André Gide: Die enge Pforte

  • Hallo,


    André Gide: Die enge Pforte


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    „Die enge Pforte“ - der Titel bezieht sich auf Lukas 13, 24. Pastor Vautiers Predigt in unserer Erzählung ebenso:


    „Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.“


    Gemeint ist die Himmelspforte, durch die nur wenige, die ohne Sünde sind, durchschreiten können. In André Gides Roman geht es um Alissa, die sich der körperlichen Liebe verweigert, um durch dieses Opfer in den Himmel zu gelangen. Das Opfer ist aber ihr Cousin Jerome, der unglückliche Mann, der um sein Lebensglück betrogen wird. Alissa erwiedert zwar innerlich seine Liebe, sie zieht sich aber von ihm zurück, weil ihr Wunsch auf Liebesverzicht , und damit drer Abkürzungsweg zum Himmel wichtiger erscheinen. Warum tut sich eine Frau so etwas an? Sie leidet nämlich selber unter den Verzicht ihres Geschlechtslebens. Hier schwingt auch das Wort des Apostel Paulus mit, heiraten sei gut, Jungfräulichkeit sei besser, denn die Sünde eines Ehebruchs liegt nahe, auch Alissa bekommt einen Seitensprung ihrer Mutter mit und weiß deshalb von den Gefahren des Lebens, wie man in die höllische Verdammnis geraten kann.


    Es ist unglaublich, André Gide beschäftigte sich mit dem Thema 15 Jahre lang, und die Niederschrift jährte vier Jahre. Obwohl die Erzählung 1909 erschien, liegen seine Wurzeln im neunzehnten Jahrhundert. Gide wurde sehr streng puritanisch erzogen. Nur mit diesem Wissen wird es verständlich, dass er diese Thematik gewählt hat, und sich in dieser längeren Erzählung eben gegen strenge puritanische Werte stellt, und am Beispiel Alissas aufzeigt, was für vernichtende Folgen es haben kann, wenn man sein Leben nur nach Moralvorstellungen eingrenzt.


    Gide sah die Erzählung sogar als Satire, was, so meine ich, aber nicht so ankommt,. Da hätte der Autor doch schärfere sprachliche Nuancieren setzen müssen. Dagegen ist die Sprache doch sehr verhalten, wirkt etwas ältlich, ja biblisch, was vom Autor aber bestimmt beabsichtigt wurde. Die Wahl der Ichperspektive ist sehr sinnvoll, weil wir auf diese Weise dem Protagonisten innerlich sehr nahe kommen. Genauso ideal ist es, Alissas Bekenntnis als Tagebuch zu erzählen.


    Alissa begründet ihren Weg der Tugend im Angesicht von Jerome mit dem Bibelzitat: „Sie haben nichts erlangt, was ihnen verheißen war, weil Gott etwas Besseres für sie zuvor ersehen hat...“,(gemeint ist wohl Hebräer, 11, 39-40), bezeichnet im Tagebuch ihre Opferhaltung aber als „bittere Befriedigung“. Tja, hier könnte man vielleicht wirklich satirisches entdecken.


    Etwas vermisst habe ich die Lebendigkeit, die Gide später in „Schule der Frauen“ zelebriert hat. Aber, naja, bei solch einem Thema wie hier, streng puritanisch, davon ist in der Sprache wohl etwas hängengeblieben.


    3ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()