Ian McEwan - Saturday

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 6.637 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nad.

  • Hallo!


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    Inhalt:


    Henry Perowne, Neurochirurg, 48, ist ein glücklicher Mann: Er hat Spaß an der Arbeit, beim S.e.x. mit seiner Frau, liebt Musik und seine Familie, ißt gern und treibt gern Sport. Als wohlhabender Mann hat er ein wohlgeregeltes Leben. So scheint sein freier Samstag klar vor ihm zu liegen: Er wird Squash spielen mit seinem Kollegen. Dann will er Fisch kaufen und kochen für ein Festessen im Kreis der Familie. Dieser Samstag aber ist kein beliebiger Samstag, es ist der 15. Februar 2003. Mit seinem Mercedes S500 versucht Henry auf dem Weg zum Squash Hunderttausende von Demonstranten gegen den Irakkrieg weiträumig zu umfahren. In Gedanken versunken, rammt er den Seitenspiegel des roten BMWs eines Kleinganoven. Drei Typen steigen aus … ›Saturday‹ ist ein Buch über die Zerbrechlichkeit des Glücks und die Verwundbarkeit der westlichen Welt. Es handelt vom Preis unseres Seelenfriedens und von unserer Verantwortung für die Welt. Ian McEwans letzter Roman, ›Abbitte‹, wurde rund um den Globus als Meisterwerk gefeiert. ›Saturday‹ ist ebenso wunderbar und klarsichtig geschrieben, dabei brandaktuell und temporeich. Dieses Buch zeigt, wie eine winzige Begebenheit einen Strudel von Ereignissen auslösen kann, und nichts ist wie zuvor.


    Teilnehmer:


    kolokele
    Kirsten?
    hilde
    Flor
    Nad
    Dani
    hilde


    Viel Spaß!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo!


    Meine Lektüre ist noch nicht so lange her deshalb lese ich nicht mit sondern schreibe nur mit. Das Buch hat mich damals so beschäftigt dass es immer noch präsent bei mir ist.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Ich bin zwar erst auf Seite 14 (Diogenes Taschenbuch), aber ich dachte, ich poste mal, um die Leserunde in Gang zu bringen...


    Mein Eindruck bisher: Ian McEwan schafft es, auf wenigen Seiten Henry so zu lebendig darzustellen, dass der Leser sofort etwas mit der Figur anfangen kann. Henrys Leben ist ausgefüllt und kann wohl in gewisser Hinsicht als "typisch" für unsere Zeit gelten.
    Er wacht nachts auf und bemerkt ein brennendes Flugzeug am Himmel. Welche Bedeutung hat das für Henrys weiteres Leben? Werden sich Wertigkeiten verschieben?


    Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht!


    lg
    hilde

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Hallo,


    ich bin mit dem 1 Teil durch, Seite 76 HC. Auch ich finde den Anfang gleich sehr interessant. Dies ist nach "Abbitte" erst mein 2 Buch von Ian McEwan. Bei "Abbitte" fand ich den Einstieg etwas schwierig, hier hat das besser geklappt. Wohl auch weil die Thematik gleich so Aktuell ist. McEwan ist ein feiner Beobachter. Oftmals habe ich das Gefühl er kann Gedanken lesen. Woher weiß er wie ich mich im Flugzeug fühle :zwinker:? Aber es ist wohl so, dass die meisten Menschen genau diese Gedanken beschäftigen wenn sie im Flugzeug sitzen, nur er kann sie eben so gut in Worte fassen.


    Da sich diese Geschichte ja nur mit einem Tag im Leben des Henry Perowne beschäftigt, wird wohl jedes Geschehnis eine besondere Wichtigkeit haben.
    Wie hilde ja bereits fragte: Welche Bedeutung hat das Flugzeugunglück

    für Henrys weiteres Leben?


    Die Figuren sind mir auch gleich sympathisch. Glücklich, wenn auch mit leicht fragenden Unterton, ob man nicht vielleicht etwas im Leben verpasst hat. Mit 48 stellt man sich diese Fragen(auch durchaus schon früher :zwinker:) die Zeit läuft immer schneller davon.


