Sind wir fünf Jahren auf Null?

Moin, Moin!

Auch wenn ich oft kokettierend klage, nicht zum Lesen zu kommen: ich lese doch täglich. 2,5 bis 3 Stunden bin ich unterwegs, kann diese Zeit allerdings nur teilweise nutzen. Früh um 5 Uhr bin ich in der Straßenbahn einfach noch zu müde, um zu lesen. Und nach der Nachtschicht um 6.30 ebenfalls. Aber seitdem ich mir einen mp3-Player angeschafft habe, stört mich die Außenwelt nicht mehr so. Mit der entsprechenden Musik kann ich sogar lesen, wenn Kinder kreischen oder Alkoholisierte randalieren.

Zwei Aspekte beeinträchtigen mein Lesen. Ich bemerke, wie sich die Lesefähigkeit verändert, d.h. abnimmt. Die Geduld, sich einen Text zu erobern, schwindet; die Konzentration wird schwächer. Ich ertappe mich dabei, gewisse Literatur von vornherein als zu schwierig einzustufen. Weiterhin stiehlt mir meine Internetsucht Zeit, die ich lieber für die Lektüre verwendet hätte. Das Verhältnis zwischen Betätigung mit und im Internet und dem Lesen befriedigt mich nicht. Immer wieder entstehen Situationen, in denen ich frustriert alles hinwerfen möchte. Das Ideal des ungestörten Lesens bleibt unerreicht.

Es gab selten Phasen in meinem Leben (seit ich lesen kann) in denen ich nicht oder sehr wenig gelesen habe.

Bücher sind ein absolutes Suchtmittel für mich, selten komme ich vom Einkaufen ohne ein neues Buch nach Hause. Freie Zeit nutze ich immer zum Lesen ! Ich fahre nicht oft S-Bahn aber ich sehe dann auch eher selten lesende Menschen. Ich finde dass sehr traurig da ich denke dass Lesen glücklich macht und entspannt und es gibt soooo viele Bücher die es wert sind gelesen zu werden !!

Ich verschenke auch oft Bücher um meine Mitmenschen zum Lesen anzuregen. Hoffentlich werden in Zukunft wieder mehr Menschen lesen. Seit Harry Potter habe ich eigentlich doch das Gefühl dass viele Menschen Bücher wieder schätzen lernen, oder nicht !?

Moin,

ich lese recht viel. Das hat aber berufliche Gründe, mann/frau muß ja auf dem neuesten Stand bleiben.

Privat lese ich auch sehr gern, bin aber kein "Bücherfresser". Ich zähle nicht die Seiten die ich täglich lese.
Ich lese auch nicht mehrere Bücher im Monat. Manchmal schaffe ich eins langsam und bedächtig zu lesen, manchmal auch zwei, selten mehr als drei.
Ich lese einige Bücher oft bis sehr oft, d.h. ich lese eigentlich immer mal wieder Passagen aus einem bestimmten Werk (Faust etc).

Gruß
Nischa

auch ja. da hab ich gestern erst im zuge einer referatsvorbereitung was gefunden.

medienbeschäftigung in der freizeit 2005
es wurden jugendliche zwischen 12 und 19 in ganz deutschland befragt.
buch:
mädchen 50%
jungen 31%

und:
bindung an medien (am wenigsten kann ich verzichten auf...)
buch:
mädchen 16%
jungen 6%

oha... das erste geht noch. ich hätte es mir fast schlimmer vorgestellt. beim zweiten bin ich etwas entsetzt, hab das ja aber befürchtet. aber was will man erwarten bei den heutigen möglichkeiten und erziehungsumständen. :sauer:

Das ist wirklich etwas erschreckent das Ergäbniss, aber heute wohl normals. Doch finde ich persönlich das ein gutes Buch nicht erzetzbar ist. Es geht doch nicht darüber als sich mit einem guten Buch, einer Kanne Tee und etwas Gebäck gemütlich zu machen und die Seele baumeln lassen.

Hallo zusammen!

Zitat von "Ingroscha"

Ich muss dich zu deiner Arzt-Wahl beglückwünschen, 5 Minuten Wartezeit - so etwas habe ich bisher nur allzu selten bis gar nicht erlebt

Die Wartezeiten bei meinem Arzt oder Zahnarzt sind wirklich sehr kurz, das meiste davon ist meine eigene Schuld, da ich gern zu früh komme.

