Helmut Krausser: Schmerznovelle

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  • Hallo,


    Helmut Krausser: Schmerznovelle


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    In der Literaturkritik wurde die Novelle sehr kontrovers besprochen. Irritiert von den bis an die Grenze zur Pornographie erzählten Bilder, einer (angeblichen) hölzernen Sprache, von einem Psychiater, der seinen Ehrenkodex verlässt...usw. bis hin zu Lobeshymnen...und und und.


    Der Roman wird so kühl erzählt, das keine erotische Sinnlichkeit aufzuflackern vermag.Warum ausgerechnet ein Spezialist auf dem Gebiet sexuellerAberrationen sich einer Frau hingibt, die unter Persönlichkeitsspaltung leidet, kann nur so erklärt werden, dass Sexualität eben auch ein Machtinstrument sein kann. Ein Jekyll/Hyde – Drama in einem österreichischem Badeort („Ein schwerer Sommer lastete auf dem Ort.“), dass sich in einem sehr spannenden Kriminalshowdown zuspitzt, dass so manchem Leser das Blut in den Adern stocken mag.


    Was an dem Roman so reizvoll ist, ist sein souverän handwerklich geschickter Aufbau und die Prosa, die ich als kühltrocken bezeichnen möchte. Aus medizinischem Interesse widmet sich der Psychiater im Urlaub der psychisch kranken Johanna Maria Palm, deren Mann auf ungeklärte Weise ums Leben gekommen ist. Immer mehr verstrickt sich der Mediziner in die gespaltene Persönlichkeit seiner Patientin.


    "Merkwürdig, daß mir zuvor nie die Idee gekommen war, sie könne unter Drogenstehen. Und als ich diesen Gedanken dachte, war es mir, als stünde ich selbst unter dem Einfluss betäubender Sustanzen. Diese Frau brachte mich durcheinander. Meinem Blick fehlte jede Objektivität. Ich hatte massive Lust, gynäkologischen Mißbrauch mit ihr zu treiben. Gleich jetzt. Die Erektion schmerzte. Eine jener Erektionen, von denen man glaubt, sie könne der Umwelt unmöglich verborgen bleiben."


    Diese Novelle hat mir schon gezeigt, dass ich diesen Autor, allein schon wegen seiner Prosa zu den lohnenden Autoren deutscher zeitgenössischer Literatur zählen möchte. Auch in bizarren, grellen Szenen bleibt der Autor seinem Sprachgestus treu. Ich werde also weitere Romane Helmut Kraussers lesen. Zu seinen Haußtwerken zählen „Melodien“, „Der große Bagarozy“. Mich persönlich interessieren sein Puccini-Roman „ Die kleinen Gärten des Maestro Puccini“ und „Eros“.


    "Man sollte das Wort Liebe vielleicht für jenen selten Fall der Seelenverschmelzung reservieren, die erst nach einigen Jahren, ofr verbunden mit nachlassendem Trieb, einsetzt und in eine psychische Symbiose mündet, bei der die Liebenden einander immer ähnlicher werden, ohne sich selbst aufzugeben."


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Hast du denn "Der große Bagarozy" schon gelesen? Ich fand das so genial, ich hab das während einiger Vorlesungen in der Uni gelesen und hin und wieder wirklich an mich halten müssen, damit ich nicht laut loslache. Außerdem subbt von ihm noch "UC" bei mir, auf das bin ich auch schon gespannt.

  • Hallo chil,


    bisher habe ich nur die "Schmerznovelle" gelesen.
    Es freut mich, dass dir "Der große Bagarozy" gefallen hat. Da der Roman gar nicht so dick ist, hat er große Chancen, dass ich die Lektüre demnächst noch verwirklicht wird.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Ja, mach das! Meiner Meinung nach lohnt sich die Lektüre wirklich. Magst dann irgendwo festhalten, wie dir das Buch gefallen hat?


    Das machs ich :smile:


    Liebe Grüße
    mombour