Andreas Steinhöfel - Der mechanische Prinz

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 10.308 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von odenwaldcollies.

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    Hallo,


    gestern habe ich, obwohl ich eigentlich den neuen Fforde lesen wollte, zu "Der mechanische Prinz" von Andreas Steinhöfel gegriffen.


    Ich habe zwar erst 25 Seiten gelesen, aber das Buch fängt sehr schön - und irgendwie traurig - an:


    Es gibt Ereignisse, die ein ganzes Leben verändern. Manche Menschen warten Jahrzehnte auf ein solches Ereignis, ohne dass es eintrifft. Sie werden darüber alt und grau und verbittert, und wenn sie sterben, glauben sie immer noch fest daran, dass alles besser gekommen wäre, wenn doch bloß damals, irgendwann, wenigstens ein bisschen ...


    Aber eigentlich geht es um Max, den egalsten Jungen der Welt:


    Max erklärte es einem Mädchen, das er an jenem Samstag traf. Das Elend hätte schon damit angefangen, sagte er zu dem Mädchen, dass seine Mutter nicht dabei gewesen wäre, als er geboren wurde. Er wusste natürlich, wie absolut blödsinnig sich das anhören musste. Doch im Wesentlichen meinte Max damit genau das Richige: Er war seiner Mutter vom Tag seiner Geburt an egal gewesen. Wie er auch, seit er sich erinnern konnte, seinem Vater schon immer egal gewesen war. Tatsächlich war Max mit dem schrecklichen Gefühl aufgewachsen, eines der egalsten Kinder auf der Welt zu sein.....[...]


    [...]Manchmal fragte sich Max, wie es ihm überhaupt gelungen war, das zarte Alter von elf Jahren zu erreichen. Und er fragte sich, ob es einen Zeitpunkt gab, an dem ein Mensch so egal geworden war, dass er verschwand. Sich in Luft auflöste wie ein Nebelstreif, weil er es einfach nicht mehr aushielt. Sich aus lauter Traurigkeit ganz tief in sich selbst versteckte, so dass er unerreichbar wurde für die Welt und alles Schöne. Oder einfach vor Kummer starb. An einem Sonntag zum Beispiel


    Puh...ich finde das echt Wahnsinn!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Das Buch ist mir schon auf der Literaturschock-Startseite ins Auge gesprungen. Jetzt hat es endgültig einen Platz auf der Wunschliste.... hach, nimue - wo soll das denn noch alles hinführen? :breitgrins:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Genau, wo soll das denn noch alles hinführen?
    Das hört sich ja total traurig an, aber auch irgendwie schön...

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Also mir hat das Buch sehr gut gefallen, wobei ich finde, die einzelnen Orte, die aufgesucht werden und die Dinge, die dort gelernt werden bzw. wie sie gelernt werden, hätten noch etwas vertieft werden können. Für meinen Geschmack hätte das Buch 2-3mal so dick sein können... :zwinker:

    Die Literatur ist die angenehmste Art und Weise, das Leben zu ignorieren.
    <br />(Fernando Pessoa)

  • Lies schneller, Nimue, ich muß wissen, ob ich das Buch auch auf meine Wunschliste setzen muß :breitgrins: So, wie es anfängt, hat es die besten Chancen dazu.


    Rio

  • Huhu ihr Lieben,


    ich habe jetzt nicht ganz die Hälfte (komme einfach momentan nicht so zum Lesen).


    Nach dem tollen Anfang ging es nicht ganz so weiter - Max irrt momentan noch so ein bißchen planlos rum und man blickt noch nicht durch, was da eigentlich auf einen zukommt. Aaaaber: Die letzten 30 Seiten hatten es dann ganz schön in sich! Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber Max' Lebenssituation wird ja anfangs schon recht deutlich geschildert. Er ist ein Junge, der oberflächlich gesehen zwar ein Außenseiter ist, sich aber ansonsten nicht sehr von anderen Kindern unterscheidet. Im tiefsten Inneren aber ist er endlos traurig und auch wütend. Und damit lernt er nun umzugehen - sozusagen in einer Parallelwelt.


    Für ein Buch, das wohl für Kinder geschrieben wurde, ist "Der mechanische Prinz" unerwartet düster und ja, immer noch ziemlich traurig.


    Witzig sind dann wieder Passagen zu lesen, in denen man meint, der Autor spricht den Leser direkt an (und noch witziger ist es, wenn er sich als Kinderbuchautor über nervende Gören aufregt :breitgrins:).


    Aber wartet erst mal mein Fazit ab, bevor ihr jetzt scharenweise zum Buchhändler eures Vertrauens pilgert!


    Grüßle
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"


    Aber wartet erst mal mein Fazit ab, bevor ihr jetzt scharenweise zum Buchhändler eures Vertrauens pilgert!


    Och Menno! :zwinker:

  • Irgendwie finde ich, ist das ein Buch das so mancher Erwachsene lesen sollte. Es gibt nämlich eine ganze Menge solcher Egalkinder, deren Eltern so mit sich selbst beschäftigt sind, daß die Kinder völlig an den Rand rücken...


    Ich war vorletztes Jahr in Leipzig auf der Buchmesse bei einer Lesung von Andreas Steinhöfel und er hat aus dem mechanischen Prinzen vorgelesen. Interessant war, daß die anwesenden Erwachsenen zum Teil etwas pikiert geguckt haben, als die Passagen mit den nicht so netten Kommentaren über Kinder kamen. Währen die Kinder (und wir) sich sehr amüsiert haben...*g*


    Ein bißchen komisch finde ich den Trend jetzt andauernd Kinder und Jugendbücher in Erwachsenenausgaben herauszugeben...


    Liebe Grüße, Pandora

  • Hallo Pandora,

    Zitat von "Pandora"

    Irgendwie finde ich, ist das ein Buch das so mancher Erwachsene lesen sollte. Es gibt nämlich eine ganze Menge solcher Egalkinder, deren Eltern so mit sich selbst beschäftigt sind, daß die Kinder völlig an den Rand rücken...


    ja, es ist wirklich ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Auch wird einem so manches klarer, weshalb Jugendliche austicken und Amok laufen - so schrecklich es klingt. Denn genau darum geht es in dem Buch: In den Kindern sind noch alle Anlagen zu gut und böse vorhanden, doch irgendwann fällen sie die Entscheidung für den einen oder anderen Weg. Entweder sie kommen mit ihrer Wut und Trauer klar, oder sie explodieren.


    Zitat von "Pandora"

    Ich war vorletztes Jahr in Leipzig auf der Buchmesse bei einer Lesung von Andreas Steinhöfel und er hat aus dem mechanischen Prinzen vorgelesen. Interessant war, daß die anwesenden Erwachsenen zum Teil etwas pikiert geguckt haben, als die Passagen mit den nicht so netten Kommentaren über Kinder kamen. Währen die Kinder (und wir) sich sehr amüsiert haben...*g*


    Hihi..wirklich? Das stelle ich mir jetzt auch sehr witzig vor. Ich fand die Passagen auch total klasse! :klatschen:


    Zitat von "Pandora"

    Ein bißchen komisch finde ich den Trend jetzt andauernd Kinder und Jugendbücher in Erwachsenenausgaben herauszugeben...


    Ist jetzt bei diesem hier nicht der Fall, oder? Wobei ich finde, dass es noch viel besser für Erwachsene als für Kinder / Jugendliche geeignet ist. Und das Cover finde ich hier sehr angenehm und passend.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Ist jetzt bei diesem hier nicht der Fall, oder? Wobei ich finde, dass es noch viel besser für Erwachsene als für Kinder / Jugendliche geeignet ist. Und das Cover finde ich hier sehr angenehm und passend.


    Im Laden habe ich zB nur diese Ausgabe gesehen. Ich weiß aber nicht, ob eine davon Kinder-oder Erwachsenenausgabe ist.
    Deine finde ich aber schöner, nimue!

