Margaret George - Helena, genannt die Schöne

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    Verlag: Lübbe
    ISBN: 3-785-72299-0
    Seiten: 896
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 11.2007
    Preis: € 24,95


    Kurzbeschreibung


    Sie gehört zu den aufregendsten Frauengestalten der Mythologie und inspirierte Legionen von Künstlern: die schöne Helena. Margaret George haucht ihr Leben ein, indem sie die griechische Prinzessin selbst erzählen lässt. Schon als Kind wird ihr prophezeit, sie werde den Untergang Asiens und Europas herbeiführen, ein Schicksal, das sich nicht abwenden lässt, obwohl Helena wie eine Gefangene aufwächst. Ihre überwältigende Schönheit schlägt den trojanischen Prinzen Paris in den Bann. Hin und her gerissen zwischen ihren Pflichten als Mutter und Herrscherin und ihren persönlichen Leidenschaften, entscheidet sich Helena für die Liebe und setzt damit Ereignisse in Gang, die den berühmten Trojanischen Krieg unausweichlich machen...


    Meine Meinung


    „Kleopatra“ und „Maria Stuart“ habe ich bereits von Margaret George gelesen und ich frage mich nun, ob das nun von Vorteil oder von Nachteil ist, wenn man „Helena, genannt die Schöne“ lesen möchte. Gut ist es vielleicht, weil ich durch die anderen Romane weiß, dass Margaret George viel besser erzählen kann als sie es in „Helena“ zeigt und ich daher in Zukunft auch keinen Bogen um die Autorin machen werde; schlecht, weil ich wesentlich mehr von diesem Roman erwartet habe und letztendlich ganz schön enttäuscht bin. Das zeigt auch, das eine Autorin, von der man Qualität gewohnt ist, auch mal schwächeln kann, bleibt nur zu hoffen, dass Margaret George zu ihrer alten Form zurück findet. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Autorin an einer mythologischen Figur versucht hat, denn ihre historisch belegten Romanbiographien haben mir bisher außerordentlich gut gefallen.


    Sprachlich hatte ich anfangs leichte Schwierigkeiten. Mir kam die Erzählung zu kindlich rüber, aber nach einigen Seiten hatte ich mich gut eingelesen und störte mich nicht mehr daran. Nur leider unterlief dem Übersetzer so mancher, sehr störender Patzer. Dank einer Leserunde, in der eine Teilnehmerin das Buch im Original las, konnten wir sprachliche Mängel abgleichen und dabei wurde schnell deutlich, dass Margaret George sehr auf ihre Sprache geachtet hat und zu moderne oder umgangssprachliche Begriffe vermieden hat. In der deutschen Übersetzung häuften sich diese im Laufe der Handlung allerdings erheblich. Durch sprachliche Ausrutscher wie z.B. „…vom Leder ziehen…“ oder „… mit allen Wassern gewaschen…“, entglitt mir die Atmosphäre recht häufig.


    Die Handlung ist an sich schön aufgebaut. Margaret George beginnt mit Helenas Kindheit, was mir wirklich gut gefallen hat. Ich mag es, wenn ich auch das Kind in der Figur kennen lernen darf. Dann geht es weiter über ihre Jugend zu ihrer Heirat mit Menelaos. Diese Ereignisse erfolgen zwar ohne großen Spannungsbogen, sind aber gut in Szene gesetzt und lassen sich angenehm und zügig lesen. Erst mit Paris‘ Auftritt kommt langsam etwas Fahrt und Spannung in die Geschichte. Nur leider kann Margaret George das Tempo nicht dauerhaft halten, was ich vor allem darauf zurück führe, dass die gesamte Geschichte nur aus Helenas Perspektive erzählt wird. Der Leser erfährt von Ereignissen und Kämpfen nur durch Helenas Augen und Ohren, wodurch gerade bei der Belagerung Trojas und den Kämpfen zwischen den Kriegern äußerst viel Atmosphäre verloren geht, bzw. gar nicht erst aufkommt. Eine zweite Erzählperspektive hätte dem Roman gut getan, da dadurch vielleicht ein differenziertes Bild vom Trojanischen Krieg entstanden wäre. In dieser Fassung ist die Handlung äußerst einseitig und leider manchmal auch recht eintönig. Da man als Leser die ganze Zeit an Helenas Seite bleibt und sie weder an Kämpfen teil nimmt, noch eine wichtige Funktion im Kriegsrat inne hat, begleitet man sie oft in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Gerade wenn es im Trojanischen Krieg spannend würde, empfand ich dies als lästig und hinderlich. Die berühmten Zweikämpfe erfährt man als Leser oftmals nur aus zweiter Hand, was schließlich als langweilige Nacherzählung bei mir ankam. Emotionen kamen dabei keine auf. Auch haben sich in der Handlung so manche Logik- und Sinnfehler eingeschlichen, die bei mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen haben. Erst zum Ende hin findet Margaret George zu ihrem wirklichen Erzähltalent und ihrer alten Form zurück. Der Untergang Trojas ist wunderbar beschrieben. Die Atmosphäre ist derart dicht, dass man sich ihr nicht entziehen kann. Man wird nach Troja hinein gesogen, riecht den Rauch, hört die Schreie, fühlt die Hitze, sieht die fliehenden, panischen Menschen. Trojas Zerstörung hat mich tief bewegt und erschüttert. Hier erzählt eine Margaret George, die ich kenne und schätze. Fazit: Der Anfang ist gut, der Mittelteil schwach, das Ende großartig.


