Mayra Montero – Wo Aida Caruso fand

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    Inhalt: Am 13. Juni 1920 explodiert eine Bombe im Teatro Nacional, Havanna, während der Aufführung der Oper Aida. Auch Enrico Caruso flüchtet in seinem Radames-Kostüm aus dem Chaos. Verständlicherweise etwas verwirrt und mitgenommen, läßt er sich von einer Frau in die Küche eines nahegelegenen Hotels ziehen. Aida Petrirena Cheng ist die Tochter eines Chinesen und einer Mulattin, verwitwet, die kleine Tochter ist früh verstorben. Aidas Pate Calazán hatte ihre Zukunft vorausgesehen, gesehen, daß ein kranker Mann auftauchen und in Aidas Leben treten würde, und ihr das Versprechen abgenommen, diesen Mann zu ihm zu bringen, damit er verhindern könne, daß dieser auf der Insel stirbt. Aida hält sich an diese Anordnung und damit beginnt ein Versteckspiel, denn einerseits nimmt Caruso durchaus seine geplanten Auftritte wahr, andererseits wechselt er zusammen mit Aida ständig den Aufenthaltsort. Offensichtlich wird er verfolgt, es erreichen ihn mehrere anonyme Drohbriefe, in New York wird seine Appartment überfallen, er scheint Ziel von Mordversuchen zu sein. Die Reinigungsrituale, die Calazán durchführen will, werden erheblich durch die Tatsache beeinträchtigt, daß Caruso und Aida sich ineinander verliebt haben. Aida ist wild entschlossen, an dieser Beziehung festzuhalten und organisiert eine Flucht in einen abgelegenen, nur per Schiff erreichbaren Ort. Das Leben hat jedoch anderes mit den beiden vor.



    Meine Meinung: Montero betreibt hier ein geschicktes Spiel mit Schein und Fakt. Die Bombe sowie die Auftritte von Caruso hat es tatsächlich gegeben und es ist wohl wirklich so, daß Lücken in dem Wissen über seinen Aufenthalt klaffen. Es könnte also so gewesen sein, wie Montero es hier schildert – oder auch ganz anders.


    Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Aidas Tochter Enriquetta, nach ihrem berühmten Vater benannt, dessen Nachnamen sie nicht tragen konnte, spürt den 30 Jahre zurückliegenden Ereignissen nach und schreibt sie nieder. Diese Aufzeichnungen bilden im wesentlichen das Buch. Kapitel, in denen die krebskranke Aida ihrer Tochter selbst berichtet, wechseln mit jenen anderer Menschen, die mit der Geschichte in Verbindung stehen und die Enriquetta aufsucht, sei es ein ehemaliger Journalist, ein Arzt, Freundinnen ihrer Mutter, Bekannte ihres chinesischen Großvaters usw. usf. Optisch sind die Aida-Kapitel mit Zitaten aus dem Aida-Libretto überschrieben, die Enriquetta-Kapitel beginnen jeweils nur mit einem *, so daß immer klar ist, welche grundsätzliche Perspektive zu erwarten ist. Manche der Berichte, die Enriquetta erhält, bestätigen sich gegenseitig, manche widersprechen sich, und daraus bezieht es eine hohes Maß an Glaubwürdigkeit, denn so würde eine Spurensuche nach 30 Jahren wohl ablaufen, mit all den über die Jahre gepflegten, verdrängten, angepaßten ... Erinnerungen.


    Interessant fand ich auch die vielen Bezüge zu westafrikanischen Riten und Glaubensvorstellungen, die hier breiten Raum einnehmen, vor allem aus dem Bereich der Yoruba. Da ich inzwischen einiges an Literatur von dort gelesen habe, kam mir vieles recht bekannt vor. Allerdings präsentiert Montero hier natürlich keine „reine“ Religion, sondern einen Synkretismus aus chinesischen, christlichen und Yoruba-Vorstellungen, was zu teilweise irritierenden Beschreibungen dieser Riten führt, da die Vorstellungen dahinter uns hier doch eher fremd sind. Aber zusammen mit dem allgegenwärtigen Klima verbreitet dies eine sehr „karibische“ Stimmung, ich war immer versucht, mir einen Mojito dazu zu mixen :zwinker:


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen