Carolly Erickson - Die Lilie von Versailles

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    Verlag: Fischer
    ISBN: 978-3-596-17719-6
    Seiten: 430
    Ausgabe: Taschenbuch
    ET: 01.2008
    Preis: € 8,95


    Kurzbeschreibung


    Paris, 16. Oktober 1793


    In der Nacht, in der die Gefangene Nummer 280 zum Schafott geführt und mit der Guillotine hingerichtet wird, hinterlässt sie in ihrer Zelle ein Tagebuch, das die Geschichte ihres dramatischen Schicksals erzählt: Die hochgeborene, aber einfach erzogene Habsburgerin wird mit fünfzehn Jahren Gemahlin des späteren Louis XVI. und mit neunzehn Jahren Königin von Frankreich. In ihrer Ehe findet sie keine Geborgenheit, der König ist ein exzentrischer Eigenbrötler. Marie Antoinette flüchtet sich in extravagante Feste und Moden und verbirgt ihre Einsamkeit hinter dem Prunk des Hoflebens von Versailles. Zu spät erkennt sie, dass diese Fassade brüchig ist. Ihr heimlicher Geliebter, der schwedische Diplomat Graf Fersen, riskiert sein eigenes Leben,um die königliche Familie zu retten, aber der Versuch, unerkannt in falschen Kleidern aus Frankreich zu entkommen, scheitert. Die folgenden Monate der Gefangenschaft sind eine Zeit grausamer Erniedrigung für Marie Antoinette...


    Meine Meinung


    Etwas vorsichtig und skeptisch, aber auch mit großer Vorfreude bin ich an dieses Buch heran gegangen. Vorsichtig und skeptisch, weil „Die Lilie von Versailles“ in Tagebuchform geschrieben ist und ich seinerzeit bei der Joséphine-Reihe von Sandra Gulland zu Beginn doch erhebliche Schwierigkeiten hatte, mich in diese Art des Romans einzufinden. Voller Vorfreude, weil ich hoffte, mein spärliches Wissen über die faszinierende Marie Antoinette vertiefen zu können. Meine Vorsicht war gänzlich überflüssig, das merkte ich schon nach wenigen Seiten und meine Vorfreude wurde absolut gerechtfertigt.


    Der Tagebuchstil ist einfach, aber nicht trivial gehalten. Er liest sich gut und flüssig und auch wenn ein Tagebuch immer dazu führt, dass große Lücken entstehen (können), hatte ich nie das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich hatte das Buch im Nu (in zwei Tagen) ausgelesen, da es kaum möglich war sich Marie Antoinette zu entziehen.


    Der Roman beginnt mit der Kindheit Marie Antoinettes, dafür bin ich ja immer zu haben. Und so war ich umgehend in der Lebensgeschichte der späteren Monarchin Frankreichs gefangen. Nicht nur die Kindheit an sich hat mir gut gefallen, sondern auch, dass man Maria Theresia und viele Geschwister Marie Antoinettes kennen lernt, wenn auch nur flüchtig. Aber es hat mich dazu bewogen, gleich im Anschluss einen biographischen Roman über Maria Theresia zu lesen.
    Die Handlung selbst empfand ich als spannend und aufschlussreich, vor allem weil Carolly Erickson versucht hat, so gut wie jeden Aspekt Marie Antoinettes Leben einzufangen. Politik spielt hier zwar keine übergeordnete Rolle, wird aber ausreichend eingebunden, um die Ereignisse nachvollziehen zu können. Höfisches Leben, Manieren, Alltag, alles das spielt eine Rolle in diesem Roman.
    Auch finde ich es gelungen, dass die Autorin nicht urteilt. Als Leser kann man sich sein ganz eigenes Bild von dem französischen Königspaar machen, das Opfer der Französischen Revolution wurde. Inwieweit Maria Antoinette und Louis XVI. Schuld und Verantwortung für ihr eigenes und Frankreichs Schicksal tragen, wird nicht von der Autorin diktiert. Vielmehr bleibt dem Leser genügend Raum, um sich darüber eigene Gedanken zu machen und aus dem Gegebenen eigene Schlüsse zu ziehen. Das hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen.
    Leider hat die Autorin manche Ereignisse nur oberflächlich angerissen, ohne sie zu Ende zu führen. Das ist auch mein Hauptkritikpunkt, da dadurch Fragen, wenn auch nicht unbedingt allzu wichtige, aufkamen, die nie beantwortet wurden.
    Von der ersten bis zur letzten Seite war ich aber vom Leben der Protagonistin fasziniert und bewegt. Ihr Schicksal ließ mich nie kalt, sondern rief vor allem gegen Ende so starke Emotionen in mir vor, dass ich sogar nachts von ihrem Leben geträumt habe und das mehrmals. Obwohl ich ihr Schicksal grob kannte und vor allem wusste, wie sie ihr Leben verloren hat, habe ich immer mit gezittert und gehofft, dass es vielleicht doch noch einen anderen Ausweg für Marie Antoinette gäbe. Auch wenn Carolly Erickson sich hier und da der schriftstellerischen Freiheit bedient hat, am Ende hat sie natürlich nichts geändert und so erlebt man die letzten Jahre, Wochen und Tage der Königin Frankreichs hautnah und sehr emotional mit. Ich habe lange gebraucht, um das zu verarbeiten.


