Thomas Hardy - Tess

Es gibt 54 Antworten in diesem Thema, welches 16.821 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Zitat von "Wendy"


    Zitat von "Spoiler bis Kap. XXXVII"

    Ich kann Dir versichern, dass es auch heutzutage noch solche naiven Jugendlichen gibt. Da denke ich nur an so genannte soziale Brennpunkte in Großstädten. Noch naiver finde ich allerdings die Mutter, die Tess spätestens bei ihrem Aufbruch hätte erklären müssen, womit sie bei Männern manchmal rechnen muss.


    Angel ist für mich auch eine Enttäuschung. Ich hatte eher damit gerechnet, dass von Seiten Alecs noch die eine oder andere Gefahr droht.
    Tess hätte wirklich eher reinen Tisch machen sollen; Möglichkeiten dafür gab es genug. Selbst wenn Angel dann einen Rückzieher gemacht hätte, wäre die Möglichkeit geblieben, weiter als Milchmädchen zu arbeiten, ohne dass viele Menschen von der Sache etwas mitbekommen. Vielleicht wäre er auch zur Besinnung gekommen, wenn er in Ruhe darüber nachdenken konnte und hätte sich klar gemacht, was ihm wichtiger ist.

  • So, ein Stückchen bin ich heute weiter gekommen:


    Zitat von "Spoiler Kapitel XVIII"

    Dieser Angel Care ist mir ja ein ganz interessanter Bursche. Ich bin sicher, da bahnt sich noch einen große Romanze zwischen ihm und Tess an. :breitgrins: Auf jeden Fall ist er mir sehr sympathisch und ich hoffe auf viele philosophische Gespräche zwischen den beiden.
    Allerdings bin ich auch gespannt, wann Tess von ihrer Vergangenheit eingeholt wird - ich meine, das ist sicher nicht umsonst passiert. Entweder Alec taucht wieder auf (worüber ich mich natürlich freuen würde :zwinker: *hehe*) oder es kommt sonst irgendwie etwas vom Skandal um Tess raus. Wahrscheinlich im ungünstigsten Moment...
    Hach, ich freu mich schon
    :spinnen:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo,


    ich war über's Wochenende etwas verschollen und habe jetzt die 4. Phase beendet. Es ist einfach schön dieses Buch.


    Kapitel 41


    Thomas Hardy hat sich ja bei seinen Zeitgenossen anscheinend wirklich nicht so viel Freunde gemacht. Erst stellt die er Moralvorstellungen in Frage und dann auch noch die Jagd. Oh Oh. Der Mann wird mir immer sympatischer. Zu Tess demnächst etwas mehr.


    Liebe Grüße Tina
    :winken:

  • @ Tina
    Ich denke, alleine das zum Thema zu nehmen, was Tess als 16-Jähriger passierte, ist für die damalige Zeit sehr gewagt.


    Ich habe mittlerweile die 5. Phase beendet und kann mich kaum loseisen von dem Buch. Vorsichtshalber lese ich noch ein anderes parallel, damit ich nicht zu weit voraus bin.


    Zitat von "Spoiler bis Kap. 41"

    Kap. 39: Angel erzählt seinen Eltern nicht, dass Tess keine unbefleckte Vergangenheit hat. Darin sehe ich den ersten Ansatz, dass er ihr vergeben möchte. Andernfalls könnte er doch die Wahrheit über seine Trennung sagen, wenn sie für ihn persona non grata wäre.
    Das bestätigt sich auch in Kap. 40, als er mehrfach Zweifel bekommt und sogar in Tränen ausbricht angesichts der Ausweglosigkeit. Sein Kopf sagt Nein, während der Bauch Ja zu Tess sagt.


    Das Buch erinnert mich ein wenig an "Adam Bede" oder "Middlemarch" von George Eliot. Diese Geschichten spielen ebenfalls im England des 18./19. Jahrhunderts und sind im Schreibstil ähnlich. Hat von Euch jemand noch etwas anderes von Thomas Hardy gelesen?

