Hallo zusammen,
vor kurzem habe ich innerhalb von etwa 6 Wochen alle 4 Bände von Osten Ard gelesen:
1. Der Drachenbeinthron
2. Der Abschiedsstein
3. Die Nornenkönigin
4. Der Engelsturm
Ich habe eure Meinungen hier im Thread gelesen und will meinen Kommentar zu den Büchern mal hier notieren, bevor die Erinnerung zu sehr verblaßt.
Anfangs habe ich mich sehr schwergetan (bin kein typischer Fantasyleser). Der erste Band hat, wie andere vor mir schon erwähnten, tatsächlich seine Längen. Zunächst mußte ich mich mühsam mit all den verschiedenen Personen, Ländern, Ortsnamen und Völkern anfreunden. Die Handlung wurde sehr lange vorbereitet, ohne daß viel passierte. (Mit der Zeit merkt man allerdings, daß man viele der Länder und Völker einfach real existierenden zuordnen kann.) Ich habe auch merkwürdige Sprünge in der Handlung (z.B. Orts- und Zeitwechsel ohne Absatz) und unlogische Wendungen gefunden. Vielleicht ist es aber auch nur schlecht übersetzt?
Bis ich so richtig in der Geschichte "drin" war, hat es fast bis zur Mitte des zweiten Bandes gedauert. Von da an hat das Lesen Spaß gemacht und ging auch zügig voran. Es war wirklich spannend und fesselnd, wobei bis zum dritten Band eine Steigerung da war, den vierten fand ich dann wieder etwas langatmiger.
Die vielen Handlungsebenen, die es im zweiten und dritten Band gab, waren manchmal etwas schwierig. Ich fand es zwar nicht unbedingt komplex, aber doch etwas verwirrend und könnte mir vorstellen, daß man Probleme hat, der Handlung zu folgen und alles im Kopf zu behalten, wenn man nicht viel Zeit zum Lesen hat und jeden Tag nur ein paar Seiten schafft.
Insgesamt ist es eine wirklich schöne Geschichte, in der man richtig aufgehen kann. Der Autor schafft es, daß man mit den Personen mitfühlt, mitdenkt und mithofft. Die Sithi zum Beispiel gefielen mir (unter anderem) sehr. Einige Dinge fand ich trotzdem nicht gut. Insbesondere störte mich, daß die Hauptperson Simon anfangs so überaus unsympathisch eingeführt wurde. Das hat mich fast dazu gebracht, den ersten Band ungefähr in der Mitte abzubrechen (hätte ich hier nicht gelesen, daß es später besser wird... ). Ich fand dann auch seine Wandlung vom tolpatschigen, sozial unfähigen Küchenjungen zum verantwortungsvollen Ritter und tapferen Krieger ziemlich unglaubwürdig - der Gang der Ereignisse in der Geschichte konnte mir Simons Entwicklung einfach nicht plausibel genug begründen,
trotz seiner am Ende aufgedeckten königlichen Abstammung.
Es passierte auch vieles ein wenig zu schnell: er lernte im Eiltempo das Kämpfen mit dem Schwert, erholte sich rasend schnell von diversen Anstrengungen und so weiter (eine Woche im verschneiten Wald zu überleben ist auch höchst unwahrscheinlich - aber okay, dichterische Freiheit). Mit Simon konnte ich mich über alle vier Bände nicht so richtig anfreunden, aber meine Lieblingspersonen im Buch waren sowieso andere (Deornoth und Tiamak, zum Beispiel).
Noch zwei Kritikpunkte: Erstens: vieles aus der Handlung und aus der Struktur der Geschichte hat mich doch recht stark an den "Herrn der Ringe" erinnert. Und die ädonitische Religion ist eine getreue Kopie des katholischen Christentums, mit allen Symbolen und Strukturen bis hin zu Vatikan und Papst - wozu war das denn nötig?? Der Autor hat doch Phantasie, die hätte er ja hier mal walten lassen können.
Und zweitens fand ich die Auflösung des Ganzen am Ende ein wenig schwach.
(Achtung Spoiler)
Daß es am Ende genügte, daß Simon einfach nur Mitleid mit Ineluki haben mußte, um ihn zum Verschwinden zu bringen (so habe ich das jedenfalls verstanden) fand ich doch, sozusagen, etwas dünn.
Als wären dem Autor am Ende die Ideen ausgegangen. Allerdings verstehe ich schon die Schwierigkeit, eine so langwierige Geschichte zu einem befriedigenden Ende zu bringen.
Was mich die ganze Zeit über beim Lesen beschäftigt hat, war, wer wohl der "falsche Bote" sein mag, der sich durch alle vier Bände zieht. Ich hatte verschiedene Vermutungen, die sich aber alle als falsch herausstellten, und auch hier hat mich die Auflösung nicht ganz überzeugt (oder war es das Ziel des Autors, seine Leser hier die ganze Zeit auf eine falsche Spur zu setzen?)
Aber ich will nicht meckern! Insgesamt war es ein schönes Leseerlebnis und hat Spaß gemacht. Ich hätte freudig auch einen fünften Band gelesen.
Hier noch eine Wertung:
1. Der Drachenbeinthron +
2. Der Abschiedsstein
3. Die Nornenkönigin +
4. Der Engelsturm +
Viele Grüße, Katja