Nick Hornby - A Long Way Down

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 19.623 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Firiath.

  • Ich muss ehrlich sagen: Als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, fand ich es schlechter als jetzt. Nun habe ich es noch mal gelesen und es gefiel mir zwar nicht uneingeschränkt, aber eingeschränkt ;)
    Stil und Sprache sind ein Witz, ich glaube, ich habe noch nie so oft die Wörter „scheiße“, „ficken“ und „Arschgesicht“ in einem Buch (besser noch: Bestseller!) gefunden. Einige Stellen sind lustig bis durchgeknallt, andere wiederum langweilig und zäh wie Kaugummi. Die Story ist genial, da hätte Hornby m.M.n. viel mehr draus machen können – Schade!


    Sehr gespannt wäre ich auf eine Verfilmung, denn die könnte locker um ein Vielfaches besser sein als das Buch – ein bisschen mehr Straffung in der Handlung sowie das Weglassen unwichtiger Begegnungen wie z.B. „Keinhund“ täten dem Buch absolut keinen Schaden!!


    3ratten

    Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />10/10 - tatsächlich geschafft!

  • Inhalt: Am Silvesterabend treffen sich auf dem Dach eines Hochhauses (das bekanntlich für Selbstmörder überaus beliebt ist) vier Leute die vorhaben in den Tod zu springen. Martin hat schon länger darüber nachgedacht, Maureen hat es zumindest geplant, für Jess ist es mehr eine Spontanidee und bei JJ ist man sich nicht so ganz sicher wie spontan dieses Vorhaben für ihn eigentlich genau war. Doch mit diesem Zusammentreffen ist der Moment verpasst und die Vier nehmen den langen Weg nach unten (die Treppe).


    Meine Meinung: Durch diesen Abend finden in Nick Hornbys "A long way down" vier höchst unterschiedliche Menschen zusammen und das macht für mich den Reiz dieses Buches aus. Jeder der vier Charaktere bekommt seinen Platz aus seiner Sichtweise die Dinge zu erläutern, dabei bemerkt man auch stilistische Unterschiede in der Erzählweise dieser vier Personen (z. B. hält Jess nicht viel von wörtlicher Rede).


    Wer diese vier Personen überhaupt sind? Da ist Jess, mit dem losen Mundwerk und einem gehörigen Mangel an Taktgefühl. Da ist Martin, der Ex-Talkstar, der sein Leben gehörig in den Sand gesetzt hat weil er mit einem 15jährigen Mädchen geschlafen hat (sie hat ihm gesagt sie wäre 16). Da ist JJ, der seiner Bandzeit hinterher trauert. Und da ist die einsame Maureen, die ihren behinderten Sohn pflegt. Bis auf Maureen zeigen sie alle einen großen Hang zu Kraftausdrücken und Schimpfwörtern (was mir nicht unbedingt gefiel). Sie scheinen überhaupt nicht zusammen zu passen und bekommen sich mehr als einmal in die Haare. Mehr als einmal kann man sich dann fragen warum sie sich überhaupt wiedertreffen. Vermutlich wissen sie es selbst nicht so genau. Doch gleichzeitig fühle ich auch, dass die Vier etwas verbindet, was ich nicht in Worte fassen kann.


    Ich kann selbst nicht sagen, dass ich mich mit den Figuren identifizieren könnte, noch das sie mir überaus sympathisch wären oder ich sie allesamt interessant fände. Aber genauso wie die Vier als Gruppe immer wieder zusammenfinden, obwohl sie so unterschiedlicher Persönlichkeit sind, so fühlte ich mich trotzdem irgendwie mit ihnen verbunden. Ich konnte auf eine gewisse Weise auch mit ihnen mitfühlen.


    Eigentlich passiert in dem Buch ansonsten nicht viel und deshalb hat es sich für mich auch etwas gezogen. Es geht mehr darum wie Martin, Maureen, Jess und JJ lernen mit dem Leben, das sie haben, klar zu kommen bzw. versuchen es zu verbessern (auch wenn diese Verbesserungen geringfügig sein mögen). Es gibt auch kein richtiges Happy End und das finde ich gut, denn so etwas wie ein Happy End wäre dem Buch einfach nicht angemessen.


    Und weil mir das Buch insgesamt recht gut gefallen hat und ich zwischendurch auch mal gekichert habe, gebe ich "A long way down"


    Bewertung: 4ratten

  • Ich kann selbst nicht sagen, dass ich mich mit den Figuren identifizieren könnte, noch das sie mir überaus sympathisch wären oder ich sie allesamt interessant fände. ... Es gibt auch kein richtiges Happy End und das finde ich gut, denn so etwas wie ein Happy End wäre dem Buch einfach nicht angemessen.


    Beide Eindrücke hatte ich ebenfalls. Aber die Personen sind für sich jeweils absolut stimmig gewesen. Sie waren lebensnah beschrieben. Das mit dem Happy End stimmt ebenfalls sehr. So ein Thema kann unmöglich mit einem schmusenden Pärchen enden oder einem Knallerjob für irgendeinen Protagonisten. Erlösende Zufälle gab es ja sozusagen genug: Am Anfang gleich vier Stück, als sich die vier gegenseitig vom Springen abgehalten haben. Das war der wichtigste und der entscheidende.


    Für ein Happy End brauchen wir einen komplett anderen Autoren :breitgrins:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Es ist zwar keine anspruchsvolle Literatur, trotzdem hab ich das Lesen sehr genossen. Sehr witzig, ironisch und irgendwie aufbauend... :smile:

  • Inhalt:
    Am Silvesterabend treffen sich durch Zufall vier sich völlig fremde Personen, Maureen, Martin, Jess und JJ, auf dem Dach eines Hochhauses um Selbstmord zu begehen. Doch ihrem Tode kommt das Leben dazwischen und so machen sich die Vier gemeinsam auf den Weg zurück in ihren chaotischen Alltag um sich gegenseitig zu helfen – auch wenn sich dieses Vorhaben durch die vielen unterschiedlichen Charaktere als ein etwas schwieriges Unterfangen herausstellt…


    Meine Meinung:
    Um ehrlich zu sein kann ich mich den vielen Begeisterungswogen nicht anschließen.
    Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mir vom Inhalt her etwas ganz anderes erwartet habe. Ich weiß auch nicht wieso, aber in meinem Kopf hatte ich mir ein ähnliches Szenario wie in „Breakfast Club“ vorgestellt. Sprich: Die vier treffen sich durch Zufall auf dem Dach um sich umzubringen und dort bleiben sie dann die ganze Nacht lang sitzen und erzählen sich gegenseitig aus ihrem Leben und dann erkennen sie durch die Hilfe der anderen doch noch einen Sinn im Leben und gehen glücklich nach Hause.


    Doch wie gesagt, mit diesem Verlauf der Geschichte habe ich ehrlich nicht gerechnet. Es bedeutet nicht, dass das der Hauptgrund dafür ist, dass mir die Story nicht so zugesagt hat, ich denke eher, dass es daran liegt, dass meiner Meinung nach Hornby aus dieser guten Idee viel zu wenig herausgeholt hat.


    Die Charaktere waren mir zu flach. Keiner von ihnen hat mich besonders beeindruckt oder überzeugt und auch konnte ich mich mit keinem identifizieren.


    Ein weiterer Grund für meine Missgunst ist auch, dass ich viele Dinge gar nicht nachvollziehen konnte. Manchmal redeten die einzelnen Charakter im inneren Monolog philosophisch vor sich hin und kamen auf diverse Erkenntnisse, die sich dann für ihre „Genesung“ positiv auswirkte – doch ich saß mit hochgezogener Augenbraue vor dem Buch und kapierte gar nichts…


    Nichts desto trotz fand ich den Schreibstil recht flüssig und zwischendurch musste ich auch ab und zu grinsen, da mir die vielen witzigen und ironischen Kommentare doch zugesagt haben.


    Von mir gibt es deswegen „nur“ 2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Hui, das Buch habe ich auch vor einiger Zeit gelesen. ;)


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn ich finde, dass das Thema Selbstmord in diesem Buch auf besondere Art und Weise behandelt wurde. Man hat nicht das Gefühl, dass es besonders melancholisch wirken wollte, es kam direkt aus dem Leben.
    Die Charaktere waren für mich alle sehr interessant und vor allem auch unterschiedlich, wobei ich mich leider mit keinem besonders identifizieren konnte.


    Dennoch denke ich, dass das Thema sehr sensibel behandelt wurde, so dass niemand das Gefühl hat, dieses Thema wurde aufs Korn genommen.


    Die Sprache hat mir auch sehr gut gefallen, wobei ich erwähnen muss, dass ich es auf Englisch gelesen habe, weil ich mich auch verbessern wollte im Englischen. :smile:


    5ratten

    Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

  • Hallo!


    Ich erinnere mich, dass ich das Buch am Anfang ganz gut fand und mich dann zunehmend fragte, warum ich das lese. Ich hatte das Gefühl im Kreis herumzugehen ohne das was passiert.


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Meine Meinung:


    Ich las dieses Buch im Zuge des SLW 2009 und bin recht angetan, wenn auch nicht restlos begeistert.


    Vier sehr unterschiedliche Charaktere treffen sich auf einem Hochhausdach mit dem Vorhaben, an dieser Silvesternacht ihr Leben zu beenden. Doch der Zufall ihres Aufeinandertreffens hält sie von genau dieser Verzweiflungstat ab.


    Schon zu Beginn erfährt man die individuellen Beweggründe für den Selbstmordversuch und erhält damit schon einmal einen guten Einblick in das Leben der Figuren. Die Charaktere werden liebevoll entwickelt und allesamt haben sie ihre Eigenarten und Macken, welche sie erst richtig liebenswert machen. Die vier sind grundverschieden - und so findet wohl jeder geneigte Leser eine Person, mit der er sich identifizieren kann.


    Da ist die recht konservative Maureen, die einen behinderten Sohn - den sie trotz allem sehr liebt - zu pflegen hat und aus diesem Grund vereinsamt ist. Es fällt ihr sehr schwer, sich wieder in die Gesellschaft einzufinden, welche sie (mit Ausnahme der Kirche) in der Vergangenheit gemieden hat. Noch schwerer fällt es ihr, wieder auf einem eigenen Leben zu bestehen und zu begreifen, dass sie trotz ihres Sohnen auch ein Recht auf ein eigenes Leben hat. Maureen ist sehr liebenswert und weiß im Laufe der Geschichte so manches Mal zu überraschen. Sie macht im Laufe der Geschichte meiner Meinung nach die größte Entwicklung durch und ist somit eine sehr interessante Figur.


    Zudem gibt es Martin, den Showmaster, welcher sich in Verruf gebracht hat, indem er mit einer 15-Jährigen schlief. Nicht nur, dass er eine Gefängnisstrafe verbüßen musste - nein, er ist auch noch dem Spott und der Verachtung der Öffentlichkeit ausgesetzt, worunter er sehr leidet. Martin wurde mir im Verlauf des Buches nicht wirklich symphatisch - auch er hat sich zwar entwickelt, doch ich empfand ihn das gesamte Buch hindurch als "Stinkstiefel". :smile: Auch konnte ich manche seiner Handlungen einfach nicht nachvollziehen - an mehreren Stellen des Buches hätte ich ihm am liebsten mal so richtig die Meinung gegeigt. Nun ja, das tun ja auch andere Charaktere zur Genüge...


    JJ empfand ich als den ruhenden Pol des Quartetts - er leidet unter der Auflösung seiner Band, in der er den Sinn des Lebens sah - und unter der Trennung von seiner Freundin. JJ war mein Liebling in dem Buch - ein Musiker mit Leib und Seele und außerdem sehr gutmütig, auch wenn er genauso gerne Kraftausdrücke verwendet wie Jess und Martin. JJ irrt ziemlich perspektivlos durch sein Leben und muss sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen, so dass er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Im Vergleich zu den anderen Charakteren erscheinen seine Gründe für den Selbstmordversuch vielleicht zunächst recht trivial, doch beim genaueren Nachdenken darüber kam ich auch ganz schnell zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist, dass seine Gründe doch schwer wiegen. JJ's Abschnitte im Buch haben mich immer am nachdenklichsten gestimmt, deshalb habe ich ihn auch zu meinem Favoriten auserkoren (auch wegen seiner Vorliebe für Bücher, auch wenn er nicht immer zu verstehen scheint, was er da liest :zwinker:).


    Die Vierte im Bunde ist Jess. Sie hat eine sehr aufbrausende Natur, was teilweise etwas anstrengend war, aber als ich nach und nach ihre Vorgeschichte und ihre familiären Umstände kennen lernte, entwickelte ich auch ein gewisses Verständnis für sie. Jess erschien mir teilweise etwas naiv und ich hätte sie nicht selten am liebsten mal kräftig durchgeschüttelt, so unnachvollziehbar und impulsiv erschienen mir ihre Handlungen. Trotzdem ist sie im Grunde kein schlechter Mensch und macht auch während des Buches eine recht interessante - wenn auch subtile - Entwicklung durch.


    Gut fand ich, dass alle vier Charaktere ihre Geschichte aus der Perspektive eines Ich-Erzählers schildern und dabei ihren ureigenen "Schreibstil" verwenden. Das bringt dem Leser die Charaktere schnell näher und unterstreicht ihre Persönlichkeit.
    Die Kraftausdrücke störten mich persönlich nicht und sie schienen mir auch sehr realistisch - schließlich benutzt doch wirklich die Mehrheit der Menschen ab und zu mal einen solchen Ausdruck (ich übrigens auch :breitgrins:). Und bei jungen, aufbrausenden Menschen wie Jess kommen diese natürlich inflationär zum Einsatz.


    Ein kleiner Mangel war nur, dass das Buch meinem Empfinden nach manchmal ein wenig vor sich hin plätscherte und Längen aufwies, insbesondere zum Ende hin. Da kamen dann auch mal Nebenhandlungen vor, die meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig gewesen wären.
    Alles in allem hatte ich jedoch viel Spaß mit dem Buch, habe über den spritzigen Humor des Buches geschmunzelt und war auch an der einen oder anderen Stelle berührt und betroffen.


    Das Buch ist für mich eine schöne Liebeserklärung an das Leben, das trotz all seiner Härten und Schwierigkeiten doch immer wieder schöne Dinge für die Menschen bereithält. Eine nette Leseerfahrung, die von mir


    4ratten


    erhält.


    Sorry, dass diese Rezension nun eher zu einer kleinen "Charakterstudie" geworden ist... :zwinker:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • In einer Silvesternacht treffen sich zufällig vier völlig unterschiedliche Menschen mit dem Vorhaben, in den Tod zu springen, auf einem Hochhaus in London. Da keiner von ihnen den Anfang machen möchte, beschließen sie spontan, der jungen Jess aus ihrem Dilemma zu helfen, was sie alle vorerst von ihrem Vorhaben abbringt und ihr Schicksal in ungeplante Richtungen führt.


    Hornby nimmt sich eines sensiblen Themas an und verpackt es in eine auf den ersten Blick humorvolle Geschichte. Da er die Handlung abwechselnd von den vier Protagonisten erzählen lässt, bekommt man aufschlussreiche Einblicke in die Gefühlswelt der vier. Ihre Beweggründe sind ganz unterschiedlicher Natur, aber nicht in allen Fällen liegen sie klar auf der Hand, sondern stehen zwischen den Zeilen und offenbaren sich erst im späteren Verlauf der Handlung.


    Die interessanteste und vielschichtigste Figur war für mich Jess, auch wenn sie eher negativ und pessimistisch erscheint. Sie ist zwar sehr offen und schildert ihre Gedanken und Gefühle in jugendlicher Unbekümmertheit, doch erst mit der Zeit erkennt man, dass viel mehr in ihre Persönlichkeit steckt, als auf den ersten Blick wahrnehmbar ist. Trotz ihres jugendlichen Alters ist sie die treibende Kraft innerhalb der Gruppe, vielleicht ist sie es auch deshalb, weil sie noch nicht alle Illusionen verloren hat.


    Die Geschichte kommt mit wenigen Schauplätzen und Handlungen aus, alle wesentlichen Fortschritte werden gedanklich oder in Gesprächen erzielt, durch die sich die Gruppe selbst therapiert. Durch die sehr einfache Ausdrucksweise und die Schwächen, die die vier offenlegen, wirkt das Geschehen sehr real, auch wenn im Hinterkopf immer der Gedanke bleibt, dass solch ein Zusammentreffen von mehreren Lebensmüden doch sehr abstrus ist.


    Ich habe die englische Ausgabe gelesen, die wegen Jess‘ zahlreichen umgangssprachlichen Ausdrücken teilweise schwer zu verstehen war. Hoffentlich sind mir nicht zu viele kleine Spitzfindigkeiten entgangen, die den Reiz dieses Romans ausmachen. In der Leserunde sind wir noch etwas mehr ins Detail gegangen.


    4ratten

  • Hallo,


    angelockt von euren begeisterten Rezensionen, dem nichtsaussagendem Cover und dem interessanten Klappentext, griff ich vorigen Monat auch zu diesem Buch.
    Zu Anfang lernt man Maureen, Martin und Jess kennen, während JJ erst etwas später hinzu kommt. Gleich zu Beginn befinden sich die Charaktere auf dem Hochhaus und erzählen von ihren jeweiligen Beweggründen, einen Selbstmord zu begehen. Gefallen hat mir dabei besonders Hornbys Humor, der immer wieder auftauchte, ohne die Geschichte ins Lächerliche zu ziehen. Das gesamte erste Buch über war ich gefesselt von der Geschichte und den Geweggründen der Protagonisten.


    Dann allerdings begann die Geschichte sich nicht mehr auf dem Hochhaus abzuspielen, sondern in den jeweiligen Behausungen der Charaktere. Ab dem Zeitpunkt ging die Geschichte nicht mehr vorwärts. Die ewigen Probleme von Martin und Co. waren bekannt und so gab es für den Leser nicht mehr viel neues zu entdecken. Auch Hornbys Humor, nahm (leider) ab. Leider konnten sich die Charaktere nicht mehr richtig weiter entwickeln. Ich hatte das Gefühl, sie würden ewig auf der gleichen Stelle treten. Sehr Schade, denn ich könnte mir denken, aus Martins Vergangenheit und JJs Träumen von Musik hätte sich noch viel mehr rausholen lassen können. Auch Jess Situation war ja nicht unlösbar, wobei glaube ich bis zum Schluss nicht geklärt worden ist, was es mit ihrem Ex-Freund auf sich hatte.


    Nun ja, ich bin ein wenig enttäuscht:


    2ratten

  • Ich habe das Buch letzte Woche auf Englisch gelesen.


    Das Thema fand ich sehr interessant und ich finde es wurde sehr gut umgesetzt. Das Buch ist nicht zu ernst und doch auch nicht lächerlich. Am interessantesten fand ich die vier Personen. Ihre unterschiedlichen Gründe um Suizid zu begehen und wie sie einander helfen wollen.
    Leider bin ich auch der Meinung, dass es die Story gegen das Ende hin immer weniger hergibt. Das finde ich sehr schade, denn der Anfang fand ich wirklich gelungen.
    Dennoch hat es mir Freude gemacht, dieses Buch zu lesen.

  • Ich kann mich quasi der Rezension von Erendis komplett anschließen!
    Mir ist keine der Figuren wirklich symphatisch gewesen, am ehesten noch JJ, aber gerade dadurch fand ich das Buch auch sehr interessant.
    Jess fand ich teilweise sogar sehr nervig, aber nach einer Zeit hat sich das etwas gelegt, nachdem man ihren Familienhintergrund kennengelernt hat und sich besser in sie hineinversetzen konnte.
    Und ich glaube, gerade durch diese Mischung von unterschiedlichen Figuren, mit ihren Eigenheiten und unvorhersehbaren Reaktionen (Jess) entsteht diese Situationskomik, die mich einige Male laut zum Lachen gebracht hat. Dabei rutscht es jedoch nie ins Lächerliche ab.
    Auch dass es so gesehen kein Happy End gibt, passt sehr gut dazu, denn Probleme lassen sich nunmal nicht immer im Handumdrehen lösen.


    Insgesamt gibt es von mir 4 Ratten, Abzug gibt es aufgrund ein paar Längen zwischendurch.
    4ratten

    Goodreads<br />“Happiness [is] only real when shared”<br />― Jon Krakauer, Into the Wild

  • "A Long Way Down" habe ich vor ca. zwei Jahren gelesen, deshalb ist meine Erinnerung nicht mehr sonderlich Detailreich. Mich hat das Buch leider überhaupt nicht überzeugt. Es war mein erstes Hornby-Buch und ich bin mit vielleicht viel zu hoher Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Ich hatte es von mehreren Leuten, deren Buchgeschmack mich in der Regel überzeugt, empfohlen bekommen.