  • In den letzten Tagen konnte ich mich leider nicht auf Tess konzentrieren, las jeden Satz mehrfach, und wusste doch am Ende nicht, was gerade geschehen war.
    Aber heute konnte ich endlich ein Stück weiterlesen und befinde mich jetzt in Phase 4, Kap. 31.

    Zitat

    Angel ist mir mittlerweile richtig sympathisch geworden. Er nimmt Tess ernst und spielt nicht etwa mit ihr. Allerdings denke ich, er hätte Tess doch etwas besser zuhören sollen, als sie versuchte, von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Er wollte einfach nichts Hinderliches hören, und Tess ließ sich ja leider auch leicht davon abhalten, reinen Tisch zu machen.
    Und das wird sich ja garantiert als großer Fehler erweisen, da stimme ich Wendy zu. Demnächst werden Angels Eltern und er selbst von Tess Kind erfahren und das wird nicht schön werden.


    Zitat von "Doris"


    Zitat

    Ich denke, das erklärt sich durch "andere Zeiten, andere Sitten". In älterer Literatur ist eine solche Szene ja eigentlich Standard. Aber ich finde es auch verständlich, dass er ihren Segen haben will. Gegen den Willen der Eltern zu heiraten ist ja eine schwere Entscheidung, die Zustimmung der Eltern (zu denen er ja kein schlechtes Verhältnis hat) ist doch schön zu bekommen. Und er bitte nicht etwa um Erlaubnis sondern um ihre Duldung.
    Aber apropos Erbe: Sein Vater hat ja Geld gespart, mit dem er Angels zukünftigen Hof finanzieren will. Er könnte sich durchaus weigern, Angel dieses Geld zur Verfügung zu stellen, und eigenes Geld besitzt Angel soweit ich weiß nicht. Einen Rechtsanspruch hat er wohl nicht auf das Geld, und von daher ist er auf das Wohlwollen seines Vaters angewiesen, wenn er seine Zukunftspläne erfüllen will.


    Übrigens hat es mich überrascht, wie problemlos die Eltern seine Wahl akzeptiert haben, obwohl sie doch lieber die Tochter des Freundes als Angels Ehefrau gesehen hätten. Der Vater tröstet sich sehr schnell mit dem Gedanken, es hätte ja auch schlimmer kommen können, immerhin sei Tess gläubige Christin. Und dass er nicht nach ihrem eventuellen Besitz fragt, macht ihn mir sympathisch.
    Dass gerade das Christentum mit seiner strengen Moralauffassung (vor allem was außerehelichen Geschlechtsverkehr angeht) schließlich (nehme ich an) zwischen Mr Clare und Tess stehen wird, steht auf einem anderen Blatt, und ist besonders tragisch.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • ***
    Aeria

  • Hallo :winken:


    ich habe heute das Buch beendet. Ich finde es schade, daß es schon zu Ende ist. Natürlich ist die Sprache Thomas Hardy's etwas anders, als wir es heute bei Autoren der Gegenwart gewohnt sind, aber für mich macht das auch den Reiz des Buches aus. Ich finde, damals wurden viel mehr Worte verwendet, Dinge liebevoller im Detail beschrieben als heute. Ich habe mir letztens eine Shakespeare-Verfilmung mit einer Freundin angesehen, die anfänglich auch etwas skeptisch der Sprache gegenüber war. Als der Film zu Ende war sagte sie: "Mein Gott ist unsere Sprache verkommen". Aber ich könnte nicht nur Bücher in dieser Art lesen. Das nächste Buch muß jetzt etwas lustiges und vor allem aus unserer heutigen Zeit sein, Mal sehen was sich so ergibt.


    Spoiler bis Ende

    Zitat


    Ich fand am Schluß Alec gar nicht mehr so schlimm und unsympathisch und wenn man es bedenkt, hätte er mehr für Tess getan als Angel. Ausserdem erschien es mir, als hätte er wirklich Gewissensbisse, bei dem was er Tess angetan hat. Es stimmt ja auch, daß er sie von Anfang an heiraten wollte. Ausserdem war ich mir gegen Ende gar nicht mehr so sicher, ob Tess wirklich vergewaltigt wurde. Es schien mir eher so, als habe er sie verführt, sie aber schon freiwillig mit ihm geschlafen hat und das nicht nur einmal. Sie sagte ja "Er hat mich zurückgewonnen" und sie spricht immer von einer Beziehung und nie davon, daß ihr Gewalt angetan wurde. Es entschuldigt natürlich nicht, daß sie erst 16 Jahre alt war, also fast noch ein Kind.
    Angel erscheint mir nicht im geringsten verantwortungsbewußt. Ich mochte ihn während des Buches immer weniger. Er macht sich zu viel Gedanken um sein eigenes Seelenheil und bestärkt Tess auch noch in ihren überhaupt nicht angebrachten Schuldgefühlen. Mir tut Tess einfach nur leid. Sie hatte das Pech zur falschen Zeit, am falschen Ort in der falschen Familie geboren worden zu sein. Ihre Eltern waren auch nicht das, was man verantwortungsbewußt nennen konnte. Alles in allem kann ich mich nur Aeria anschließen: In dieser Zeit hätte ich auch nicht leben wollen, zumindest nicht in diesem Stand und nicht als Frau.


    Auch wenn es ein trauriges Buch ist, so hat es mir sehr gut gefallen, was aber auch mit Sicherheit an meiner Liebe zu England und vor allem auch Sussex liegt, welches ich durch die Worte Thomas Hardy's mehr als deutlich vor mir sehen konnte. Mir hat diese Leserunde sehr viel Spaß gemacht. Danke Euch allen
    Tina





    :rudelknuddeln:

  • Aeria
    Ich habe einen ganz vorsichtigen Blick auf Dein letztes Posting geworfen und nur Dein Resumé am Ende gelesen. Im Vergleich zu anderen alten Klassikern finde ich Tess eher einfach zu lesen. Es gibt keine Stelle, die sich endlos lange hinzieht, die Sprache ist leicht zu verstehen und die Handlung wird abwechslungsreich erzählt. Da habe ich mir an manch anderen Klassikern schon die Zähne ausgebissen! Das Einzige, das mich wieder einmal nervt, sind die Fußnoten, die nur den Lesefluss unterbrechen und ein extra Lesezeichen erfordern, um die gesuchte Erklärung schnell zu finden. :sauer:


    Zitat von "Spoiler bis Kap. 42"

    Ich habe den Eindruck, dass Tess es leichter hätte, wenn sie nicht so viel auf die Meinung der Gesellschaft geben oder sich widerspruchslos Angels Ansichten beugen würde. Durch ihr defensives Verhalten macht sie sich selbst zum Opfer.


    Zitat von "Spoiler Kap. 49"

    Die Überschrift der 6. Phase, "Der Bekehrte", könnte für sowohl Angel als auch für Alec gelten. Von Letzterem hatte ich ohnehin vermutet, dass er noch einmal auftaucht; die Figur ist zu bedeutsam, um sie einfach in der Versenkung verschwinden zu lassen. Dass das allerdings als Prediger geschieht, kommt unerwartet. Ob er wohl bei der Fraktion der Guten bleibt?
    Angel hingegen wird immer deutlicher, was er an Tess hat bzw. hatte. Wahrscheinlich fehlt ihm nur der Mut, sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen durchzusetzen und sich zu seiner Frau zu bekennen.


    Zitat von "Spoiler Kap. 50"

    Obwohl Tess von zuhause kaum Unterstützung erfährt, kehrt sie sofort dorthin zurück, als sie vom Zustand ihrer Mutter erfährt. Ihr Vater denkt wieder einmal nur daran, wie er sich bereichern kann, ohne einen Finger zu rühren. Man muss sich wundern, dass sich Tess, die unter diesen Bedingungen aufwachsen musste, zu einer solchen integren Person entwickelt hat.

  • Wie, ihr seid schon fertig? :entsetzt:


    Ich habe heute gerade mal die 4. Phase beendet, und allmählich geht's zur Sache. Angels Reaktion werde ich mir morgen zu Gemüte führen, aber mir schwant nichts Gutes. Schön fand ich, wie in der 4. Phase nach der idyllischen 3. immer stärker das Gefühl des drohenden Unheils aufgebaut wird.


    Zitat von "Doris zu Phase 4"

    Ich verstehe nicht ganz, warum Tess Angel nach seinem Heiratsantrag mit Ausflüchten hinhält. Als sie sich ihm schließlich offenbart, nennt sie als Grund seine Abneigung gegen alte adelige Familien. Wenn sie schon meint, sie könne ihn nicht heiraten, kann sie ihm doch genauso gut den Grund sofort sagen, dann weiß er wenigstens, woran er ist und erkennt möglicherweise, was ihm wichtiger ist: Seine Liebe zu Tess oder alte sinnlose Abneigungen. Was sie schweigen lässt, ist wahrscheinlich der Wunsch, die von ihr erwartete Enttäuschung weiter hinauszuzögern.


    Zitat

    Ich kann es schon nachvollziehen, dass sie nichts sagt. Sie hat einfach Angst davor, dass Angel sich von ihr abwendet. Zwar versucht sie immer wieder, es ihm, wie ihr Gewissen es ihr befielt, zu sagen, aber da Angel so gar nicht interessiert daran ist, ihre Gründe zu erfahren, macht er es ihr leicht, doch immer wieder einen Rückzieher zu machen. In Kapitel 34 wird dann auch erklärt, warum Angel so "nicht-wissen-wollend" reagiert: er hat ja selbst Angst, seine alte "Sünde" zu beichten.
    Sie gehen beide mit gleichen Voraussetzungen in die Ehe, da beide schon mal außerehelichen Geschlechtsverkehr hatten, und beide das dem/der anderen verschwiegen haben. Eigentlich dürfte also kein Problem vorliegen, aber durch die herrschende Doppelmoral was das Sexualleben von Männern und Frauen angeht, sieht das leider ganz anders aus.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah
    Ich hätte das Buch schon viel eher fertig gehabt, wenn ich nicht wegen der Leserunde langsamer gelesen hätte. Für mich ist "Tess" ein Roman, den ich am liebsten nicht mehr aus der Hand legen würde. Inzwischen bin ich allerdings auch durch.


    Zu Deinem letzten Kommentar:

    Zitat

    Das mit der Doppelmoral des Sexuallebens war schon immer ein Problem, zumindest in so genannten zivilisierten Kulturkreisen. Frauen hatten als unberührt in die Ehe zu gehen, und dazu gehörte möglichst auch ein sauberer Leumund, während Männer ihre Erfahrungen schon vorher sammeln konnten. Nicht umsonst wurden Bordelle erfunden :breitgrins:
    Ich denke immer noch, dass Tess Angel früher über ihr Vorleben hätte informieren sollen. Er hätte ausreichend Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen. So stand er unter dem Druck, schnell eine Entscheidung zu treffen, was dazu führte, dass er sich von ihr distanzierte. Bis sie ihre Ehe eingingen, lebte jeder für sich alleine, somit wäre nicht aufgefallen, dass Angel noch Bedenkzeit brauchte.


    Zitat von "Spoiler bis zum Ende"

    Es geht mir wie Euch, auch ich hätte nicht in dieser Zeit leben wollen oder zumindest nicht in dieser Bevölkerungsschicht. Davon unabhängig hätte Tess viel öfter ihre Wünsche äußern und auch durchsetzen müssen. Angel ist mir ebenfalls nicht sehr sympathisch. Er verkörpert die Art von Mensch, die Dinge dadurch regeln, dass sie abwarten, bis sich alles irgendwie von selbst findet. Alec schließlich hat das bekommen, was er verdiente.


