Peter Prange - Miss Emily Paxton / Die Rebellin

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.734 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Heimfinderin.

  • Hallo,


    wie versprochen, kommt nun die Rezension zu "Miss Emily Paxton".


    Klappentext
    London, 1851. Im Hyde Park, dem Herzen der Hauptstadt, entsteht ein Bauwerk, wie die Welt noch keins gesehen hat: der "Kristallpalast", ein glitzernder Traum aus Glas und Stahl. Hier soll das Fest der ersten Weltausstellung gefeiert werden, ein Paradies auf Erden. Emily Paxton, Tochter des Baumeisters, ist fasziniert von der Vision. Dann aber trifft sie Victor wieder, den vergessenen Freund ihrer Jugend, und das Drama der Weltausstellung wird zum Drama ihrer Liebe. Denn Victor setzt alles daran, den Traum ihres Vaters als Albtraum der Menschheit zu zerstören.


    Meine Meinung
    Ich muss zugeben, das Buch fiel mir in der Bibliothek zunächst nur durch 3 Gesichtspunkte in die Hände: erstens war es völlig neu, zweitens: schönes Cover, drittens: spielt in London. Aufgrund dieser Punkte habe ich es (ohne große Erwartungen) einfach mal ausgeliehen, obwohl mich die Weltausstellung eigentlich nicht sooo sehr interessiert.


    Doch ich wurde positiv überrascht! Kaum mit dem Lesen begonnen, wurde ich sofort in die Geschichte reingezogen. Der geschichtliche Hintergrund scheint sehr gut recherchiert zu sein und wird ausgesprochen lebendig geschildert. Victor und Emily waren mir sofort symphatisch. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und der Schreibstil des Autors ist wunderschön!


    Fazit: Ein tolles Buch, den Autor werde ich mir mit Sicherheit merken. Vor allem der Schreibstil hat es mir angetan. Weil es zwischendurch aber ein paar (kleinere) Längen gab, vergebe ich insgesamt
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Eine Leseprobe könnt ihr übrigens hier finden. Geht aber leider mit dem zweiten Kapitel los. :winken:


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    Neuen Titel im Betreff ergänzt. LG Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Soviel ich weiß, ist es der dritte Teil einer Trilogie. Sollte man die anderen Teile vorher gelesen haben?

    viele Grüße<br />Tirah

  • Ich glaube, der Begriff "Trilogie" ist hier sehr weit gefasst und meint eher, dass alle Bücher ein ähnliches Thema behandeln. Ich kenne die anderen beiden Bücher übrigens auch nicht und habe alles problemlos verstanden. :smile:

  • Ich hab das Buch bei mir im Schrank stehen und werde es als nächstes durchnehmen. Meint ihr mit Trilogie die Bücher "Die Principessa" und "Die Philosophin" oder hat Peter Prange noch andere BÜcher geschrieben? "Die Philosophin" habe ich gelesen und war total begeistert und kann es auf jeden Fall weiter empfehlen.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Zitat von "nanu?!"

    Meint ihr mit Trilogie die Bücher "Die Principessa" und "Die Philosophin" oder hat Peter Prange noch andere BÜcher geschrieben?


    Genau. "Die Principessa", "Die Philosophin" und "Miss Emily Paxton" laufen unter dem Titel "Weltenbauer-Trilogie". Darüberhinaus hat Peter Prange auch noch "Das Bernstein-Amulett" geschrieben.

  • Kurzbeschreibung
    In den Augen seiner Tochter ist Joseph Paxton ein Zauberer. Nichts scheint es zu geben, was er nicht kann. Vom einfachen Gärtner stieg er zum Architekten und Eisenbahnkönig auf – ein Selfmademan par excellence. Voller Begeisterung eifert Emily ihm nach, um von ihm das Geheimnis des Lebens zu erfahren. Als sein Zauberlehrling wirkt sie mit an der Verwirklichung des großen Plans, im Hyde Park einen Tempel des Fortschritts zu errichten, in dem die Völker der Welt ihre herrlichsten Errungenschaften zusammentragen.


    Doch das Wiedersehen mit Victor stellt Emilys Leben von Grund auf in Frage. Plötzlich scheint nichts mehr so, wie es war. Durch ihren Jugendfreund, einen ebenso intelligenten wie sensiblen Außenseiter, erfährt sie, dass das Paradies, von dem ihr Vater träumt, eine schmutzige, dunkle Kehrseite hat. An Victors Seite lernt sie die Elendsviertel von London kennen, und je tiefer sie in diese Unterwelt eindringt, desto deutlicher wird ihr bewusst: Um all die Wunder zu vollbringen, die ihre eigene Welt ausmachen, fordert der Fortschritt von den Menschen täglich grausame Opfer. Eine bohrende Frage drängt sich ihr auf: Was ist der Kristallpalast – ein Tempel des Fortschritts oder ein Tempel der Unterdrückung und Schande? Zweimal macht Emily sich zur Komplizin, zweimal gerät sie in Konflikt mit sich selbst. Dann aber kommt der Tag, an dem sje sich entscheiden muss: zwischen ihrem bewunderten Vater, der den kühnsten Traum des Jahrhunderts träumt, und ihrem Geliebten, der diesen Traum zum bösen Alptraum erklärt. Welchen Weg wird sie gehen?



    Das Buch habe ich am WE ausgelesen und ich bin beeindruckt. Der Schreibstil war sehr gefällig und man kam sehr schnell in die Geschichte rein. Peter Prange hat einen Roman um tatsächliche Geschehen ( die Weltausstellung in London) und tatsächliche Personen (Joseph Paxton und Emily Paxton) geschrieben und das ganze mit seiner eigenen, erfundenen Geschichte verwoben. Man erfährt viel historisches, nicht nur die Wunder der Technik (Eisenbahn und die technische Revolution) sonder auch viel gesellschaftskritisches, nämlich die Schattenseiten des Fortschritts.


    Das Ergebnis ist absolut lesenswert.


    [size=9px]EDIT: Hallo Mascha, ich habe deinen Beitrag und den bereits bestehenden Thread zusammengefügt. Viele Grüße, Seychella[/size]

    Gruß Mascha

  • Prange erzählt uns hier die Entstehungsgeschichte des mächtigsten Bauwerks des 19. Jahrhunderts, des Kristallpalast. Es ist ein Traum von Henry Cole in diesem Bauwerk neue Erfindungen und die ganze Welt an einem Ort vereint zu sehen. Es soll ein Paradies des Fortschritts und des Friedens werden. Doch erst einmal muß Henry Cole die hohen Herren Londons von seiner Idee überzeugen. Auch den Prinzgemahl der Queen Victoria muss er auf seiner Seite ziehen. Keine leichte Aufgabe.


    Herrlich wie Peter Prange die damalige Zeit beschreibt. Gentlemans die mit ihren Zylindern, Fracks und Zigarren zustimmend "hört, hört" rufen und die edlen Damen mit ihren Teegesellschaften, ihren weiten Röcken und ihren kunstvoll verzierten Hüten.


    Gleichzeitig wird die Geschichte um Emily Paxton erzählt. Sie ist die Tochter des legendären Joseph Paxton, dem Bauherren des Kristallpalast.
    Sie soll die Ehefrau von Henry Cole werden. Aber eigendlich liebt sie Victor, einen einfachen Drucker. Doch wird die Geschichte niemals durch diese Liebelei kitschig. Emily führt uns durch die dritte Klasse und wir erfahren einiges über die Armut und den schmutzigen Arbeiterviertel.


    So gibt es die Chartisten, Gruppen von Arbeitern die ihre Rechte einfordern, und das nicht immer mit legalen Mitteln.


    Es ist nicht einfach nur ein Roman sondern auch ein Stück gelebte Weltgeschichte die von Gegensätzen geprägt ist. Prange benutzt eine einfache Sprache, somit liest das Buch sich flüssig.. Man kann sich ab der ersten Seite direkt in die damalige Zeit hinein versetzten. Es ist fast wie ein Sprung mit der Zeitmaschine.


    Fazit: unbedingt lesen.


    5ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Das Buch gibt es übrigens inzwischen unter dem Titel "Die Rebellin". Es ist das gleiche, nur der Titel wurde geändert.


  • Das Buch gibt es übrigens inzwischen unter dem Titel "Die Rebellin". Es ist das gleiche, nur der Titel wurde geändert.


    Och nööööö. Schon wieder ein "Die ...-in" Buch. Ok, es macht immerhin Sinn, damit es zu den anderen beiden passt, also "Die Principessa" und "Die Philosophin". Trotzdem leider genau die Art von nichtssagendem Durchschnittstitel, die ich mir im Buchladen nicht mit dem Hintern angucken würde. Hoffentlich wird es damit nicht in der Masse der Veröffentlichungen untergehen.

  • Ich habe eine der Taschenbuchausgaben mit neuem Titel Die Rebellin gelesen. Liebe Moderation, es wäre sicher sinnvoll, diesen neuen Titel auch im Betreff des Threads hinzuzufügen, damit es keine Unsicherheiten darüber gibt. Danke schön schon mal! :winken:


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    Klappentext
    London, 1851. Emily ist der Liebling ihres Vaters Joseph Paxton und seine engste Mitarbeiterin beim Bau des gigantischen Kristallpalasts anlässlich der Weltausstellung. Sie ist voller Bewunderung für ihn und ebenso wie er vom Glauben an den Fortschritt erfüllt. Dann trifft sie Victor wieder, den Freund aus Kindertagen. Die beiden verlieben sich ineinander – und Victor zeigt ihr seine Welt. Bisher kannte Emily nur das strahlende, moderne London ihres Vaters, jetzt sieht sie Hunger, Armut, Krankheit und Tod. Emily muss sich entscheiden zwischen ihrem bewunderten Vater und ihrem Geliebten.



    Meine Meinung
    Auch wenn ich es nachvollziehen kann, dass man diesen Roman den anderen des Autors (Die Philosophin, Die Principessa) wohl anpassen wollte, finde ich es schade, dass man den Titel geändert und somit der Masse der Die ---in Romanen zugefügt hat. Eigenständigkeit hätte gut zu dem Roman gepasst, denn er sticht für mich aus der Masse der historischen Romane heraus.


    Es ist kein Liebesroman in historischem Gewand, im Gegenteil, denn die Liebesgeschichte tritt unaufdringlich in den Hintergrund und es ist auch keine Geschichte über eine junge Frau, die sich mit schier übermenschlichen Kräften in irgendeiner Form alleine behaupten muss. Es ist die Geschichte des Kristallpalastes und der Menschen, die ihn erschaffen haben und die um ihn herum leben. Die Planer und Erbauer und all die Einflussreichen, die davon profitieren und die Entwicklung im Land vorantreiben auf der einen Seite und die armen Arbeiter, die mit 14 Stunden harter Arbeit, Krankheit und Ausbeutung in den Fabriken täglich um ihre Existenz kämpfen müssen auf der anderen Seite.


    Emily ist dabei die Tochter des berühmten Erbauers Paxton, die gemeinsam mit ihrem Vater vom Paradies, den der Kristallpalast für sie verkörpert, träumt. Victor ist ihr Jugendfreund, der auf der anderen Seite lebt und als Arbeiter das harte Leben der einfachen Leute kennt. Durch einen Zufall treffen sie nach langer Zeit wieder aufeinander und Emily werden die Augen geöffnet für eine Welt, die sie vorher nicht kannte und verdrängte. Der Autor hat es dabei ganz toll verstanden, die Unterschiede zwischen den Schichten deutlich zu machen. Die Unbedarftheit und Gedankenlosigkeit Emilys, für die die Welt aus immer neuen Wundern und Erfindungen besteht, die überall hin kutschiert wird, die noch nie eigenes Geld verdienen musste und für die es normal ist, den Tag mit Wein und Krabben zu beginnen, trifft auf eine Welt, in der Gestank, Dreck und Krankheit herrschen, in der viel zu viele Menschen in viel zu kleinen Hütten vor sich hindämmern, in der um jeden Penny gekämpft wird und in der die Frauen in Fabriken ausgebeutet werden und sich vor Entlassung nur schützen können, wenn sie ihre Röcke für die Aufseher heben.


    Der Schock darüber, dass es eine Kehrseite zum Bau ihres geliebten Kristallpalastes gibt und die Wut darüber, dass ihr Vater seinen Erfolg auf dem Rücken der einfachen Menschen feiert, ohne sich wirklich für diese zu interessieren, verändert Emily und zeigt auch dem Leser nun ein differenziertes Bild hinter der ganzen Euphorie.


    Toll beschrieben wurde die Planung und Entwicklung und auch die Begeisterung bei den Erbauern über das Entstehen des Kristallpalastes und das spätere Einziehen der unterschiedlichsten Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt. Die aufgeregte Stimmung der begeisterten Besucher war später toll zu spüren. Viele Details, z. B. die Vorrichtung für das Einsetzen der Glasplatten, ließen alles sehr anschaulich vor dem inneren Auge entstehen. Überhaupt schaffte es der Autor, die Zeit, die Personen und die damaligen Erkenntnisse und Entwicklungen (z. B. auch das unaufhaltsame Vorantreiben der Eisenbahn) deutlich darzustellen, dabei aber auch nicht die Angst und das Misstrauen auf der anderen Seite zu vergessen, die der Fortschritt auch bei dem ein oder anderen mitbringen kann. Ebenso deutlich und eindringlich zeichnete er aber auch das Bild der einfachen Arbeiter. Detailreiche Beschreibungen über die Lebensumstände und die Arbeit in einer Webefabrik ließen auch diese Welt lebendig werden.


    Eine besondere Faszination übte dabei für mich aus, dass bis auf Victor alle Charaktere historische Personen waren, deren tatsächliche Lebensstationen (wie auch die tatsächliche Entwicklung zum Bau des Kristallpalastes) hinten im Buch aufgeführt werden und mit den Geschehnissen im Roman so passend verknüpft wurden, dass man sich vorstellen konnte, dass alles genau so gewesen ist, die Personen genau so gedacht und gehandelt haben.


    Auf mich wirkte der ganze Roman sehr gut und bis ins Detail recherchiert und ließ das London der damaligen Zeit auf spannende und informative Weise aufleben und auch die Personen wirkten sehr lebendig und echt. Ein paar Längen hatte es zwischendurch und der Umschwung von Emily war vielleicht ein bisschen zu krass erfolgt, aber das störte mich nicht wirklich.


    4ratten