    Ich hab es leider nicht geschafft einen vernünftigen Lesefluss zu entwickeln, hab mich streckenweise sogar gelangweilt. Die Grundidee, dass sich vier Menschen zufällig aus besagtem Grund auf einem Dach treffen finde ich klasse. Aber schon diese Ausgangssituation sollte doch beim Leser eine Gefühls nähe hervorrufen. Das ist bei mir nicht passiert. Irgendwie habe ich die Art der Erzählung als oberflächlich und nur angerissen empfunden. Mit den einzelnen Charakteren bin ich leider auch nicht warm geworden. :regen:

    Was tun die Personen in einem Buch, wenn es gerade niemand liest? (Michael Ende)

  • Inhalt:


    Was bringt einen Menschen dazu, sich umbringen zu wollen? Welches Schicksal und welche Verluste muss eine Seele hinnehmen, um nicht mehr leben zu wollen? Wie lange schafft man es, alleine zu überleben?


    Ein Hochhaus in London. Es ist Neujahr und die Stadt feiert. Just in jener Nacht treffen sich vier Menschen auf dem Dach des besagten Hochhauses. Alle mit dem festen Entschluss, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Hinunter springen. Sterben.


    Doch diese Vier kommen sich gegenseitig in die Quere und plötzlich haben sie etwas anderes zu tun, als sich umzubringen. Also wird dieser Plan auf später verschoben. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt...


    Meine Meinung:


    Nick Hornby hat in seinem berühmten Werk "A long Way down" ein schwieriges Thema ausgewählt: Den Selbstmord. Kein Thema, über das man gerne spricht, ein Thema, das oft betroffenes Schweigen zur Folge hat. Doch weil Nick Hornby Nick Hornby ist, hat er es auf souveräne Weise geschafft, einen Roman zu schreiben, den man recht gerne liest.


    Hornbys Figuren, Martin, Jess, Maureen und JJ, haben alle ihre eigenen mehr oder weniger glaubhaften Gründe, sich umbringen zu wollen. Mehr und mehr öffnen sie sich gegenüber den Anderen und dem Leser und wir erfahren von ihren Hintergründen und ihren enttäuschten Hoffnungen, verzwickten Familienbanden und entgangenen Chancen. Dabei sind die Charaktere alle speziell, durchgeknallt (manche mehr und manche weniger) und einfach skurril. Nicht alle sind sie gleich glaubhaft, Jess und Martin gingen mir zum Beispiel öfter auf die Nerven, aber alle entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter. Vor allem JJ und Maureen.


    Wie man es von Hornby kennt, lässt der schwarze Humor nicht lange auf sich warten. Das Buch ist zügig geschrieben, plötzlich befindet man sich nicht mehr auf einem Hochhaus, sondern ist auf der Jagd nach Jess' ehemaligem Liebsten, schon steht der Termin für den nächsten Sprung und dann stehen plötzlich Reporter vor der Türe. So führt das Eine zum Anderen und es entspringt ein Buch, das man rasch durchgelesen hat. Jedoch muss ich für mich sagen, dass ich es, so wie alle Bücher von Hornby, wahrscheinlich genauso rasch wieder vergessen haben werde. Dieses Muster zeigt sich bei mir deutlich ab: Ich lese Hornbys Bücher gerne und fühle mich nicht schlecht unterhalten, doch sobald ich das Buch weglege, verblassen die Figuren und die Handlung bis nur noch grobe Gerüste stehen bleiben. Weshalb das so ist, vermag ich nicht zu sagen...


    Wer sich "A long Way down" zulegt, sollte trotz des schwarzen Humors und der fixen Dialoge darauf gefasst sein, in ein grosses Jammertal einzutreten. Maureen war eigentlich die einzige Figur, für die ich Verständnis aufbringen konnte. Als Leser bekommt man jedoch die volle Menge menschlichen Elends, Selbstmitleid und Schuldgefühle ab. Die Figuren entwickeln sich zwar weiter, aber das Jammern hört so schnell nicht auf. Dies ist mein grosser Kritikpunkt an diesem Buch: Anstatt Mitgefühl mit Menschen, die so verzweifelt sind, dass sie sich umbringen wollen, zu entwickeln, kamen die Vier für mich eher wie ein Waschlappen-Quartett daher. Wären die Probleme der Figuren ernster gewesen, hätte Hornby wahrscheinlich kein humoristisches Buch daraus machen können. Somit sieht man wieder einmal, wie schwierig es ist, ernste Themen auf glaubhafte und doch lustige Weise verarbeiten zu können.