    Die Figuren fand ich großartig heraus gearbeitet, glaubwürdig und in ihrem Handeln absolut nachvollziehbar. Gerade Maria Antoinette und Louis haben mich äußerst nah an sich heran gelassen und viel von ihrem Wesen offenbart. Beide sind vielschichtig und lebendig. Es war überhaupt nicht schwierig eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Beide haben es mir durch ihre wunderbare Ausgestaltung wirklich leicht gemacht. Bei Marie Antoinette ging es soweit, dass ich mich absolut mit ihr identifizieren konnte ich und es viel mir äußerst schwer, ihr Schicksal zu akzeptieren. Meine Versuche, sie auf Abstand zu halten, sie nicht zu nah an mich heran zu lassen, missglückten kläglich.


    Fazit: Ein glaubwürdiges, emotional packendes Buch mit wunderbaren Figuren, auch wenn es nicht unbedingt hundertprozentig historisch korrekt ist. Aber es ist nun einmal ein Roman und keine Biographie, darauf weist auch die Autorin ausdrücklich hin.


    Ein kleine Empfehlung zum Schluss: Carolly Erickson hat einige Figuren und Ereignisse in ihren Roman einfließen lassen, die nicht historisch belegt, sondern ihrer eigenen Phantasie entsprungen sind. Da das Leben Marie Antoinettes nicht unbekannt ist, schadet es keineswegs als erstes das Nachwort der Autorin zu lesen. Mir hat es geholfen, den Roman aus der richtigen Erwartung heraus zu lesen.


    Meine Bewertung


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich hab mir schon vor ein paar Tagen Gedacht, dass ich demnächst wieder einen historischen Roman der in Frankreich spielt lesen will
    und dann kommst du mit deiner tollen Rezi :breitgrins:


    Und wie es der Zufall will hab ich bis jetzt auch keinen Autor mit E - passt perfekt. Ist so gut wie gekauft :zwinker:

    &quot;Es kostet nichts, die allgemeine Schönheit<br />Zu sein, als die gemeine sein für alle!&quot; ;)

  • Eine sehr schöne Rezension - und wieder ein Buch auf meinem Wunschzettel :zwinker:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich hoffe sehr, dass Ihr nicht enttäuscht sein werdet und wünsche Euch jetzt schon viel Spaß damit! :winken:


    LG
    Cait

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich habe das Buch nun auch gestern Abend zu Ende gelesen.


    Ich konnte aber gut mit Marie Antoinette mitfühlen.
    Mir ist jetzt nicht bekannt, wieviel von ihrem Charakter erfunden wurde aber sie scheint doch eine nette Person gewesen zu sein, wenn man dieses Buch als Unterhaltungsroman ansieht.
    Ich habe vorher laut Wikipedia und Co. ein anderes Bild von ihrem Wesen gehabt.


    Ich muss zugeben, ich mag ja keine Horrorfilme mit diesen Mordszenen und beim Ende dieses Buches musste ich mich durchlesen und hatte nebenbei natürlich die entsprechenden Bilder im Kopf. Mir wurde schon etwas flau im Magen. Das aber nur am Rande bermekt.


    Am meisten gefallen hat mir natürlich die Romanze mit Axel, ich hätte mir gewünscht, dass die beiden glücklich werden. Ich bin auch sehr froh, dass wir uns heutzutage unseren Ehemann selbst aussuchen können


    Das Buch hat mir insgesamt gefallen aber ich hätte es mir auch sparen können. So toll fand ich es nun auch wieder nicht wie andere historische Romane. Macht aber auch nichts, weil ich es für 4,95 € als Mängelexemplar als HC gekauft habe.



    Der Meinung von Cait kann ich ürbigens voll zustimmen, das trifft es schon sehr gut.


    Bin der Meinung, das Buch kann man lesen, muss man aber nicht.



    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: