Helen Humphreys - Der vergessene Garten

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.331 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annabas.

  • <b>Inhalt</b>
    England im Frühjahr 1941. Die junge Gartenarchitektin Gwen verlässt das kriegsgezeichnete London, um auf einem Landsitz in Devon Nutzpflanzen anzubauen. Keine leichte Aufgabe für die zurückhaltende Gwen. Auch als Vorgesetzte einer Gruppe junger Mädchen, die ihr bei diesem Projekt zur Seite stehen, tut sie sich schwer. Ihre Helferinnen sind mehr an den dort stationierten kanadischen Soldaten interessiert als an Gartenarbeit. Doch Gwen liebt das Anwesen, mit geradezu detektivischem Spürsinn streift sie durch die verwilderten Anlagen. Und entdeckt schließlich einen geheimen Garten, der ihr Leben für immer verändern wird.


    <b>Meine Meinung</b>
    Die Autorin versteht es auf sanfte Art Gefühle zu vermitteln! Die Beschreibungen des bombardierten London stimmten mich traurig, einige innere Monologe von Gwen machten mich etwas melancholisch - andere wiederum brachten ein Lächeln auf mein Gesicht.
    Es gibt viele schöne Stellen, z.B. gleich zu Beginn:

    Zitat

    Können Worte direkt ins Herz treffen? Ist das möglich? Können Worte so direkt wirken wie Rosenduft? Ein Mann an einer Straßenecke ruft etwas, und ich wende den Kopf dieser Stimme zu, wie ich ihn dem Duft einer Kletterrose zuwenden würde, die eine Laube überwuchert.


    Die Beschreibung des vergessenen Gartens, seine Entdeckung, Pflege und Geschichte haben es mir besonders angetan. Er besteht aus mehreren Teilen, von denen aber erst nach und nach erzählt wird - und jeder Teil hat seine eigene Botschaft. Die Art dieses Gartens ist eine tolle Idee!
    Die Hauptperson ist auch sehr vielschichtig angelegt, sie macht sich nicht nur um ein Thema Gedanken. Krieg, Liebe, Familie, Blumen, Arbeit, Bücher, andere Personen - all das vermischt sich.


    Bücher spielen auch eine Rolle, Gwens umfangreichstes Buch ist The Genus Rosa (eine Rosen-Enzyklopädie in zwei Bänden) - dieses benutzt sie auch für ihr Trostritual. Und sie macht sich Gedanken über Buch und Autorin, besonders schön fand ich:

    Zitat

    Ich bin nur ein paar Jahre älter als der erste Band von The Genus Rosa. Mir gefällt der Gedanke, dass Miss Willmott mitten im Schreiben war, als ich geboren wurde. Gab es eine bestimmte Rose, an der sie in dem Moment arbeitete, als ich geboren wurde? Die Arvensis vielleicht, oder die Phoenicea? Vielleicht sogar die Rosa rugosa selbst. Mir gefällt der Gedanke, dass der Augenblick meines ersten Atemzugs auf dieser Erde mit dem Augenblick zusammenfällt, als Miss Willmott Rosa rugosa oben auf ein blankes Blatt Papier schrieb.


    Die Geschichte als ganzes hat kein richtiges Happy End, was mich im ersten Moment etwas traurig machte. Mittlerweile denke ich aber, dass so ein "Friede-Freude-Eierkuchen"-Ende nicht zu Buch und Schauplatz gepasst hätte, es wäre einfach unrealistisch gewesen. Es gab schöne, traurige und lustige Momente - genau wie im wirklichen Leben. Und wir erfahren zumindest noch, wie es mit Gwen weitergeht...


    5ratten


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  • Ich habe dieses Buch gestern Abend im Rahmen des Osterlesewochenendes gelesen und es nicht bereut:


    Dieses Buch hat mich sehr aufgewühlt und hat mich zutiefst berührt. Am Ende saß ich da, den Tränen nahe. Das ist mir bei einem Buch so noch nie passiert. Ich kann sagen das es zu den besten Büchern zählt die ich bisher gelesen habe.