    Es ist Hornby nicht misslungen, aber ganz geglückt leider auch nicht.


    Fazit:


    Für Leser von Nick Hornby ist "A long Way down" eine weitere Errungenschaft. Das Buch ist ganz im Hornby-Stil geschrieben und liest sich gut weg.
    Wer noch nichts von Hornby gelesen hat, sollte sich vielleicht erst einmal mit seinen anderen Büchern auseinander setzen, bevor er sich an dieses Buch macht.


    3ratten & :marypipeshalbeprivatmaus:

    //Grösser ist doof//

  • Auf meinem Tisch liegt ein Wochenplaner vom Aufbau Verlag. Im unteren Teil ist die Woche aufgeführt, im Oberen jeweils ein Schriftstellerfoto und ein Spruch dazu. In der 16. KW wusste ich mit dem Namen Nick Hornby noch nichts anzufangen. Die letzten Tage hier im Forum bin ich aber schon öfter über ihn gestolpert. Und so dachte ich, vielleicht weckt dieses Zitat bei denen, die das Buch schon gelesen haben, eine kleine Erinnerung :smile:


    Zitat

    Wir alle wenden so viel Zeit dafür auf, nicht zu sagen, was wir wollen, weil wir wissen, dass wir es nicht kriegen können. Und weil es unhöflich wäre, illoyal, kindisch oder banal.


    Nick Hornby, A Long Way Down, 2005
    Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann

  • Vor längerer Zeit hab ich hier Forum den Tip bekommen, dieses Buch zum Jahresende hin zu lesen. Das wäre hiermit geschafft.


    Die Geschichte um die vier aus verschiedensten Gründen Lebensmüden, begann ganz interessant, aber recht bald hab ich leider das Interesse an den Figuren verloren, ihre Geschichte konnte mich nicht fesseln. Es gab immer wieder einzelne gute Momenten, Sätze oder Abschnitte, aber dazwischen oft über Seiten uninteressante, überspitzte Entwicklungen, viel Vulgärsprache, nicht nur als Stilmittel für Jess.


    Häufig werden die guten Sätze so lang ausgeführt, daß ihre Wirkung verpufft, gehen unter Gestreite und ständiger - nur manchmal lustiger - Ironie leider unter. Scheinbar hatten auch alle vier Protagonisten die selbe Art von Humor, auch das fand ich eher irritierend und dieses beinahe ständig "Flapsige" in Gedanken und Worten und das ewig Gezänk fand ich oft aufgesetzt.


    Die Art, die Geschichte abwechselnd pro Kapitel von einem der Charaktere erzählen zu lassen, war hier passend, allerdings erschienen mir die Vier eher wie verschiedenen Facetten einer Person, weniger wie eigenständige, für sich handelnde Charaktere, sie blieben farblos. Ich konnte am ehesten noch Maureen die tiefe Verzweiflung, Einsamkeit oder Depression abnehmen, die es wohl benötigt um Suzidgedanken zu entwickeln, bei den anderen drei Protagonisten gelang das nicht. Es geht mir dabei nicht um eine Bewertung der Gründe für den Suizid, die können von außen betrachtet, für andere belanglos wirken oder nicht nachvollziehbar sein, es geht mir darum den inneren Punkt zu erkennen, der jeden von ihnen in dieser Nacht aufs Dach getreiben hat und dies gelang dem Autor bei dreien nicht und damit geht auch der Versuch die "Wandlung" im Verlauf des Buches zu beschreiben ins Leere.


    Für mich bleib der Versuch ein schwieriges Thema auf eine mutige Art anzugehen leider im Ansatz stecken.

    Für einige gelungene Momente, die mich immerhin darüber nachdenken lassen, es vielleicht mit einem anderen Buch des Autors zu versuchen und die interessante Grundidee


    2ratten


    P.S. Obwohl ich von dem Buch insgesamt also wenig begeistert bin, hab ich aber darüber nachgedacht, daß es guter Stoff für einen Film wäre. Eine kurze Recherche hat ergeben, daß es so einen Film gibt, hat den jemand gesehen ?

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



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