    Ian McEwan scheint auch eine Vorliebe fürs menschliche Gehirn zu haben. Während er den Leser in "Abbitte" nur einmal einen kurzen Blick in den Schädel eines verwundeten Soldaten hat werfen lassen, bekommen wir hier gleich einen Schnellkurs in Neurochirurgie. :lupe:, ich finde das sehr interessant.


    So, das waren so meine ersten Gedanken zu dem Buch und nun werde ich gleich weiter lesen.


    LG
    Flor

  • Hallo,


    bin auch erst auf Seite 20 HC, aber finde es jetzt schon toll wie McEwan schreibt. Das ist mein erstes Buch von ihm. Abbitte liegt auch auf meinem SuB, aber bin bis jetzt noch nicht dazu gekommen es zu lesen. Was vieleicht auch ganz gut war, so kann ich mit Saturday einsteigen.
    Wow, bin erstaunt über das Hintergrund Wissen von McEwan, schon Interessant so ein Tag (in den Gedanken) eines Neurochirurgens.


    Das war es erteinmal von mir, morgen hoffe ich hab ich mehr Zeit zum lesen.


    LG Nad :blume:

  • Ich bin jetzt auf S. 136; Henry „fightet“ mit Baxter.


    Meine Eindrücke bisher: Henry verkörpert einen Menschen mit einer rationalen, sachlichen Weltsicht. Er analysiert sein eigenes Handeln und Denken. Mit Literatur, vor allem fantastischer Literatur, kann er wenig anfangen; symbolhaftes oder mythisches Denken passt nicht in sein Weltbild. Auch der Ton des Romans ist nüchtern, beschreibend, detailreich.
    Doch Henry hat auch eine andere Seite. Als er morgens um vier aufwacht, kommt ihm der Gedanke, es habe einen tieferen Sinn, dass gerade er nachts aufwacht und Zeuge einer Flugzeugkatastrophe wird. Doch kaum wird ihm dieser Gedanke bewusst, gewinnt der kühl denkende Mediziner in ihm die Oberhand und schickt ein solches Denken in die Welt der Psychosen.
    Als Gegenbild zu Henry verkörpert sein Sohn Theo den leidenschaftlichen, sensiblen Musiker, der seinen eigenen Weg geht. Henry erkennt in Theo eigene, ungelebte Seiten und respektiert Theos Lebensweise.
    Nach der nächtlich erlebten Flugzeugkatastrophe, die unwirklich und beängstigend auf Henry wirkt und durch die Assoziationen zum 11. September noch bedrohlicher erscheint, wird Henry am Tag wieder zum kühl-rationalen Denker, der seine Gefühle einordnen und relativieren kann. Doch bei einem Autounfall zeigt sich, wie zerbrechlich seine geordnete Welt ist - „die dünnen Schleier der Zivilisation“ (Virginia Woolf).


    Die Szene, als Henry in Kontakt mit Baxter kommt, ist die erste in diesem Buch, die mir weniger gut geraten scheint. Auf mich wirken Baxter, Nigel und Nark klischeehaft. Wie seht ihr das?


    lg
    hilde

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Ich habe jetzt den 3. Teil fertig, bis Seite 242.
    Ich verzichte jetzt mal aufs Spoilern, da ich denke ich verrate nichts wichtiges. Wer trotzdem angst vor Spoilern hat, bitte erst lesen wenn fertig mít dem 3 Teil.



    Das Buch gefällt mir sehr gut, wenn auch nicht so gut wie "Abbitte". Das liegt für mich einfach daran, dass eben keine "Geschichte" erzählt wird. Sondern man einfach einen Menschen über einen Tag begleitet. Wie ich zugeben muss schon ein sehr ausgefüllter Tag, aber eben nur ein Tag.
    Trotzdem liest es sich sehr gut und McEwans Beobachtungsgabe ganz alltäglicher Dinge gefällt mir gut.


    Tja Baxter und der Unfall. Laut Klappentext ja wohl der Höhepunkt, oder zumindest das Geschehnis des Tages. Weiß auch noch nicht so recht was ich damit anfangen soll, zumal man auch noch nicht weiß, ob das noch ein Nachspiel hat. Irgendwie finde ich die Situation beängstigend.


    Am langweiligsten bisher fand ich dann aber das Squash-Spiel. 20 Seiten lang und sehr ausführlich, dass hat mich einfach nicht interessiert. Auch wenn da wohl sicherlich viel Interpretationspotenzial drin ist, fand ich es ermüdend.
    Obwohl man hier dann auch mal eine andere Seite Henrys kennen lernt. Wird richtig piefig da, der gute Henry.


    Und das Flugzeugunglück. Irgendwie dachte man schon, dass wars jetzt. Aber nein, es zieht sich doch durch die ganze Geschichte. Was ist "falsch" mit den Piloten. Wirklich Terroristen, oder einfach nur Opfer der Paranoia die die Menschen seit dem 11. September überfallen hat? Jeder der irgendwie so(dunkle Haare, Bart) aussieht oder den Koran dabei hat ist ja schon mal potenzieller Terrorist.


    Obwohl auch ich sagen muss, dass ich mir meine Mitpassagiere sehr genau ansehe bevor ich ins Flugzeug steige. Auch wenn es ja nicht wirklich mehr etwas ändert, man fliegt ja doch :zwinker:. Aber ich denke vielen geht es so.


    Auch interessant, die Ansichten Henrys zur Friedensdemonstration. Ihr seit gegen Krieg, also für die Folter. Es gibt eben keine einfache Lösung für die Probleme.


    Leider war die Zeit, in der das Buch spielt, gerade die Zeit, von der ich wenig mitbekommen habe. Durch unsere Auswanderung nach Brasilien, Mitte 2002, und bedingt dadurch, dass ich kein portugiesische konnte, und wir außerdem monatelang ohne Fernseher waren, regelmäßigen Internetzugang habe ich erst seit ende 2005, habe ich da eine echte Lücke, vor allem wann genau was war.


    So, dass soll es erstmal für heute gewesen sein.


    LG
    Flor

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Hallo!


    hilde: das Flugzeug hat mich auch lange beschäftigt denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es nur in dieser einen Szene vorkommen sollte. Als ich nach der Lektüre das nächste Mal wieder in ein Flugzeug gestiegen bin mußte ich dann nochmal daran denken. Das macht meiner Meinung nach Ian McEwan aus: er schreibt ohne große Effekte, aber sehr nachhaltig. Deshalb hatte ich beim Zusammentreffen von Henry und Baxter ähnliche Probleme wie Du: die Art, wie der Vorfall beschrieben wurde passte meiner Meinung nach so gar nicht zu dem Buch.


    Flor: ich mochte Henry und seine Familie auch gleich. Sie sind sehr normal beschrieben, so wie Du und ich. die Art, wie Ian McEwan den ganz normalen Tagesablauf beschreibt macht es schon wieder zu etwas Besonderem.


    Das Squashspiel fand ich übrigens sehr interessant :zwinker: Es hat eine ganz andere Seite von Henry gezeigt (piefig ist hier der richtige Ausdruck). Ich habe mir überlegt, ob jetzt das der wahre Henry ist oder doch der, den ich vor dem Squashen kannte.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich gehe mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach: in Leserunden reinplatzen :breitgrins:


    Die Squash-Szene hat mich an einen Spruch erinnert, der sinngemäß lautet, dass man einen Menschen dann richtig kennenlernt, wenn man eine Weile mit ihm spielt :breitgrins: Ich glaube, dass beim Spiel oft Seiten hervorbrechen, die man sonst gut unter Kontrolle hat. Ich kann beim Federball- oder Tischtennisspiel auch oft ziemlich eklig werden :redface:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo!


    Die Squash-Szene hat mich an einen Spruch erinnert, der sinngemäß lautet, dass man einen Menschen dann richtig kennenlernt, wenn man eine Weile mit ihm spielt :breitgrins:


    Guter Spruch (und mit Sicherheit zutreffend). Ich glaube aber, dass wir Henry konnten schon gleich nach dem Aufwachen kennenlernen konnten. Da können sich die wenigsten Leute verstellen. Die Squash-Szene zeigt uns nur eine weitere, ineressante Facette :smile:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo,
    Ich habe das Buch gestern beendet. Mir fällt es aber ehrlich gesagt etwas schwer mir eine endgültige Meinung zu bilden.
    Zum einen hat es mir gut gefallen. Ich fand es spannend und wollte immer schnell weiter lesen.
    Auch habe ich in vielen Gedanken und Ängsten Henrys meine eigenen wiedergefunden.
    Das Buch trifft sehr genau den Nerv der Zeit. Unsere Ängste unsere Paranoia, am Beispiel der Piloten,

    .


    Auch sonst bewundere ich McEwans Beobachtungsgabe .
    Viele Stellen haben mir sehr gut gefallen.Z.B Anfang Kapitel 4 die Sensationsgier. Die “Sucht” nach (schrecklichen)Nachrichten. Das Verlangen immer gleich “Live” dabei sein zu wollen, wenn etwas schlimmes passiert. Aber bitte schön, nur live vom heimischen Sofa natürlich.
    Was anderen passiert schockt mich zwar, tut mir und meiner Familie aber zum Glück nicht weh.


    Noch größer , noch schrecklicher das nächste Mal. Bitte, laß es nicht dazu kommen. Aber wenn doch, laß es mich sehen, noch während es passiert, aus jedem Blickwinkel, und laß mich unter den ersten sein, die davon erfahren.


    Sehr traurig fand ich dann die Stellen mit seiner Mutter. Besonders die Beschreibung von der Vergänglichkeit der Dinge. Das Ausräumen ihrer Wohnung. Ein Leben kommt in den Müll.
    Jeder der dies schon mal tun musste, weiß wie schlimm das ist.


    An vielen Stellen hat mich das Buch tief getroffen und deprimiert. Die Gedanken zum Alter. Die Kinder die einem entwachsen.
    Das alles hat das Buch für mich zu einem guten Buch gemacht.


    Allerdings konnte ich mit der ganzen "Baxter Geschichte" irgendwie nichts anfangen. Es sollte uns wohl vor Augen führen, dass eine falsche Entscheidung( hier das befahren einer eigentlich gesperrten Straße),eine ganze Kettenreaktion von Ereignissen auslösen kann.
    Hm…so weit so gut. Aber Baxters

    .


    Die Operation an sich fand ich auch etwas zu ausführlich. Nicht das ich so etwas nicht interessant finde, aber hier wurde es für den medizinischen Laien doch leicht unübersichtlich.


    Auch das Ende war nicht wirklich die Offenbarung, irgendwie fehlt mir was an dem Buch, obwohl ich noch nicht genau sagen kann was.


    Wahrscheinlich stehe ich auch noch so unter dem Eindruck von "Abbitte", dass ich von diesem Buch einfach mehr erwartet hatte.


    Bin mal auf eure Meinungen gespannt.

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()


  • Ich gehe mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach: in Leserunden reinplatzen :breitgrins:


    Die Squash-Szene hat mich an einen Spruch erinnert, der sinngemäß lautet, dass man einen Menschen dann richtig kennenlernt, wenn man eine Weile mit ihm spielt :breitgrins: Ich glaube, dass beim Spiel oft Seiten hervorbrechen, die man sonst gut unter Kontrolle hat. Ich kann beim Federball- oder Tischtennisspiel auch oft ziemlich eklig werden :redface:


    Ich bin jetzt auf Seite 154, also mitten im Squash-Spiel und finde die genaue Beschreibung des Spiels sehr ermüdend… aber ich finde auch, dass man in diesem Abschnitt eine ganz andere Seite von Henry kennenlernt. Das macht ihn für mich gleich etwas sympathischer, mit dem 100% ruhigen und rationalen Henry konnte ich mich nämlich bislang nicht so richtig anfreunden. Obwohl ich es nicht schwierig finde, mich in sein Denken hinein zu versetzen, fehlten mir bei Henry bisher ein bisschen die Emotionen. Aber ich finde es auf jeden Fall spannend, so vollkommen in die Gedankenwelt des Protagonisten einzutauchen.
    Die Szene mit dem Flugzeugabsturz hatte für mich schon fast etwas surreales, weil Henry so überhaupt keine Spur von Sensationsgier oder Voyeurismus gezeigt hat und den Absturz praktisch wie im Traum aus der Distanz betrachtet hat. Ich wäre an seiner Stelle vermutlich in Panik ausgebrochen, wäre zum Telefon gerannt und hätte die Polizei und was weiss ich noch wen angerufen. :zwinker: Für Henry scheint solch ein Unglück überhaupt nichts Aussergewöhnliches mehr zu sein. Er hat sich damit abgefunden, dass es mit der Welt abwärts geht und findet das zwar leicht beunruhigend, aber nicht überraschend und er hat auch nicht das Bedürfnis, etwas dagegen zu unternehmen. Dazu passt auch die Art, wie Henry über seinen Job nachdenkt. Er rettet Tag für Tag Leben und hat dabei das Gefühl, einfach nur seinen Job zu tun, er fragt sich sogar noch, ob es für ihn nicht noch mehr geben muss im Leben als "nur" Leben zu retten...


    hilde
    Mich hat die Szene mit Baxter auch irritiert. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie nicht ganz reinpasst. Aber vielleicht ändert sich dieser Eindruck noch, bin ja noch nicht einmal in der Hälfte des Buches. :zwinker:


    lg
    Dani

    Einmal editiert, zuletzt von Dani ()

  • Hallo!


    An vielen Stellen hat mich das Buch tief getroffen und deprimiert. Die Gedanken zum Alter. Die Kinder die einem entwachsen.
    Das alles hat das Buch für mich zu einem guten Buch gemacht.


    So ähnlich habe ich auch empfunden. Die Art wie er diese Dinge geschildert hat, hat mich auch über meine Zukunft nachdenken lassen. Keiner will daran denken wie es ist wenn man älter wird, die Kinder einen verlassen oder die Eltern sterben. An diesen Stellen habe ich ziemlich schlucken müssen.


    Die Szenen mit Baxter dagegen haben mich zwar nicht gelangweilt, hätten aber nicht wirklich sein müssen. Ich weiß nicht in wieweit sie wirklich wichtig für das gesamte Buch waren, aber meiner Meinung nach hätte Ian Mc Ewan sie weglassen können.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Szene mit Baxter und

    fand ich auch ziemlich unrealistisch, das war das einzige, was mich an dem Buch gestört hat.


    Ansonsten finde ich McEwan hier wie auch in seinen anderen Büchern als Beobachter einfach genial.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kirsten
    Gelangweilt haben mich die Szenen mit Baxter nicht unbedingt. Ich denke auch nicht das man sie total hätte weglassen sollen, dann hätte dem Buch sicher auch etwas gefehlt. Zumal dann auch die Squash-Szene auf jeden Fall anders gelaufen wäre. Henrys Reaktionen dort waren ja das direkte Ergebnis des Vorfalls mit Baxter.
    Aber es wirkte, so wie es erzählt wird, doch etwas sehr konstruiert und passte so nicht so recht ins Buch. Ich finde McEwan hätte mehr daraus machen können.



    Ansonsten finde ich McEwan hier wie auch in seinen anderen Büchern als Beobachter einfach genial.


    Ja, das gefällt mir an seinen Büchern am besten. Und deshalb werde ich auch mehr von ihm lesen. Ich bin bei ihm sogar am Überlegen mir seine Kurzgeschichten zu kaufen, obwohl ich so etwas eigentlich gar nicht lesen, ich denke aber, dass gerade bei Kurzgeschichten, diese Stärke besonders sichtbar wird.


    @Dani
    Mit gefallen deine Gedanken über Henry und den Vorfall mit dem Flugzeug.
    Ich hätte sicherlich auch anders reagiert. Aber Henry ist eher ein Denker der alles erst durchspielt bevor er handelt(Außer wenn er Squasch spielt, aber beim verlieren hört der Spaß ja auch auf :zwinker:), das wird später noch deutlicher.
    Das muss er bei seinem Beruf wohl auch. Bloß keine Panik...ruhig bleiben. Und er hat ja schon recht. Wozu noch die Polizei anrufen, sie wusste es vermutlich eh schon. Wieso die Frau wecken, bis sie auf ist ist das Flugzeug schon nicht mehr zu sehen. Obwohl es natürlich schon etwas passiv von ihm war. Und du hast recht das ganze hatte was sureales, etwas (Alb)traumhaftes. Deswegen wohl auch Henrys eher träge Reaktion.

  • Flor
    Stimmt, bei seinem Beruf könnte er sich keine Kurzschlusshandlungen erlauben. :zwinker:
    Ich finde es interessant, wie McEwan es schafft, eine Person so umfassend darzustellen, indem er den Leser in ihren Gedankenstrom "eintauchen" lässt. Henry ist viel mehr als nur jemand, der rational denkt. Gleichzeitig ist er auch jemand, der sich selbst immer wieder hinterfragt und auch versucht, die Gedankenwelt anderer Menschen zu verstehen. Und das alles wird "nur" anhand seiner Gedanken und Erinnerungen vermittelt, z.B. sein Nachdenken über seine Kinder (Daisy und ihre Leselisten... :breitgrins:), die Erinnerungen daran, wie er seine Frau kennengelernt hat, seine Beunruhigung über den Zustand der Welt usw. Man liest und liest und merkt gar nicht, dass es eigentlich (fast) gar keine richtige Handlung gibt.

  • Hallo!


    Man liest und liest und merkt gar nicht, dass es eigentlich (fast) gar keine richtige Handlung gibt.


    Gerade das gefällt mir an dem Buch so gut. Ian McEwan beschreibt auch Alltägliches so als ob es etwas Besonderes ist. Wenn das ein anderer Autor gemacht hätte, hätte ich mich bestimmt ein wenig gelangweilt. Hier dagegen finde ich es genial.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das Sqash-Spiel fand ich auch sehr interessant. Henry kann auch bei einem "Spiel" keine leichte, spielerische Haltung einnehmen. Insofern wird eine weitere Facette seines Charakterzugs gezeigt, die Dinge unter Kontrolle halten zu wollen. Und das ist ja auch der Grund für seine Verbissenheit: Ian McEwan beschreibt an einer Stelle, dass Henry dieses Spiel unbedingt gewinnen will, damit er das Gefühl haben kann, dass ihm dieser Tag nicht entgleitet.
    Und wieder musste ich an Virginia Woolfs "dünne Schleier der Zivilsation" denken: Unter Henrys beherrschtem, zivilisierten Äußeren lauert ein Tier, das kämpfen und gewinnen will. Ebenso wie in der Welt, in der Henry lebt: Eine scheinbar geordnete, friedliche Welt, in die aber jederzeit der Terror einbrechen kann und die damit sehr fragil ist. Diese Fragilität ist Henry bewusst, er zieht einen Vergleich mit der Römerzeit, die auch irgendwann Geschichte war.
    Die ideale Welt dagegen ist eine Utopie und begegnet Henry in der Musik.
    Wie Ian McEwan am Beispiel von einem einzigen Tag im Leben eines Menschen solche Ideen veranschaulichen kann, finde ich grandios!

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Hallo!


    Gerade habe ich das Buch beendet und bin sicher, dass ich es irgendwann nochmals lesen werde. Da steckt so viel drin...


    Kirsten

    Ian McEwan beschreibt auch Alltägliches so als ob es etwas Besonderes ist.


    Das finde ich auch! Jede Handlung, jedes Ereignis ist mit der Vergangenheit und der Zukunft verknüpft.


    Valentine


    Die Szene mit Baxter und

    fand ich auch ziemlich unrealistisch, das war das einzige, was mich an dem Buch gestört hat.


    Das sehe ich auch so. Die ganze Geschichte mit Baxter wirkt irgendwie aufgesetzt und klischeehaft. Dagegen finde ich die Bedrohung der westlichen Welt, die unterschwellig immer präsent ist, viel interessanter dargestellt.


    lg
    hilde

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Hallo!


    Nanu, wo sind denn alle?


    hilde: die von Mc Ewan beschriebene Bedrohung finde ich auch sehr gelungen. Viele Autoren übertreiben bei dem Thema und driften in Richtung Panikmache ab. Er dagegen hat das sehr real gemacht, genau so wie es wahrscheinlich viele schon empfunden haben.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.