    Das Buch gefiel mir sehr gut, auch wenn ich mir ein Happy-End gewünscht hätte. Die Geschichte von Tess wird einfühlsam erzählt, die Landschaft malerisch beschrieben und das Leben der Bauern und ihrer Gehilfen sehr realistisch dargestellt. Wenn ich öfter solche Klassiker in die Hände bekäme, würde meine Klassikerquote mit Sicherheit steigen.


    Es war eine schöne Leserunde mit Euch. Klein, aber fein :breitgrins: Ich hoffe noch auf einige Postings von Saltanah und Wendy, damit ich noch ein bisschen weiterdiskutieren kann.


    Liebe Grüße


    Doris

  • Ich konnte über die Woche auch ein bisschen weiter lesen und finde, das Buch ist abwechselnd richtig schön und mitreißend und dann wieder total fad. :redface: Vielleicht liegt's auch nur an meiner spannenden Parallellektüre Ulldart, aber bei Tess geht's bei mir immer recht ruckartig weiter mit dem Lesen.


    Zitat von "Spoiler Kapitel 32"

    Tess und Angel wollen heiraten. So weit, so gut. Aber dass sie ihm noch nichts von ihrer Vergangenheit erzählt hat, finde ich nicht so toll. Natürlich hat er sie nicht ausreden lassen und wollte gar nichts Schlechtes hören, aber sie hätte es ihm einfach mal ins Gesicht schreien müssen. Man kann doch keine Ehe führen, die auf einer Lüge (oder besser gesagt einem Geheimnis) basiert.
    Was mir gut gefällt ist wie Angel Tess sieht, wie er sie in Gedanken beschreibt, wie er sie vergöttert. Auch die anderen milkmaids sind sehr sympathisch.
    Erst dachte ich ja: Das sind die drei Kühe aus "Die Schöne und das Biest", aber dann haben sich die ja doch als ganz liebe Mädchen rausgestellt und als gute Freundinnen von Tess.


    Ja, ich bin gespannt, wie's weitergeht, was sich da noch alles tut. Es ist ja schließlich gerade mal die Hälfte des Buches um und wie ich Thomas Hardy kenne, hält er noch einige Überraschungen für uns bereit.

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  • 5. Phase:


    Zitat

    Zu Anfang dieser Phase hätte ich Tess gerne mal richtig schütteln wollen, damit sie ihre furchtbar demütige, schuldige Haltung dem Heuchler Angel gegenüber aufgibt. Von ihm hatte ich ja nichts besseres erwartet - Männer und ihre Doppelmoral eben - aber für mich besteht die eigentliche Tragik der Geschichte darin, dass auch Tess diese Moral vertritt. Und sich ihm gegenüber deswegen schuldig fühlt und ihn (trotz gleichen Vergehens) auf ein Heiligenpodest stellt.:grmpf:


    Sehr schön beschrieben fand ich ihren Versuch, Kontakt mit Mr und Mrs Clare aufzunehmen. Ihre Angst davor, ihre Entschlossenheit, sie doch zu treffen, ihre anfängliche Erleichterung, als niemand öffnet, ihr Warten auf das Ende des Gottesdienstes, und schließlich der unglückselige Zusammenstoß mit Angels Brüdern. Dies alles konnte ich sehr gut nachvollziehen.


    Aber dann das Ende der Phase: Alec ist "errettet" worden (saved), und zum strengen Christen mutiert :entsetzt: . Ogottogott! Aber mir schwant nichts Gutes. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er Tess jetzt auch "retten" will, gegen ihren Willen zwar, aber selbstverständlich nur zu ihrem Besten, und dass das ihr endgültiger Untergang wird.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • @ Wendy
    Welche Stellen findest Du denn fad?


    Zitat von "Saltanah"

    5. Phase:


    Zitat

    Ich glaube, das war damals die allgemeine Meinung, egal ob bei Mann oder Frau. Dass wir in unserer liberalen Zeit aufgeschlossener denken und uns an Tess' Reaktion stoßen, ist für mich kein Wunder.

  • Zitat von "Doris"

    @ Wendy
    Welche Stellen findest Du denn fad?