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo fairy,


    das ist die gebundene Ausgabe vom Carlsen Verlag - ich habe ja die Taschenbuchausgabe von Piper.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @Nimue: Doch, der mechanische Prinz ist zunächst im Jugendbuchprogramm von Carlsen erschienen und wurde auch für Jugendliche geschrieben (auch wenn es sich auch für Erwachsene lohnt es zu lesen). Dann gab es eine parallele Jugentaschenbuchausgabe (auch bei Carlsen) und eine Erwachsenentaschenbuchausgabe bei Piper. Diese paralellen Taschenbuchausgaben gibt es jetzt öfter: "Stadt der Wilden Götter" (Suhrkamp/dtv) oder auch "Das Schwert in der Stille" (Carlsen/Ullstein) oder auch "Das Elfenprtal (beide dtv). Nach Harry Potter hat man wohl erkannt, daß Erwachsene auch hin und wieder gerne Jugendbücher lesen. *g*


    Ich mag beide Titelbilder, weil beide zum Buch und zur Stimmung des Buches passen...

  • Hallo Aeria,


    schön, dass Du die gleichen Eindrücken hattest wie ich! Ein wirklich sehr schönes, nachdenklich machendes Buch. Und auch ganz schön düster, fandest Du nicht?


    Zitat

    Gruselig fand ich die Szene auf der Lichtung, als Max auf seine Eltern triff, die anstatt Augen Gläser haben und denen Wespenschwärme aus dem Mund fliegen. Uah...


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich habe mit diesem Buch gestern begonnen und jetzt die Hälfte gelesen. Ich finde es genial geschrieben.


    Einige werden jetzt vielleicht komisch gucken, aber mich erinnern die Passagen, wenn der Autor mit dem Leser oder mit Max spricht, an Erich Kästner. Gleich der Prolog hat mich ganz stark an ihn erinnert. :rollen:

    Liebe Grüße<br />Galadriel<br /><br />Das Lächeln ist eine Kurve, die manches gerade biegt.

  • So, ich habe es jetzt auch gelesen und bin begeistert. Anfangs fand ich es ein wenig "Naja", weil es mich an diese schauderhaften Jugendproblembücher erinnerte, die ich noch nie leiden konnte (z.B. "Ich bin eine Wolke" von Dagmar Kekoule (oder so ähnlich)). Aber als dann der Autor anfing, über die Kinder abzulästern und auch mit Max in diesem Ton sprach, gewann ich das Buch plötzlich lieb.


    Vieles an der Geschichte erinnerte mich an andere Werke: Niemalsland, Die unendliche Geschichte, Bücher von J.M. Barrie, der Name Tanelorn stammt von Michael Moorcock, und anscheinend hat der Autor auch von sich selber geklaut :breitgrins:. Der Eindruck entstand beim Lesen der Inhaltsbeschreibungen seiner anderen Bücher. Macht nichts, dafür sind die einzelnen Teile genial zusammengesetzt und zu einer ganz eigenen Geschichte verbunden worden. Es fiel mir schwer, das Buch nach dem ersten Drittel aus der Hand zu legen. Immer wieder ergingen lautstarke Aufforderungen an den Autor, endlich mit der Handlung weiterzumachen und nicht schon wieder Max und den Autor miteinandern herumplänkeln zu lassen.


    Zitat von "Spoiler"


    Den mechanischen Prinzen, vor dem Max ständig gewarnt wurde, fand ich nicht so furchtbar, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Für mich war er eher eine neutrale oder besser unparteiische Gestalt, die den Weg weist. Wie man den Weg beschreitet oder was man unterwegs tut oder läßt, bleibt dem Wanderer überlassen. Das gefiel mir.


    Das Ende war in mehrfacher Hinsicht überraschend. Zwar hatte ich irgendwann angefangen, Max's Begleiter zu mißtrauen, aber nie damit gerechnet, daß dieser gar nicht echt ist.


    Aber die größte Überraschung war ja wohl der Autor selber. Mich wunderte es am Anfang (bzw. entlockte es mir ein Stöhnen), als ich las, daß die alte Hünding "Nana" heißt und daß sie auf Kinder aufgepaßt hatte. Da dachte ich noch: "So, daß hat er aber bei Peter Pan geklaut. Kann er sich nicht wenigstens einen anderen Namen für das Tier ausdenken?" Aber Verdacht habe ich erst kurz vor Schluß, also kurz vor der Enthüllung geschöpft. Einen so hinters Licht zu führen! :grmpf::zwinker:


    Von mir gibt's 5ratten


    LG, Rio