    Die Stimmung des Buches ist melancholisch, traurig und doch irgendwie schön. Schwierig zu beschreiben.
    Der Krieg ist allgegenwärtig und die Autorin verwebt die Geschichte sehr schön mit ihm.
    Alles in diesem Roman wirkt, als ob jemand die Zeit angehalten hätte, den Atem. Und wenn die Zeit weiter läuft, man weiter atmet, verschwinden alle, werden in alle Winde zerstreut und sehen sich nie wieder.


    Gwens Gefühle und ihre Ängste sind gut nachvollziehbar. Auch die anderen Figuren kamen mir sehr nahe, die Autorin hat mit ihren wenigen Seiten das geschafft, was andere Autoren nicht mal mit 500 Seiten und mehr schaffen. Sie hat auf den knapp 200 Seiten mehr erzählt als nur die Geschichte um eine Junge Frau und diesen Garten auf dem Land. Es geht um Liebe, Hoffnung, Verlust. Aber die Autorin erzählt keine Kitschige Liebesgeschichte. Sie erzählt von den Gefühlen und Ängsten der Menschen in ihrem Roman.


    Ich versuche zu erklären weshalb mich das Buch so berührt hat... irgendwie ist das schwer zu erklären. Die Stimmung, die Melancholie, ja sicher. Ich habe eine schwäche für Melancholische Bücher. Aber vielleicht auch dieser kleine Hoffnungsschimmer an Ende des Buches.


    Meine Lieblingsstelle:


    S. 54


    Zitat


    Ich träumte von einem Gestrüpp aus Rosen, und als ich erwachte, war das erste, was ich sah, Rosen. Der hölzerne Bogen über meinem Kopf war eine rosenumrankte Laube. Massenhaft Rosen. Alle brannten.


    5ratten

  • Hallo HoldenCaulfield,


    durch deine Rezi ist das Buch jetzt auf meiner Wunschliste gelandet. Danke!


    Grüßle von Annabas :winken:

  • Helen Humphreys – Der vergessene Garten


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    Inhaltsangabe:


    Die junge Gartenarchitektin Gwen verlässt London, um auf dem Land für die Lebensmittelversorgung im zweiten Weltkrieg Gemüse und Nutzpflanzen anzubauen. Auf dem Landsitz, in dessen verwilderten Gärten sie dies mit einer Gruppe freiwilliger Helferinnen tun soll, entdeckt sie einen vergessenen Garten, der sie fasziniert und nicht mehr los lässt.
    Die Geschichte spielt 1941 in England.


    Der erste Satz:


    „Was kann ich über die Liebe sagen?“


    Meine Meinung zum Buch:


    Ich habe selten so ein melancholisches und gleichzeitig poetisches Buch gelesen.
    In nicht einmal 200 Seiten hat Helen Humphreys eine kurze, aber entscheidende Episode in Gwens Leben beschrieben, die mehr echte Gefühle und Gedanken auslöst, als viele dicke Schmöker, die ich vorher gelesen habe.
    Besonders hat es mir die Sprache angetan, in der dieses Buch geschrieben ist. Sie ist leise und ruhig, sehr poetisch und einfach wunderschön.
    Die Beschreibung der verwilderten und verwunschenen, alten Gärten hat mich ebenso fasziniert wie die Sprache. Als Hobbygärtnerin konnte ich Gwens Neugier und Leidenschaft für den vergessenen Garten sehr gut nachvollziehen, aber ich denke, auch Nicht-Gärtnerinnen ist dies möglich.
    Zu kritteln habe ich nur, dass mir Gwen in ihrer Schwäche und Unbeholfenheit manchmal doch etwas auf die Nerven ging. Aber das wird zehnmal durch die Sprache und die Geschichte an sich wieder aufgewogen.


    Meine Bewertung: 4ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken: