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Seid gegrüßt, holde Damen und edle Ritter,
ich habe gestern angefangen, Dieter Kühns Übertragung der Liebesgeschichte von Tristan und den beiden Isolden zu lesen. Da ich bereits auf Seite 287 vorgestoßen bin, geb ich Euch hier mal meine Eindrücke:
Eingeleitet wird das Buch mit einem 230 Seiten starken VorBuch, das in die Welt des Mittelalters einführt. Da berichtet Kühn abwechselnd von seiner Zeitreise in das Straßburg des frühen 13.Jahrhunderts, einer jungen Frau, die von Krakau nach Straßburg reist und simuliert die Entstehung eines Versromans mit einer knappen Zusammenfassung der Story von Tristan und Isolde. Dazu kommt ein Arbeitstagebuch, zu Geschichte, Leben, Weltbild im Mittelalter sowie einige Beispiele für fiktive Erzählungen und Geschichten. So schreibt Kühn etwa, dass in Erzählungen häufig Realistisches mit Fiktivem vermischt wurden und als Beispiel führt er die Erzählung der reisenden Frau mit der fiktiven Geschichte vom Raben des Königs Oswald zusammen.
Das VorBuch ist gewöhnungsbedürftig (auf der ersten Seite kommt der Verdacht hoch, man lese einen Science-Fiction-Roman ), aber nach der Lektüre hat man einen netten Einblick in die Welt des Mittelalters. Mittelalter-Experten werden vielleicht das VorBuch gleich überschlagen und lediglich die hinten im Anhang aufgeführte übliche Biographie von Gottfried sowie Hinweise zur Übersetzung lesen. Ebenfalls im Anhang stehen auch Hilfen zur Interpretation des Versromans.
Dann beginnt Kühn mit seiner Versübersetzung von Gottfrieds Werk, die sich erstaunlich leicht liest. Die Verse sind durchnumeriert, nicht gereimt und jedes "Kapitel" ist von einer knappen Inhaltsangabe eingeleitet. Bisher habe ich das erste "Kapitel" über Tristans Eltern gelesen. Was für ein Kontrast zu Wolframs' Parzival: Während dort die Schilderung von Kriegen und Tjosten einen großen Raum einnimmt, ist es beim Tristan die Liebe. So wird der erste Krieg in wenigen Versen abgewickelt, während die Gefühle von Tristans Eltern nach deren erster Begegnung über mehrere 100 Verse gehen. Angenehm finde ich an der Übersetzung, dass die französischen Wörter und Namen nicht eingedeutscht sind (z.B. Blanchefleur vs. Blanscheflur).
Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit diesem Buch, und bin in starker Versuchung, mir auch Kühns Parzival zu holen, obwohl ich die Prosaüberestzung von W. Stapel bereits gelesen habe.
Viellesende Grüße von Dietrich