    Naja, zum Beispiel

    Zitat von "Spoiler bis Kapitel 32"

    als ewig lang beschrieben wurde, wie die Umgebung aussieht (was mir normalerweise gefällt), hat mir das alles ein wenig zu lange gedauert. Und dann kommen wieder so Kapitel, in denen Angel über Tess nachdenkt und sie so wundervoll poetisch beschreibt, dass ich beinahe dahinschmelze. Und dann taucht wieder so eine Stelle auf, wo ich mir einfach immer denke: Tess, sag es ihm endlich! Und sie reden doch nur um den heißen Brei rum.

    Aber wie gesagt, solange die besseren Stellen überwiegen, genieße ich das Buch noch. Dauert halt ein bisschen länger es zu lesen. :redface:

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  • Wendy


    Zitat

    Mir gefielen die Landschaftsbeschreibungen besser als in vielen anderen Büchern und deshalb fand ich sie auch nicht zu lang. Hast Du schon einmal ein Buch von Charles Dickens gelesen? Seine Art, Landschaften, Gebäude oder Personen zu beschreiben erstreckt sich manchmal über ganze Seiten. Da verging mir schon eher die Lust auf mehr. Hardy macht das für meinen Geschmack genau richtig, nicht zu viel und nicht zu wenig. Aber keine Angst - ich fand, in der zweiten Hälfte des Buches gab es mehr Aktion, weniger Beschreibungen und spannend wird es obendrein. Dir wird bestimmt nicht langweilig!

    :zwinker:

  • Von Dickens kenne ich nur die Weihnachtsgeschichte und Oliver Twist. Aber da ist mir das irgendwie gar nicht so aufgefallen mit den Gebäudebeschreibungen. Na ja. :breitgrins:
    Dann auf in die zweite Hälfte Tess.

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  • Hallo


    Wendy
    Ich denke es kommt auch immer darauf an, welchen Bezug man dazu hat. Da ich Surrey und Sussex geradezu liebe, haben mir diese Beschreibungen sehr viel bedeutet. Für mich war es wie fotografiern, nur mit Worten. Ich wäre am liebsten in dieses Bild und diesen Tag hineingelaufen. Natürlich nur mit meiner Kamera :breitgrins:


    Liebe Grüße Tina

  • Ich nähere mich langsam aber sicher dem Ende. Nachdem ich vorhin die 6. Phase beendet habe, sind nur noch 30 Seiten zu lesen.
    Ich komme ungewohnt langsam voran, was aber nicht daran liegt, dass ich das Buch nicht mag, im Gegenteil, es berührt mich unverhofft stark. Auch wenn mir Tess mit ihrer Schicksalsergebenheit und Demut manchmal gehörig auf die Nerven geht, wünsche ich ihr doch so sehr ein Happy end, allerdings habe ich die ganze Zeit das Gefühl des drohenden Unheils. Das kann doch nur in einer Katastrophe enden, denke ich die ganze Zeit! Und das will ich eigentlich gar nicht wissen. Also mache ich immer wieder Pausen, bis dann meine Neugier doch wieder Überhand nimmt.


    Zitat von "Phase 6"

    "Der Bekehrte" - welch phantastischer Titel. Mir gefällt es sehr gut, wie Hardy beschreibt, was von neubekehrten, eifernden Extremchristen zu halten ist. Als Prediger ist Alec genauso ichbezogen wie als "alter Sünder", und mir durch seine "Gottgefälligkeit" noch unsympathischer. Aber die legt er ja genauso schnell wieder ab, wie er sie begonnen hat.
    Teilweise wirkt er ein bisschen sympathisch, z. B., wenn er sich bereiterklärt, Tess' Familie zu helfen, nur um sich durch gewisse Bemerkungen, eigentlich verdeckte Drohungen, als der rücksichtslose Widerling zu outen, der er ist.
    Jetzt kann man nur noch auf Angels Rückkehr hoffen, nur leider erwarten ihn Tess' böser Brief und die anonyme Botschaft von Izz und Marian, die er ja nur missverstehen kann, und ich nehme an, dass es in Jammer und Elend enden wird.
    Obwohl - den Titel der letzten Phase "The Fulfillment" (die Erfüllung) könnte man ja auch positiv deuten, im Sinne von der Erfüllung ihrer Wünsche. Aber es kann auch die Erfüllung aller bösen Erwartungen und Anzeichen sein, oder gar die Erfüllung des Lebens - also der Tod (von Tess) :sauer: Ich will nicht, dass es übel endet! (Wäre über ein Happy end aber doch etwas enttäuscht.)

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"

    Ich will nicht, dass es übel endet! (Wäre über ein Happy end aber doch etwas enttäuscht.) [/color]

    [/quote]


    Na, dann können ja Deine Erwartungen auf alle Fälle erfüllt werden. :zwinker:
    Laß' Dich überraschen. Ich bin gespannt was Du von dem Ende denkst.
    tina :winken:

  • :entsetzt::entsetzt::entsetzt:
    Au weia, das Ende hätte ich jetzt doch nicht erwartet. Mit allem hatte ich gerechnet - unglückliches Zusammenleben mit Alec, glückliches oder unglückliches Zusammenleben mit Angel, Selbstmord, vielleicht sogar allein ab nach London und dort als Hausmädchen o. ä. arbeiten - aber dieses Ende übersteigt meine wildesten Phantasien!
    Trotzdem finde ich, dass es passt; gut konnte das Buch ja nicht enden, es arbeitete zu sehr auf ein tragisches Ende hin. Arme Tess!

    Zitat

    Alec hat gekriegt, was er verdient hat. Leider auf Kosten von Tess. Auch mir kam er zwar manchmal etwas sympathischer vor, wenn er z. B. für Tess' Familie sorgen will, was aber nur ein Weg ist, das zu bekommen, was er will. Das spricht er u. a. klar und deutlich zu Ende von Kap. 37 (auf der Dreschmaschine): "Remember, I was your master once! I will be your master again. If you are any man's wife you are mine!" Oder am Ende der 6. Phase in der Kapellenruine, als Tess auf seine Frage, was er tun solle, antwortet, er solle gehen. " 'I will, I'll look after your mother ', said he blandly. But in passing her, he whispered: 'Mark me; you'll be civil yet.' "
    Auf Tess' Meinung oder Wünsche nimmt er keine Rücksicht; er will sie haben, und er bekommt sie auch. Übrigens bin ich überzeugt davon, wenn ich auch keinen Beweis habe, dass er dafür gesorgt hat, dass die Durberfields ihre gemietete Unterkunft in Kingsbere nicht bekommen haben. Dadurch war die Familie total von ihm abhängig, und da Tess eine ehrliche Person ist, die ihre (Familien-)Schulden bezahlt, willigt sie ein, überzeugt davon, dass Angel nie zurückkehren wird, Alecs Geliebte zu werden.


    Angel - ja, der konnte es nicht verknusen, dass die perfekte, unschuldige Traumgestalt, als die er Tess ansah, nicht der Wirklichkeit entsprach. Dieser Idiot! Und als er endlich zu Besinnung kam, war es zu spät.


    Tess würde ich nach dem Mord an Alec auch als "verrückt" bezeichnen. Sie konnte es nicht verkraften festzustellen, dass sie Angel mit etwas mehr Durchhaltevermögen doch noch hätte zurückbekommen können. Aber sie ist sich sehr wohl bewusst, dass das "gemeinsame Glück" nur zeitbegrenzt ist, und dass sie ihrer Strafe nicht entkommen wird. Daher macht sie auch keinen Versuch, den Verfolgern zu entkommen.


    Ein brutales Buch aber doch toll.
    Jetzt werde ich noch die Anhänge und die Einleitung lesen.


    Wie sieht's aus, habt ihr Lust, nächstes Jahr ein weiteres Buch von Hardy zu lesen? Ich werde mir garantiert mehr von ihm vornehmen.

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