    Natürlich fehlen die Götter in der Handlung nicht. Sie nehmen in der Mythologie großen Raum ein und das hat Margaret George respektiert. Zwar versucht sie, Zeus, Athene, Aphrodite & Co. dosiert einzusetzen, aber stellenweise ist es dann doch ein wenig zu viel geworden, vor allem weil die göttliche Magie ab und an etwas ausuferte und kaum noch nachzuvollziehen blieb. Leider hatten die Götter wenig Kontur, so dass sie für mich undeutliche Schemen blieben. Aber vielleicht war das auch durchaus beabsichtigt, Götter sind ja nicht unbedingt greifbar.
    Auch nimmt die Mythologie der einzelnen Figuren viel Raum ein, dabei setzt die Autorin aber bedauerlicherweise zu viel eigenes Hintergrundwissen über den Trojanischen Krieg und seine Teilnehmer voraus. Viele „Biographien“ werden nur angerissen oder angedeutet, so dass durchaus Fragen offen bleiben könnten, wenn man sich nicht so gut in diesem Thema auskennt.


    Da Margaret George mit Helenas Kindheit beginnt, hatte ich große Hoffnungen, eine enge Beziehung zur Protagonistin aufbauen zu können. Leider wurde spätestens nach ihrer Ankunft in Troja deutlich, dass ich mich geirrt hatte. Ich konnte Helenas Denken und Handeln nicht im Entferntesten nachvollziehen. Ihre Gedanken sind sprunghaft und widersprüchlich. Nur selten konnte ich eine vernünftige, erwachsene Frau erkennen, die auch Verantwortung übernehmen kann. Paris ist noch schlimmer. Über diesen Mann habe ich mich die meiste Zeit nur geärgert. Er ist naiv, oberflächlich, verwöhnt, selbstsüchtig und überheblich. Beide Figuren mag ich nicht als facettenreich bezeichnen (auch wenn Margaret George dies wohl mit ihren Charaktereigenschaften bezwecken wollte), wankelmütig würde einfach besser passen. Vielleicht urteile ich so hart, weil ich weder Paris noch Helena wirklich mochte. Und was ihre großartige Liebe ausmachte, habe ich bis zum Schluss nicht herausfinden können. Ihrer Beziehung fehlt es an Aufrichtigkeit und Vertrauen und sie wird in meinen Augen auf die körperliche Liebe reduziert. Am ehesten gefielen mir noch die Nebenfiguren wie z.B. die bewundernswerte, starke Andromache, Paris‘ Brüder oder der betrogene Menelaos, der mich mit am ehesten überzeugen konnte. Nur eine Figur konnte ich richtig ins Herz schließen: Helenas Berater Gelanor. Achille(u)s kommt in diesem Roman ganz schlecht weg und das ist noch untertrieben. Ich bin von dieser Figur der griechischen Mythologie schon immer fasziniert gewesen und war von seiner Darstellung in diesem Roman mehr als enttäuscht.


    Das Buch ist keineswegs so schlecht, wie die Rezension vermuten lässt. Nur lassen sich die negative Aspekte bedauerlicherweise oft besser ausführen als die positiven. Ich hatte durchaus angenehme, wenn auch manchmal etwas langatmige, Lesestunden. Das Buch lässt sich wunderbar lesen und ermöglicht einen etwas anderen Einblick in den Trojanischen Krieg. Ich hatte tiefe emotionale Momente und auch eine Lieblingsfigur, eine Karte und ein Nachwort runden das Buch schön ab.


    Meine Bewertung


    3ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich habe diese Ausgabe hier gelesen:


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    Um es gleich mal vorwegzunehmen, mich hat selten ein Buch dermaßen genervt und gelangweilt. Das Hauptproblem war wahrscheinlich, dass die gesamte Geschichte aus einer Perspektive (noch dazu von einem Ich-Erzähler) geschildert wurde und man deswegen die Motivation und die Hintergründe der anderen Seite überhaupt nicht nachvollziehen konnte.
    Man erfährt leider so gut wie garnichts über die Griechen und wie es ihnen während der langen Belagerung Trojas ergeht. Und da wäre es an einigen Stellen echt interessant gewesen, zu erfahren warum sie in einer bestimmten Art und Weise handeln.


    Wenn man dann wenigstens die Motive von Helen nachvollziehen könnte, wäre das garnicht so tragisch gewesen. Aber Helen (und auch Paris) bleiben blass und ihre Handlungen erscheinen oft total wirr und unlogisch. Meistens macht es echt keinen Sinn, was diese Frau tut und ihre Gefühle konnte ich leider auch nicht nachvollziehen.
    Genauso ging es mir mit der großen Liebe zwischen Helen und Paris, die leider auf eine Sexbeziehung degradiert wurde. Außerdem spielen die beiden abwechselnd beleidigte Leberwurst und reden tagelang wegen irgendwelchen Kleinigkeiten nicht miteinander.


    Helen ist hellsichtig und leider macht das das Buch sehr langweilig. Sie weiß meistens schon vorher, was passiert, bzw. hat ein schlechtes Gefühl dabei. Dadurch sollte wahrscheinlich Spannung erzeugt werden, aber leider ist das Gegenteil der Fall.
    Dazu kommt, dass die großen Ereignisse der Geschichte um Troja (die wahrscheinlich den meisten bekannt sind) seitenlang erzählt werden und als Leser weiß man natürlich schon, was passiert. Andererseits wird komplexes Hintergrundwissen über die griechische Mythologie vorausgesetzt und interessante Aspekte des Mythos werden nur angerissen. Zum Glück hatten wir in der Leserunde eine Expertin über Troja dabei, sonst hätte ich mir da einiges nicht erklären können.


    Was die Handlung auch nicht unbedingt spannender und abwechslungsreicher macht, ist das ständige Eingreifen der Götter. Dieser 'Hokuspokus' passt natürlich zum Thema, allerdings kam es mir so vor, als ob Margaret George die Götter immer dann in die Handlung geholt hat, wenn ihr nichts anderes mehr eingefallen ist.


    Was mich dazu bewogen hat, dieses Buch nicht abzubrechen, war die Sprache. Die Beschreibungen der Orte und Landschaften sind gut gelungen und teilweise konnte man fast mit den Figuren riechen und hören.
    Auch der Stil hat mir sehr gut gefallen, ein etwas archaisches Englisch, das super zu diesem historischen Hintergrund passt. Leider haben wir festgestellt, dass die Sprache durch die Übersetzung ziemlich gelitten hat und viel zu modern ausgefallen ist.
    Wenn also jemand das Buch nach dieser Rezension trotzdem noch lesen will, dann besser auf englisch. :->


    Ich war gottfroh, als ich dieses Buch endlich fertig gelesen hatte. Dies war mein erstes Buch von MG, aber nachdem die anderen mir versichert haben, dass Kleopatra viel besser ist, werde ich dieser Autorin noch eine Chance geben.


    1ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    LG, Mobi

  • Das erstaunt mich sehr, dass dieses Buch von MG so schlecht bei wegkommt. :entsetzt:
    Ich habe zuvor "Maria Stuart", "Heinrich VIII." und "Kleopatra" gelesen, von allen war ich sehr begeistert, da MG es versteht, zwar historische Fakten mit der Romanform zu verbinden, dabei aber keineswegs trocken oder langweilig und auch nicht kitschig-unrealistisch rüberkommt.
    "Helena" werd ich mir sicher nicht zulegen, denn erstens sind eure beiden Rezis sehr gut ausgeführt und sachlich. :elf:
    Und zweitens interessiert mich die griechische Mythologie nicht gerade brennend.

  • Hallo!


    Anscheinend gibt es große Unterschiede zwischen den Büchern, Kleopatra soll um einiges besser sein als Helena. Ich kenne es noch nicht, werde MG aber schon noch eine Chance geben. Helena würde ich guten Gewissens nicht weiterempfehlen, echt schade ich hatte mich nämlich ziemlich auf das Buch gefreut.
    Über Maria Magdalena habe ich noch nichts gehört.


    LG, Mobi


  • Über Maria Magdalena habe ich noch nichts gehört.


    Die habe ich vor einiger Zeit gelesen und auch irgendwo hier rezensiert. Gefiel mir auch gut, wobei ich "Heinrich" und "Kleopatra" noch stärker fand.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe von MG noch "Kleopatra" und "Maria Stuart" gelesen und war von beiden Büchern begeistert, "Heinrich VIII" subt noch und "Maria Magdalena" steht auf dem Wunschzettel. :breitgrins: Ich würde nicht unbedingt nach einem Buch von MG das Handtuch werfen, da sie scheinbar wirklich große qualitative Unterschiede bei ihren Romanen hat. Ich hab mal die anderen Buchrezensionen rausgesucht.


    Kleopatra
    Maria Magdalena
    Maria Stuart


    Zu "Heinrich VIII" hab ich erstaunlicherweise nur eine Leserunde gefunden.

    Liebe Grüße<br />Melli


  • Mich dagegen wundert es überhaupt nicht :rollen: Ich habe ihren Maria Magdalena Roman entnervt abgebrochen und habe nicht das Bedürfnis noch ein weiteres Buch von ihr zu lesen.


    Da tust du MG leider unrecht.
    Allerdings muss man sich schon für die Themen in ihren Büchern interessieren, sonst wird man mit historischem Wissen erschlagen. Ob das "historische" so ne große Rolle bei "Helena" spielt, wag ich mal zu bezweifeln.

  • Nachdem der trojanische Krieg eine Sage ist und keine historisch belegte Tatsache, geht es in Helena wirklich nicht um Geschichte. Leider war die Sage aber schlecht umgesetzt und ich hatte das Gefühl die Götter haben immer dann eingegriffen, wenn MG nicht mehr weiterwusste. :breitgrins: