Halldór Laxness - Die glücklichen Krieger

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 16.187 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Ich bin dem brutalen Olaf jetzt auf seinem Weg zum norwegischen Königsthron gefolgt und einigermaßen schockiert über die Vorgehensweise. Ich nehme durchaus an, daß Laxness hier von der Wahrheit nicht so furchtbar weit entfernt ist, und Olaf nur zum Heiligen werden konnte, weil die Hagiographie ganze Arbeit geleistet hat. Schreibenkönnen war schließlich eine wenig verbreitete Kunst und verschaffte damit eine echte Machtposition. Das Bild, das von einem Herrscher überdauerte, ist daher weitaus öfter ein manipuliertes und geschöntes als man glaubt, und Olaf muß fähige Leute in der Beziehung gehabt haben.


    Thorgeir taucht also doch noch mal auf, nachdem Ewigkeiten nichts von ihm zu hören bzw. zu lesen war. Sein Ende hat mich wenig erschüttert, auch wenn er tatsächlich den ein oder anderen seltenen sympathischen Wesenszug bekommen hatte. Wer, wie und warum genau Thorgeir nun zu Tode gebracht hat, spielt eigentlich auch keine Rolle, entscheidend ist wohl eher die Wirkung der Tat auf Thormod. Der entfremdet sich in Gedenken an die Schwurbrüderschaft gerade seiner Frau und seinen Töchtern. Ich seh's kommen (auch ein bißchen dank der Inhaltsangabe im Buch): Der Idiot gibt sein glückliches Leben auf, um nochmal den alten Idealen hinterherzujagen. Dabei sollte ihm inzwischen doch klargeworden sein, daß es damit nicht so weit her ist. Ich kann Lernresistenz bei Charakteren in Büchern nicht ausstehen ...


    Wenn ich in dem Tempo weiterlesen kann, dann bin ich zum Wochenende endlich durch :schwitz:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Thorgeir taucht also doch noch mal auf, nachdem Ewigkeiten nichts von ihm zu hören bzw. zu lesen war.


    Ah! Weit bin ich von einem neuen Element in der Handlung nicht mehr entfernt :klatschen:


    Da muss ich heute Abend gleich weiterlesen. Mein Tempo umfasst maximal drei Kapitel an einem Tag. Das sollten etwas mehr werden, sonst werde ich bis zum Urlaub nicht fertig *g*

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  • Bis Ende Kapitel 38


    Thorgeir hat ein unrühmliches Ende gefunden. Aber auf eine Art, dass er sich nicht einmal drüber ärgern kann, dass ihm der große, gefeierte Heldentod verwehrt geblieben ist. Nach dem Schlangenbiss war er ohnehin abgetaucht und ich war mir gar nicht sicher, ob er mit der Eroberung Norwegens überhaupt etwas zu tun hatte - bis herauskam, dass ihn der norwegische König nach Island entsandt hatte. Da muss er ja wohl die meiste Zeit jedenfalls bei den kriegerischen Aktionen dabei gewesen sein.


    Erst sein Tod bringt Thormod und Thorgeir wieder zusammen. Einerseits ist es beeindruckend, wie stark die Schwurbrüderschaft wirkt und dass Thormod wieder völlig darin aufgeht. Nachdem er sich zunächst ohne Gewissensbisse trotz Brüderschaft ins Privatleben gestürzt hatte. Andererseits bekloppt, das aufgebaute Leben völlig zu kippen, wie Saltanah auch schrieb:



    Dass sich Thormod wieder auf Reisen machen würde, war ja abzusehen - trotzdem kann ich es nicht ganz nachvollziehen, dass er sein glückliches Leben mit der geliebten Frau und den ebenso geliebten Kindern verlässt. Allerdings tut Thordis ja das ihrige, um ihm den Abschied zu ermöglichen.

    Auch hier stellt Laxness Liebe zu anderen Menschen (und im Endeffekt auch zum Leben selbst) gegen Heldentum und Ehre.


    Ich habe Thordis' Schwangerschaft nur durch Deinen Kommentar kapiert. Obwohl ich dieselben Hinweise hatte wie Du, konnte ich sie ums Verrecken nicht richtig deuten. Fehlt mir das Verständnis für die innere Haltung der Leute?


    Mit diesem Laxness habe ich so meine lieben Schwierigkeiten. Zwar war ja Sein eigener Herr auch als Saga geschrieben, aber ich kann micht nicht erinnern, lange Passagen ohne Held gelesen zu haben, bei denen man soch fragt, wie sie in die Handlung passen. Hier ist mir zwar das Konzept des Buchs klar, aber ich muss ganz schön dafür arbeiten, Kapitel für Kapitel weiterzukommen. Obwohl mir der Erzählstil zusagt. Aber die Handlung diesmla nicht so arg.

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  • Ich habe Thordis' Schwangerschaft nur durch Deinen Kommentar kapiert. Obwohl ich dieselben Hinweise hatte wie Du, konnte ich sie ums Verrecken nicht richtig deuten. Fehlt mir das Verständnis für die innere Haltung der Leute?


    So richtig klar wurde mir das auch erst etwas später, als Thormod (ich glaube, er war es selbst) irgendwem etwas über seine Frau erzählte. Da fiel dann plötzlich bei mir der Groschen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Fertig :schwitz: Ich sollte das Buch als Einschlafhilfe aufheben, selbst jetzt habe ich für die letzten 15 Seiten oder so eine Stunde gebraucht, weil mir dauernd die Augen zufielen :schnarch:


    Thormod ist ein ziemlicher Idiot. Da gibt er einen gutgehenden Bauernhof und eine ordentliche Familie für diesen Unfug auf. Nun gut, es geht um seine Ideale, eigentlich schätze ich so etwas, aber er übertreibt einfach furchtbar. Und Rache hin oder her: Thorgeir hilft es nicht mehr. Da geschieht es ihm nur recht, daß die Jahre in Grönland ihn über Gebühr altern lassen. Und so ganz nebenbei flicht Laxness hier noch Kritik an der sehr europäischen Haltung ein, daß alles, was von ihren Verhaltensnormen abweicht, dumm ist und andere Kulturen nichts hervorbringen, was man zur Kenntnis nehmen müßte. Oder warum sonst sagt er über Thormod, daß dieser sein Ohr vor den Gesängen und Vorträgen der Inuit verschloß, weil ihre Themen ja nicht die seinen sind, also große Könige, Ruhmestaten, tapfere Helden usw. usf.?


    Die Saat des Zweifels in Thormod könnten die Norweger gelegt haben, die ihn nach seiner Ankunft in Nidaros (das dürfte Trondheim sein, nehme ich an, jedenfalls habe ich dort schon einen Nidaros-Dom besichtigt :zwinker: ) in der Schenke befragen. Schließlich heißt es:


    Zitat

    Sie sagten, es sei an der Zeit, daß der Ruhm, der den Norwegern von den Isländern zuteil werde, aufhöre. Die Isländer hätten in ihren Dichtungen und Geschichten aus der Vorzeit keine anderen Norweger als Gewalttäter und Gesindel gelobt, welche die Herrscher zusammengezogen hätten, um gegen das Volk loszugehen und es mit Füßen zu treten; die Isländer sähen nur die als Menschen an, die Leute haufenweise umbrächten.


    Dieser Einschätzung ist nach der Bekanntschaft mit Thorgeir und Thormod durchaus zuzustimmen. Immerhin scheint Thormod zum Ende seines Lebens, wenn auch für ihn zu spät, zu der richtigen Erkenntnis zu kommen, daß sein Heldenlied unwichtig und vielleicht auch fehl am Platze ist.



    Insgesamt hat mir das Buch schon gut gefallen, sowohl sprachlich in seiner Nachahmung des Sagastils, den ich ja nun mal mag, als auch inhaltlich. Ich wüsste nicht, dass ich schon mal ein Buch gelesen hätte, dass sich so stark gegen alles was Heldentum heißt, ausspricht, und zeigt, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Auch die viele Kritik an den Herrschern und ihren großen Plänen, die doch immer nur Leid für das Volk mit sich bringen, und das sich immer darüber freut, wenn der König weit weg ist und mit ihm die Übergriffe, die er so begeht: Steuereintreibung und Beschlagnahmungen, Besatzungen und Aushebungen, Totschlag und Unzucht (Kap. 33), hat mir gut gefallen. Laxness steht eindeutig auf der Seite der einfachen Leute, die ihr Leben einigermaßen gut leben wollen, und das ist mir sehr sympathisch.


    Die inhaltliche Einschätzung teile ich durchaus, aber mit der Umsetzung hatte ich so meine Probleme. Ich weiß mangels vergleichbarer Lektüre nicht, ob es an dem Sagastil lag, aber mir blieb die Motivation der Figuren zu sehr im Dunkeln, ihre Handlungsweise und ihr Denken zu wenig nachvollziehbar. Wenigstens ist Laxness nicht in die Falle getappt, als heutiger Erzähler (als der er ja durchaus das Wort ergreift) auch noch die Parallelen mit dem Holzhammer zu markieren. Soviel traut er seinen Lesern dankenswerterweise schon zu.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • So richtig klar wurde mir das auch erst etwas später, als Thormod (ich glaube, er war es selbst) irgendwem etwas über seine Frau erzählte. Da fiel dann plötzlich bei mir der Groschen.


    Ich habe diese Stelle inzwischen selbst gelesen. Ja, da wird einem einiges klarer.



    Was bei Thormods Zweifeln auch eine gute Rolle spielen könnte, war die Begegnung mit dem aktuellen Skalden am Hof, der in Samt und Seide gewandet ihm in der Schenke ordentlich den Kopf wäscht. Der erklärte ihm, dass dieses unbeirrte Festhalten an dem einen König gewaltig schadet und dass man sich anpassen müsse - und Anpassung ist für Thormod und Thorgeir ja stets ein Fremdwort gewesen. Ich fand, der Skalde wurde sehr deutlich und Thormod selbst erfuhr ja sowohl in der Schenke als auch in anderen Orten, dass sich kein Mensch mehr für Olaf interessierte.


    Diese Hingabe kostete indirekt Thorgeir den Kopf. An einer anderen Stelle (oder war das auch in der Schenke?) wurde gesagt, dass der König ihn nach Island schickte, weil er seiner überdrüssig geworden war. Mit Menschen, die einem blind ergeben sind, können Könige böse Spielchen treiben.


    Dass Thormod alles aufgibt für eine Rache, die weder Thorgeir hilft, noch ausführbar ist (es ist ja noch nicht einmal klar, wer tatsächlich der Mörder ist), ist so ziemlich die dämlichste Tat im Buch. Zumal er im Gegensatz zu damals bei seinen ersten Aktionen mit Thorgeir inzwischen mehr Verantwortung hat als jemals zuvor - für Familie und Hof. Da müsste es schon andere Kaliber geben, damit man sowas aufgibt. Aber ich habe das Gefühl, er kapiert's langsam aber sicher. Nun, ich habe noch sieben Kapitel, wir werden sehen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()


  • Was bei Thormods Zweifeln auch eine gute Rolle spielen könnte, war die Begegnung mit dem aktuellen Skalden am Hof, der in Samt und Seide gewandet ihm in der Schenke ordentlich den Kopf wäscht. Der erklärte ihm, dass dieses unbeirrte Festhalten an dem einen König gewaltig schadet und dass man sich anpassen müsse - und Anpassung ist für Thormod und Thorgeir ja stets ein Fremdwort gewesen. Ich fand, der Skalde wurde sehr deutlich und Thormod selbst erfuhr ja sowohl in der Schenke als auch in anderen Orten, dass sich kein Mensch mehr für Olaf interessierte.


    Ja, das sicher auch. Insgesamt dürften die Dinge, die Thormod in Norwegen seit seiner Ankunft gehört und gesagt bekommen hat, ihn dazu gebracht haben, seine bisherige Weltanschauung ein wenig in Frage zu stellen. Und die Tatsache, daß Olaf sich an Thorgeir nicht mal mehr erinnern konnte (jedenfalls so richtig), hat ihn wohl nicht gerade darin beflügelt, das Heldengedicht für diesen Fettwanst vorzutragen :zwinker:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Puh,


    ich habe es auch geschafft und ich bin froh. Laxness ist immer wieder eine ganz andere Leseerfahrung.


    Thormods Ende und die zu späte Einsicht passen zu dem Buch - irgendwie tragisch, wie sich die Helden durch die Geschichte bewegten. Thorgeirs "ruhmloses" Ende und Thormods sinnen nach Rache und Heldendichtung. Wie er sein Leben mit dem "Schwan" und seinen Kinder nur für so etwas opfern konnte... auch hier blieb die tiefere Motivation mir ein wenig schleierhaft. Ich konnte mich in die Chararktere nicht so gut hineinversetzen.


    Für mich war das Buch jedoch eine Lektion in Sachen Geschichtsschreibung - ich bin zwar nicht so blauäugig und naiv, dass ich allen Büchern, Erzählungen und Chroniken glaube, doch neige ich dazu mir die Geschichte manchmal doch mit etwas Heldtum und Ehre vorzustellen. Da wurden mir hier wieder mal die Augen geöffnet.


    Ansonsten glaube ich, dass uns allen das Buch nicht so leicht gefallen ist und ohne Euch hätte es sich bei mir sicher noch länger hingezogen. Also Danke für Eure Unterstützung...


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • pchallo Hallo Breña und tiefblau, wie sieht es bei Euch aus?

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  • Heute morgen kam mir die Erleuchtung, wieso mir die Teile um Olaf Haraldsson so lang vorgekommen waren: Falsche Erwartungen natürlich! Klappentext und auch die ersten Kapitel ließen mich eine "Doppelbiographie" der engen Freunde Thorgeir und Thormod erwarten und ich wartete während der Olafepisoden die ganze Zeit darauf, dass wenigstens der eine der Schwurbrüder wieder erscheinen würde.
    In Wirklichkeit handelte das Buch aber von 3 Personen, deren Lebenskreise sich nur teilweise überschnitten. Am Anfang waren kurz die beiden Isländer zusammen dran, dann lange Thorgeir alleine, dann ein wenig Thorgeir + Olaf, dann Olaf solo, dann sehr kurz (wenn man den Kopf nun wirklich als Person zählt) wieder Thormod und Thorgeir, dann Thormod allein, dann noch einmal Olaf allein und schließlich auf den letzten Seiten Thormod und Olaf.
    Hätte ich vorher gewusst, eine wie zentrale Rolle Olaf spielen würde, hätte ich seine Geschichte mit ganz anderen Augen gelesen und nicht ständig darauf gewartet, dass die "eigentliche" geschichte weiter geht.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Saltanah,


    wenn man es so sieht hast du natürlich recht - dann kommen einem die Episoden um Olaf ganz anders vor - es geht also nicht nur um den Krieger und den Skalden sondern gleichzeitig um "ihren" König.


    Hm...


    Sonnige Grüße
    schokotimmi

  • Ich bedanke mich auch ganz herzlich für die Erleuchtung, denn - wie Du sagst - teilt die Geschichte dann mehr mit, als der Klappentext verspricht. Wieder mal ein Beispiel von leiser Irreführung...

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  • Ich hänge bei der Lektüre ein wenig fest. :redface: Ich komme neben dem Lernen kaum zum lesen, und wenn, dann bevorzuge ich etwas, wo ich weniger denken muss... Also dauerts bei mir wohl noch etwas.

  • Mittlerweile habe ich mich zusammen gerissen und bin etwa auf der Hälfte.
    Thorgeir wurde ermordet und sein Kopf auf einen Pfahl vor Thormods Hof gesteckt. Nun hat sich Thormod nach der Geburt des Sohnes von Kolbak auf den Weg gemacht.


    Ich persönlich muss sagen, dass ich mich über den unrühmlichen Tod von Thorgeir diebisch gefreut habe. Das hatte er wirklich verdient, auch wenn ich ihm gewünscht hätte, dass er bei Bewusstsein gewesen wäre. Nennt mich barbarisch :zwinker:.
    Andererseits zerstört sein Tod nun mehr oder weniger das Leben Thormods, wobei man schon ziemlich dämlich sein muss, sowas aufzugeben, vor allem, wenn er keine Ahnung hat wie, wo und warum Thorgeir gestorben ist. Seltsamerweise verstehe ich Thordis' Art zu denken irgendwie, aber dass sie sich dann gleich schwängern lässt...


    Glücklicherweise habe ich Saltanahs Kommentar zu Olaf vorher gelesen, sodass ich darauf vorbereitet war, dass er auch eine Hauptrolle spielt. Ich finde schon, dass man das im Klappentext hätte erwähnen müssen.


  • Ich persönlich muss sagen, dass ich mich über den unrühmlichen Tod von Thorgeir diebisch gefreut habe. Das hatte er wirklich verdient, auch wenn ich ihm gewünscht hätte, dass er bei Bewusstsein gewesen wäre. Nennt mich barbarisch :zwinker:


    Ja, dann hätte er vielleicht etwas begriffen. Aber die Möglichkeit hat er nun nicht mehr - wird ihm vom Schicksal auch nicht mehr gegönnt, nachdem er vorher ein paar Lektionen ungenutzt an sich vorüber ziehen liess.


    Ich bin seit heute früh fertig mit dem Buch und mache mir morgen mal ein paar sortierte Gedanken dazu. In der Summe lässt mich das Buch bisher zwiespältig zurück: Gut zu lesen, wenn man sich den Saga-Stil mal einverleibt hat, aber irgendwie fehlte mir eine rote Linie. Da liefen Geschichten nebeneinander her, die sich hin und wieder berührten. Und hinzu kam, dass keine der Personen im Lauf der Geschichte eine spürbare Entwicklung erfuhr; irgendwie blieben die drei an einem bestimmten Punkt beim Aufbau ihrer jeweiligen Zukunftsperspektive stehen.

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  • Ich bin nun auch fertig geworden und muss sagen, dass ich das Buch sehr gut fand.



    Ja, dann hätte er vielleicht etwas begriffen. Aber die Möglichkeit hat er nun nicht mehr - wird ihm vom Schicksal auch nicht mehr gegönnt, nachdem er vorher ein paar Lektionen ungenutzt an sich vorüber ziehen liess.


    Also ich würde schon sagen, dass Thormod am Ende den Durchblick hatte - im letzten Kapitel. Ich denke, da hat er begriffen, was für ein Idiot er war, aber das ist eben reichlich spät...
    Aber ich finde, in dem Punkt drückt es der Klappentext schön aus:

    Zitat

    [...] Und verlieren alles - sogar ihre Illusionen.

    , was sich eindeutig nicht auf Olaf bezieht, der raffts auch am Ende nicht (gut, Thorgeir wohl auch nicht...)


    Was ich morgen noch klären will, dann erst kann ich das Buch für mich abschließen.


    [li]Gab es "Olaf den Heiligen" wirklich? Immerhin wird gesagt, dass Snorri (und den gab es ja) über ihn geschrieben hat. Wenn ja, hat seine Lebensgeschichte Ähnlichkeit mit der dargestellten?[/li]
    [li]Und ich muss mir mal raussuchen, welchen Status diese ganzen Standesbezeichnungen (Jarl, Herse etc pp) versprechen. Immerhin gibts von denen nicht wenige und von vielen habe ich noch nie was gehört.[/li]


    Ich finde, Laxness hat es wirklich gut geschafft das Heldentum mal anders, vielleicht echter, darzustellen. Ich werde mich bestimmt jedes Mal, wenn ich so "offensichtliche" Helden sehe daran erinnern.


  • [li]Gab es "Olaf den Heiligen" wirklich? Immerhin wird gesagt, dass Snorri (und den gab es ja) über ihn geschrieben hat. Wenn ja, hat seine Lebensgeschichte Ähnlichkeit mit der dargestellten?[/li]


    Oh ja, den gab es wirklich: Olav Haraldsson. Es ist der norwegische "Nationalheilige". Snorris Saga über ihn will ich noch natürlich lesen. Gestern war ich deswegen in der Bib, kam allerdings mit dem falschen Band seiner "Heimskringla" zurück. Ich nehme schon an, dass sich Laxness, was die "Fakten" angeht, eng an Snorri gehalten hat. Die Deutung aber dürfte sich stark von Snorris unterscheiden.


    [li]Und ich muss mir mal raussuchen, welchen Status diese ganzen Standesbezeichnungen (Jarl, Herse etc pp) versprechen. Immerhin gibts von denen nicht wenige und von vielen habe ich noch nie was gehört.[/li]


    Dafür eignet sich Wikipedia gut: Herse, Jarl. An weitere kann ich mich auf a
    Anhieb nicht entsinnen; gab es wirklich so viele von ihnen? Da mir die Bezeichnungen vertraut sind, sind sie mir nicht weiter anfgefallen.



    Ich finde, Laxness hat es wirklich gut geschafft das Heldentum mal anders, vielleicht echter, darzustellen. Ich werde mich bestimmt jedes Mal, wenn ich so "offensichtliche" Helden sehe daran erinnern.


    Das glaube ich auch. Ein "richtiger Held" wird in meinen Augen nie mehr das sein, was er war. Mir wird sich immer wieder Thorgeirs Bild dazwischen schieben!



    Also ich würde schon sagen, dass Thormod am Ende den Durchblick hatte - im letzten Kapitel. Ich denke, da hat er begriffen, was für ein Idiot er war, aber das ist eben reichlich spät...
    Aber ich finde, in dem Punkt drückt es der Klappentext schön aus:

    , was sich eindeutig nicht auf Olaf bezieht, der raffts auch am Ende nicht (gut, Thorgeir wohl auch nicht...)


    Ich denke auch, dass Thormod am Ende verstanden hat, was für ein Idiot er war, als er seine Familie verließ, dass er alles ganz sinnlos für eine dumme Idee geopfert hat.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich denke auch, dass Thormod am Ende verstanden hat, was für ein Idiot er war, als er seine Familie verließ, dass er alles ganz sinnlos für eine dumme Idee geopfert hat.


    Das denke ich auch. Thormod ist der einzige der drei, der in dieser Beziehung wenigstens ansatzweise so etwas wie Entwicklung durchmacht. Ich sage deswegen „ansatzweise“, weil Thormod nur versteht, daß er Illusionen hatte, er durchschaut aber meiner Meinung nach nicht, warum es Illusionen waren, und deshalb trauert er seinem verlorenen Bild auch hinterher.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Saltanah
    Vielen Dank für die Infos, ich hätte nie gedacht, dass so viele Personen des Buches tatsächlich existiert habe, selbst Grimkel! Und nachdem, was ich so gelesen habe könnte Laxness Olaf schon sehr authentisch dargestellt haben..
    Ich kriege Lust, mich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen. :breitgrins:


    Zu den Titeln: Du hast recht, benutzt wurden nicht viele und die meisten waren ja eher bekannte, wie König; aber auf Seite 319 (Steidl Ausgabe) zählt Olaf seinen Mannen auf, was sie alles werden könnten und da kommen einige mir unbekannte Bezeichnungen vor.


    Ich müsste echt mal was von Snorri lesen... :zwinker:
    Allerdings komme ich mir nach der Lektüre doch ziemlich unwissend vor; vor allem in Geschichte...



    Das denke ich auch. Thormod ist der einzige der drei, der in dieser Beziehung wenigstens ansatzweise so etwas wie Entwicklung durchmacht. Ich sage deswegen „ansatzweise“, weil Thormod nur versteht, daß er Illusionen hatte, er durchschaut aber meiner Meinung nach nicht, warum es Illusionen waren, und deshalb trauert er seinem verlorenen Bild auch hinterher.


    Stimmt,das ist logisch, aber man kann ja aus dem letzten Kapitel leider nicht wirklich viel Thormods Gedanken betreffen herausfiltern, an sich ist er aber wirklich der einzige, der nicht an seinen Träumen festhält. Aus welchem Grund auch immer.

  • Ich habe gerade eben meinen Kommentar geschrieben und in den Buchthread geschoben.


    Mamma mia, keine leichte Kost und bisher in der Tat das erste von Laxness, das mir richtig Schwierigkeiten gemacht hat. Irgendwie riss mich das Buch diesmal nicht so mit, wie ich es am Ende doch noch bei z. B. Die Islandglocke fand und es faszinierte mich auch nicht so wie Sein eigener Herr.


    Gut aber, dass ich es mit Euch gelesen habe, sonst hätte ich schwerer zu kämpfen gehabt.

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