Jurga Ivanauskaitë - Die Regenhexe

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    Drei Frauenleben aus drei Epochen, die dennoch ein frappierend ähnliches Schicksal teilen, werden von Jurga Ivanauskaitë in diesem Roman einander gegenüber gestellt. Vika, die im modernen Litauen einer Psychologin ihr Liebesleid klagt, M.V., die in einer mittelalterlichen Gefängniszelle auf ihre Verbrennung als Hexe wartet und Maria Magdalena, die zur Zeitenwende einem Propheten namens Jesus begegnet - sie alle verbindet ihre bedingungslose, selbstzerstörerische Liebe zu einem Mann.


    Dass dieser Mann in allen drei Fällen ein “Heiliger” ist - bei Vika ein katholischer Priester mit Hang zur Klosterweihe, bei M.V. ein wundertätiger Eremit und in Maria Magdalenas Fall gar Gottes Sohn selbst - ist eins der verbindenden Elemente der drei Frauenschicksale. Alle drei Männer lassen die Frauen als Geliebte bzw. Lebensbegleiterin zu, verführen selbst oder werden verführt, bleiben aber ansonsten relativ farblos. Alle drei ziehen sich früher oder später auf ihre “öffentliche” Funktion als Seelsorger, Wundertäter oder Weltenretter zurück, das Zerbrechen der jeweiligen Liebesbeziehung wirft dagegen die Frauen in einen Abgrund der Verzweiflung, dessen Bewältigung (bzw. Nichtbewältigung) trotz der völlig unterschiedlichen Lebenssituationen frappierende Ähnlichkeiten aufweist.


    Dieses Buch lässt mich mit einem sehr zwiespältigen Gefühl zurück. Es ist toll geschrieben, keine Frage, und die Art, wie die trostlosen Innenwelten der Frauen dargestellt werden hat etwas zutiefst Beeindruckendes - kein Stoff, den man sich in Phasen depressiver Stimmungslagen antun sollte. Metaphernreich und ausgesprochen poetisch beschreibt Ivanauskaitë die Gefühlsextase der Liebenden, die übersteigerten Hoffnungen, die Flucht ins Mystische und die Suche nach Lebenssinn nach dem Verlassenwerden und vor allem die anschließende Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Selbstzerstörung der Frauen. Die Art, wie die drei Zeitebenen über sprachliche Parallelitäten und inhaltliche Wiederholungen verknüpft werden, ist virtuos und zieht den Leser tief in den Text hinein; andererseits habe ich mich im Nachhinein einige Male gefragt, ob die durch diese Technik zu Symbolen stilisierten Vorkommnisse noch einen anderen Sinn gehabt haben als den, die Vergleichbarkeit der drei Schicksale herzustellen.


    Was mich allerdings etwas befremdet zurücklässt, ist das anhand dieser drei Schicksale illustrierte Frauenbild, die Passivität und der Leidenswille der Frauen. In allen drei Fällen werden die Frauen als die treibende Kraft dargestellt, die die jeweilige Beziehung zwar nicht unbedingt anbahnen, aber in der Folge doch erhalten und weiterentwickeln wollen, während sie letztendlich doch nur auf die Wünsche des Geliebten reagieren und ihre eigene Persönlichkeit völlig in den Hintergrund stellen. Die Frauen berauben sich selbst jeglicher Individualität, leben nur noch für und in der Zuneigung des Geliebten, gehen völlig auf in dieser Symbiose auf Zeit - und zerbrechen, als der Partner seinen eigenen Weg geht. Die scheinbar unmenschliche Skrupellosigkeit, mit der diese Vorzeigechristen ihre Frauen (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Wüste schicken, macht allerdings von vornherein deutlich, dass - nach modernen Maßstäben gemessen - an diesen von Einseitigkeit beherrschten Beziehungen vieles nicht stimmen kann. Allerdings waren mir alle drei Protagonistinnen mit ihrem Selbstmitleid, ihrer Fixierung auf den Mann und die “glückliche” Vergangenheit zutiefst unsympathisch.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi