehin keine Lust auf das Buch. Das wird dann in einer Leseflaute herhalten müssen und noch eine Chance kriegen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Jaaaa, weiß ich ja. Aber es nagt dann halt doch immer an mir. Ich denke dann immer: Vielleicht wird's ja aber der Hälfte richtig gut und ich verpasse dann einen großartigen Roman. :spinnen:


    Nee, ich fand es von Anfang an toll. Wenn es also nach so vielen Seiten noch nicht geklappt hat, nimm es einfach erst in ein paar Jahren wieder in die Hand. :winken:

  • Ich bin nun auch mit dem Roman "durch". Zum Inhalt muss ich wohl an dieser Stelle nicht mehr viel sagen.
    Aber mir eine Meinung zum "Historiker" zu bilden fällt mir wirklich schwer. Die ersten 200-300 Seiten haben mich total mitgerissen, es passieren mysteriöse Dinge mit dem Fund eines alten Buches und der Leser wird nur nach und nach durch Erzählungen und Briefe häppchenweise aufgeklärt. Das alles geschieht im Rahmen eines, wie ich finde, sehr süßem Vater-Tochter Verhältnis. Dann verschwindet der Vater und ab dem Zeitpunkt ging es mit meiner Meinung zum Buch steil bergab. Leider.
    Qantaqa hat schon geschrieben, was auch ich denke:


    Aber schon mit der nächsten Reise nach Bulgarien verbreitet sich wieder Langeweile, weil sich die Handlung ständig wiederholt: Reise, Dokumente sichten, mit Vorhandenem vergleichen, Schlüsse ziehen, Gelehrte aufsuchen und befragen, dem Geheimdienst ausweichen, weiterreisen. Und das immerhin einmal durch Osteuropa und zurück. Nur die Schauplätze wechseln.
    Interessant fand ich zunächst die Erzählung auf drei Zeitebenen und teilweise in Briefform (sicher angelehnt an Stokers Roman), leider verbraucht sich dieses Stilmittel aber recht schnell, sodass mich schließlich diese Erzählweise nur noch genervt hat.


    Nachdem sich der Vater in seinen Erzählungen auf die Reise durch Europa auf der Suche nach seinem verschwundenen Doktorvater und Dracula macht, macht er an den verschiedenen Orten immer wieder Bekanntschaft mit einem anderen Akademiker, sie gehen essen, er vertraut ihnen seine mysteriöse Geschichte an und es stellt sich heraus, dass der andere ebenfalls so ein altes Buch gefunden hat, also ebenfalls irgendwie in die Geschichte verwickelt ist. Außerdem hat dieser irgendwelche zusätzlichen Informationen gesammelt, wobei auch viele der Hinweise für mich irgendwann einfach zu aufgesetzt waren. Zunächst fand ich das sehr spannend, aber dann hatte es irgendwann den Effekt, dass man bei einem Horrorfilm immer wieder den gleichen Schockmoment erlebt. Irgendwann nervt es und ist auch nicht mehr spannend.
    Ich finde es besonders bei diesem Roman so schade, weil ich halt den Anfang wirklich klasse fand. Die letzten 400 Seiten waren für mich einfach überflüssig und während die Briefform, in der die meisten Sachen geschildert wurden, anfangs noch passend war, wirkte es für mich zum Schluss eher aufgesetzt und unnötig. So wie qantaqa hat es mir irgendwann richtig genervt.
    Schade! Für den Auftakt würde ich volle Punktzahl geben, aber insgesamt gibt es von mir:
    3ratten

    ~ The world is quiet here ~

  • Ich habe den Historiker heute ausgelesen und bin hin- und hergerissen.


    Einerseits gefällt mir der ruhige Ton, die Atmosphäre, der Stil und die Spurensuche ... auch die Zeiten sind schön ineinander verwoben (wobei die Briefe derart detaillierte Erzählungen haben das sie einfach nicht als Briefe durchgehen können ;)). Und ist das Buch sehr informativ was die Geschichte Osteuropas betrifft.


    Andererseits zog sich das Buch teilweise wie Kaugummi. Da kann ich qantaqas und WitchCookies Beiträge unterschreiben. Die Geschichte floss langsam dahin. Spannung kam bei mir nur leidlich auf. Die sich ständig wiederholende Handlung kombiniert mit dem langsamen Erzähltempo erstickte jeglichen Aufbau größerer Spannung. Die Handlungshöhepunkte waren hingegen so knapp und kurz gehalten, dass sie in der Geschichte untergingen. Das enttäuschte mich dann doch sehr.


    Über 800 Seiten waren definitiv zu lang.


    Ich vergebe deshalb die neutrale Wertung von 3ratten