Doch selbst bei längeren Wartezeiten oder bei der Fahrt mit der S-Bahn mag ich dieses Fast-Food-Leseverhalten nicht wirklich. Genausowenig wie ich wirklich gern im Stehen, Gehen oder Autofahren esse ...

Insofern sind die Rückschlüsse aus dem Leseverhalten der Leute z.B. in der Bahn nicht gültig. Nicht jeder, der dort nicht liest, liest auch zu Hause nicht.

Grüsse

Sandhofer

Hallo,

Zitat von "sandhofer"

Doch selbst bei längeren Wartezeiten oder bei der Fahrt mit der S-Bahn mag ich dieses Fast-Food-Leseverhalten nicht wirklich. Genausowenig wie ich wirklich gern im Stehen, Gehen oder Autofahren esse ...

ich habe auch fast immer ein Buch dabei und finde das auch gar nicht schlimm, wenn man mal nur ein paar Minuten liest. Ich kann mich auch mal nur für ein paar Seiten richtig auf ein Buch konzentrieren. Das hat finde ich nichts mit Fast-Food-Leseverhalten zu tun. Ein Big Mac wird ja auch nicht zur Gourmet-Speise wenn man ihn langsam und im sitzen isst.

Gruß
Seoman

Hallo!

Zitat von "Seoman"

ich habe auch fast immer ein Buch dabei und finde das auch gar nicht schlimm, wenn man mal nur ein paar Minuten liest. Ich kann mich auch mal nur für ein paar Seiten richtig auf ein Buch konzentrieren. Das hat finde ich nichts mit Fast-Food-Leseverhalten zu tun.

Ich schließe mich Seaman an! Ich nehme auch überallhin ein Buch mit, allerdings versuche ich, das Buch der Situation anzupassen. Ich würde z.B. nie ein schwieriges Buch oder in Buch in einer Fremdsprache in die Strassenbahn mitnehmen.

Außerdem habe ich ab und zu nichts gegen ein bisschen Fast Food Genauso wie mir ein Burger schmeckt lese ich manchmal gerne Kinderbücher oder anderer "leichter" Lektüre (die mich im Gegensatz zu einem Burger auch nicht dick macht)

Liebe Grüße
Kirsten

Hallo zusammen!

Zitat von "Seoman"

Ich kann mich auch mal nur für ein paar Seiten richtig auf ein Buch konzentrieren.

Hm. Das glaube ich jetzt nicht so ganz. Irgendein Teil Deiner Aufmerksamkeit ist wohl immer abgelenkt. Schliesslich musst Du ja z.B. an der richtigen Station aussteigen, oder?

Zitat von "Seoman"

Das hat finde ich nichts mit Fast-Food-Leseverhalten zu tun. Ein Big Mac wird ja auch nicht zur Gourmet-Speise wenn man ihn langsam und im sitzen isst.

Nein. Aber die beste französische Küche wird zum Fastfood, wenn ich das Schnitzel in eine Serviette einschlage und gehenderweise in 5 min. herunterschlinge. Das ist, was ich mit "Fast-Food-Leseverhalten" meine: ein Häppchenweises-Hinunterschlingen.

Grüsse

Sandhofer

Zitat von "sandhofer"

Nicht jeder, der dort nicht liest, liest auch zu Hause nicht.

Völlig klar. In dem Zusammenhang würde mich der Prozentsatz der LeserInnen unter den "in der U-Bahn/Zug- oder im Wartezimmer-NichtleserInnen" interessieren. Wenn ich das Forum als kleinen Auszug der Realität betrachten darf, ist der Anteil der "in der U-Bahn/Zug- oder im Wartezimmer-NichtleserInnen" doch sehr gering Repräsentative Zahlen sind dies natürlich nicht

Hallo nochmals!

Zitat von "sandhofer"

Das ist, was ich mit "Fast-Food-Leseverhalten" meine: ein Häppchenweises-Hinunterschlingen.

Ach ja, fast vergessen: Und die Tatsache, dass man [list]nach kurzer Zeit schon vergessen hat, was man gelesen hat
und nicht bereit oder in der Lage ist, das Gelesene nachwirken zu lassen.
(Weil man ja sofort was Neues hintennachschieben muss. Denn Fast-Food-Lesen sättigt sowenig nachhaltig wie Fast-Food-Essen. [/list:u]Grüsse

Sandhofer

Hallo,

Zitat von "sandhofer"

Hm. Das glaube ich jetzt nicht so ganz. Irgendein Teil Deiner Aufmerksamkeit ist wohl immer abgelenkt. Schliesslich musst Du ja z.B. an der richtigen Station aussteigen, oder?

Ja das ist schon was anderes als irgendwo zu lesen, wo es ganz ruhig ist. Aber ein gutes Buch ist schon dazu in der Lage mich auch mal vom Aussteigen an der richtigen Station abzubringen

Zitat von "sandhofer"

Ach ja, fast vergessen: Und die Tatsache, dass man nach kurzer Zeit schon vergessen hat, was man gelesen hat

Das fällt mir allerdings auch öfter auf bei den Bekannten die dann doch ab und zu mal ein Buch in die Hand nehmen. Aber das ist ja nicht nur beim Lesen so. zum Beispiel denkt wahrscheinlich auch kaum jemand länger als ein paar Minuten über einen guten Film nach. Konsumgesellschaft halt...

Gruß
Seoman

Zitat von "nimue"

Auch denke ich sehr viel über vergangene Bücher nach und blättere auch immer wieder darin. Und da dies bei mir möglich ist, halte ich es auch für denkbar, dass es bei anderen möglich ist. Nur weil man sich selbst nicht in so etwas hineindenken kann, wird es dadurch nicht unmöglich

Das hälst du richtig für möglich, ich denke ich schaffe das auch.
Vielleicht ist dieses Konsumverhalten ja auch nur Schwarzmalerei und es gibt viel mehr "Richtig-Leser" als "Fast-Food-Verschlinger".
Und ich laß mich auch noch von sandhofers Schwarzmalerei astecken (siehe oben)

Hallo zusammen!

Zitat von "nimue"

Kann es sein, dass hier jemand zu Verallgemeinerungen neigt?

Ich definiere einen Begriff. Dazu muss ich eine ideale Erscheinungsform des Phänomens postulieren. Jede/r reale Leser/in wird davon mehr oder weniger abweichen. Ich habe auch nirgendwo gesagt (glaube ich jedenfalls, und wenn, dann wäre das eine unglückliche Formulierung meinerseits) dass irgendjemand in diesem Forum der idealen Erscheinungsform zu 100% entspricht.

Zitat von "Seoman"

Konsumgesellschaft halt...

Ach ja ...

Grüsse

Sandhofer

Zitat von "Sandhofer"

Irgendein Teil Deiner Aufmerksamkeit ist wohl immer abgelenkt.

Zitat von "Seoman"

Ja das ist schon was anderes als irgendwo zu lesen, wo es ganz ruhig ist.

Aber wo ist es denn das? Nun habe ich (zum Glück ) keine Kinder, die mich mit ihrem Lärm - was durchaus nicht Geschrei oder Prügelei bedeuten muss - von der vollen Buchkonzentration abhalten, aber immerhin einen Kindergarten gegenüber; keinen Mann, der ständig den Fernseher muss, aber Nachbarn und vor allem einen etwas schwerhörigen Überbewohner, der gerne lautstark fern sieht; keine Jugendlichen im Haushalt, die ihre Anlage auf Diskolautstärke laufen lassen, aber zur Zeit Idioten von gegenüber, die schon jetzt angefangen haben, Neujahr zu feiern, am liebsten mit Donnerschlägen - sehr konzentrationshemmend.
Ablenkung und Unterbrechungen gibt es überall genug. Würde ich nur lesen, wenn mich absolut nichts stören kann, könnte ich gleich damit aufhören.

Wer sagt übrigens, dass man in öffentlichen Verkehrsmitteln nur 5-Minuten-weise zum Lesen kommt? Ich sitze jeweils eine Stunde in der U-Bahn, wenn ich arbeiten muss, und eine halbe, wenn ich "in die Stadt" fahre. Da kommt schon einiges an relativ ungestörter Lesezeit zusammen, wenn man nicht gerade das Pech hat, mit einer Schar lautstarker Jugendlicher im Wagen zu sitzen.
Zu Hause ist die Gefahr unterbrochen zu werden zumindest für die mit Familie viel größer, da Fremde einen (normalerweise) nicht einfach so mitten im Buch anquatschen, Familienmitglieder aber schon.