Nicole Krauss - Die Geschichte der Liebe

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  • Sehr berührt hat mich das Kapitel in welchem Leo endlich seine Lebensfreude wieder gefunden hatte und dann erfahren musste, dass sein Sohn tot ist. Ein Sohn für den er gelebt hat, aber von dem jeder noch so entfernte Bekannte mehr wußte als er selbst. Ich fand das so schlimm, zumal es ja nicht seine Schuld war, dass sein Sohn ihn nie kennengelernt hatte. Er wollte mit der Mutter seine Sohnes zusammenleben, nachdem er sie wiedergefunden hatte, aber sie wollte nicht mehr und wie es im nachhinein ausschaut, hat sie wohl doch alle seine Briefe bekommen und in sofern tut es mir um so mehr leid. Wie furchtbar muss es für einen Vater sein, nur auf die Ferne heimlich sein Kind zu beobachten um, zumindest optisch, einen winzig kleinen Moment Teil zu haben an dem Leben des eigenen Kindes.


    So habe ich beim Lesen des Kapitels auch empfunden. Es ist schlimm genug, einen Menschen zu verlieren, aber es muss unendlich viel schlimmer sein, wenn man seine Trauer niemandem mitteilen kann.


    Ich bin inzwischen auf Seite 173 der deutschen Ausgabe, mitten im Kapitel "Bis die Schreibhand weh tut". Das Buch gefällt mir immernoch sehr gut. Ich finde die Abgrenzung durch die länge der Kapitel zwischen den einzelnen Handlungssträngen eine gute Wahl. Auch wenn ich finde, dass es nicht nötig gewesen wäre, da sich die Kapitel über Alma und die Kapitel über Leo vom Schreibstil durchaus unterscheiden und es vielleicht gereicht hätte, nur den Namen des "Erzählers" beim Kapitel dabei zu schreiben.

    One day you think it all comes right<br />One day believe fate will be kind<br />But if you wait one day too long<br />you&#39;ll lose what matters most<br />it will be gone!<br />(Rebecca Lavelle - Locked Away)

  • Das ist ja ätzend. Bisher kann ich in der englischen Fassung darüber allerdings nicht klagen. Da ist alles durchgehend unmarkiert.


    So'n Quatsch! Mittlerweile ist mir aufgefallen, dass es auch auf englisch manchmal Anführungszeichen stehen und manchmal kursiv geschrieben ist. Habe ich vorher ganz übersehen :rollen: .



    Trouble with thinking
    Ein Litvinoff-Kapitel, in dem wir nichtsdestotrotz etwas über Leo Gursky erfahren, bzw. erraten können:
    Der Abschied, nehme ich an, fand in Polen statt, als Litvinoff das Land verließ. Sie treffen sich dann in Südamerika wieder


    Stimmt ebenfalls nicht. Die Szene mit den Nachrufen, von der ich dachte, sie fände in Südamerika statt (es hieß ja, sie hätten sich einige Jahre nicht gesehen) spielt in Wirklichkeit 1941 (Isaac Babels Sterbejahr) in Polen. Aber konnte ein polnischer Jude 1941 wirklich noch das Lande verlassen, noch dazu mit spanischem Visum, wie es Litvinoff laut Kap. "Here we are together" getan hatte? Kommt mir ein wenig unglaubwürdig vor, aber vielleicht ging es ja doch.


    Until the writing hand hurts
    Hier wird es ja immer mysteriöser! Gursky bekommt einen Brief mit

    Die größte Frage, die ich mir gerade stelle, ist: Wer ist Jacob Marcus? Woher kennt er Leo Gursky (und die ganzen Hintergründe)?


    Flood:
    Dies Schilderung des ersten Kusses fand ich richtig süß. Auch Küssen will gelernt sein und erfordert etwas Übung :smile: .
    Was bedeutet übrigens "Dai ruku"? Ich gehe ja stark davon aus, dass es "Ich liebe dich" auf russisch ist.


    Here we are together:
    Litvinoff hat zwar überlebt, aber gezeichnet ist er trotzdem durch den Horror des Dritten Reiches. Schlimm, wie er sich nicht wirklich lebendig, sondern nur als leere Hülle empfindet: "you're a shell of a man, all she has to do is knock against you to find out you're empty." :sauer:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Allmählich nähere ich mich dem Ende (noch 50 Seiten zu lesen) und beginne die Zusammenhänge zu verstehen.
    Vor allem die Frage, wer denn Jacob Marcus sei, und wieso er das Buch übersetzt haben will, ist jetzt beantwortet; auf sehr überraschende Art und Weise. Allerdings bleibt da immer noch offen, woher "Marcus" von Leo Gursky weiß.
    Im Moment nervt mich, dass die Protagonisten alle nicht den Mund aufmachen, den anderen nicht erzählen, was sie wissen und dadurch sich und ihrer Umwelt das Leben schwer machen:

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • beginne die Zusammenhänge zu verstehen.


    Nicht ganz, wie ich feststellen musste. Die Zusammenhänge sind noch komplizierter als es den Anschein hatte und für meinen Geschmack zu konstruiert. Schon die ganze Zeit schrappte das Buch nahe an der Grenze der Glaubwürdigkeit lang, aber mit dem Auftauchen eines weiteren "Mitspielers", der bisher nur eine Nebenrolle hatte, wurde es mir endgültig zu viel :sauer: . Schade.
    Wer jetzt wie was von wem erfahren hatte und welche Information wem warum weitergab, ist kaum noch zu überschauen und lässt meine Meinung über das Buch noch einmal etwas sinken.
    Demgegenüber steht dann allerdings das großartige letzte Kapitel A + L, dass in seiner Darstellung des Innersten zweier einsamer Menschen und des Versuches, einander nahezukommen, durchaus mit den hervorragenden ersten beiden Kapiteln mithalten kann.


    Krauss hat meiner Meinung nach ihr Buch überlastet, die Geschichte, die sie erzählen wollte, unnötig verkompliziert und zudem stilistisch manchmal zu künstlerisch sein wollen. Das Ganze etwas einfacher, schlichter hätte ein hervorragendes Buch sein können, so war es das nur teilweise.
    Aber trotzdem halte ich Krauss für eine vielversprechende Autorin; mal schauen, was sie weiter so schreiben wird.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich habe weitergelesen und bin mittlerweile in dem Kapitel "Erinnerungen, die mir mein Vater vermittelt hat"


    Das verstehe ich nun überhaupt nicht, wie die Zahlen mit den Erinnerungen zusammenhängen, aber ich habe mir mittlerweile abgewöhnt, zu versuchen alles zu verstehen. Alma die "Junge" ist mir sehr sympathisch. Ein sehr zielstrebige junge Dame.
    Ich dachte komischerweise, dass die Geschichte der Nachrufe in Israel spielte, aber es handlte sich ja nicht um Almas Papa. Vor meinem geistigen Auge, sah ich die beiden im Café Atara sitzen, was übrigens seit Mai letzten Jahres geschlossen ist. :sauer:


    Mal sehen was noch kommt. Ihr macht mich ja neugierig mit den letzten Kapiteln.

  • Beim letzten Kapitel fand ich auch die optische Darstellung der beiden Perspektiven toll :daumen:


    Aber insgesamt gebe ich Saltanah recht: ein guter Ansatz, tolle Ideen, aber häufig zu undurchsichtig in der Handlung und ein bisschen "gewollt".

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch letzte Nacht beendet. Ich fand wie Saltanah und Valentine den Ansatz sehr gut. Aber das letzte Kapitel hat mich nur noch genervt.

    One day you think it all comes right<br />One day believe fate will be kind<br />But if you wait one day too long<br />you&#39;ll lose what matters most<br />it will be gone!<br />(Rebecca Lavelle - Locked Away)

  • Es war mir zu verworren. Erst sitz sie auf der Bank, dann wieder nicht. Dann kommt er nicht, dann wieder doch. Und ich wusste am Ende irgendwann nicht mehr, wer gerade spricht, ob nun Alma oder Leo.


    ---> Also: Die Verwirrung war Schuld.

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  • Hallo,


    ich habe das buhc heute beendet.
    ich fand es vond er Idee her gut, aber es war einfach zu verworren, so dass manchmal die Lust weiter zu lesen schwer wurde.
    Alma hat mir am besten gefallen. Ihre Hartnäckigkeit Dingen auf den Grund zu gehen, fand ich schön.
    Bird war für mich eine traurige Gestalt. Ein 12jähriger Junge der sich in die Religion flüchtet, dabei ziemlich realtitäsfremd wird, und ich denke, das hätte nicht so weit kommen müssen, wenn sich seine Mutter ein wenig am Riemen gerissen hätte und einfach für Kinder da gewesen wäre, wie sie es brauchten. Alma beschrieb es ja treffend, das sie das Gefühl hatte, sie sah sie nicht, obwohl sie vor ihr stand. Diese Gleichgültigkeit. Gerade wenn man um seinen Mann so trauert, dann sollte man dich das pflegen und schätzen, was einem mit ihm verbindet und was ein Teil von ihm ist, nämlich den Kindern.
    Leo tat mir nur leid, und der Nekrolog hat es gut zum Ausdruck gebracht, er wurde geboren er verliebte sich, er hat gelebt. Er hat gelebt für diese eine Liebe, die nie zu ersetzen war. Wie schlimm. da ging es mir dann so wie Saltanah, warum hat er nicht mit seinem Sohn Kontakt aufgenommen, denn er war doch letztendlich der Einzige für den er überhaupt noch gelebt hat.
    Ebenso hat mich das letzte Kapitel sehr berührt und das war wirklich gelungen.


    Ansonsten wird dieses Buch leider nicht zu meinen highlights dieses Jahres gehören.


    Tina